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Warum sich Christen mit Israel beschäftigen sollten

An Israel und seiner Geschichte führt kein Weg vorbei, wenn man sich mit dem christlichen Glauben beschäftigt. Der Theologe Tobias Krämer erzählt, was ihn an Israel und dem Judentum fasziniert – und was das mit den Christen zu tun hat.

Herr Krämer, warum sind Sie Israel-Fan?

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Tobias Krämer: Ursprünglich habe ich Theologie studiert und war als Pastor und Bibellehrer tätig, hatte aber keine Ahnung von Israel. 2006 war ich auf einem großen Israel-Kongress in Berlin, um eine Bildungslücke zu schließen. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass mir die Sache so zu Herzen gehen würde. Dort spürte ich plötzlich Gottes Herz für Israel, und das hat mich seither nicht mehr losgelassen.

Und was genau fasziniert Sie an Israel so?

Krämer: Dass Gott dieses Volk erwählt hat. Das ist im Neuen Testament immer noch so. Und umgekehrt, dass Gott – der Schöpfer des Himmels und der Erde – sich selbst an Israel gebunden hat. Aus dieser Geschichte heraus kommt alles andere: die Geschichte Israels, die Bündnisse und dann auch der Messias Jesus und insofern auch wir Christen.

Sie sagen, dass Israel immer noch das erwählte Volk ist. Woran machen Sie das fest?

Krämer: An Römer 11,28. Dort drückt Paulus aus, dass die Juden „Feinde“ des Evangeliums sind, das Evangelium also ablehnen. Das hat Paulus selbst erlebt und es hat ihm zu schaffen gemacht. Doch dann schwenkt er um und sagt, hinsichtlich der Erwählung sind und bleiben sie Geliebte Gottes. Die Erwählung hat ein größeres Gewicht als die Ablehnung des Evangeliums.

Was ist der Unterschied zwischen den Juden als erwähltes Volk und uns Christen?

Krämer: Wir sind mit hinzu erwählt, steht in Epheser 2,19. In Römer 11 verwendet Paulus das Bild von einem Ölbaum. Der Ölbaum steht für die Bundes- und Erwählungs-Geschichte Gottes mit Israel. Durch den Glauben an Jesus werden andere fremde Zweige mit hineingepfropft in diesen Ölbaum. Deshalb haben wir Anteil an der Erwählung Israels.

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In Ihrem Buch schreiben Sie, dass überall Israel drinsteckt. Was meinen Sie damit?

Krämer: Ein Beispiel: Wenn wir über Gott sprechen, dann denken wir an Gott als Schöpfer und als den Vater Jesu, der seinen Sohn zur Rettung der Welt gesandt hat. Aber es gibt eben noch eine dritte große Selbstbestimmung Gottes. Er hat sich selbst zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gemacht, zum Gott Israels. Das heißt, dass wir Christen an den Gott Israels glauben.

Wir haben also mitten in unserer christlichen Gotteslehre Israel drin. Und wenn man die Felder der Theologie durchgeht, würde man an allen Ecken und Enden merken, dass Israel drinsteckt. Israel ist nicht nur ein Thema, sondern eine Dimension. Es ist der Hintergrund der ganzen Bibel und unseres Glaubens.

Wie würden Sie sich wünschen, dass Christen und Juden miteinander umgehen?

Krämer: In einer wertschätzenden Haltung. Das wäre ein großer Gegensatz zu unserer Kirchengeschichte, wo von Christen viel Hass und Gewalt gegenüber Juden ausging, über Jahrhunderte hinweg. Das müssten wir revidieren und zukünftig freundschaftlich, partnerschaftlich mit ihnen umgehen. Das wird uns von den Juden auch angeboten, aber es kommt in der christlichen Welt nicht überall an.

„Juden haben ein großes Interesse an Deutschland. Sie schätzen es sehr, wenn Christen sich für Israel einsetzen.“

Tobias Krämer

Wie wird uns das angeboten?

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Krämer: Juden haben ein großes Interesse an Deutschland. Sie schätzen es sehr, wenn Christen sich für Israel einsetzen. Hier in Deutschland gibt es den jüdisch-christlichen Dialog, ein wichtiges Instrument der Begegnung und des Austausches.

Es gibt natürlich auch die streng orthodoxe jüdische Welt, die von uns Christen nichts wissen will, aber auf gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Ebene funktioniert es an vielen Stellen sehr gut. Ich höre oft den Wunsch von Juden, ein wertschätzendes, positives Verhältnis zueinander zu haben.

Was können denn Christen noch tun, außer mit Juden im Austausch zu sein, um diese Spannungen abzubauen?

Krämer: Ich glaube, es geht um unser Herz. Wenn wir uns mit Israel beschäftigen und das glauben, was Gott über Israel sagt, zum Beispiel die Erwählung festhalten oder die Verheißungen glauben, strahlt das in die jüdische Welt aus. Und gerade in schwierigen Zeiten können wir für Israel beten.

Ein anderer Weg ist, nach Israel zu reisen oder gar öfters das Land und die Menschen zu besuchen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dabei ändert sich erfahrungsgemäß viel bei Christen. Das lohnt sich wirklich und ist eine einzigartige Erfahrung.

Dieses Jahr wird das 75. Jubiläum der Staatsgründung Israels gefeiert. Was bedeutet das für die Juden?

