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Einen Zugang zu Gott finden

Viele Gläubige versuchen, Gott durch die „richtigen“ Rituale zu begegnen. Doch wir können Gotteserfahrungen nicht „machen“ – sondern nur als Geschenk annehmen.

Von Pfarrer Moor Jovanovski

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„Das alles ist zu perfekt, um zufällig zu sein!“ Mit diesem Satz auf den Lippen strahlt mich mein begeisterter Gesprächspartner an und zeigt aus dem Wohnzimmerfenster. Unsere gemeinsame Aussicht aus dem Dachgeschoss gibt uns einen atemberaubenden Blick auf die Baumkronen eines Waldstücks frei, das in ein warmes Sonnenlicht eingetaucht ist. Gerade bin ich bei einer Wohnungsübergabe und ich bin der Nachmieter. Ich war mit meinem Vormieter ins Gespräch gekommen und wir haben uns über unsere Berufe ausgetauscht – da fiel dieser begeisterte Satz als Reaktion darauf, dass ich Pastor bin. Unser Gespräch vertiefte sich sprichwörtlich über Gott und die Welt. Und nach unserem Austausch ging mir dieser Satz bis heute nicht mehr aus dem Kopf: „Es ist zu perfekt, um zufällig zu sein!“

Kampf und Krampf

Als Pastor habe ich in den vergangenen zwei Jahrzehnten unzählige Gespräche über Frömmigkeitsmethoden zur Gottesbegegnung gehabt und ebenso oft darüber diskutiert, was die richtige und was die falsche Methode sei. Hinzu kamen immer die Grundsatzvorstellungen, wie man als „guter Christ“ in einer „lebendigen Beziehung“ zu Gott stehen müsse. Dabei stellte ich immer wieder fest: Es ist leider viel Kampf und Krampf, wenn man Christen zuhört, wie so eine Gottesbeziehung aussehen sollte. Egal, wie diese Gespräche ausgingen und wie sinnig oder unsinnig sie für mich waren, immer wieder kam ich zu dem Schluss, dass das Thema sehr angstbesetzt war. Angst, den Kontakt zu Gott zu verlieren. Angst, dass man „lau“ werden könnte. Angst, dass man nicht mehr „geistlich genug“ werden würde. Angst, dass man nicht ernsthaft und heilig genug wäre. Angst, dass man den Glauben nicht perfekt lebt. Angst davor, zu liberal zu werden und so weiter.

Ich stelle das mit großer Vorsicht fest, denn auch ich selbst kenne diese Ängste und Fragen. Auch möchte ich erwähnen, dass ich gerne typische „geistliche Übungen“ mache: Ich lese wirklich sehr gerne und viel in der Bibel. Ich bete mit Freude, mache leidenschaftlich geistliche Musik. Aber was, wenn mir mein Menschsein und meine Launen „dazwischenkommen“? Und warum ist es mir ein Bedürfnis, das auch an dieser Stelle zu schreiben? Was haben wir aus der Beziehung zu Gott gemacht? Woher kommen diese Gedanken, wie diese Beziehung zu sein hat, und warum sehen wir Gefahren in unserem Menschsein?

Zugehörig zu Gott

Ich möchte einmal versuchen, eine andere Betrachtungsweise auf dieses Thema aufzuzeigen. Denn was für mich immer interessanter war und ist, ist die Frage, wie sich wohl Gott zu diesem Thema „äußern“ würde. Wie würde

sich Gott eine „lebendige Beziehung“ zu mir wünschen und wie würde er diese definieren? Und was würde er sich davon versprechen? Ist vielleicht dieses Frömmigkeitskonstrukt nur „unsere Sache“ und basiert auf der Idee, doch vor Gott perfekt sein zu müssen? Weil er heilig ist, sollen wir doch auch heilig sein – oder nicht? Diese Frage führt an dieser Stelle zu weit. Dennoch möchte ich folgenden Anstoß geben: Heiligsein bedeutet, sich über seine Zugehörigkeit zu Gott bewusst zu sein, um sein Leben entsprechend zu gestalten. Und dieses Bewusstsein basiert darauf, dass nur einer perfekt sein kann. Dass es nur eine perfekte Liebe und nur eine perfekte Hingabe gibt. Dass es nur eine perfekte Lebendigkeit und Geistlichkeit gibt. Und dass ich daran immer „nur“ Anteil haben kann.

