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Bundestagsvizepräsiden: „Glaube ist nicht nur Privatsache“

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat beim Marburger Ökumenegespräch den Zusammenhang zwischen Demokratie und Religion hervorgehoben.

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«Religion braucht Freiheit zu ihrer Entfaltung. Die Diktaturerfahrungen aus Vergangenheit und Gegenwart sind da eindeutig», sagte Thierse am Samstag in Marburg. Andererseits sei die gewährte Religionsfreiheit auch eine Aufforderung an die Religionsgemeinschaften, an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken. Glaube sei nicht nur Privatsache, sondern fordere auch öffentliches Handeln.

 Neuere Forschungsarbeiten kämen zu dem Schluss, dass die für eine Demokratie wesentlichen Tugenden im Profil christlicher Bürger «ausgeprägt vorhanden» seien, etwa Toleranz, Partizipationsbereitschaft oder übernationales Denken, sagte Thierse. Das Evangelium liefere zudem eine tiefe Begründung für eine Gerechtigkeitspolitik und widerspreche einer Reduzierung des Menschen auf die Arbeitskraft und die Konsumentenrolle. Thierse ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

 Nach den Worten des evangelischen Theologen Christoph Markschies haben sich die evangelische und die katholische Kirche lange Zeit mit der Demokratie schwer getan. Für beide Konfessionen könne man «über lange Strecken von einem Demokratiedefizit sprechen», sagte der Professor für Kirchengeschichte und frühere Präsident der Berliner Humboldt-Universität.

 Der deutsche Protestantismus «entsetzte» sich Markschies zufolge über die Französische Revolution, die Revolution von 1848 und trauerte dem Kaiserreich nach. Die «scharfe Abneigung» gegen Revolutionen habe eine positive Einstellung zur Demokratie verhindert. Erst 1985 habe die evangelische Kirche ein theologisch begründetes Bekenntnis zur Demokratie veröffentlicht. Markschies sprach von einer «verspäteten Demokratie auch in der evangelischen Kirche».

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 Das Thema des 13. Marburger Ökumenegespräch lautete «Wie viel Demokratie braucht Religion? – Wie viel Religion braucht Demokratie?» Die Marburger Ökumenegespräche finden seit 1987 alle zwei Jahre statt. Die Stadt Marburg veranstaltet sie gemeinsam mit der Philipps-Universität sowie der evangelischen und der katholischen Kirche. Die Veranstaltung steht in loser Verbindung zu den berühmten Religionsgesprächen zwischen Luther, Zwingli und anderen Reformatoren 1529 in Marburg.

(Quelle: epd)

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