Bundespräsident Joachim Gauck hat die Verdienste des Pietisten August Hermann Franckes gewürdigt. "Gäbe es eine Champions League der großen Innovatoren unseres Landes – Francke zählte zu den Rekordmeistern", sagte der Bundespräsident am Samstag in Halle.
Am 22. März 1663 wurde der berühmte Pietist August Hermann Francke geboren. Zu diesem Anlass hat Bundespräsident Joachim Gauck eine Jubiläumsausstellung mit einer Festrede eröffnet.
Gauck erklärte, das Motto August Hermann Franckes, "Gott zur Ehre, den Menschen zu Nutzen", sei "bedeutsam in einer sich säkular gebenden Welt, in der Zeit gewisser Gottvergessenheit."
Gerade in seinen großen Leistungen sei Francke sich stets bewusst gewesen: "Menschliches Handeln kann viel bewirken, aber das praktische Gelingen liegt in Gottes Hand. So war er beides: praktisch und fromm." Mit seiner Betonung von Bibel und Bildung habe Francke die Kernanliegen der Reformation aufgenommen: "Das Wissen um Gott ganzheitlich fördern – eben mit Bibel und Bildung, mit Musik und Sozialarbeit, mit Konsequenz und Tatkraft, mit Mut und Empathie." Er habe das Luthertum globalisiert und weltgeschichtliche Wirkungen entfaltet.
Francke habe laut Gauck sein ganzes Leben Gott widmen wollen. "Wenn es darum ging, so nachhaltig wie möglich auf diese Weise Gott zu ehren und den Menschen zu nutzen, dann können wir uns die damit verbundene pietistische Präzision heute kaum noch vorstellen. Im Grunde wollte Francke, dass wir über jede Viertelstunde unseres Lebens Rechenschaft ablegen können", sagte Gauck vor den geladenen Gästen. "Gäbe es eine Champions League der großen Innovatoren unseres Landes – Francke zählte zu den Rekordmeistern." Er habe sich als erster systematisch die Mädchenbildung in Deutschland vorangebracht. Seine Bildungsreform sei immer für beide Geschlechter gedacht gewesen. Für Francke habe der Einzelne im Mittelpunkt gestanden, "gerade wenn sie aus der Gesellschaft gefallen sind, wie Waisenkinder".
"Das beste Deutschland, das Deutschland je hatte"
Für Francke sei das Individuum das "denkbar Kostbarste". Nicht "Kadavergehorsam" sei in Halle ausgebildet worden, sondern eher die "preußisch-pietistische Traditionslinie", die sich "im Mut und dem Wertebewusstsein der Widerständlich – etwa vom 20. Juli 1944" – verbinde.
Viel Lob hatte der Bundespräsident für die Bürger der Bundesrepublik. Er habe in seinem Amt erfahren: "Wir leben mit großartigen Bürgern im besten Deutschland, das Deutschland je hatte." Er erlebe, dass viele Menschen sich ehrenamtlich einbrächten.
Francke und viele seiner Nachfolger seien ihm in den letzten Jahren zu einer "Wiederentdeckung" geworden.
In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts sei das Gelände der Franckeschen Stiftungen verfallen und vergessen worden. Gauck lobte, dass sich im Publikum viele Menschen befänden, ohne deren Ehrenamt, innere Haltung, praktische Wirkung und ohne deren Mut der 350. Geburtstag August Hermann Franckes nicht hätte gefeiert werden können: "Sie alle haben aus Abbruchjahren Aufbruchjahre gemacht! Ihnen gebührt der Dank unseres Landes!"
Die Ausstellung "Vision und Gewissheit – Franckes Ideen 2013" in den Räumen der Franckeschen Stiftungen in Halle geht noch bis zum 21. Juli 2013. August Hermann Francke gründete ein Waisenhaus und christliche Schulen, druckte Bibeln, und verband so christliche Bildung mit sozialdiakonischem Engagement.
(Quelle: Christliches Medienmagazin Pro)