- Werbung -

„I have a dream“: Martin Luther King improvisierte seine bekannteste Rede

Martin Luther Kings Ansprache gegen Rassentrennung von 1963 ist auch nach 60 Jahren noch weltbekannt. Die berühmte Passage „I have a dream“ improvisierte der Pastor und Bürgerrechtler offenbar.

Von Konrad Ege (epd)

- Werbung -

Vor 60 Jahren, am 28. August 1963, kamen rund 250.000 Menschen in der US-Hauptstadt Washington zusammen. Viele trugen ihre beste Sonntagskleidung, die Männer Krawatte, trotz der Sommerhitze. Es war die bis dahin größte Kundgebung in der Geschichte der USA, das Fernsehen übertrug. Die Menschen kamen, um für ihre Bürgerrechte zu demonstrieren. Am meisten bewegt hat der junge schwarze Baptistenpastor Martin Luther King (1929-1968).

«I have a dream», rief er ihnen zu, «Ich habe einen Traum». Er träume davon, dass seine vier Kinder einmal in einer Nation leben würden, «in der man sie nicht nach der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt». Man müsse «den Schuldschein der Gründerväter der USA einlösen», verlangte King, wonach allen Menschen «die unveräußerlichen Rechte von Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück garantiert sind».

Marsch auf Washington

Auf den Flugblättern des «Marsches auf Washington für Jobs und Freiheit» standen Details der Forderungen: umfassende Bürgerrechtsgesetz gegen Diskriminierung, ein massives Regierungsprogramm zur Schaffung von Arbeitsplätzen, verbindlicher Mindestlohn von zwei Dollar in der Stunde. Zur Kundgebung hatten alle großen Bürgerrechtsverbände der USA aufgerufen. Es sprachen neben Bürgerrechtsführern wie King der Präsident der Automobilarbeiter-Gewerkschaft, Walter Reuther, der römisch-katholische Erzbischof von Washington und andere Geistliche.

Die Bewegung hatte in den 1960er Jahren bereits erste Erfolge gegen die «Rassentrennung», wie es damals hieß, errungen. Doch im Süden der USA prägten Apartheid-ähnliche Zustände den Alltag. Der demokratische Präsident John F. Kennedy machte mit einer Rede im Juni 1963 vielen Menschen Hoffnung: Gleichberechtigung sei ein «moralisches Anliegen», für das man Antworten in der Bibel und in der amerikanischen Verfassung finde. Kennedy mobilisierte auch Nationalgardisten zum Schutz des ersten schwarzen Studenten der Universität von Mississippi.

Vor der Großkundgebung am 28. August aber sei er skeptisch gewesen, berichtete der damals 23-jährige John Lewis von der Studentenorganisation SNCC, der jüngste Redner beim «Marsch auf Washington». Bei einem Treffen mit Bürgerrechtlern habe der Präsident vor «Unruhen und Chaos» gewarnt. Nach der Kundgebung aber habe er die Redner im Präsidentenbüro empfangen und sei voll des Lobes gewesen, sagte Lewis in einem in der Kennedy Bibliothek in Boston aufbewahrten Interview.

Am 28. August waren laut einem Bericht der Kinowochenschau Tausende Soldaten in Alarmbereitschaft. Die Hauptstadt habe ein Alkoholverbot erlassen.

King im Visier der Behörden

Zwei Tage nach Martin Luther Kings Rede schrieb der FBI-Abteilungsleiter William Sullivan, er sei wegen der «machtvollen demagogischen Ansprache» überzeugt, dass King der bedeutendste und gefährlichste Anführer unter den schwarzen Führungspersönlichkeiten sei: «Wir müssen jetzt auf ihn abzielen.»

- Weiterlesen nach der Werbung -

Die Sicherheitsbehörde FBI warnte vor einem kommunistischen Einfluss auf die Bürgerrechtsbewegung. Im Oktober 1963 ließ Generalstaatsanwalt Robert Kennedy, der Bruder von Präsident Kennedy, Kings Telefon abhören, wie Taylor Branch schrieb, Autor mehrerer Bücher über die Bürgerrechtsbewegung.

Präsident Kennedy wurde drei Monate nach der Kundgebung ermordet. Sein Nachfolger Lyndon B. Johnson unterzeichnete 1964 ein weitreichendes Bürgerrechtsgesetz und 1965 ein Wahlrechtsgesetz. Inzwischen wird in den USA im Januar ein Nationalfeiertag zu Ehren von Martin Luther King gefeiert, in Washington steht ein Martin-Luther-King-Denkmal.

Für den 60. Jahrestag der Rede hat Kings Sohn Martin Luther King III eine Kundgebung angesagt: Trotz der «bedeutenden Fortschritte» gebe es noch viel zu tun. Der Einkommensgraben zwischen weißen und schwarzen US-Amerikanern bleibt. Die «Black Lives Matter»-Bewegung hat mittlerweile auch die fortgesetzte Polizeibrutalität gegen Schwarze zum Thema gemacht.

