In Nordnigeria ist das Christsein gefährlich aufgrund von radikal-islamistischen Gruppierungen. Ein heimischer Bischof versucht, Frieden zu stiften und Menschen zusammenzubringen.
Gerald Mamman Musa ist seit Ende 2023 Bischof von Katsina in Nordnigeria. Gegenüber dem katholischen Hilfswerk Kirche in Not erzählte er jetzt seine Geschichte. Er selbst stammt aus der Ethnie der Hausa, die zum zum größten Teil Muslime sind. Seine eigene Familie sei ebenfalls muslimisch geprägt. Die Hausa sind die größte Volksgruppe Nigerias.
Im Norden Nigerias terrorisieren islamistische Gruppierungen Andersgläubige und -denkende. Anschläge, Überfälle und Entführungen sind an der Tagesordnung (Jesus.de berichtete). In Musas Heimatprovinz gilt die Scharia als Grundlage der Rechtssprechung in seinem Bundesstaat. Trotz des muslimischen Umfelds habe sein Vater eine christliche Schule besuchte: „Missionare hatten damals eine Schule errichtet, die mein Vater besuchen durfte.“ Doch die Schule hätte bald wieder aufgegeben werden müssen, also fehlten auch die Vorbilder im christlichen Glauben. „In der Folge kehrte eine große Zahl von Konvertiten wieder zum Islam zurück. Soviel ich weiß, war mein Vater der Einzige, der Christ blieb.“
„Sie kamen alle“
Obwohl Musa bereits Priester war, habe er wegen seiner teils muslimischen Familie gezögert, das Bischofsamt anzunehmen. Die Reaktion habe ihn überwältigt: „Ich erzählte ihnen von meiner Bischofsweihe, und sie kamen alle. Zwei Busse voll! Auch meine Klassenkameraden, von denen zu 95 Prozent Muslime sind, schickten eine Abordnung. Ich konnte die Freude in ihren Gesichtern sehen. Das war die Gnade Gottes“, ist der Bischof überzeugt.
„Muslime haben Christen als Nachbarn, und sie leben friedlich zusammen. Wenn wir zum Beispiel Weihnachten feiern, bringen die Muslime uns Essen und Kleidung. Und wir teilen mit den Muslimen, etwa beim Opferfest oder beim Fastenbrechen im Ramadan. Das ist der Dialog des täglichen Lebens,“ so der Bischof.
Forderung nach Einheit des Rechts
Bischof Musa kritisiert die Einführung der Scharia als Grundlage der Rechtssprechung. Es sei stattdessen ein System nötig, „das die kulturellen und religiösen Werte der Religionen berücksichtigt, ohne die Einheit des Landes zu gefährden“.
Er prangert ebenso die herrschende Korruption an. Viele Straftaten blieben ungesühnt, was wiederum den religiösen Grundsätzen widerspreche: „Weder Scharia noch Kirchenrecht können Wirkung zeigen, wenn die Bürger die zivilen Gesetze nicht respektieren.“
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