Ein ehemaliger Jugenddiakon ist wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden. Die Betroffenen zeigten sich weitgehend zufrieden mit dem Urteil des Bielefelder Amtsgerichts.
23 Monate Haft auf Bewährung sowie eine Geldstrafe: So lautet das Urteil, das nach nur drei Stunden Verhandlung am Mittwoch feststand. Der ehemalige Diakon aus dem evangelischen Kirchenkreis Bielefeld sei geständig gewesen, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts Bielefeld dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bewährungszeit beträgt vier Jahre. Als Geldstrafe muss der 51-jährige Mann 6.000 Euro zahlen. Zudem habe der Angeklagte den Anspruch der Geschädigten auf Schmerzensgeld anerkannt.
Anklage: Missbrauch in sieben Fällen
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen in sieben Fällen vorgeworfen. Zudem war der Mann wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material angeklagt. Der Kirchenkreis Bielefeld hatte nach eigenen Angaben unmittelbar nach Bekanntwerden des Falles den Beschuldigten vom Dienst freigestellt und das Arbeitsverhältnis beendet. Zudem hatte der Kirchenkreis bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Strafanzeige erstattet.
Zu den Vorfällen kam es laut Anklage im Zeitraum von 2005 bis 2011. Der Beschuldigte lud demnach einen Kreis von Jugendlichen regelmäßig privat ein. Die Anwesenden sollen zum Teil nackt zusammengesessen haben. Dabei seien auch Aufnahmen gemacht worden. Der Mann berührte den Angaben zufolge mehrere männliche Jugendliche in sexueller Absicht an deren Geschlechtsorganen. Darüber hinaus sollen gemeinsame Saunagänge und Massagen stattgefunden haben.
„Genugtuung“ für die Betroffenen
Laut einem Bericht des WDR äußerten sich Betroffene weitgehend zufrieden mit dem Urteil. Eines der Missbrauchsopfer hatte sich als Nebenkläger an dem Prozess beteiligt. Das Urteil sei ein Stück weit Genugtuung für die Betroffenen, so der Nebenkläger.
Unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens sei im März dieses Jahres in Abstimmung mit den Betroffenen eine wissenschaftliche Studie zur Aufarbeitung in Auftrag gegeben worden, erklärte der Bielefelder Superintendent Christian Bald. «Wir werden die Ergebnisse des Abschlussberichts veröffentlichen und Empfehlungen aus der wissenschaftlichen Aufarbeitung mit Blick auf unsere Strukturen innerhalb der Kirche umsetzen», erklärte Bald.
Quellen: epd, www.wdr.de