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Berlin: Kirchen erinnern mit Gedenkweg an Novemberpogrome

Die evangelische und katholische Kirche in Berlin laden zu einem stillen Gedenkweg ein und erinnern damit an die Novemberpogrome von 1938 — als Zeichen der Solidarität.

Heute rufen die evangelische und katholische Kirche in Berlin gemeinsam mit dem Handelsverband Berlin-Brandenburg die Novemberpogrome in Erinnerung. Mit einem stillen Gedenkweg solle an die Zerstörung jüdischen Lebens im Nationalsozialismus erinnert werden, sagte die Generalsuperintendentin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) für den Sprengel Berlin, Ulrike Trautwein, am Mittwoch. Es gehe auch um die eigene Schuldgeschichte: „Das Christentum hat dazu beigetragen, dass der Antisemitismus überall präsent war.“

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Umbenennung eines Platzes

Trautwein äußerte sich schockiert über die neue Welle des Hasses gegen Jüdinnen und Juden nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober. Zu dem gemeinsam mit dem Handelsverband Berlin-Brandenburg organisierten Gedenkweg seien 1.000 Teilnehmer angemeldet, so die Theologin.

Der Weg führt vom Winterfeldtplatz zum jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße, durch Straßen, in denen sich früher mehr als einhundert jüdische Geschäfte befanden. Ein Halt des Gedenkwegs wird am Joachimsthaler Platz sein, der am Mittwoch in Grünfeld-Ecke umbenannt wurde. Damit werde eine bedeutende jüdische Händlerfamilie gewürdigt, die an der Kreuzung zum Kurfürstendamm ein legendäres Geschäftshaus führte, hieß es.

Erzbischof Koch: „Zeichen der Solidarität mit jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn“

An dem Gedenkweg wollen unter anderem der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein, der katholische Erzbischof der Stadt, Heiner Koch, und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, teilnehmen. Sie werden an Zwischenstationen kurze Reden halten. Der Berliner Erzbischof Koch erklärte, dass der Gedenkweg ein „Zeichen der Solidarität mit unseren jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn“ sein solle. 

Link: Gedenken in Berlin

Quelleepd

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16 Kommentare

  1. Man kann nicht „die Juden“ lieben, auch nicht „die Araber“, ja, „die Deutschen“ auch nicht. Man kann Einzelne lieben, das geht. Mit einem wachen Herz. Aber man kann viele andere respektieren. Immerhin es versuchen, beharrlich und entschieden.

  2. Das was weitläufig als Erinnerungskultur gepflegt wird ist eine nette symbolische Handlung und da gibt es nichts einzuwenden, nur genügt es eben nicht ! Unsere Kirchen, als Repräsentanten des lebendigen Gottes auf Erden sollten schon in der Lage sein, das „fehlende Puzzelstück“ mitzuliefern.
    Woher kommt den dieser unselige Judenhass, der seit vielen Jahrhunderten den Erdkreis kontaminiert, ist es nicht so, dass das Volk Israel auf den Schöpfer hinweist? Und ist nicht die Erwählung der Juden den „Heidenvölkern“ ein Dorn im Auge?
    Kurz eingflochten, aus der gleiche Wurzel des Hasses bekommen weltweit auch die Christen dies zu spüren, sie sind die am meistens verfolgte Religionsgemeinschaft!
    Der Hass gegen die Juden hat etwas irrationales, weil er auch nur geistlich zu verstehen ist, sein Ursprung geht zurück auf Ismael den Sohn Abrahams, gezeugt mit der Magd, der wurde der Stammvater der Araber und vermutlich der erste Antisemit der Geschichte ! Die Verheißung aber ruhte auf Isaak dem Sohn der Sarah. „In dir sollen gesegnet sein alle Völker auf Erden“ so der Herr zu Abraham, die endgültige Erfüllung dieses Versprechens erfüllt sich in der Hinwendung der Menschen zu Christus. Er ist das A und das O, Anfang und Ende und das Ende kommt, die Wehen haben begonnen, Gottes Heilsplan erfüllt sich vor unseren Augen !

    • Genau, @St. Brudi

      vielleicht so: Im Kindergarten waehlt sich die Kindergaertnerin ein Kind als besonders aus.
      Die anderen merken die Bevorzugung und fangen an, das besondere Kind in der Pause deshalb zu belaestigen. Dann werden sie geschimpft. Schliesslich hassen alle das besondere Kind. Zum Schluss hassen sie auch noch die Kindergaertnerin …

      Wir Voelker sind die Kinder. Israel ist das besondere Kind. Gott ist die Kindergaertnerin.