Ich glaube, der „perfekte“ Ausdruck einer Gottesbeziehung ist die Gewissheit, dass ich durch Jesus zu Gott gehören darf. Ich nehme mal den Satz meines Vormieters von damals und formuliere ihn etwas um für dieses Thema: „Die Gottesbeziehung ist zu perfekt, als dass sie machbar wäre!“ Denn ich glaube, dass Gott sich dazu schon „geäußert“ hat. Sein erklärter Wille, Menschen zu retten, ist für mich der unangefochtene Grundsatz einer Gottesbeziehung. Seine Liebe zu den Menschen (nicht zu den Frommen allein) öffnet jede nur erdenkliche Tür, um Gott zu begegnen. Weil es ihm nicht egal ist, dass Menschen sich selbst überlassen bleiben, ist sein größter Wunsch, eine Beziehung mit uns zu haben. Und weil Menschen sich nicht selbst retten können, müssen sie sich darüber klar werden, dass sie es nicht selbst tun können. Im Johannesevangelium liest man es: „So sehr hat Gott die Welt geliebt …“ (Johannes 3,16). Ich frage mich: Hat denn seine Liebe zu mir nach meiner Rettung aufgehört? Ein klares „Nein“ an dieser Stelle.

Wir bleiben bedürftig

Diese Erkenntnis sollte nach der Errettung nicht verblassen. Denn nach der Rettung ist wohl auch vor der Rettung. Nicht selten denken nämlich die Geretteten: „Danke, Gott, für deine Erlösung – ab hier übernehme ich!“ (Zumindest macht es im Rahmen der ganzen Diskussionen diesen Anschein auf mich.) Und dann verliert man sich in seiner eigenen Frömmigkeit. Doch ein Geretteter ist immer ein Bedürftiger. Wenn man schon verstanden hat, dass man Erlösung nicht „machen“ kann, warum will man dann Beziehung „machen“? Gerettetsein mündet nämlich in eine persönliche Lebensnachfolge. Eine Nachfolge, die darauf basiert, dass man nicht vergisst, dass man Jesus nachfolgt und nicht seiner eigenen Performance. Nachfolge bedeutet, sich an Jesus zu hängen und auch den persönlichen Glauben daran festzumachen, was Gott bereits in Jesus für mich getan hat. Nochmal: Mein Heiligsein bedeutet, mir meiner Zugehörigkeit zu Christus bewusst zu sei.

Lebendige Nachfolge

Weil wir Menschen sind, brauchen wir Hilfestellungen und sicher auch Erinnerungen. Stil und Methode können solche Hilfen sein. Dazu kann das Nachdenken über Zugänge und Gestaltungsweisen einer Gottesbeziehung Beiträge leisten. Aber sie können und sollen nicht der Ersatz für das Wesentliche sein: Zu wissen, wer man ist, weil man es ist! Egal, wie ich mich daran erinnere. Wenn Jesus Menschen in die „Nachfolge“ ruft, dann hat das ein Ziel: Jesus selbst. Denn er koppelt es immer an seine Person: Folge mir (Jesus) nach! Wie gesagt, nicht der eigenen Performance oder den eigenen Vorstellungen und Methode.

