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Jahreslosung 2024: Einkuscheln in die Liebe Gottes

„Alles, was ihr tut, lasst in Liebe geschehen.“ Ein großer Anspruch! Wie können wir dem gerecht werden? Indem wir es tatsächlich „geschehen“ lassen.

Von Pastor Stefan Gehrig

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Vor kurzem hat jemand aus meiner Familie eine Hoodie-Decke zum Geburtstag bekommen: Ein großer, langer Hoodie, warm und flauschig. Wie zwei Wolldecken, die aneinandergenäht wurden. Unten ist die Öffnung zum Hineinschlüpfen, oben eine Öffnung für den Kopf und eine Kapuze daran. Es ist ideal, um sich hineinzukuscheln und wohlzufühlen … Einfach hineinkuscheln und genießen. Noch lange habe ich an das Gesicht gedacht, das mich aus dieser Hoodie-Decke angestrahlt hat. Da hat sich jemand richtig wohl und geborgen gefühlt.

Szenenwechsel – Rückblende. An einem Samstagmorgen im Herbst sagt meine Frau den Satz, den ich jedes Jahr hasse: „Wir müssen heute den Garten winterfest machen … “ „Darauf bin ich heute gar nicht eingestellt, ich muss dringend eine Andacht schreiben – und außerdem hasse ich Gartenarbeit!“ „Worüber geht denn die Andacht?“ „Über die neue Jahreslosung: Alles, was ihr tut, lasst in Liebe geschehen.“ Meine Frau schaut mich an. Ich schaue sie an. Sie schaut mich an. Und ihr zuliebe wird dieser Samstag „Gartentag“.

Nun kann ich Gartenarbeit einer anderen Person zuliebe machen, genauso wie beispielsweise die Steuererklärung. Dafür kann man sich schon einmal überwinden. Ob es dann mit mehr oder weniger Liebe getan wird, möchte ich nicht beurteilen. Aber alle Dinge, die man tut, in Liebe geschehen lassen? Tatsächlich alles? Das ist eine echte Herausforderung.

Nicht mit Liebe, sondern in Liebe

Ehrlich gesagt: Ich mag nicht alle Dinge, die ich tue, mit Liebe tun. Und es gibt Menschen, denen mag ich nicht mit Liebe begegnen. Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass jede und jeder von uns mindestens eine Situation oder einen Menschen vor Augen habt, dem wir nicht mit Liebe begegnen können oder auch möchten. Das ist vielleicht nicht ideal – aber Realität! Deshalb ist es schön, dass dies im Bibelvers selbst auch gar nicht erwartet wird: Alles, was ihr tut, lasst in Liebe geschehen. Wir sollen die Dinge nicht mit, sondern in Liebe geschehen lassen. Und wir müssen es nicht tun, sondern geschehen lassen. Das ist in meinen Augen ein großer Unterschied.

Es geht nicht in erster Linie darum, dass wir machen, tun und lieben. Sondern wir sollen „geschehen lassen“. An sich steht im Text „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Doch diese kleine „Fehlübersetzung“ bringt wunderschön zum Ausdruck, worum es geht: Liebe geschehen lassen. Es ist zunächst die Liebe Gottes, die wir an uns geschehen lassen dürfen. „Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“ heißt es in der Bibel (1 Joh. 4, 19). Die Liebe Gottes zu uns ist die Grundlage. Diese Liebe dürfen wir an uns geschehen lassen. Wir dürfen sie anziehen und wie in einen Hoodie in die Liebe „hineinschlüpfen“, sozusagen „einkuscheln“ in die Liebe Gottes.

Wir sind in Gottes Liebe geborgen

Ich bin davon überzeugt, dass es unser Leben und unser Tun verändert, wenn wir wissen: Wir sind in der Liebe Gottes geborgen. Ich darf hineingekuschelt sein in die Liebe Gottes. Ich darf geliebt sein, darf seine Liebe an mir geschehen lassen. Nicht ich muss Liebe haben und geben, sondern ich darf mir die Liebe schenken lassen. Wir sind von Gott geliebt. Dies gilt übrigens sowohl für mich selbst, als auch für den- oder diejenige, denen ich begegne. Welche Tätigkeit oder welchen Menschen habt ihr vor Augen, bei denen euch die „Liebe“ schwerfällt? Ich glaube, ein anderer Blick verändert die Situation: Ich muss alldem nicht mit Liebe begegnen, sondern in Liebe. Und ich muss es nicht mit Liebe tun, sondern darf es in Liebe geschehen lassen.

