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Radikal ehrlich beten

Hass, Wut und Verzweiflung – dürfen solche Gefühle Raum im Gebet haben? Ein Blick in die Psalmen zeigt: König David wählte keine weichgespülten Floskeln.

Von Christof Lenzen

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Darf ich so knallhart beten, wie David es im fünften Psalm tut? Ich spüre zwei Impulse: Einerseits wird mir warm und ich lockere den Kragen – bildlich gesprochen. Mir wird unbehaglich zumute. Gleichzeitig freue ich mich aber an der Kraft und Emotionalität des Beters David, der keine weichgespülten Floskeln verwendet. Und ich stelle mir folgende Fragen: Wo gehe ich mit meinem Hass, meiner Wut hin? Wie darf ich beten? Tasten wir uns vor.

„Für den Chorleiter: Ein Psalm Davids, auf Flöten zu begleiten. Herr, höre mich, wenn ich bete, vernimm meine Klage! Höre meinen Hilferuf, mein König und mein Gott, denn ich bete zu dir. Höre meine Stimme am Morgen, Herr. Früh am Morgen trage ich dir meine Bitten vor und warte voll Ungeduld.“ (Psalm 5) David scheint sich nicht von Gott wahrgenommen zu fühlen; ich kann mir gut vorstellen, wie er verzweifelt betet: „Hörst du mich denn nicht endlich, Gott?“ Doch David – der König! – bewahrt bei aller Ehrlichkeit einen angemessenen Ton und spricht Gott mit Ehrentiteln an. Früh am Morgen, in der Stille der Dunkelheit, versucht er, mit seinen Nöten durchzudringen. Eigentlich steht da wörtlich: „In der Frühe schichte ich auf“ – gemeint ist ein Opfer mitsamt Opfertier. Auch das ist eine Demutsgeste – denn im Opfertier bringt der Beter sich selbst symbolisch als Opfer vor Gott. David ist es bitterernst. Opfer plus Morgengebet – das muss doch durchkommen zu Gott … Hallo! Ist da jemand?

David redet nicht nur – er seufzt. Er wirft Gott seinen Kummer vor die Füße. Es sind im Hebräischen keine eleganten Worte wie in anderen Psalmen, nein, sie sind einfach, direkt, brutal. Er spricht als Bedürftiger zum König der Welt, der aber eben auch ganz persönlich sein König ist. David hat Angst vor seinen Feinden und er beginnt zu beten, um diese Angst zu überwinden. Er redet sich also nicht ein: „Ach, ich kann doch auf Gott vertrauen, ich brauche überhaupt keine Angst zu haben.“ Nein, er betet um diese Überwindung der Angst.

Hass hat Platz im Gebet?

„Denn dir, Gott, gefällt keine Gottlosigkeit; die Gottlosen dürfen nicht in deiner Nähe sein. Deshalb können die Hochmütigen nicht vor dir bestehen, denn du hasst alle, die Böses tun. Du wirst die Lügner vernichten. Du, Herr, verabscheust Mörder und Betrüger.“ Heiligkeit duldet keine Bosheit, keine Lüge und kein Unrecht in ihrer Nähe. So heilig liebevoll Gott dem David zugeneigt scheint, so heilig zornig und sogar voller Hass blickt Gott auf die Bösen, die lügen, morden und überheblich sind.

Hasst Gott Menschen? Ist er nicht die reine Liebe? Eine Parallele: Was fühlt die Ehefrau, die feststellt, dass ihr Mann seit Jahren eine Geliebte hat? Sie empfindet Liebe – denn sonst würde sie keinen Schmerz spüren. Doch da sind auch: Hass, Wut, Zorn. Hass ist nicht das Gegenteil von Liebe. Beide liegen ganz nah zusammen. Beide machen verletzbar, beide sind intensiv, kurz: Hass ist Liebe mit dem falschen Vorzeichen. Durch ein traumatisierendes Ereignis kann sich ein ganzer Block von Gefühlen vom Positiven ins Negative umwandeln. Zum Beispiel durch Sünde. Das Stichwort ist Egoismus. Ich bin der Maßstab! Ich weiß, wo es langgeht. Gott? Welcher Gott? Da kehrt sich für Gott eine große Liebe und Zuneigung zu seinem Geschöpf in Zorn und Hass um.

