Die Kirche muss «im Bereich der digitalen Welt» nach Ansicht der Erlanger Publizistik-Professorin Johanna Haberer aufholen, «damit sie ihre Sichtbarkeit nicht verliert».
epd-Gespräch: Roland Gertz und Rieke C. Harmsen
Zugleich widersprach die Lehrstuhl-Inhaberin für christliche Publizistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) der These, dass sich die Kirche gesellschaftlich auf dem Rückzug befinde. Dies höre sie schon, seit sie Theologie studiert habe, sagte Haberer: «Demnach sollte die Kirche schon längst tot sein.»
Große Sehnsucht nach religiösen Deutungsmustern
Gerade die Corona-Zeit habe aber wieder einmal gezeigt, dass die «mediale Wahrnehmung der Kirche» von vielen Menschen «gefragt und gewünscht» sei. «Ich glaube, dass es eine große Sehnsucht nach religiösen Deutungsmustern in unserer Gesellschaft gibt», sagte Haberer.
Der Rückzug der Kirche sei möglicherweise «an den Zahlen der Kirchenbesucher und der Mitglieder zu erleben», nicht aber beim Interesse der Menschen «an geistlicher Begleitung in den Medien». So hörten seit Jahrzehnten rund eine Million Menschen der evangelischen Morgenfeier im Bayerischen Rundfunk (BR) zu.
Haberer sagte, das Studium der Theologie wird sich verändern müssen – nicht jeder müsse mehr zwingend Latein, Griechisch und Hebräisch lernen. Die Studierenden müssten vielmehr schon an der Uni lernen, «sich als geistliche Personen im digitalen Raum zu präsentieren und als Repräsentanten der Kirche medial gelenkig werden».
In der digitalen Welt müssten «alle Bürgerinnen und Bürger» journalistische und medienethische Kenntnisse haben, sagte die Publizistik-Expertin, die demnächst in den Ruhestand geht: «Darauf bereiten wir die künftigen Theologinnen und Pfarrer zu wenig vor».
Für Theologen, die regelmäßig die Schrift (AT und NT) auslegen, ist die Kenntnis der „alten Sprachen“ unerlässlich. Vor über 40 Jahren wurde ich ohne diese Sprachkenntnisse zum Prädikanten (damals hieß das noch Predigthelfer) ordiniert. Bei meinem Predigtdienst habe ich immer wieder bedauern müssen, die Originaltexte nicht studieren zu können.
Die alten Sprachen wie Hebräisch, Griechisch und Latein stellen die Grundlagen der Bibel dar.
Gerade in diesen modernen Zeiten, wo lauter „Neuübersetzungen“ auf den Markt kommen, sollten Studenten der christlichen Theologie verstärkt darauf geschult werden, die Schriften im Original zu lesen.