      Antisemitismus ist letztendlich als Auflehnung gegen Gott zu verstehen.
      Deshalb: Wer Gott ablehnt, ist besonders gefaehrdet fuer Antisemitismus (kann man kaum verhindern, ist quasi eingebaut).

      Vielleicht ein bisschen platt, unterkomplex, undifferenziert, aber ein paar Koernchen Wahrheit sind dabei … oder?

      LG Joerg

      • Wobei, um im Bild zu bleiben, die Besonderheit des Kindes sich nur darin erstrecken würde, dass es freiwillig sehr viele zusätzliche Pflichten auf sich nimmt, die die anderen Kinder nicht haben.

        Die Kindergärtnerin hat übrigens alle Kinder dennoch gleich lieb. Es gibt keinen anderen Unterschied.

        Die Erwähltheit des Judentums ist kein Privileg und bezogen auf Gott auch kein Vorteil. Das wird gern anders dargestellt, um das Judentum zu diffamieren.

        Nach jüdischem Glaube wird ein Jude von Gott an 613 Weisungen gemessen, ein Nichtjude nur an 7 Weisungen.

        • Moin @D.A.Jörg,

          alles OK was du schreibst, aber das war nicht der Punkt.

          Der Punkt ist, schon durch die Auswahl eines Einzelnen (ob gerechtfertigt oder nicht, ob verpflichtend oder nicht) entstehen Neid-Mechanismen bei den Anderen (ob berechtigt oder nicht).

          Vgl Kain und Abel, Joseph und seine Brueder, Ismael und Jakob, verlorener Sohn und sein aelterer Bruder, Jesus Christus und andere Religionen, etc

          Es geht nicht darum, ist das gut oder schlecht, wer kann etwas dafuer, sondern beschreibend: es ist so.

          LG Joerg

          • Du schriebst von einer Bevorzugung des Kindes (=Judentum) durch die Kindergärtnerin (=Gott).

            Mir ist wichtig zu betonen, dass es gemäß jüdischer Theologie diese Bevorzugung nicht gibt. Streng genommen ist es eine (freiwillige) Benachteiligung.

            Der Neid ist also unbegründet. Er ist aber auch teilweise darin begründet, dass diese Erwähltheit von Nichtjuden häufig als Bevorzugung bezeichnet und verstanden wird.

