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König David – ein Mensch des Gebets

Goliath-Bezwinger, Kämpfer und König Israels – das verbinden viele mit der biblischen Person David. Große Bedeutung für uns heute hat er jedoch als Beter.

Von Dr. Ulrich Wendel

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Wir würden David unterschätzen, wenn wir ihn nur als Dichter einzelner Psalmen betrachten würden. Zwar sind 73 Psalmen in der Hebräischen Bibel ihm namentlich zugeordnet. Doch in den biblischen Geschichtsbüchern finden wir noch weitere Gebete von ihm (z. B. 2. Samuel 7,18-29; 1. Chronik 29,10-20). Wichtiger ist aber: David war ein Mensch des Gebets, er hat sein ganzes Leben mit Gebet durchflochten. (Eine Ausnahme sehen manche Ausleger bloß in der Zeit Davids bei den Philistern in Ziklag; 1. Samuel 27,1–30,5).

Dank, Jubel und Klage

Seine Gebete umfassen alle denkbaren Situationen des menschlichen Lebens. David dankte, lobte, jubelte, staunte, klagte, trauerte, schrie seine Angst heraus, verzagte, gewann wieder Stärke – und er belehrte. Allein schon diese große Bandbreite kann für uns heute eine große Ermutigung zum Gebet sein. Nicht jedes Gebet klingt „geistlich“ im strengen Sinne. Er kann auch seinen Gefühlen Raum geben, ohne dabei ausdrücklich Gott anzureden – so zum Beispiel in den Totenklagen um seinen Sohn Absalom oder seinen Feldherrn Abner (2. Samuel 3,33-34; 19,1). In seinen Gebeten begegnen wir David direkt als Mensch – nicht zuerst als Held, Sieger oder als König. Das zeigt sich auch an einer bemerkenswerten Beobachtung: In 13 Psalmen steht eine Situationsangabe aus Davids Leben. Doch nie bezieht sich das auf David als König, vielmehr verweisen sie auf David als Einzelperson, die in Not geraten ist. Auch so kommt der Beter David uns nahe.

Andere ins Beten mitnehmen

Die Psalmen, die David zugeordnet werden – und darunter auch die eben genannten „situativen“ Psalmen – können uns ein wenig irritieren, denn was dort gebetet wird, geht oft über die konkrete Situation und über das Leben Davids hinaus. Hat man ihm diese Psalmen also nachträglich angedichtet? Diese Schlussfolgerung ist nicht für jeden Psalm zwingend. Vielmehr zeigt sich ein Grundzug biblischen Betens: David betet „größer“ als nur für sich. Er stellt sich mitten in Gottes Volk hinein. Er betet so, dass auch andere, die in anderen Lagen sind, mitbeten können – und das funktioniert ja bis heute so. Er betet und nimmt dabei Beter mit. Der Beter David bringt andere zum Beten. Das ereignete sich auf mindestens zwei Ebenen. Zum einen in kleineren Kreis: Manche Psalmen zeigen, dass David betete, als er in einer Höhle war (z. B. Psalm 142,1). Eine solche Situation sah folgendermaßen aus: „Da verließ David Gat und floh in die Höhle Adullam. Als seine Brüder und alle, die zum Haus seines Vaters gehörten, davon erfuhren, schlossen sie sich ihm schon bald an. Und noch weitere kamen: Männer, die in Not waren, sich verschuldet hatten oder verbittert waren. Schließlich war David der Anführer von etwa 400 Mann“ (1. Samuel 22,1-2). Diese Notiz sagt mehr, als dass David hier zum Partisanenführer wurde. Nach dem Ausleger Dieter Schneider war es gerade der angefochtene und betende David, der zerbrochene und belastete Menschen um sich sammelte und mit ihnen Gott suchte. Darüber hinaus organisierte David aber auch gezielt, dass das Gebet von ihm auf andere übersprang: „Damals, an jenem Tag, trug David zum ersten Mal dem Asaf und seinen Brüdern auf, den Herrn zu preisen“ … und dann folgt ein wohl von David vorgegebenes Danklied (1. Chronik 16,7-36). Was für eine Segenswirkung, wenn betende Menschen andere zum Beten anstecken.

