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Liebster Jesus, wir sind hier

Militärpfarrer Clausnitzer schrieb das Lied 15 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs. Es wurde oft vor dem Gottesdienstbeginn gesungen.

1. Liebster Jesus, wir sind hier,
Dich und Dein Wort anzuhören!
Lenke Herzen und Begier
hin auf Dich und Deine Lehren,
dass die Herzen von der Erden
ganz zu Dir gezogen werden!
3. O Du Glanz der Herrlichkeit,
Licht vom Licht, aus Gott geboren,
mach uns allesamt bereit
öffne Herzen, Mund und Ohren!
Unser Bitten, Flehn und Singen
lass, Herr Jesu, wohl gelingen.

2. Unser Wissen und Verstand
ist mit Finsternis umhüllet,
wo nicht Deines Geistes Hand
uns mit hellem Licht erfüllet
Gutes denken, tun und dichten
musst Du selbst in uns verrichten.

Tobias Clausnitzer (1619-1684)


Es ist ein klassisches Lied der Kategorie „Gottesdienst“. Es hatte beim Erstdruck die Überschrift: „Vor der Predigt“. Und da Jesus zugesagt hat, dass er „mitten unter uns“ ist, wird er gleich zu Anfang persönlich angeredet. Wer das Lied singt, bittet darum, die irdischen Pro­bleme beiseitelegen und ganz auf die himmlische Botschaft achten zu können.Die zweite Strophe weist darauf hin, dass wir in dieser dunklen Welt allein mit unserem Wissen und Denken nicht zurechtkommen. Daher folgt die inständige Bitte um göttlichen Beistand, um Hilfe durch Christus, den Messias. Ein Bibelwort schimmert durch, nachzulesen im Buch Jesaja (Kapitel 11, Verse 2-3).

Und auch in der dritten Strophe wird Jesus angesprochen. Er wird als das herrliche göttliche Licht besungen und gebeten, unsere Herzen zu öffnen, dem Prediger die rechten Worte in den Mund zu legen und Gebet und Gemeindegesang gelingen zu lassen.

Unser Lied ist anderthalb Jahrzehnte nach einer besonders finsteren Zeit entstanden. Der Autor war während des 30-jährigen Krieges Militärpfarrer und veröffentlichte unmittelbar nach Kriegsende eine Broschüre mit dem Titel „Fröhlicher Friedensbote“. Bald danach hielt er in Weiden (Oberpfalz) eine „hoch-feierliche Dankpredigt zum neuen Jahre 1649“. Die Stadtväter baten ihn umgehend, die dortige vakante Pfarrstelle zu übernehmen. Dieser Bitte folgte er und blieb dort bis zu seinem Tod 1684 tätig. Leider kam es zu neuen konfessionellen Streitigkeiten. Dabei ging es um die Nutzungsrechte kirchlicher Besitztümer, was auch für unseren Dichterpfarrer Folgen hatte. Er musste aus wirtschaftlichen Gründen nun auch noch nebenberuflich tätig sein.
Sein Predigtlied ist in der gottesdienstlichen Tradi­tion ­fest verankert. Seit kurzem ist es auch im „Gotteslob“ der katholischen Kirche zu finden. Dort und in einigen anderen Büchern gibt es kleine textliche Varianten, die man beim gemeinsamen Singen aber nicht alle bemerkt. Der barocke Wortschatz ist aber in der Tat manchmal etwas „süß“.
Gesungen wird unser Lied auf eine eingängige Melodie. Sie war ursprünglich für ein Adventslied geschaffen worden, aber nicht für die singende Gemeinde, sondern als Sologesang. Und dann hat ein anderer Musikus sie für unseren Text in eine wesentlich ruhigere Form umgestaltet. Und so ist unser Lied auch einfacher zu singen, gemeinsam im Gottesdienst oder eben im Fall der Fälle bei der Andacht daheim oder im Heim.

Text: Günter Balders


Hier findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

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