    • Wehret den Anfängen

      Da kann ich dem Stammtischbruder, in allem was er schreibt, vollständig recht geben. Ich will mich nunmehr beschränken auf die Zustände und vorallem auch die Versäumnisse in der Weimarer Republik. Denn nach der furchtbaren Katastrophe des 1. Weltkrieges sind an seinen Nachwehen (Hungersnot, Armut) fast noch mehr Menschen gestorben als im ganzen 1. Weltkrieg. Später gab es – außer dem zwischenzeitlichen schwarzem Freitag – ein quierliges Berlin der Reichen und Schönen, nicht nur mit seinem Luxus und Vergnügungen, sondern auch unglaublichen Orgien. Das kann man gut nachlesen auch in einer Biografie über Albert Einstein, weil der Autor auch die allgemeine Stimmung beschreibt. Doch neben den Wohlhabenden gab es da noch die große Mehrheit der Armen, 30 Parteien im Reichstag, politische Instabilität und zudem dann die Besatzung der Siegermächte. Auf diesem Feuer kochten die heraufziehene Bewegung der Nazis ihr Süppchen. Tausende Braunhelmen marschierten dann durch Berlin, angeblich als anständige Deutsche, aber sie waren stets aufgerufen ihre Gegner auf den Straßen zu verprügeln und jenseits von Recht und Justiz Gewalt zu üben. Das Tohabohu diente dazu, auch die Handelnden der Politik verächtlich zu machen. Hitler war ein antichristlich begnadeter Propagandaredner, der mit seinen demagogischen Reden die Massen begeisterte, der Volksempfänger war auch später stets probates Medium für all jene Botschaften des Bösen. Das Versagen bestand darin, die Gefahr der Radikalisierung und Entchristlichung zu marginaliseren: Auch wenn bisweilen vor den Braunhelmen gewarnt wurde, so richtig ernst nahm man sie nicht. Die Demokratie diente den heraufziehenden Nazis, sie von innen her auszuhöhlen und auch mit ihren eigenen demokratischen Mitteln letztlich abzuschaffen: Durch Wahlen nicht nur in die Parlamente, sondern auch in die deutschen Kirchenvorstände der Ev. Kirche. Da gibt es dann ein nicht kleinzuredendes Versagen von uns Christinnen und Christen, denn auch viele Heilrufer waren fleißige Kirchgänger und stets überzeugte Gläubige. Nur die vielen Rädchen im Getriebe machten es dem Antichristen Hitler möglich, letztlich die Macht zu übernehmen. Sein Antisemitismus, dumme Lügen und eindeutige Absichten standen im „Mein Kampf“ von Adolf Hitler, der später nach der Machtübernahme wohl auch in bücherlosen Familien neben Kochbuch und Bibel seinen Platz fand. Dann gab es noch die Deutschen Christen, die einer Irrlehre huldigen, der Führer sei als Neuer Prophet gesandt. Die Juden dienten leider, wie vielfach in der Geschichte, aus unterschiedlichen Gründen, hasserfüllt als Sündenböcke. Gleichwohl hatten sie wie andere sehr treue Staatsbürger, bereits für den Kaiser schon im Ersten Weltkrieg gekämpft und übersahen oft auch die auf sie zukommende Gefahr. Heute muss man dabei eines sehr beherzigen: Es darf keine Toleranz für Menschen geben, die jede Toleranz, unsere gesamte Demokratie und die Werte der Menschlichkeit und Kultur lediglich mit Lüge und Hass bekämpfen. Dazu zählen auch zahlreiche Dumme, die bei Demos einfach mitlaufen ohne sich von Radikalinskis abzusondern. Oder seit der Jugend in einer anderen Kultur zu krankhaftem Hass und Vernichtungswillen jüdischen Menschen gegenüber erzogen wurden. Sie sind die neuen Wölfe im Schafspelz, wenn sie auch offen blanken Hass, Häme und verabscheuenswürdiges gegen jüdische Mitbürgern kommunizieren und nicht selten Gewalt ausüben. Es gibt viele Formen von Antisemitismus aus unterschiedlichen Quellen sowie linksradikalen und rechtsradikalen Ecken. Auch von Zugewanderten. Oder ewig Gestrigen.

      Es kann heute nur zwei wichtige Dinge geben: Solidarität zu üben mit jüdischen Mitbürgern und (bei aller notwendigen Kritik auch der israelischen Regierung gegenüber) sich unverbrüchlich für Israel einzusetzen und zu solidarisieren. Das zweite wäre zudem aufzuklären über die Narrative und Vorurteile gegenüber dem Judentum. Biblisch-theologisch gilt: Niemals hat unser liebender Gott, der selbst ein Mensch wurde und sogar seine Gewaltlosigkeit am Kreuz dokumentierte, Juden als Strafe für die Hinrichtung Jesu in alle Welt zerstreut und in Konzentrationslager gegeben. Ebenso niemals ist wahr dass es die Juden schuld sind am Tode Jesu, denn die Kreuzigung war eine Römische Strafe. Zudem war Jesus selbst Jude. Die Gebote gelten: Etwa du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten, oder du sollst Gott und alle Menschen lieben und sogar deine Feinde. Und Jesus kam als Friedefürst, der letztlich den Krieg bannt und den Frieden bringt. Liebe zu üben ist das Gegenteil unsäglichen Hasses all jener, die Rassisten und Antisemiten sind. Vor ihrem Schöpfer sind so alle Menschen gleich und auch mit all jenen Menschenrechten versehen, die zudem untrennbar zu unseren Europäischen Werten gehören. Also wehret den Anfängen. Joerg hat das vollständig recht: Menschen sind als Einzelwesen immer für das was sie tun oder nicht tun verantwortlich. Jesus kam und kommt ein Friedefürst, der mit Sanftmut und Liebe herrscht.

    • Und wie erklärst du dir dann den tief sitzenden Antisemitismus im Christentum, das sich viele Jahrhunderte ganz vorne bei der Judenverfolgung befand.

      • Moin D.A.Jörg,

        (Sorry @Bernd, falls die Frage v.a. an dich ging und ich dir hier vorgreife)

        „wie erklärst du dir dann den tief sitzenden Antisemitismus im Christentum, das sich viele Jahrhunderte ganz vorne bei der Judenverfolgung befand.“

        Wie schon an anderer Stelle erlaeutert. Nicht „Christentum“ (d.h. die bibl. Lehre der frohen Botschaft von Jesus Christus) hat Juden verfolgt, sondern konkrete Menschen.
        Ob das alles wirkliche Christen waren? Hr. Hehner spricht ja immer von den beruehmten „aktiven“ 3% … wer weiss das schon … (nur Gott).