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Kunstvoll oder wild-ungeordnet

Von der großen Bandbreite der Psalmen war schon die Rede. Das bezieht sich nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die Form. Einige Psalmen sind sehr kunstvoll gestaltet, zum Beispiel die (im Hebräischen) alphabetischen Psalmen 9/10 und 34. Andere lassen kaum einen sinnvollen oder gar systematischen Aufbau erkennen. Die Gedanken springen hin und her, und wenn David aus der Angst zum Vertrauen gefunden hat, fällt er schnell wieder zurück in die Sorge und den Hilferuf (so z. B. in Psalm 31). Auch dies ist eine Ermutigung für heutige Beterinnen und Beter: Wir können uns Zeit nehmen, kunstvolle Worte finden oder sogar zum Gebets-Songwriter werden. Wir können aber auch einfach wild durcheinander mit Gott sprechen. Beides ist Gott willkommen. Vergessen wir nicht, dass das von Jesus gegebene Vaterunser ein auffällig kurzes und formal kunstloses Gebet ist. „Gebet“ sollten wir bei David übrigens nicht ausschließlich als eine Art Text mit Beginn und Ende verstehen. In den Geschichtsbüchern wird oft erwähnt, dass David den Herrn nach etwas fragte und – oft – eine Antwort bekam. Damit zeigt David ein wesentliches Element des Betens: Gebet als Zwiegespräch, als Dialog.

Prophetisches Beten

Typisch für biblisches Beten ist, dass das Gespräch mit Gott umschlagen kann in prophetische Worte. Das finden wir nicht selten im Neuen Testament (z. B. Lukas 1,67-79; 2,28-32; Apostelgeschichte 13,1-3). Bei David ist es ebenso. Psalm 110 wird von Jesus selbst prophetisch gedeutet. Und David war sich dessen bewusst, dass der Heilige Geist aus ihm sprach (2. Samuel 23,1-7). Auch dies ist eine Herausforderung für heute: Wie wäre es, wenn wir die prophetische Dimension des Betens wiederentdeckten? Das Wesentliche beim Beter David war aber wohl, dass er einfach viel betete. Es gelang ihm, alle möglichen Lebenslagen in ein Gebet umzuformen. „Aus den vielen Klageliedern Davids im Psalter kann man schließen, dass die schrecklichen Jahre der Verfolgung durch Saul für David durch seine Klagegebete und die darauf folgenden Antworten Gottes erträglich wurden“ (D. Schneider). „Mach aus allem ein Gebet“ ist die Schlusszeile eines alten Liedes von Dora Rappard (1842–1923). Die Zeile taugt auch als Fazit von Davids Leben.

Dr. Ulrich Wendel ist Chefredakteur von Faszination Bibel und Autor des Buchs „99 Ideen fürs Beten“


Sonderausgabe 2023

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Faszination Bibel erschienen. Faszination Bibel wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.