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Nun dürfen wir nicht blind von menschlichen Verhaltensweisen auf Gott schließen, aber immerhin sind wir sein Ebenbild, und Zorn und Hass zu empfinden, wenn der Partner betrogen hat, das ist eine berechtigte Reaktion. Man sollte zwar nicht in ihr verharren, aber sie ist zuerst einmal vollkommen normal. Verstehen wir Gott jetzt besser? Er ist der große Liebhaber, aber auch der große Verletzte. Würde er gleichgültig auf unsere Sünde reagieren, dann wäre alles vorbei – so aber hat diese explosive Mischung dazu geführt, dass Jesus auf die Welt gekommen ist, damit das alles ein Ende haben kann.

Dürfen wir heute noch so im Gebet reden? Dürfen wir! Denn die Einstellung Gottes hat sich nicht geändert, aber: Sie hat sich erweitert. Neben dem Hass auf das Böse ist die aktive Liebe getreten, die auch dem Bösen den Ausweg in Jesus Christus anbietet. Das müssen wir mit in den Blick nehmen. Vielleicht nicht im ersten Gebet, da ist dann auch mal – Entschuldigung – Auskotzen angesagt, aber irgendwann muss dieser Aspekt dazukommen. Beides gilt: Gott hasst das Böse und duldet den Bösen nicht in seiner Nähe. Aber auch: Gott bietet dem Bösen einen Ausweg an, sonst könnten wir nicht bestehen.

Interessiert an Gottes Ehre

„Durch deine Liebe darf ich in dein Haus kommen, voll Ehrfurcht bete ich dich in deinem heiligen Tempel an. Führe mich den rechten Weg, Herr, damit mich meine Feinde nicht überwältigen. Zeige mir, welchen Weg ich gehen soll.“ Könnte man vorher vielleicht noch denken: „Ist dieser David überheblich … Der hat doch selbst Dreck am Stecken!“, so macht der Psalmbeter hier deutlich, dass er sich vor Gott in den Staub wirft, voller Ehrfurcht ist. Der Herr erweist ihm Liebe und Güte. Er zeigt also, dass er darauf angewiesen ist. David hat die richtige Grundhaltung und deswegen sind seine weiteren Worte auch nicht das Produkt von Selbstgerechtigkeit.

„Denn meine Feinde sprechen kein wahres Wort. Ihr größtes Bestreben ist es, anderen zu schaden. Ihre Rede ist faul, wie der Gestank aus einem offenen Grab. Sie ist durch und durch verlogen. Sprich sie schuldig, Gott. Lass sie durch ihre eigenen Pläne zu Fall kommen. Verstoße sie wegen ihrer zahlreichen Sünden, denn sie begehren gegen dich auf.“ David lässt im Gebet seine Wut heraus, über Menschen, die faule Worte machen und damit Menschen vernichten – also eine Art Bild-Zeitung auf Beinen. Egoisten, gefangen in ihrem Trotz gegen Gott. Wieder die Frage: Dürfen wir so beten? Würde David um der eigenen Ehre willen beten, dann wäre das problematisch. Es geht ihm aber (vor allem) um Gottes Ehre. Ein Gott aber, der gerecht ist, sorgt auch für Gerechtigkeit. Und dieser Gerechtigkeit befiehlt David seine Feinde an. Paulus wird später im Römerbrief (12,19) sagen: „Liebe Freunde, rächt euch niemals selbst, sondern überlasst die Rache dem Zorn Gottes. Denn es steht geschrieben: ‚Ich allein will Rache nehmen; ich will das Unrecht vergelten‘, spricht der Herr.“

Die Wut mit Gott verbinden

Kurz: Natürlich dürfen wir so beten. Wir sollen und dürfen auch vom Neuen Testament her von ganzem Herzen das Böse hassen, die Ungerechtigkeit, die Sünde. Würden wir diesen Hass nicht in ein Gebet fassen und so mit Gott verbinden, würde uns auf Dauer dieser Hass mit dem Bösen verbinden und verseuchen. Derselbe Hass, zu Gott gebracht, kann dagegen zu etwas Gutem verwandelt werden! Paulus schreibt hier: Gib deine Wut an Gott ab, er sorgt letztlich für Gerechtigkeit. Deine Aufgabe ist es nicht! Gottes Sache ist es! Gott wird (es) richten.

So kann ich meine Wut nicht nur an ihn abgeben – nur wenn ich sie wirklich an ihn abgebe, darf ich überhaupt so beten! Alles andere wäre mit gleicher Münze zurückgezahlt und Gott für die eigenen Rachegelüste eingespannt. Hier steht also unsere Motivation auf dem Prüfstand. Das Ziel des Gebets muss es immer sein, einen Menschen in die Gegenwart Gottes zurückzuführen – und sei es über den totalen Zerbruch. Nur wer die richtige Haltung zu Gott und sich selbst hat, kann wagemutig beten, ohne sich zu versündigen.

