Einen Tag vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Berliner Ladenöffnungsgesetz hat der neue Berliner Bischof Markus Dröge die Bedeutung der Sonntagsruhe als «gesellschaftliche und kulturelle Errungenschaft» unterstrichen. Verkaufsoffene Sonntage drohten «den Unterschied zwischen Werktagen und Ruhetagen einzuebnen», sagte Dröge am Montag in Berlin in einem epd-Gespräch.
Menschen bräuchten einen gemeinsamen freien Tag für die Familie, die Begegnung und das Engagement, «sonst zerbricht die Gesellschaft». Mittlerweile gebe es in manchen Regionen wesentlich weiter reichende Regelungen als in Berlin. Das zeige, «was auf dem Spiel steht», sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Das Bundesverfassungsgericht verkündet am Dienstag das langerwartete Urteil zum Berliner Ladenöffnungsgesetz. In Berlin dürfen die Geschäfte seit 2006 an bis zu zehn Sonntagen zwischen 13 und 20 Uhr öffnen, darunter an allen vier Adventssonntagen. Dagegen hatten die evangelische und die katholische Kirche vor dem höchsten deutschen Gericht geklagt.
Die Befürchtung, dass der Gottesdienstbesuch unter der Sonntagsöffnung leidet, habe sich bislang zwar nicht bestätigt. Auf Dauer werde das Gemeindeleben aber beeinträchtigt, wenn die Sonntagsöffnungszeiten bestehen bleiben, sagte Dröge, der kürzlich die Nachfolge von Wolfgang Huber angetreten hat.
Zugleich verwies der Bischof auf kirchliche Angebote für bestimmte Zielgruppen. «Natürlich stehen wir vor der Aufgabe, attraktive Angebote für alle Menschen in unseren Regionen zu machen.» Viele Gemeinden stellten sich etwa auf die Situation von Familien oder Jugendlichen ein und böten am Nachmittag oder am frühen Abend Gottesdienste und Veranstaltungen an. Auch Gottesdienste an Werktagen könnten für Berufstätige eine Möglichkeit sein. «Eine wirkliche Alternative zum Sonntagsgottesdienst, an dem die Kirchengemeinde so vollständig wie möglich versammelt ist, können diese Angebote aber nicht sein», argumentierte Dröge.
(Quelle: epd)