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1 Kommentar

  1. Das Gebet ist in Gottes Liebe abzutauchen

    Goliath-Bezwinger, Kämpfer und König Israels – das verbinden viele mit der biblischen Person David. Große Bedeutung für uns heute hat er jedoch als großer Beter. Richtig: Dies will ich auch gerne loben. Immerhin verdanken wir die Psalmen ihm, auch wenn er sie (auch nicht alle) eigenhändig verfasste. David als großer Beter könnte als Beispiel ein Ausweg sein aus viel Hoffnungslosigkeit, vielleicht sogar Depression und auch das Gefühl zu haben – wie Psychologen und Soziologen dies vor längerem mal ausdrückten – „in einer vaterlosen (mutterlosen) Gesellschaft zu leben“! Der Gott, der total in seinem Wesen absolute Liebe (und Licht) ist, ein Licht dem damals Saulus vor Damaskus begegnete und Paulus wurde – und aus dessen Licht sich jede Ethik unbedingt ableiten lässt (Güte, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Frieden, Versöhnung usw.) Gott als die real daher alles umfassende Wirklichkeit bedeutet ja, er ist noch größer als unser sowieso schon fast unendliches Universum. Aber er ist nicht nur – wie in seinem Wort – alle Wirklichkeit schlechthin, nicht lediglich die Summe der Naturgesetze, die Idee diese sehr großen Welt und ihr Ziel: Sondern auch wie Vater und Mutter, wie der Bruder in Jesus und der uns Enthusiasmus vermittelnde Heilige Geist, der weht wo er will. Er ist mir und uns allen dicht wie die rechte Hand über unseren Augen. Es gibt im Gebet immer eine Möglichkeit, an praktisch jedem Ort, zu jeder Zeit, in allen Situationen und in den Möglichkeiten auch einer völligen Auswegslosigkeit: Ich kann mich diesem Wort wie einem Lebensretter in die Arme werfen und wenn ich springe fängt er mich auf und ich falle nicht ins Bodenlose. Gott lässt uns nicht nur die Wahl sich für das Gute und damit für ihn, oder gegen ihn zu entscheiden, wir dürfen auch wie in einem Existenziellen Akt uns ihm in die Arme werfen. Niemals werden wir dabei ins Bodenlose fallen: Er (sie) fängt uns auf. Allerdings ist es nun so, dass der Beter alles Gott sagen kann und der emotional gute Beter tut dies mit absoluter Ehrlichkeit. Denn die Ehrlichkeit und Offenheit seinem Schöpfer gegenüber, ist Klugheit gepaart mit Vertrauen: Gott weiß sowieso alles über mich, warum sollte ich ihm etwas verschwiegen. Aber Vertrauen deshalb, weil alle Geheimnisse, das Gute aber auch unsere Abgründe, bei ihm gut aufgehoben sind. Er wird seine Macht uns gegenüber nie missbrauchen, denn seine Liebe schließt nur die Macht als Liebe ein. Deshalb hat Jesus am Kreuz auch keine Engel gerufen die ihn mit Macht einer Waffengewalt dort befreien sollten: Denn weder „Engel, noch Mächte und Gewalten, die über uns die Thronwacht halten“ (ich glaube formuliert von Dietrich Bonhoeffer) in Gottes Neuer Welt gebären sich nicht gewalttätig. Liebe ist und bleibt, hier vor allem bei Gott, eine positive Größe in einer Form des völligen Geschenkes und ohne Vorbedingungen. Das hilft uns stets im Leben. Nämlich zu begreifen dass wirkliche Liebe (Agape) keine Vorbedingungen hat und niemals wirklich einen Gegenwert voraussetzt. Hierdurch erschließt sich widerspruchsfrei: Wir können uns den Himmel nicht verdienen, auch nicht wenn wir heute noch die Welt retten oder auch das letzte Hemd geben um anderen zu helfen. Weil Gott uns so liebt, wie es selbst die besten Eltern nicht können. Denn sogar die eher schlechten Eltern lieben ihre Kinder, auch wenn sie ihnen weggelaufen sind (umgangssprachlich „nichts taugen“) Die große Liebe Gottes wird deutlich im Gleichnis vom Verlorenen Sohn: Ich kann immer und überall wieder zu Gott zurück. Oder ich kann auch erstmals zu ihm gehen. Die Internetverbindung zum Himmel hat nie Störungen. Das Gebet braucht kein WLan. Und es verfügt über Virenschutz. „Das Gebet ist in die Liebe Gottes abzutauchen“! Was wir nun als Dank gegenüber Gott tun können: Wie Jesus sagt, gerne seine Gebote zu halten, aus purer Dankbarkeit. Das;

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