        Diese Gruende fallen mir ein:
        – die Bibel nicht gekannt (weil Jahrhunderte nicht verfuegbar, nur indirekt ueber die kirchliche Lehre)
        – ganz in Machtstrukturen eingeklemmt (sagen und machen, was die Obrigkeit sagt/macht)
        – Neid & Bereicherung (willkommener Grund, anderen etwas ungestraft/kollektiv wegnehmen zu koennen; vgl Hexen-Verfolgung)
        – zu grossem Anteil: einfach dummes Mitlaeufertum, so wie heute auch (80-90% aller Menschen?). Nicht aufstehen, nicht aufmucken, wegducken, dulden oder so gar mitmachen … Alle wollen nur in Ruhe leben und keinen Aerger (vgl Corona-Lockdown)
        – warum zB Luther judenfeindlich war/geredet/geschrieben hat, weiss ich nicht. Der haette es besser wissen koennen (Bibelgelehrter) …

        Ob jemand Christ ist, kann man nicht in letzter Konsequenz erkennen (nur Gott sieht hinter die Stirn und in unser Herz).
        Indizien koennen Worte und vielmehr Taten sein. Aber selbst diese sind nur „Indizien“ …

        Ausserdem gibt es eine Pfadabhaengigkeit: auch schlimmste Verbrecher (auch Judenverfolger) koennen in ihren letzten Minuten vor dem Tod noch Umkehr und Vergebung erleben.
        Auch, wenn es in unseren Augen ungerecht erscheint – Gottes Gerechtigkeit ist anders, groesser.

        Letztendlich sind wir alle schwache, gebrochene, elende Kreaturen, die alle Erloesung durch Jesus Christus beduerfen. Ein Wunder, dass ER uns trotzdem liebt.❤💕😍

        LG Joerg

        • Danke dafür! Ich möchte es noch um einen einzigen Satz ergänzen, »Jesus wurde von der damaligen, weltlichen Regierung zum Tode verurteilt und im Gegenzug wurde das Verbrechen legitimiert.«

          • Danke fuer Ihre Zustimmung, Fr. Steffens,

            denn, wenn wir alle „Erloesung durch Jesus Christus beduerfen“, geht das nur, wenn ER fuer uns gestorben ist und auferstanden ist und ER auch heute im Stande ist, eine Beziehung zu uns zu ermoeglichen, die nicht auf Einbildung (Projektion) beruht.

            Wenn er nur ein vorbildlicher Mensch war, dann waere er halt vielleicht ein nachamenswertes Vorbild an dem wir uns orientieren koennten, aber kein wahrer Gott (der die Trennung zu Gott aufloesen kann), oder?

            Was wollen Sie mit Ihrer Ergaenzung sagen? „»Jesus wurde von der damaligen, weltlichen Regierung zum Tode verurteilt und im Gegenzug wurde das Verbrechen legitimiert.«“
            Was genau ist Ihnen persoenlich wichtig daran? Das interessiert mich.

            Es ist ja nicht verkehrt, denn es heisst im Glaubensbekenntnis:
            … Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, GELITTEN UNTER PONTIUS PILATUS, GEKREUZIGT, GESTORBEN UND BEGRABEN, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten …

            LG Joerg von NRW

        • Es gibt die Religion des Christentums, die Gruppe der Christen und die Geschichte des Christentums.

          Natürlich kann man Verbrechen immer als Taten einzelner relativieren. Das wird ja auch bei anderen großen Verbrechen von Bewegungen und Staaten gemacht: Nationalsozialismus, Kolonialismus, usw.

          Ja, der einzelne ist immer für seien Taten verantwortlich. Aber wenn ich mich einer Gruppe anschließe, muss ich mich auch für diese Gruppe mit verantworten.

          Die Frage aber stellt sich, inwieweit der Antisemitismus zur DNA des Christentums gehört. Bei der Geschichte des Christentums eine berechtigte Frage.