Eine lebendige Gottesbeziehung basiert darauf, dass Gott uns begegnet. Er begegnet uns in Christus. Und das permanent. Er ist immer präsent. In diesem Bewusstsein aufzugehen, würde ich als „lebendige Beziehung“ bezeichnen. Und dieses Vergegenwärtigen ist so individuell wie wir Menschen selbst: Vergegenwärtigung durch Musik, Gebet, Gespräch, Predigt, Natur, Literatur, Intellektualität, Sensibilität, Emotionalität und so viele menschliche Wahrnehmungsmöglichkeiten mehr. Vergegenwärtigen am Morgen, am Mittag, am Abend, zwischendurch oder nachträglich, andauernd oder gelegentlich, mündlich oder schriftlich, laut oder leise, unkonventionell oder herkömmlich, ritualisiert oder spontan, kreativ oder nüchtern. Die Liste darf sehr lang sein. Die Liste muss endlos sein und sie ist vor allem frei von richtig oder falsch.

Jesus auf der Spur

Mir hat in dieser Hinsicht geholfen, dass ich in den Evangelien bewusst „beobachtet“ habe, wie Jesus selbst seine Gottesbeziehung lebte. Das Ergebnis erstaunte mich. Wann immer Jesus die Gelegenheit hatte, klinkte er sich aus und war mit Gott allein. Sei es frühmorgens (Markus 1,35), sei es am Abend nach der „Arbeit“ (Matthäus 14,23) oder einfach nach den Gegebenheiten zwischendurch, zog er sich aus allem raus (Lukas 5,16). Für mich scheint es so, als würde Jesus immer das Heft seiner Gottesbeziehung in der Hand halten, um mit Gott zu sein. Was genau Jesus in dieser Zeit tat, beziehungsweise wie sein Beten aussah, wird nicht näher beschrieben. Ich stelle mir lediglich vor, dass es sehr zum Vergegenwärtigen seines Seins beigetragen hat. Wenn man ohne äußere Reize und Einflüsse ist, dann ist man auf eine gute Weise auch mit sich selbst konfrontiert. Und das im Rahmen einer Gottesbegegnung – nun, das scheint mir eine sehr intensive Vergegenwärtigung zu sein.

Ich möchte es gerne so sagen: Was dir hilft, dir zu vergegenwärtigen, dass Gott dir in Christus begegnet, ist perfekt. Halte dich nicht mit Frömmigkeitsstilen in dem Sinne auf, ob du diese für dich in Anspruch nehmen kannst oder nicht. Frömmigkeitsstile sind menschlich und auch legitim. Sie sind aber nur Hilfen und kein Selbstzweck. Mir persönlich ist klargeworden, dass es Ausdrucksformen gibt, mit denen ich etwas anfangen kann und mit manchen eben auch nicht. Das darf so sein. Ich bin nicht der Maßstab. Ich weiß, was mir hilft, mir zu vergegenwärtigen, dass Gott präsent ist und dass ich von ihm geliebt bin und bleibe. Und hierin bin ich sehr verbindlich. Doch mein Motiv dabei ist nicht, dass ich den Kontakt zu Gott verlieren könnte. Mein Motiv ist, dass Gott mir begegnet. Das bedeutet mir sehr viel.

Moor Jovanoski ist Pastor im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden und als Redner und Berater tätig.


Moor Jovanovski hat diesen Artikel für das Magazin Family geschrieben. Family ist ein Produkt des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

3 Kommentare

  1. Guten Morgen, ich muss dringend noch etwas hinzufügen….
    ich bete auch vor Allem in der Not, meiner Not.
    NOT lehrt beten!!!!!
    Weil ich weiß, Gott…wird mir helfen!!!
    Bei mir sind es verschiedene Nöte….auch finanziell…und dann fange ich an zu beten, im Vertrauen.

    .Gott hat mir immer geholfen!!!

    Von daher, wen hätte ich in der Not, da bleibt nicht viel….
    da kann ich hier keine Rituale einhalten…oder oder…das würde mir nicht helfen, wäre nur Druck.

    Also, Not lehrt beten!!!

