Tröstlich und einprägsam – Julie von Hausmann verarbeitete in diesem Lied ihr persönliches Leid. Theologen kritisierten den darin propagierten Glauben.
- So nimm denn meine Hände und führe mich
bis an mein selig Ende und ewiglich.
Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt:
wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit. - In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz
und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz.
Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind:
es will die Augen schließen und glauben blind. - Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht,
du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht:
so nimm denn meine Hände und führe mich
bis an mein selig Ende und ewiglich!
Julie von Hausmann
Nicht für den kirchlichen Gottesdienst bestimmt
Das 19. Jahrhundert war die große Zeit des Geistlichen Volkslieds. Solche Lieder waren in der Regel nicht für den kirchlichen Gottesdienst bestimmt. Eher sollten sie bei den damals entstehenden Jahresfesten und Missionsfesten gesungen werden.
Auch für die Versammlungen „hin und her in den Häusern“ und für die Familienandacht waren sie bestimmt. Aber auch der Einzelne konnte sie singen; bei einfacher Arbeit oder unterwegs. Die Lieder mussten denkbar einfach sein: kurz und knapp, eine schlichte Sprache, einprägsame Bilder, vielleicht auch ein Kehrreim, der den Kerngedanken in immer neuer Wiederholung den Herzen einprägt.
Unter den Top Ten der beliebtesten christlichen Lieder
„So nimm denn meine Hände“ ist ein überaus tröstliches Lied, das sich ganz der Führung Gottes anvertraut. Es gehört zu den volkstümlichsten geistlichen Gesängen. Wo immer man nach den beliebtesten christlichen Liedern fragt, kommt es garantiert locker unter die „Top Ten“.
In seiner Form genügt es den eben genannten Anforderungen: Es hat nur drei Strophen; die Anfangszeilen der ersten Strophe kehren in den Schlusszeilen der letzten Strophe wieder. Der Rhythmus ist einfach, die Sprache bildhaft und schlicht.
Aus persönlichem Leid gedichtet
Gedichtet hat es Julie von Hausmann, eine Baltendeutsche. Sie lebte unter anderem in Riga und Sankt Petersburg. Ihr Leben lang war sie kränklich: Migräne, Schlaflosigkeit. Manchmal kamen ihr in solchen Nächten Verse in den Sinn, die sie dann schnell notierte. Auch dieses Lied lässt deutlich erkennen, dass es aus persönlichem Leid heraus gedichtet ist.
Die volkstümliche Melodie stammt vom Schwaben Friedrich Silcher, der sich als Vater der deutschen Männerchöre einen Namen gemacht hat. Sie war allerdings zunächst für ein anderes Lied bestimmt, für das Abendlied „Wie könnt ich ruhig schlafen“.
Kritik von allen Seiten
Gelegentlich ist das beliebte Trostlied kritisiert worden: Manchen Kirchenmusikern war die Melodie zu sentimental. So fand es keine Aufnahme in das Evangelische Kirchengesangbuch von 1949. (Die Väter und Mütter unseres derzeitigen Evangelischen Gesangbuchs haben es allerdings rehabilitiert.) Theologen haben Anstoß daran genommen, dass das Lied den „blinden Glauben“ preist.
Ist wahrer Glaube nicht immer auch verstehender Glaube? Aber die Kritiker haben wohl übersehen, dass die Dichterin sich mit den Worten „und glauben blind“ auf einen Bibelvers bezieht: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Johannes 20,29).
Text: Reinhard Deichgräber
„„So nimm den meine Hände“ ist ein überaus tröstliches Lied“?
Also zunächst mal ist das ein falsch geschriebener Lied-Titel; den Unterschied zwischen „den“ und „denn“ solltet ihr doch kennen.
Das sollte uns eine Lehre sein. wegen des Foren-Relaunchs haben wir gestern einmal (!) auf das Vier-Augen-Prinzip verzichtet – auf nach Canossa. MfG, das Jesus.de-Team