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Patriotische Weihnachtsshow – 100 Jahre „National Christmas Tree“ in den USA

Heiligabend 1923 ließ US-Präsident Coolidge erstmals den „National Christmas Tree“ erleuchten. Die Tradition spiegelt bis heute die Befindlichkeit der US-Nation wider.

Von Alexander Lang (epd)

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Es ist ein großes Spektakel, wenn der US-Präsident alljährlich den Knopf drückt und bunte Lichter am Weihnachtsbaum aufblinken. Jubel aus tausenden Kehlen, die US States Marine Band spielt, Fernsehkameras filmen. Und Stars aus der Unterhaltungsbranche singen poppige Weihnachtssongs auf einer Bühne im „Ellipse“-Park. Dort, südlich des Weißen Hauses in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington D.C., wurde vor 100 Jahren erstmals der „National Christmas Tree“ entzündet.

Was am 24. Dezember 1923 als Initiative städtischer Bediensteter und Vertreter der Elektroindustrie eher still in unmittelbarer Nähe des präsidialen Amtssitzes begann, hat sich über die Jahrzehnte zu einer patriotischen Familienshow entwickelt. Diese findet dieses Jahr am 30. November statt und wird vom US-Fernsehsender CBS am 15. Dezember in die Wohnzimmer der Amerikaner übertragen. Rund 10.000 Besucher sind live dabei, sie wurden durch eine Lotterie ausgewählt. Zu Beginn der Weihnachtszeit versichert sich die zunehmend gespaltene US-amerikanische Nation ihrer Einheit und Stärke, auch gegenüber der restlichen Welt.

Das Entzünden der Lichter eines meterhohen – immer wieder auch in den Nationalfarben Rot, Blau und Weiß leuchtenden – Nadelbaums durch den Präsidenten und die First Lady ist ein hoch symbolischer Akt: Wie seine Amtsvorgänger forderte US-Präsident Joe Biden vergangenes Jahr seine Landsleute dazu auf, in krisenhafter Zeit für amerikanische Werte wie Demokratie, Freiheit und Familie zusammenzustehen – und dankte den weltweit stationierten US-Truppen. Der immergrüne Christbaum sei ein Hoffnungszeichen und erinnere daran, „dass auch in den kältesten und dunkelsten Tagen des Winters das Leben und die Fülle zurückkehren werden“, sagte Biden in seiner kurzen Ansprache.

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Immer weniger christlich geprägt

Die Entzündung des „National Christmas Tree“ zum Jahresende hat sich in der immer weniger christlich geprägten und multireligiösen US-Gesellschaft allerdings über die Jahre gewandelt. Ursprünglich hatte sich Präsident Calvin Coolidge (1872-1933) vor allem an ein christliches Publikum gerichtet, als er Weihnachten 1923 die Tradition mit einer 14,5 Meter hohen, mit 2.500 Glühbirnen geschmückten Balsamtanne begründete. Heute wird die Zeremonie von der Nationalpark-Verwaltung, einer Abteilung des US-Innenministeriums, sowie der Nationalpark-Stiftung veranstaltet. 1925 wurde sie erstmals landesweit im Radio übertragen.

Die American Civil Liberties Union (ACLU) klagte Ende der 1960er Jahre gegen das Aufstellen einer Weihnachtskrippe mit der Geburtsszene von Jesus Christus in der Nähe des Baumes. Diese könne „anstößig“ für Nichtchristen sein, argumentierte die liberale Bürgerrechtsorganisation. Ein Richter entschied hingegen, das Entzünden des „National Christmas Tree“ sei eine „völlig säkulare“ Sache. Als Zwecke nannte er unter anderem, Wirtschaft, Arbeitsplätze und Tourismus in der Hauptstadtregion zu fördern.

Friedensbotschaft für alle Menschen

Die demokratischen Präsidenten Barack Obama und Joe Biden machten in ihren Ansprachen deutlich, dass sich die weihnachtliche Friedensbotschaft an alle Menschen gleichermaßen richte. Der Republikaner Donald Trump wünschte im Corona-Jahr 2020 allen Familien ein frohes Fest, adressierte in seiner Rede adressierte in seiner Ansprache jedoch vor allem seine christlichen Mitbürger.

Das gefühlsbeladene „National Christmas Tree Lighting“ ist immer auch eine Zustandsbeschreibung der amerikanischen Politik und Gesellschaft und ihrer Themen. Präsident Harry S. Truman wetterte 1950 gegen „gottlosen Kommunismus“. Präsident Lyndon B. Johnson rief 1966 angesichts der wachsenden Bürgerrechtsbewegung dazu auf, auch schwarzen Amerikanern endlich gleiche Rechte zu gewähren. Als Präsident Coolidge 1923 erstmals den „National Christmas Tree“ entzündete, waren nur Weiße zur Veranstaltung geladen. Die schwarze Bevölkerung der Hauptstadt durfte dann um Mitternacht nachfeiern.