          • @D.A.Jörg
            zu „Aber wenn ich mich einer Gruppe anschließe, muss ich mich auch für diese Gruppe mit verantworten.“

            Guter Punkt. Das koennen wir gerne konkret durchgehen:
            A) Heute (westl. Individualismus)
            – dass ich Deutscher bin, dafuer kann ich nix, ich habe mich nicht willentlich dem angeschlossen, trotzdem ergeben sich Zwaenge und Pflichten (Steuern, politische Handlungen fallen auf mich zurueck) aber auch Rechte (Pass, visumfreies Reisen)
            – wenn ich Parteimitglied/in einem Verein bin, habe ich mich willentlich angeschlossen, da gibt es diese Rueckkopplung in der Verantwortung („gehet aus von Ihnen“).
            – wenn ich „Christ“ bin, kann ich mich evtl bewusst einer losen Gruppe angeschlossen haben (Freikirche), ggfs wurde ich in eine Gruppe getauft (Grosskirche) und muss dann ueberlegen, ob ich dort bleibe oder austrete, wenn zB die Kirchenleitung etwas Komisches sagt/tut/unterlaesst.
            – die Braut Christi (Gemeinschaft aller Glaeubigen) ist aber kein Zusammenschluss dieser Welt. Ich kann weder „eintreten“ noch „austreten“, Gott bestimmt, wer dazu gehoert.
            Das koennte man mit Fug und Recht als „wahres Christentum“ definieren. Nur Gott kann messen, wer Gruppenmitglied ist.

            B) Damals/woanders (Kollektivismus, Diktatur, Totalitarismus, keine Demokratie)
            – es gibt gar keine Moeglichkeit sich nicht anzuschliessen, man gehoert automat. dazu, wird vereinnahmt, hat keine Alternative auszutreten, ohne in rechtsfreien Raeumen zu landen
            zB Religionszugehoerigkeit wie die Obrigkeit/die herrschende Klasse
            zB Berufswahl (Handwerks-Gilden, Standeswesen)
            zB Zugang zu Bildung, etc

            Also ja, guenstige, individuelle Entscheidungsfreiheit gibt es nur in westlichen, freien Demokratien heute. In anderen Teilen der Welt oder zu anderen Zeiten, gab es kaum eine freie Wahl, wenn man nicht mehr oder weniger schwere Nachteile tragen wollte.

            In diesem Lichte betrachtet, wird der Einzelne als Gruppenmitglied mitschuldig, kann sich aber ggfs kaum/nicht durch „Austreten“ davon abgrenzen.

            zu „Die Frage aber stellt sich, inwieweit der Antisemitismus zur DNA des Christentums gehört. Bei der Geschichte des Christentums eine berechtigte Frage.“

            Es gibt also mE zwei Kategorien:
            1) gab oder gibt es die Moeglichkeit aus einer Gruppe (Religionsgemeinsch.) auszutreten (Verantwortung individ. leben)? Wie hoch sind die Kosten dafuer?
            2) was sagt die reine Lehre (m.E. fuer Christen die Bibel) als Massstab?

            Waehrend bei 2) die Sache fuer das Christentum klar ist (kein Antisemitismus biblisch ableitbar, oder?)
            Muss man bei 1) differenzieren. Die Kosten des Austritts sind heute bei uns vernachlaessigbar. Zu frueheren Zeiten/woanders auf der Welt, konnten/koennen diese sehr hoch sein (Tod/Ausgestossen sein fuer Ketzer)?

            OK?!

            LG Joerg

  3. zu „Es gehe auch um die eigene Schuldgeschichte: „Das Christentum hat dazu beigetragen, dass der Antisemitismus überall präsent war.““

    Das ist nicht wahr. Nicht das Christentum. Es waren Menschen, wie Du und ich, die:
    – mitgemacht haben
    – sich weggeguckt haben
    – keine Empathie gezeigt haben
    – alles Unangenehme verdraengt haben
    egal, ob aus Angst, vermeintlichem Schutz der eigenen Familie, Gleichgueltigkeit oder gar Einverstaendnis und Hass.

    Wenige haben Juden geholfen, Partei ergriffen, sich gegen Ungerechtigkeit aufgelehnt. So, wie heute auch.

    Nicht „das Christentum“ hat das getan. Es gibt kein Christentum. Es gibt einzelne, verantwortliche Menschen. Immer.
    Oder?

    LG Joerg von NRW

    • „Es gibt einzelne, verantwortliche Menschen, immer.“ Verantwortung muss ganz bewusst übernommen werden, was nur wenige Menschen für sich selbst tun! Dazu gehört zunächst, sich über die Würde als Mensch Gedanken zu machen.