Krämer: Nachdem die Juden 1.800 Jahre ohne ihr Land in aller Welt zerstreut waren und viele Schwierigkeiten, Verfolgung und Hass erlebt hatten, beschlossen die Vereinten Nationen 1947, den Judenstaat zu gründen. Die Juden haben immer an der Verheißung Gottes, dass er sein Volk wieder sammeln und nach Israel zurückbringen wird, festgehalten. Und so hat der Staat Israel bis zum heutigen Tag eine riesengroße Bedeutung.

Einerseits psychologisch als sicherer Hafen für Juden. Jeder Jude weltweit hat das Recht, nach Israel einzuwandern. „Alija“ heißt der Begriff – „Heimkehr nach Israel“. Andererseits auch vom Glauben her, dass Gott treu ist und sein Wort und seine Verheißungen hält. Das gilt für Israel, das gilt für uns. Und das zeigt, dass Gott heute noch wirkt. Davon lebt unser Glaube.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Helena Berger.

Buchtipp: „Das Israel-Projekt“ von Tobias Krämer


Ausgabe 4/23

Dieses Interview ist in der Zeitschrift DRAN erschienen. DRAN ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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5 Kommentare

  1. Es hat sich in den letzten Jahren etwas verändert, war die Israel-Affinität bis dahin etwas für fromme Exoten, erfassen immer mehr Christen die Bedeutung Israels, das ist wichtig, um den Heilsplan Gottes über die Jahrtausende in der Tiefe zu begreifen. Dazu ist es ganz persönlich ermutigend, die Treue Gottes ist am Beispiel seines Volkes wunderbar illustriert. Paulus schreibt, wenn die Zeit der Heiden um ist, wendet sich Gott ganz neu seinem Volk zu und er versteigt sich zu der kühnen Aussage „ganz Israel wird errettet“ !
    Eine exklusive Verheißung die einmalig ist und alle Völker auf Erden werden am Segen partizipieren.
    Das schließt die arabischen Völker, die Nachkommen Ismaels ein, die alte Feindschaft wird vergessen sein.
    „Wünschet Jerusalem Glück! Es möge wohl gehen denen, die dich lieben! „

  2. Gott liebt sein Volk sehr

    Tobias Krämer hat vollkommen recht: Das jüdische Volk besitzt eine eigenständige Erwählung. Im übrigen bin ich auch überzeugt, dass der von Israel allerdings noch erwartete Messias und der für uns erhoffte wiederkommende Jesus praktisch eine Person sein werden. Jesus ist dann die weltweite Vorschattung eines Neuen Himmels und einer Neuen Erde. Wenn die Schwerter zu Pflugscharen werden und die Menschen den Krieg ächten, also alle weltweit auf Gott hören, werden auch Palästinenser und Juden nicht mehr aufeinander schießen. Krieg selbst entmenschlicht selbst der Krieg, den wir als Notwehr und Verteidigungsmaßnahme noch eben so hinnehmen, aber jeder Krieg Menschen entmenschlicht. Das du sollst nicht töten der 10 Gebote wird da, als wäre es selbstverständlich, nicht anwendbar einfach automatisch außer Kraft gesetzt. Aber auch das Kreuz selbst, denn Gott wurde lieber Mensch und ließ sich hinrichten, als menschliche Gewalt anzuwenden. Die himmlische Gewalt besteht aus reiner Liebe und Barmherzigkeit. Dies haben sogar die orthodoxen Juden begriffen, die nicht in dem jetzigen Staat Israel den Willen Gottes verwirklicht sehen soll. Um Israel zu lieben wird niemand gezwungen, die jetzige Regierung für eine gute Lösung zu halten. Aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gott wie alle Menschen auch sein Volk Israel liebt wie seinen eigenen Augapfel. Allerdings Gott, wie ihn uns Jesus vor Augen führte, kommt nicht als Richter sondern Friedefürst. In und durch seine Person werden sich alle Menschen mit ihrem Schöpfer versöhnen.

    • Da habe ich einen unlogischen Satz geschrieben: Es sollte heißen, dass jeder Krieg ganz viele Menschen „entmenschlicht“. Die ist selbsterklärend

  3. Schade finde ich, dass Christen sich stark zurückhalten, von Jesus zu erzählen. Das Feuer der Liebe Gottes muss stark erloschen sein. Dennoch ist Jesus Christus der Schlüßel zu einem erfüllten Leben für alle Menschen (Juden und Heiden). Auch dürfen wir den Juden, nicht die biblische Wahrheit vorenthalten. „Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und auch die Griechen“ (Röm. 1,16).
    Lieber Gruß Martin

  4. Nun, ich will kein Christ mehr sein, aber Israel soll leben. Und glücklich sein. Nicht anders als Palästina. Mit demselben Glücksquotienten wie sein Nachbar, sprich: in Freiheit. Denn dieses phänomenale Wort taugt auch als Synonym für den inzwischen so pathetisch geworden Ausdruck „Würde. Freiheit besitzen genügt. Denn ein freier Mensch hat so vieles.
    Israel und Palästina, das ist ein Brandherd, der nicht aufhört zu lodern. Seit über sechzig Jahren entzündet er die Gemüter. Und keine Vision weit und breit, um die zwei Völker zu versöhnen. Unfassbar viele Vernagelte, auf beiden Seiten, versperren den Weg.,

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