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In die Helligkeit hineingebetet

„Doch die bei dir Zuflucht suchen, sollen sich freuen, sie sollen Loblieder singen in alle Ewigkeit. Du beschützt sie, darum dürfen sich alle freuen, die deinen Namen lieben. Denn du segnest den Gottesfürchtigen, Herr, und umgibst ihn schützend mit deiner Güte.“ David endet entspannter und mit dem Blick auf Gottes Möglichkeiten in einer schwierigen Situation. Wie so oft hat er durch die Dunkelheit hindurch gebetet zur Helligkeit. Er endet nicht ängstlich, sondern beruhigt und zuversichtlich. So sollen und dürfen wir beten: radikal ehrlich, wütend und laut. Wir können die Rache dem Herrn übergeben und seine Ehre in der Dunkelheit herbeirufen. Ich wünsche Ihnen diese emotionelle Vielfalt im Gebet. Diese Ehrlichkeit und Radikalität. Denn nur, was Gott gegeben wird, kann verwandelt werden. Was aber vor ihm verborgen gehalten wird, wird Schaden anrichten.

Christof Lenzen ist Pastor der Stadtmission Hanau.


Faszination Bibel 2023
Cover: Faszination Bibel

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Faszination Bibel erschienen. Faszination gehört wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag.

Der Beitrag erschien zuerst in: Ulrich Eggers (Hrsg.): Lobe … und du lebst! Mit den Psalmen durch das Jahr.

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10 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Hehner,
    Also jeder darf – nach Ihrer Meinung – das Wort Gottes auslegen. Wieviele Auslegungen wird es wohl schon geben und wieviele werden noch kommen? Letzlich heisst dies, jeder kann sich seine eigene Wahrheit zurechtlegen.
    Für Gott gibt es -nach meiner Meinung – nur eine Wahrheit.
    Wieviele suchende Menschen verlassen gerade aus diesem Grund die Kirchen, weil die alleinige Wahrheit nicht mehr zu finden ist.
    Hier wäre ein anderes Verhalten, gerade der Kirchenvertreter erforderlich.

    • Es gibt so viele Auslegungen wie Menschen, das ist doch klar. Oder nicht? Und die „eine“ Wahrheit Gottes … Gott ist unerforschlich, wir haben ihn nicht „in der Tasche“. Selbst Paulus war in diesem einen Punkt bescheiden. Wir sehen nur in einem „Spiegel“, erkennen nur stückweise. Menschliche Erkenntnis ist, auf Gott bezogen, Stückwerk. Deshalb ist mir jeder suspekt, der die volle Erkenntnis für sich beansprucht.

      Übrigens hat Gott seine „Meinung“ im Laufe der Geschichte selbst laut Bibel verändert. Siehe Noah. Siehe Lot. Warum sollte er es nicht wieder tun? Weil wir (!) ihm das theologisch nicht gestatten würden. Naja … Der EINE begegnet uns in der Bibel durchaus sehr unterschiedlich.

