Von Ingrid Bendel
Der Vater von Kaely Quinn, eine erfolgreiche Profilerin beim FBI, ist ein Serienmörder und sitzt bereits seit 20 Jahren im Gefängnis, als ein Trittbrettfahrer anfängt, die Morde ihres Vaters nachzuahmen. Die neuen Morde scheinen eine perfekte Kopie seiner Taten zu sein, bis auf ein Detail, das nie an die Öffentlichkeit gelangte. Kaely erhält den Auftrag, ihren inhaftierten Vater zu befragen, denn immerhin kopiert der Nachahmer bis auf einen kleinen Unterschied die Art und Weise, wie Ed Oliphant seine Morde verübte. Hat Ed vielleicht Kontakt zum Täter? Für die Ermittler ist Kaely die einzige Hoffnung, Ed Oliphant, zum Reden zu bringen. Kaely ist davon zunächst wenig begeistert, weil sie schon seit langem den Entschluss gefasst hat, ihrem Vater nie wieder gegenüberzutreten. Doch als weitere Opfer verschwinden, muss sie eine Entscheidung treffen: Wird sie es schaffen, ihrem Vater nochmal unter die Augen zu treten? Kann sie den nächsten Mord verhindern, bevor es zu spät ist?
Besonders gut hat mir gefallen, dass die innere Entwicklung von Kaely in diesem Buch ausreichend Raum findet, authentisch beschrieben wird und absolut glaubwürdig wirkt. Es ist hervorragend beschrieben, was sie empfindet, wenn sie an ihren Vater denkt und was die traumatischen Erfahrungen in ihrer Kindheit immer noch auslösen. Sie muss sich den Schatten ihrer Vergangenheit stellen und dabei werden ihr Glaube, ihre Beziehungen und ihre Arbeit auf die Probe gestellt. Kaely findet immer wieder Halt in ihrem Glauben, hat aber auch mit Zweifeln und Fragen an Gott zu kämpfen. Nancy Mehl scheut sich nicht, diesen inneren Kampf sowie die innere Zerrissenheit und den tiefen Schmerz in ihrer Seele zu thematisieren. Sie hat dabei die Themen Schuld, Vergebung, Vertrauen, Liebe und Hingabe sehr gut auf den Punkt gebracht.
Das Ende der Story hat mich nicht überzeugt. Ich fand einiges nicht ganz schlüssig und überhaupt etwas flacher gestaltet als die spannenden Höhen der ersten beiden Drittel.
Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil und es gelingt ihr immer wieder, den Spannungsbogen hochzuhalten. Die einzelnen Kapitel haben eine gute Länge und machen den Lesefluss noch angenehmer.
Mich hat überrascht, dass hier ein Krimi entstanden ist, der nicht einfach eine Grausamkeit an die nächste reiht, sondern psychologisch interessant aufgebaut wurde und der christliche Glaube eine Rolle spielt.