Das Oberhaupt der Katholiken in Syrien hat ein beherzteres Eintreten des Westens für die Christen im Kriegsland gefordert. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte Patriarch Ignatius, seine Glaubensgeschwister kämpften im Nahen Osten ums bloße Überleben.
Die Christen im Nahen Osten säßen alle im selben Boot, sagte der Patriarch: "Wir werden immer weniger. Während andere Christen in der ganzen Welt versuchen, ihren Lebensstandard zu verbessern, kämpfen wir Christen im Nahen Osten ums bloße Überleben." Die Christen zahlten einen hohen Preis und das, obwohl sie keine Partei im syrischen Konflikt seien. Immer mehr Christen verließen Syrien.
"Dabei ist unsere Rolle im Nahen Osten sehr wichtig. Wir tragen eine große Verantwortung, die uns von Gott auferlegt wurde. Wir müssen in dieser Region bleiben wie die Hefe im Teig", erklärte er weiter. Er habe nicht den Eindruck, dass dem Westen viel daran gelegen sei, dass die Christen im Nahen Osten blieben.
Das katholische Oberhaupt erklärte gar, westliche Kräfte erschienen ihm als Komplizen im "mörderischen Konflikt": "Frankreich, England und Amerika haben von Anfang an den gewaltsamen Sturz des Regimes in Syrien gefordert, und zwar im Namen der Demokratie. Dabei wussten alle, dass dadurch der Konflikt eskalieren und zu einer großen Tragödie führen wird. Bis jetzt wurden mehr als sieben Millionen Menschen vertrieben, Hunderttausende getötet. Dafür ist die westliche Politik mitverantwortlich."
Zudem kritisierte er, die Politik des Westens setze dem politischen Islam nichts entgegen: "Sie tolerierte ihn, angeblich, weil Muslime ihre Gesellschaften nur unter dem Aspekt Religion organisieren könnten. Westliche Politiker vernachlässigten außerdem ihre Aufgabe im Nahen Osten, den Fortschritt, die Demokratie und den Aufbau ziviler Rechtssysteme zu unterstützen. Auch damit förderten sie den politischen Islam."
Sehnsucht nach Demokratie
Er wolle dem Islam nicht das Existenzrecht absprechen. Dennoch solle er sich aus politischen Entscheidungen heraushalten. "Islamische Parteien begründen die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme ausschließlich mit dem Islam. Mit Hilfe dieses Dogmas vereinnahmt der Islam jegliche Macht – die politische, die soziale und die wirtschaftliche Macht." Die Kirche hingegen fordere die Trennung von Staat und Religion: "Wir Christen glauben an die Demokratie. Wir wünschen uns ein politisches System, worin alle Bürger gleiche Rechte und Pflichten haben, ein System, das die Gleichheit gewährleistet."
Über die Leiden der Christen im Mittleren Osten, nämlich in Pakistan, berichtet zudem der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Allein seit Anfang Januar habe es über 40 schwere islamistische Anschläge gegeben. Christen flöhen oder tarnten sich. "Unsere Lage war schon immer schwierig, aber wir hatten Hoffnung. Doch die Hoffnung wird immer kleiner", zitiert das Magazin den Erzbischof von Lahore, Sebastian Francis Shaw. Die Regierung wisse um das Elend der Christen, fürchte sich aber vor den Taliban. Deshalb hätten viele Christen im Land nun Bürgerwehren gegründet. Sie seien auf sich selbst gestellt.
(Quelle: Christliches Medienmagazin Pro)