„Der Zwang, sich selbst verwirklichen zu müssen“ ist der Titel des ersten Kapitels und beschreibt ein sehr relevantes Problem der heutigen Zeit. Wie oft fragen wir Gott, was wir für ihn tun können, anstatt einfach nur „mit ihm“ zu sein? Berufung leben, einen Unterschied machen, danach sehnen wir uns. Aber wie gelingt das ohne Druck? Johannes Braun befasst sich in diesem Buch mit unseren inneren Antreibern und dem Gefühl, immer schneller zu rennen, mehr zu tun und doch nie richtig anzukommen.
„Sanft“ würde ich dieses Buch beschreiben. Es geht um ein Thema, das die meisten von uns bewusst oder unbewusst betrifft, das schnell sehr persönlich wird und einen ehrlichen Blick auf das eigene Leben erfordert. Davor scheut der Autor sich nicht. Dieses Buch hat großes Potenzial für „Aha“-Momente, gibt aber gleichzeitig wenig vor. Zwar schließen sich an jedes Kapitel Reflexionsfragen an, der Hauptteil des Buches besteht jedoch aus persönlichen Geschichten.
Aufgrund des Titels und der Coaching Erfahrung des Autors hatte ich deutlich mehr Methoden, Schaubilder oder konkrete Schritte erwartet. Zwei Kapitel sind Modellen zu Lebensphasen und zu Grundängsten gewidmet, der Rest des Buches bildet einen erzählerischen Rahmen darum.
Wenn man mit der richtigen Erwartung herangeht, dennoch ein sehr lesenswertes, relevantes und unterhaltsam geschriebenes Buch. Wer diese Sehnsucht des Ankommens in sich spürt, sie aber noch nicht ganz packen kann, wird in diesem Buch wertvolle Impulse finden. Nur bedingt empfehlen kann ich es denen, die sich mit dem Thema bereits auseinandergesetzt haben und nun konkrete Hilfestellung und Arbeitsmethoden suchen. Die Stärke dieses Buches ist es, eine diffuse Sehnsucht konkret zu benennen und erste Orientierung zu geben.
Von Nadine Schliesky