      • Gott ermordet nicht alle Menschen mit der Sintflut

        Lieber Mark, noch zu Ihrem Kommentar vom 21. März: Was ich nicht glaube ist , dass Gott seine Meinung ändert. Etwa bei Noah und dabei sogar zugibt sich geirrt zu haben. Dies kann man guten Gewissens so nicht glauben. Denn wenn Gott Mensch wird, seine eigenen Feinde liebt, für seine Feinde am Kreuz stirbt und wir sogar unsere Feinde lieben sollen – zudem noch 77×7 vergeben müssten – dann wird Gott nicht die halbe Welt vernichten mit einer Katastrophe, die damals mit der großen Flut stattfand. Heute vermutet man fast schon als wissenschaftliche Annahme, dass ein Asteroid vor etwa 12.000 Jahren damals eine 12 m hohe Flutwellte erzeugte, von denen Menschen in der ganzen Welt berichteten und auch die Ureinwohner von Amerika. Gott ist Liebe. Heute legt man die Noahgeschichte als eine Überlebensgeschichte aus. Die Menschen sahen Naturkatastrophen immer als Gottesstrafe an. Leider verfügen die biblischen Autoren daher leider auch wie alte Schreiber von Kinderbüchern über eine schwarze ängstigende Pädagogik, wie bei der Geschichte vom Daumenlutscher: Wo der Schneider Wibbel kommt und dem armen Kind einfach die Fingerkuppen abschneidet. Gott wirft kein Feuer vom Himmel, der schickt mir statt Krankheiten eher den Notarzt, wer Schuld trägt wird von der irdischen Justiz möglichst nach Feststellung der wirklichen Schuld bestraft und Gott selbst ist am Kreuz dafür gestorben, dass wir danach nicht unschuldiger sind mit dem was wir vielleicht taten, aber wir werden unverdient freigesprochen. Der Gott des alten Bundes ist auch einer den neuen Bundes. Wenn Jesus das Feuer der Schuld wie ein Feuerwehrmann löscht, kann er nicht gleichzeitig ein solches vom Himmel werfen oder in einer Flut alle Menschen ertränken. Heißt es nicht „du sollst nicht töten?? Im übrigen sind damals auch nicht alle Menschen ertrunken, sondern nur manche, sonst wäre das Ereignis der Sintflut nicht in allen Kontinenten weitererzählt worden. Die amerikanischen Indianer hörten die Flutwelle schon lange vorher und konnten sich daher teilweise in Sicherheit bringen. Ähnlich kann man auch von heutigen Szunamies berichten, denn schon Steinzeitmenschen hatten ein Sensorium für kommende Katastrophen. Flutwellen sind hörbar. (Übrigens kann daher die Sintflut nicht stattgefunden haben als es die 10 Gebote schon gab, Juden und Christen waren auch noch keine auf der Welt).

    • Das Problem Heutzutage, und warum so viele Menschen die Kirchen verlassen, liegt sicherlich darin, weil viele Nachfolger, die Gebote des Herrn nicht mehr befolgen.
      Jesus Christus sagte:“Ihr sollt einander lieben wie ich euch geliebt habe.“ Lieben Christen den Herrn noch von ganzem Herzen, oder trachten diese nach anderen Dingen?

    • Gott ist Wort, Gott hält sein Wort und Gottes Wort ist Teil des Lebens, dessen die Menschheit teilhaftig werden kann. Aus ihren ganz persönlichen Vorgaben durch Gott schöpfen zu können, was ohne menschliche Begrenzung seinen Freiraum erkennen kann, das ist Gottes Fügung. Gott engt Menschen nicht ein, im Gegenteil, die einzelne Person begrenzt meist Gott auf ihr Denkvermögen, statt es aus sich selbst heraus in seinem Herz zu suchen und damit neuen Raum zu schaffen. Einen Raum an dem sich nicht die Geister scheiden, sondern ihren gesamten Zeitraum in seinem Sinn zur Sprache bringen können, die durch ihre Einheit mit Gott aus dem Menschen hervortritt, dessen Geburt in ihrem geistigen Anspruch durch Jesus besteht.

      Gott legte sein Wort selbst aus, in der Genesis und verschaffte uns damit alle Möglichkeiten, die es gibt, um ihn als die geistige Herausforderung zu begreifen, die in den letzten Tagen auf uns zukommt, damit wir daraus den ersten Tag erschließen, der sich aus dem Menschen in seiner geistigen Vergassung durch ihren Informationsgehalt ergibt. Die Frage nach der Ewigkeit ist damit an den Anfang des Lebens getreten, dem sich der Mensch stellen kann, so Gott will.

      Das wiederum zeigt sich in der derzeitigen Herausforderung durch ein Ego (Personen), die als politische Akteure (Demokratie) der Ungerechtigkeit im Leben des Menschen nichts mehr entgegensetzen können. Das Systems, das sich der Mensch erdacht hat, zerstörte ihn im Glauben an die Ewigkeit. Sie, die erfüllte Zeit aus Gott kann sich nicht als Mensch behaupten, solange der nicht bereit ist, mit Gott zu wandeln, was durch ihn wandelbar ist und in ihm verwandelt bleibt.

      Ich glaube nicht an Jesus, denn er ist für jede Mutter eine Gewissheit, der sie sich stellen muss, andernfalls bliebe ihre Rolle als Mensch unerfüllt. Anders ist es für den Vater von Jesus, denn er muss der Mutter vertrauen indem sie ihm ihr Wort gibt und dafür seinen Namen einsetzt. Was bei all der ganzen geistigen Auseinandersetzung bleibt sind Namen, Namen, die sich in ihrer Einheit aus der Schöpfung ergeben, die sie im Gedächtnis an Jesus durch das Herz unterscheiden kann, das letztendlich selbst für sein Leben verantwortlich ist.