Dabei fällt mir das Gesicht wieder ein, das mich aus der Hoodie-Decke heraus angestrahlt hat – hineingekuschelt und geborgen. Hineingekuschelt in die Liebe Gottes. Im Hoodie der Liebe Gottes leben zu können, das verändert mein Leben. Also:

Alles, was ihr tut, lasst hineingekuschelt in die Hoodie-Decke der Liebe Gottes geschehen. Lasst geschehen. In der Liebe Gottes.

7 Kommentare

  1. Ich schaue die Jahreslosung von zwei Seiten an:
    Gott spricht: Alles, was ich tue, geschieht in Liebe“
    Wenn ich diese Wirklichkeit zulasse und mich hineinziehen lasse in die Bewegung SEINER Liebe, eine Bewegung, in die ER mich immer wieder einlädt und mich hineinbetet, ja hineinlockt, dann wird mein Handeln, Denken, Begegnen, Schlafen, Wachen, Essen, Arbeiten – einfach alles – durchfeuchtet von SEINER Liebe. Dann geschieht sie – durch IHN. Alles andere wird zur frommen Mache.

  2. Die richtige Übersetzung ist: „Alles bei euch soll in Liebe geschehen!“
    Es geht in diesem Vers um ein Tun, um die Liebe im Umgang miteinander, nicht um irgendein Einkuscheln.
    Aber das machen Pastoren ja gerne, dass sie eine Bibelstelle so hindrehen, dass sie zu ihrem netten Gedanken passt.
    Und die Leute bedanken sich dann ja auch dafür …

    • So ähnlich ging es mir auch, als ich den Text gelesen habe. Es steht zwar kein „soll“ darin, aber die Form des Satzes ist eine Aufforderung. Paulus fordert zu einem Handeln in und aus Liebe auf. Dass unsere Realität eine andere ist… liegt vielleicht auch daran, dass wir uns nicht mehr im Kampf mit der Sünde sehen, sondern Frieden mit den „kleinen“ Sünden geschlossen haben. Vollkommenheit will Jesus von uns. Ohne Jesus ist das überhaupt nicht drin. Aber weniger gefällt ihm nicht

    • Narrative sind kein gutes Aushängeschild für Christen

      Das mit dem „Einkuscheln“ in die Liebe Gottes – nämlich Einkuscheln wie in eine warme Decke – finde ich ein sehr gutes Bild. Ich glaube auch dass wir uns solche „inneren Bilder“ machen dürfen, zumal von Gott. Nach meiner Glaubenserfahrung ist es so ebenfalls auch Gott in der eigenen Seele anwesend zu fühlen. Herr Wößner: Sie sind Ulrich Wößner und wenn Sie meinen es müsste alles wortwörtlich so sein wie es in der Bibel steht (oder im Urtext), dann ist dies Ihre Sache. Aber Sie berauben sich jeder geistlich-geistigen Flexibilität (also Phantasie), sich in andere Menschen und andere Glaubensbilder einzufühlen. Ich will Sie nicht ärgern: Aber eine alte Lehrerin, von der ich annehme dass sie auch sehr weise war, sagte einmal: „Es gibt so viele Gottesbilder (Vorstellungen wie wir uns Gott wünschen „dürfen“) wie es Menschen gibt“! Manchmal steht mein EGO auch dem guten Ausspruch von Paulus entgegen, „dem Jude ein Jude und dem Grieche eine Grieche zu sein“! Dabei versuche ich mir abzugewöhnen, mich in Glaubensschubladen einzuordnen – oder dies mit anderen nicht zu tun wenn sie denn wollen: Ich bin weder ein Evangelikaler, dabei auch keinesfalls fundamentalistisch und ebenso nicht liberal. Ich bin (nur ein ganz normaler) Christ, der eine Annäherung an seine eigenen Ideale wahrscheinlich ein Leben lang üben darf. Und Gott liebt mich so ich bin, mit meinen Ecken und Kanten. Narrative sind kein gutes Aushängeschild für Christen. Leider gibt es manchmal und bei einigen Menschen einen starken Hang Dogmen zu überhöhen. Dabei muss niemand sich sein eigenes Bild von Gott überhöhen, denn wer Gottes Macht als die „unendlichen Macht der Liebe“ beschreibt, wird jeder verstehen. Liebe will dann etwas sehr positives und nicht die Todesstrafe an den Kreuzen dieser Welt, oder gar im Himmel mit der Vorstellung ewiger Höllenqual, oder wie bei den Adventisten, (bildlich) durch Auslöschen wie in einer Computerdatei. Immerhin haben es Menschen geschafft, die Liebe Gottes an ein Kreuz zu nageln und bis zum Tode zu foltern. Seine Liebe war zu wenig rechtgläubig im Sinne jüdisch-orthodoxer Vorstellungen. Aber Liebe ist unsterblich. Diese Liebe, wenn auch unerreichbar, könnte wenigstens unser aller Gesinnung reformieren, wie es im deutlich im 1. Korinther 13 steht: So wie wir dort im Ideal beschrieben sind, wird aber allein nur Gott sein. Und lieber Markus: Ich habe keinen Frieden mit meinen „kleinen Sünden“ gemacht. Aber ich behaupte deshalb trotzdem nicht, ich hätte keine. Da bin ich mit dem Papst einig, dass wir alle Sünder sein (aber Begnadigte)!