    Und da lernt man dann auch Gottes Versorgung kennen…seine Treue und seine Liebe!
    Amen
    Ich danke dir, lieber Vater Gott, danke, danke, danke.
    Amen
    Mehr kann auch ich manches Mal nicht beten.
    Danke lieber Papa….

    deine Meike

  2. …ich meinte oben..“gezielt Gott zu begegnen“
    (das war mein Handy, Entschuldigung)

    Gott ist treu!
    Jesus ist treu!
    Der heilige Geist ist treu und betet für mich!

    Der heilige Geist betet für mich….mit Seufzen….
    in mir….er betet….

    so manches mal fehlen mir die Worte….

    Jeder hat seinen eigen Zugang denke ich…seine eigene Beziehung zu Gott Vater.

    Er ist ja auch Alles…die Sonne die scheint…Wind,Wasser,Meer….die Blumen und Pflanzen, ein Baby, ein kleines Kind….Mann, Frau, Tier….in Allem auf dieser Welt erkenne ich Gott und Gottes Größe!
    Amen
    Er ist die Liebe selbst und hat mich zuerst geliebt!
    Erschaffen und wunderbar gemacht…ich bin sein geliebtes Kind….
    welche Rituale hätte ein Kind um. zu seinem Papa zu kommen…das möchte doch nur Papas Nähe…vielleicht kann man es auch so sehen?
    Wie ein Kind zu Papa kommen…Papa Gott!
    Liebste Grüße und Gottes reichen Segen
    Meike

  3. ich glaube es ist einfach ersteinmal gut, so zu Gott zu kommen, wie ich bin.
    Jetzt, hier und genau in diesem Moment.
    Ob ich Hilfe brauche, mich freue oder traurig bin…
    Mein Gott Vater ist immer präsent, auch wenn ich ihn gerade nicht spüren kann….er ist da!
    Das weiß ich-weil ER mich liebt.

    Rituale kann ich persönlich nicht einhalten, dass schaffe ich nicht.
    Aber im Laufe meiner Zeit mit Gott-seit dem ich mir bewusst bin- es gibt ihn und er lebt in mir, weiß ich, ich kann eigentlich gar nichts dafür tun, um gezielt Gott zu begeben.
    Er ist auch da, wenn ich nicht beten kann…und solche Phasen gibt es durchaus in meinem Leben, auch Zweifel, Krisen und Not-abselout.
    Ansonsten bete ich, wenn mir danach ist…ich spreche einfach mit Papa Gott!
    Wie mit einem Freund, Vater…einem Gegenüber.
    Wenn die Not groß ist-gehe ich intensiv ins Gebet…im stillen Kämmerlein.
    Manches Mal ist es der Lobpreis, in dem ich ihm begegne….aber auch Bibelverse, die er mir schenkt.
    Ich bete für Menschen…hier, auf der Straße…oder auch in der Kirche…je nachdem, wo mein Herz-der heilige Geist mich hinführt.
    Ich bete, weil ich im Kontakt mit Papa Gott sein möchte….mit ihm mein Leben teilen.
    Ich bete ohne irgendeine Vorgabe…einfach so, aus dem Herzen heraus…ich bitte Gott um Versorgung…und um Alles was mir fehlt!
    Gott erhört Gebet!
    Amen!
    Nicht immer sofort…aber er hört sie.

    Ich renne zu Gott, wenn es mir schlecht geht….ich sage ihm Alles….
    und wir haben ja alle unsere Sorgen….
    manches mal sitze ich auch nur da und warte auf Gott….

    ich glaube Papa Gott erwartet keine Rituale…sondern einfach nur LIEBE…ein DA sein….in seiner Gegenwart….hier bin ich…ich bin einfach….und ich gehe,stehe und lebe mit Gott, morgens, mittags, abends und nachts…immer und zu jeder Zeit…denn Gott ist nicht weit weg, sondern er lebt in mir.
    Von daher bin ich mir gewiss…Gott ist da!

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