      Mut ist eine Eigenschaft, die das Leben braucht, wenn es seine höchste Tugend in der Klugheit sucht, die Gott mit sich bringt, der sich in ihrer Potenz zeigt und gleichzeitig daraus hervorgeht.

      Die Bibel muss also nicht von Menschen ausgelegt werden, sie ist das Werkzeug für den Menschen, seinen Alltag mit Gott so zu bereichern, dass daraus eine erstrebenswerte Lebenswelt erwächst, von der er gerne für immer ein Teil wäre.

      Gott setzte diesbezüglich noch nie Grenzen, wie anders hätte Jesus seinen Weg ins Leben gefunden?

      • Tja, es bleibt das was geschrieben steht: „Wenn einer mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bei ihm machen.“ Wer Jesus Christus nicht liebt, der hält auch seine Gebote nicht.“

    • Auslegung der Bibel ist das Normalste

      Lieber Jacquer Jordans: Ich habe meine Meinung damit überschrieben „Gottes Wort ist immer Gottes Wort durch Menschenwort“! Dies ist eine Aussage, denen offiziell evangelikale Christen zugestimmt haben. Auslegung ist nicht, ich nehme einfach den Text so wie er geschrieben ist und meine dann, dies habe Gott so (zumal auch wörtlich) gesagt – oder Jesus. Seit Martin Luther wird die ganze Bibel ausgelegt an dem was Jesus vorlebte und sagte. Dabei geht es aber immer darum, dass die ganze Bibel das ganze Wort Gottes ist. Allerdings enthält es nicht unerheblich wenig menschliche Meinung. Unsere Bibel fiel nicht vom Himmel, es haben auch nicht Engel sie geschrieben. Sondern sie ist aus Jahrtausenden überlieferte Glaubens- und Gotteserfahrung. Auch haben Menschen entschieden, welche Schriften in den heutigen Kanon unserer Heiligen Schrift aufgenommen werden.Jeder der eine Predigt hält, legt das Wort Gottes aus und kaum ein solcher Mensch vermag es, nicht auch seine Meinung zu äußern. ( Das haben schon die Juden gemacht mit den Schriften des Alten Bundes). Die Bibelauslegung ist also keine Haltung, mit dem Wort Gottes willkürlich oder nach Gutdünken umzugehen. Ausserdem besteht die Bibel aus unterschiedlicher Literaturgattung. Etwa die Psalmen wurden ursprünglich gesungen. Die Schöpfungsgeschichte ist ein antikes Glaubensbekenntnis (dass und wie Gott die Welt schuf, ist dabei keine Wissenschaft). Und auch nicht die Überzeugung Adam und Eva seien reale Menschen (in Wirklichkeit sind dies wir selbst, die wir noch nicht Neue Menschen nach Jesus sind). Was ist also schreibe ich nicht irgendeine extrem grasse Abweichung von der christlichen Lehre, sondern wird jeder informierte Mensch wissen können (wenn er will) und zudem Handwerkszeug der Theologen. Meine Liebe und der Gehorsam gilt Gott und damit Jesus Christus und hoffentlich auch meinen Mitmenschen. Ich glaube an die Unfehlbarkeit Gottes mit seiner Wahrheit und vorallem auch seiner Liebe und dem in Jesus offenbarten Willen, sich mit dem Kreuz auf Golgatha sich mit allen Menschen zu versöhnen. Wenn Sie – lieber Jacques . aber jeden Satz und jedes Komma für Gottes Wort halten, entstehen riesige Widersprüche. Jesus meinte, dass kein Jota am Gesetz Gottes geändert werden darf, weil die Abschriften in den Thorarollen keine Fehler enthalten dürfen. Das gilt auch für die Mönche, die unsere Bibel abgeschrieben haben.

  2. Ich würde Hass eher mit der Verzweiflung der Person definieren, die sich ihrem gegenüber als Mensch für machtlos hält. Damit kann ich rechtfertigen, wie sehr ich in meiner Verzweiflung als Mutter Gott anklagte, der mir zwar Kinder gegeben hat, mich jedoch mit ihrer Erziehung unter seinen Vorgaben allein gelassen hat. Heute kann ich darüber schreiben, lachen kann ich noch nicht, denn der Mensch hat vieles versäumt, was unter seinem Namen in Recht und Ordnung hätte finden können. Stattdessen führt er einen aussichtslosen Krieg gegen sich selbst und hofft dabei auch noch, dass ihm Gott den Sieg einbringt.