      • Danke für dein Mitteilen lieber Bernd. Ich frage nach dem Sinn der Worte. Wortwörtlich ist nichts… gemeint. Mir ist unwohl dabei, wenn ich merke, dass jemand einen Bibeltext „verwendet“ um seine Meinung kund zu tun. Das kann alles gut und richtig sein, auch wenn es nicht in dieser Stelle zu finden ist. Aber warum redet man dann nicht über das, was da tatsächlich steht? Eine Auslegung sollte m.E. auch mehr mit Wissen als mit Fantasie zu tun haben. Ich will niemanden täuschen über das was gemeint ist

        • Zur Zeit Jesu gab es noch keine Bibel

          Lieber Markus, dann soll doch jemand – unzweifelhaft und sachlich richtig – übersetzen, was im URTEXT steht. Dann können wir weiter diskutieren. Denn ich glaube – fast nicht – dass dies dort so dasteht. Dann müssten wir noch zusätzlich fragen, was die Exegeten dazu sagen. Denn die betreiben ja kein Phantasiespiel, sondern dies dürfte exakte Wissenschaft sein. Oder wir legen nichts aus, aber dann besteht die Bibel aus vielen Widersprüchen. Damit ist niemand gedient. Das Schriftverständnis ist also maßgeblich. Also durchaus welches, wobei auch die Evangelikalen einbezogen und einverstanden waren, mit: „Gottes Wort ist immer Gotteswort durch Menschenwort“! Menschen haben bekanntlich auch entschieden, welche Bücher/Texte/Verse in die Bibel übernommen werden. Dies wussten unsere Vorfahren, soweit Kenntnis hatten, schon seit Jahrhunderten oder seit Martin Luther. Viele Menschen verstehen unter Wortwörtlichkeit nur im Kontext des allgemeinen Spachgebrauches . Aber ursprünglich ging es darum, dass die textabschreibende Mönchen kein Wort des Urtextes vergessen oder ersetzen durften, womit auch die Einheitlichkeit zerstört wird oder Widersprüche durch Abschreibfehler entstehen. Die Thora ist auch so geschrieben worden und Jesus wusste, dass man dabei nicht schlampen durfte. Zu Jesu Zeiten gab es keine Bibel, die kann er also nicht gemeint haben. Aber in diesem Sinn gibt es keinen „exaktes Glauben“. Oder man hat ein juristische Verständnis von der Bibel, da kommt es dann erstens auf jeden Satz und jedes Satzzeichen an und auch wie die Gelehrten dies verstehen. Die Heilige Schrift ist alerdings die Überlieferung der Glaubens- u. Gotteserfahrung aus 3000 Jahren auch unter Berücksichtigung des Weltbildes. Die Bibel ist auch nicht vom Himmel gefallen und durch Engel überbracht worden wie das Buch Mormon oder der Koran. Ein solches Verständnis hat kein denkender und informierter Mensch. Deshalb halte ich auch für die Diskussion als unergiebig. Die Verbalinspiration betreiben noch nicht einmal fundamentalistische Sekten wie die Jehovas Zeugen, die aber viel mehr entsprechend ihrer Ideologie wörtlich und sinngemäß übersetzen, so wie es dann nur zur eigenen Lehre passt. Nicht also hier zu empfehlen. Selbst die frommen Bibeldrucker, die nicht mehr oder weniger fromm sind wie ich, schreiben solches zu den Texten und der Entstehung der Bibel, manchmal sogar schon im Vorwort. Wir streiten uns um den Kaisers Bart und hier nicht um Gott.

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