Wie glaubt ...?

Mauricio Carvalho: Der kochende Pastor

Mauricio Carvalho ist Pastor und Koch – beides aus Leidenschaft. Ihn bewegt, warum junge Menschen oft keinen Zugang zum Glauben mehr finden.

Was ist dein Lieblingsbuch aus der Bibel?

Mauricio Carvalho: Die Psalmen, wegen ihrer oft ungefilterten Aussagen, die uns einen Einblick in die Seele der Psalmisten gewähren. Die Ehrlichkeit der Aussagen und deren Wahrheitsmomente, die nicht bewertet werden und deswegen einfach so im Raum bleiben, sind für mich Zumutung und Trost zugleich. In meinen seltsamen und oft unzumutbaren Gedanken bin ich nicht wirklich einsam.

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Wenn Jesus bei dir zum Essen vorbeikäme, was würdest du kochen? Und worüber würdest du dich mit ihm unterhalten? 

Um ihn einfach so lang wie möglich bei mir zu halten, würde ich ein fünfgängiges Menü zubereiten. Natürlich würde mich interessieren, ob er einen Hamburger mit den Händen oder mit Gabel und Messer essen würde, aber ich würde ihn dann doch nach den Gerichten seiner Kindheit fragen, um mich inspirieren zu lassen. Anschließend würde ich mit ihm auf dem Markt einkaufen gehen und dabei ganz genau beobachten, vor welchen Ständen er stehenbleibt, um herauszubekommen, welche Gemüse, Kräuter, Getreide und Zutaten eine spontane Reaktion in ihm auslösen. Diese würde ich kaufen und für ihn „free style“ kochen. Am Tisch hätte ich ihn nach dem Vater gefragt, der auf sein Kind wartet, das noch nicht nach Hause zurückgekommen ist.

Was ist dein Zugang zu Gott?

Es mag komisch klingen, aber meine Lieblingsgottesmomente wurden durch Bilder begleitet, einzelne Worte, durch den Gesang der Vögel, das Rauschen des Meeres, durch Straßen voller Menschen und auch den einen oder anderen Gedanken, der  tief in der Nacht auftaucht. All diese einzelnen Elemente können mich überraschend nah zu ihm bringen.

Welches Glaubensthema beschäftigt dich in letzter Zeit? Warum?

Die Frage, ob junge Menschen etwas dafür können, dass sie keinen Zugang zu Glaubensthemen finden, weil wir Christen uns sehr oft nicht richtig die Mühe geben, so von Gott zu reden, dass es für sie einigermaßen verständlich ist. Können wir dennoch behaupten, dass ganze Generationen von Gottes Geschöpfen „verloren“ sind, weil sie keinerlei Zugang zum Glauben finden? 

Wofür lebst du? 

Ich lebe, um all den Segen zu genießen, den Gott mir einfach so geschenkt hat. Nämlich meine Familie, mein Dasein in der Welt, die Begegnung mit Menschen und vor allem meine Bestimmung zu leben. Der tiefe Wunsch, den Weg, den Gott für mich vorbereitet hat, bis zum Ende zu gehen. Und dann den Beitrag geleistet zu haben, dass das Leben anderer an Geschmack und Aroma gewonnen hat, weil Jesus nun die Hauptzutat, die Basis ihres Lebens ist.

Mauricio da Silva Carvalho kommt ursprünglich aus Brasilien, lebt aber seit 1994 in Deutschland. Er ist Pastor in der Josua-Kirche in Hamburg Ottensen. Neben der Gemeindearbeit ist er leidenschaftlicher Koch und auch als kochender Pastor bekannt.


Dieses Interview ist Teil unserer Serie „Wie glaubt … ? 5 Fragen, 5 Antworten“. Bekannte Christinnen und Christen beantworten darin Fragen zu ihrem Glauben.

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1 Kommentar

  1. Wäre Jesus über intelligente Fragen froh ?

    Ich frage mich hier in der Länge der Zeit, in der diese durchaus interessanten Interview`s stattfinden, warum vorallem die Frage gestellt wird, was man Jesus kochen würde. Ich sehe ja ein dass die Mahlgemeinschaft in der Antike im heutigen Heiligen Land die intensivste Form menschlicher Gemeinschaft war. Aber die Frage ist mir zu marginal und sie weicht auch allen Themen aus, die wir uns als Christen stellen müssen – oder was für infolgedessen tun möchten: Wirklich für diese Welt existenzielle Fragen fehlen völlig, oder? Dagegen geht es immer nur um uns selbst, um unser persönliches Heil, und nicht um die Welt. Denn Jesus ist für die ganze Menschheit gestorben und seine Erlösung gilt sogar dem gesamten Kosmos. Wichtig wäre auch: Warum gibt es hier soviel Unrecht? Was können wir für eine gerechtere Welt tun? Wie sollen/dürfen wir selbst leben? Welche Alternativen sollten wir Lieschen Müller anbieten, damit sie ausser ihrem Leben als Durchschnittsmensch auch eine Christin wird? Wie sollte im 21. Jahrhundert Ethik und Moral aussehen – legalistisch und/oder ehrlich? Wer solche schwierigen Frage stellt, der begibt sich wohlweislich in die Problematik, dass es Zank und Streit gibt über Antworten. Aber es gibt immerhin Menschen die es nicht unversucht lassen möchten, fair und auch konstruktiv zu diskutieren. Über Essen kann man aber kaum streiten, weil wir den anderen Geschmack jedem eher doch gönnen. Viellicht wäre Jesus dankbar wenn er wirklich auf Stipvisite käme, wenn wir ihm einigermaßen moderne und zudem aktuelle Fragen stellen? Etwa auch zum Klimawandel? Oder wann der die Schwerter zu Pflugscharen macht ? Oder nehmen wir die Fragen nicht wirklich ernst?

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