Aufforderung zur Demokratie

Das «Nationale Museum der Afrikanisch-Amerikanischen Geschichte und Kultur» in Washington stellt zum Jahrestag Kings Redemanuskript aus. Erstaunlich: Im ursprünglichen Manuskript fehlt die berühmte Passage: «Ich habe einen Traum». King hat improvisiert.

In seiner Autobiografie, zusammengestellt von Historiker Clayborne Carson nach Kings Tod im Jahr 1968, wird der Bürgerrechtler so zitiert: Er habe anfangs aus dem Manuskript gelesen, doch angesichts der Reaktionen der Zuhörer gedacht, er solle die Formulierung «I have a dream» einbringen. Er habe diesen Satz häufiger verwendet.

Kings Rede am 28. August 1963 war eine Aufforderung zur Demokratie und zur Teilhabe. Spätere radikalere Forderungen des Pastors werden weniger zitiert – etwa seine Forderung nach «radikaler Umverteilung der wirtschaftlichen und politischen Macht» im Jahr 1967. Im selben Jahr formulierte er sein «Nein» zum Vietnamkrieg mit der Anklage, die USA seien der «größte Verbreiter von Gewalt in der ganzen Welt».

- Werbung -

Martin Luther King wurde am 4. April 1968 im Alter von 39 Jahren ermordet. Der Attentäter James Earl Ray wurde verurteilt und starb 1998 im Gefängnis. Thesen von einer «großen Verschwörung» zum Mord haben sich nicht bestätigt.

Quelleepd

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht

1 Kommentar

  1. Die Bergpredigt lässt grüßen

    Was mich an Martin-Luther King auch faszinierte, war sein Schulterschluss mit Billy Graham – und umgekehrt – in Sachen Rassismus. Dies hat mich dann auch versöhnt mit einigen Haltungen und Meinungen von Billy Graham, die ich nicht teilen kann. Aber beide waren sich unisono einig, dass Christsein neben einem großen Vertrauen in Gott (Glauben=Vertrauen) auch das Tun des Gerechten erforderlich macht. Dies darf man aber nicht verwechseln mit Werkgerechtigkeit. Wichtig ist das alte klösterliche Ideal zu verwirklichen: „Bete und arbeite“. Denn Gott hat die Welt nicht als Selbstbedienungsladen organisiert und als Märchenland wo Milch und Honig und alle Wunscherfüllung funktionieren. Gott hat uns die Schöpfung in die Hände gelegt, auch wenn wir unvollkommen und Sünder sind. Er hat keine anderen Hände als unsere. Und niemand kann daher Rasissmus bekämpfen ohne Kampf, ohne Engagement und nicht mit überhöhter Konfliktscheu. Dass dies heute noch notwendig ist, auch und vor allem noch in den USA, scheint überaus deutlich zu sein. Denn Menschen mit schwarzer Hautfarbe sind da nicht durchgehend so gut gelitten wie der weiße angebliche Norm-Mensch. Martin-Luther-King hatte auch sonst Mut, seine politischen Ansichten zu äußern: „Kings Rede am 28. August 1963 war eine direkte Aufforderung zur Demokratie und zur Teilhabe. Spätere radikalere Forderungen des Pastors werden weniger zitiert – etwa seine Forderung nach «radikaler Umverteilung der wirtschaftlichen und politischen Macht» im Jahr 1967. Im selben Jahr formulierte er sein «Nein» zum Vietnamkrieg mit der Anklage, die USA seien der «größte Verbreiter von Gewalt in der ganzen Welt“. Leider gehört dies auch zur Wahrheit, aber den gleichen Schuh müssen sich dann andere Großmächte heute unisono stärker anziehen. Heute sind es leider an Fläche und Bevölkerung sowie politischer Gewichtung gemessen zuerst Russland, ggfls. wegen fehlender Menschenrechte auch China, die globale Schmuddelkinder sind. Leider ist ein wirklich unlösbares Problem der Diplomatie, dass politische Menschen dies alles so nicht klar sagen zu dürfen. Aber Otto-Normalverbraucher ist es erlaubt, er ist an keine politische Schweigepflicht und etwaige Sprachverbote gegen Menschenrechte gebunden. Auch nicht so phantastische Menschen etwa wie Martin-Luther King. Denn deren Frömmigkeit lässt sich empfiden, als seien sie lediglich in politisch-soziale Sprache übersetzte Verdeutlichungen der Begpredigt. Leider pflanzen wir heute guten Menschen, wie etwa in Israel, keine Bäume. Oder können sie mangels einer Praktizierung wie bei unseren Katholiken nicht heilig sprechen. Martin-Luther King hätte es verdient, so ein Heiliger zu sein. Oder Billy Graham hat eigenhändig veranlasst, bei Groß-Evangelisationen die Abtrennungen zwischen Weißen und Schwarzen zu beseitigen. Die einfache Wahrheit von Graham war, für jeden verständlich: Jesus ist nämlich für alle Menschen gekommen und Gott lieben jeden einzelnen Menschen, vor allem dem in Not und Elend. Und dies hat er so gelebt. Beide sind für mich Vorbilder. Sie gehören auf den Heiligenaltar wirklicher Helden, nicht jener mit Schwertern.

Die Kommentarspalte wurde geschlossen.