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Hauptsache: believe

Barack Obama setzte als erster schwarzer US-Präsident ein besonderes Zeichen für die Gleichstellung. Der Musikliebhaber holte schwarze US-Stars wie Blues-Gitarrist B.B. King, Soul-Diva Aretha Franklin und die R&B-Sängerin Mariah Carey auf die Bühne.

Wenig abgewinnen kann der ehemalige Frankfurter und Wiesbadener Citykirchenpfarrer Jeffrey Myers indes der 100 Jahre alten amerikanischen Tradition. Die „Zivilreligion“ eines guten Miteinanders mache Weihnachten „leicht zum allgemeinen Fest der Liebe oder zum winterlichen Wohlfühlfest“, kritisiert der gebürtige US-Amerikaner. „Es bleibt ziemlich egal, was man glaubt: Hauptsache ‚believe!'“

Infos: National Christmas Tree

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4 Kommentare

  1. Sehr professionell von euch Jesus.de Team 🙂
    Und ja genau so wie der Andere Jörg schreibt. Donald Trump zu kritisieren kann und sollte man. Er hat viele Dinge falsch gemacht…… Aber dann sollte man es dann tun wenn er wirklich was falsch gemacht hat.
    Ich bin bei Herr Trump sehr skeptisch. Klar er hat gute und auch christlich Konserative Seiten. Aber er ist nicht ohne…..

    Nette Grüße
    Fabian

  2. Zitat: Provokativ und ausgrenzend agierte der Republikaner Donald Trump im Corona-Jahr 2020: In seiner Rede wünschte das Staatsoberhaupt nur seinen christlichen Mitbürgern ein gutes Weihnachtsfest.

    Ich habe mal bei Youtube nach der Rede gesucht. Und ich habe sie auch gefunden. Hier poste ich mal keinen Link aber der YT-Kanal ,,Trump White House Archived´´ hat das Video hochgeladen. Es dauert 4 1/2 minuten. 🙂

    Und siehe da: Direkt am Anfang sagt er: an ALLE Familien in der USA und rund um den Globus…. später wiederholt er gleich drei mal das er allen Familien der USA und der Welt Frieden, Gemütlichkeit und Liebe zu Weihnachten wünscht.
    Also Ich habe es viermal rausgehört.
    Er predigte über das Werk und das Wirken Jesu Christus. Über die Bedeutung der Christlichen Nächstenliebe. Und über seine Besorgnis in der Pandemie. Er wünschte allen Ärzte, Forschern und Krankenschwestern viel Erfolt. Und hoffte das die Medikamente und Impfungen wirken.
    Auch sagte er das er sich um den Frieden innerhalb der Welt und den USA sorgen macht. Und die Bedeutung von Hoffnung und Liebe in der Welt. Auch dankte er denen die für Recht und Ordnung einstehen. Ganz gleich welcher Religion und Hautfarbe.

    Hätte Barack Obama genau die gleiche Rede gehalten dann hätten die Medien seine Rede gefeiert.
    Aber da es Donald Trump war ist es ja Hetze und Spaltung.
    Verstehe.

    • Wir haben uns das Video angesehen, Rücksprache mit dem Autor der Agentur gehalten und den Text angepasst. Trump adressierte im Mittelteil seiner predigtartigen Rede offensichtlich seine christlichen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Allerdings galt sein Gruß zu Beginn und am Ende allen Familien. MfG, das Jesus.de-Team

      • Moin,

        vorab: Im Trump-Satz ist ein „adressierte in seiner Rede“ zu viel.

        Ich mag Trump nicht, ich halte ihn für fürchterlich in vielerlei Hinsicht. Aber ich würde dennoch empfehlen, den Passus mit ihm ganz zu streichen. Ich gehe mal davon aus, dass es so ist, wie Fabian schrieb.

        Das Trump eine Rede zu Weihnachten, was bekanntlich ein christliches Fest ist, schwerpunktmäßig an Christen richtet, finde ich als Nichtchrist sogar ausgesprochen gut. Schlimm wäre es, wenn wie von Präsident Coolidge ein Teil der Christen ausgegrenzt würde.

        Aber Weihnachten sich vor allen an Christen zu wenden, am z.B. Jom Kippur vor allen an Juden und z.B. am Zuckerfest vor allen an Muslime ist doch normal. Natürlich gehört es sich, Friedenswünsche dabei an alle Menschen zu richten. Das aber hat Trump hier ja getan.

        Es gibt reichlich, was man an Trump völlig zu Recht kritisieren kann. Hier wirkt es aber wirklich deplatziert.

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