    Gott ist voller Gnade und Barmherzigkeit, die der Mensch nur dann erfahren kann, wenn er sich auf das Leben einlässt, das daraus bereits für ihn erwachsen ist, um an ihm zu vollbringen, was es durch ihn erhalten kann.

    • Gottes Wort ist immer Gottes Wort durch Menschenwort

      Ich kann mich da Roswitha Steffens voll anschließen. Nun dürfen wir (und müssen wir) auch Texte des Alten Testamentes auslegen und ebenso die Psalmen. Denn Gott hasst nicht, er fordert auch nicht zur Gewalt auf und zieht mit den Israeliten in den Krieg. Auch wenn unsere Liebe nahe am Hass liegt in unseren Gehirnarealen – oder umgekehrt. Gott ist Gott und kein Mensch, er besitzt keine Laune, ändert nicht seine Gesinnung und wirft kein Feuer vom Himmel. Gott ist vollkommene Liebe, sonst wäre er nicht Gott, der gewissermaßen seinen Willen, den er uns und der ganzen Menschheit mit den 10 Geboten und der Bergpredigt in die Herzen legte, ebenso für sich selbst für gültig erklärt. Mit Jesu Leben und seinen Aussagen über Gott und das Himmelreich haben das Gottesbild maßgeblich verändert.Denn Gotteswort ist immer Gotteswort durch Menschenwort.

      Durchaus beinhalten die Psalmen also auch menschliche Meinungen ähnlich wie Predigten, oder ebenso (durchaus wissenschaftliche) Überzeugungen von Berufschristen bzw. Theologen. . Das erschließt sich alleine schon aus der Tatsache, dass diese Texte ja auch zuerst mündlich überliefert wurden. So wie es Paulus Mahnung „das Weib aber schweige in der Gemeinde“, eben seine Meinung war und es wurde (wahrscheinlich) von ihm auch so formuliert, denn auch damalige Menschen waren schon (sehr fromme) Populisten. Natürlich hatte dieser Ausspruch des Apostels auch Gründe, sein Ärger daher irgendeine Ursache, oder sein Vorurteil über Frauen usw. Möglich ist, dass er dies auch nicht sagte und ihm nur in den Mund gelegt wurde. Aber darum geht es ja bei Paulus nicht zentral, seine eigentliche Botschaft ist diejenige vom Kreuz. Sodann ist er auch sehr selbstkritisch, etwa damit, dass er das Gute oft nicht tut , sondern das Böse das er nicht möchte. Auch seine Verleugnung Jesu bei der Kreuzigung siehe er reuevoll als menschliche Schwäche an. Ich denke dies dürfte nah an der Wahrheit liegen, denn alles was mit Gefühlen zu tun hat besitzt erinnerungsmäßig eine lange Halbwertszeit. Vorallem jenen Zeiten, in denen biblische Texte noch nicht von späteren Menschen aufgeschrieben wurden. Übrigens kein Punkt und Komma am Worte Gottes zu ändern, bezog sich auf die wortwörtlichen Schriftüberlieferungen, denn selbst falsche Kommas oder statt einem ja ein nein kann den Sinn von Texten völlig ändern. Genauso mussten die späteren Mönche auf exaktes Abschreiben achten. Natürlich wurde Jesus auch von der Urgemeinde Aussagen in den Mund gelegt, von denen die Theologie mit einiger Wahrscheinlichkeit einschätzen kann, dass sie nicht original sind. Aber dies schließt ja nicht aus, dass sich Jesus so oder ähnlich äußerte. Auch Bibelübersetzungen haben sich über viele Jahrhunderte stets verändert. Weil Jesus aramäisch sprach, darf man sich das Vaterunser im Urtext, also aramäisch. sogar aus dem Internet auf deutsch herunterladen, es hat dann noch den gleichen Sinn, aber nicht mehr in seiner Wörtlichkeit. Es ist also immer Wahrheit und auch der überlieferte Glaube. Es gibt nicht nur Abschreibfehler, sondern auch unrichtige Weitergabe wie beim Spiel der Stillen Post, am Ende der mündlichen Nachrichtenkette kommt beim Empfänger nicht mehr alles ganz richtig an. Ich denke, auch Gott weiß dies, denn er ist Gott und weil er Gott ist wird er uns daher Gedankenfreiheit und das Auslegen seines Wortes erlauben.

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