      Wer verkörpert sie und über was kann sie demnach als Mensch, gemäß seiner Vorgaben, verfügen?
      Wen oder was kann sie repräsentieren, ohne die Würde des anderen zu verletzen?
      Woher nehme ich sie, ohne sie für den Rest der Menschheit zu schmälern?
      Wie kann ich vermitteln, welchen Wert sie durch die Menschheit repräsentieren kann?
      Verliere ich als Mensch diese Würde durch den Tod, oder ist sie von einem Herz getragen, dass sie so sehr liebt, dass dessen Würde unsterblich bleibt?
      Wem kann ich diese Würde als Mensch weitergeben und wer gibt sie mir nach dem Tod zurück?

      All diese Fragen kommen mir in den Kopf, wenn es um die Verantwortung geht, die ich als Mensch für ihn nicht nur wahrnehme, sondern auch umzusetzen versuche. Ich glaube, meine Würde ist durch den Herrn gesichert, doch der Vater muss die Verantwortung für ihr Kind übernehmen, will er als solcher repräsentierbar werden und auch für die Zukunft bleiben. Das hat etwas mit Übergabe und Übernahme zu tun, aber auch mit der Geburt, denn erst alles in eins zusammengeführt erwacht das Herz in seiner ganzen Würde.als Mensch zum Leben.

      Ich glaube nicht an Jesus, doch ich glaube an seine Geburt als Gottes Tochter, die sich auf den Sohn verlassen hat, der ihr als Bruder zur Seite stand. Dank dieser Konstellation und meiner Liebe zu ihren Kindern durfte ich eine Würde empfangen, die das Leben als Mutter mit sich bringt. In Verantwortung meinen Kindern und Gott gegenüber verfasste ich unzählige Texte, immer in der Hoffnung, sie mögen die Menschen erreichen, die in ihrer Würde verletzt und dadurch mit dem Leben überfordert waren. Jeder einzelne Mensch verkörpert den Teil der Würde, dem er sein Talent verdankt und es ist schwer genug, auch heute noch, dem Wort Gott in einer Welt gerecht zu werden, die sich zwar auf die Leistungsfähigkeit des Menschen bezieht, dabei jedoch der Würde nicht gerecht wird, die das Leben braucht, um seinen Energiebedarf umsetzen zu können.

      In diesem Zusammenhang haben nach meinem Ermessen, zumindest in meiner bisherigen Lebenszeit unzählige Menschen das Leben in seiner Form als Mensch unterstützt und damit Verantwortung für die Würde übernommen, an der das Leben aus unbestimmter Zeit (Gott) weiter wachsen kann. Der einzige Unterschied zwischen dem Menschen mit Verantwortungsbewusstsein und dem ohne dieses, der ist in der Würde definiert, die sich aus den Vorgaben ergibt, die das Leben bereits in seiner Genesis durch Gott vergegenwärtigt. Egal wie sehr sich der Mensch dagegen wehrt, ohne Gott bleibt auch seine Zeit unbestimmt und damit ohne das Herz, das einem Körper zugedacht an seinem Gedächtnis wachsen wird.

      Nun habe ich in meinen Worten formuliert, was ich über die Verantwortung des Menschen denke, damit sie sich von einem Leben unterscheiden kann, unter dessen Würde sie schon immer besteht, jedoch als solche erst in der ganzen Menschheit angekommen sein will, bevor ihre Geburt in der Würde eines Menschen auf Gott zurückfällt, bei dem sie bleibt und mit dem sie schon immer auf dem Weg ist. Vielleicht hat eben dieser Mensch bereits eine Lösung für den Tod gefunden und die Kirche für ein Herz eingesetzt, dessen Leben sie in seiner ganzen Würde umsetzen kann.. Ich weiß es nicht, doch ich glaube an die Katholische Kirche, weil ich in ihr auf Jesus getroffen bin, den sie seit seiner Geburt begleitet und das immer wieder auch mit existenziellen Problemen. Ich konnte meine Würde durch sie auf ein Herz übertragen, das für eine ganze Menschheit schlägt und über die ganze Welt verteilt, Verantwortung für ein Leben übernimmt, das auch in seiner Würde als Mensch Gerechtigkeit hervorbringt, die sich aus unbestimmter Zeit auf das Wohl einer Menschheit auswirkt, die Jesus in seiner Gerechtigkeit als ihren Vater bereits verloren geglaubt hat.

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