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Israel: Christliche Siedlung als Ort der Versöhnung

Tausende Freiwillige haben schon in der Siedlung Nes Ammim in Israel gelebt und gearbeitet. Das Dorf hat sich der Versöhnung verschrieben: zwischen Juden und Christen, Israelis und Deutschen, Juden und Arabern. Vor 60 Jahren wurde es gegründet.

Von Michael Grau (epd)

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Es weht ein leichter Wind vom Mittelmeer her in der christlichen Siedlung Nes Ammim im Norden Israels. Anja Mendouga streicht sich mit einer kurzen Handbewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht. «Hier ist viel mehr Sonnenschein als in Deutschland, das macht echt gute Laune», sagt sie und lacht. Hinter ihr wiegen sich die Palmen. Die 35-jährige Stuttgarterin ist seit vergangenem Sommer im Management-Team von Nes Ammim im Einsatz. Das Dorf ist seit Jahrzehnten eine beliebte Anlaufstelle für Freiwillige aus Europa und den USA, die eine Zeitlang im «Heiligen Land» leben, lernen und arbeiten wollen. In diesem Jahr feiert es sein 60-jähriges Bestehen, es wurde im Frühjahr 1963 gegründet.

Ein christliches Dorf in Israel: Diese Idee hatte in den 1950er Jahren der niederländische Arzt Johan Pilon. Der engagierte Protestant war entsetzt über den deutschen Massenmord an sechs Millionen Juden, den Holocaust. Der europäische Antisemitismus, so diagnostizierte er, habe eine seiner Wurzeln im Christentum. Pilon wollte zeigen, dass es auch anders geht: Christen sollten in Israel das Judentum kennenlernen und so für die vielfältigen Formen des Antisemitismus sensibel werden.

Der Mediziner fand Unterstützer in den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz. Mithilfe von Spenden wurde nördlich von Haifa für eine Million Schweizer Franken rund ein Quadratkilometer Land erworben – die Keimzelle von Nes Ammim, zu Deutsch «Zeichen für die Völker». 1963 kamen die ersten Siedler, ein Ehepaar aus der Schweiz. Sie wohnten in einem ausrangierten Linienbus, der noch heute mitten Dorf steht. Als Museum erzählt er von den sechs Jahrzehnten, in denen das Dorf zum ökumenischen Begegnungszentrum wuchs: mit einem Touristenhotel und zahlreichen Häusern für Freiwillige.

„Ich habe das Gefühl, dass ich hier gebraucht werde“

Und mit einem Garten, der mit blühenden Bougainvilleen und Oleandersträuchern seinesgleichen sucht. Dafür sorgt heute unter anderen Frank Böhm. Der 76-Jährige hat schon vor 35 Jahren mit seiner Familie in Nes Ammim gelebt. Jetzt ist er als «Senior Volunteer» zurückgekehrt. In brauner Arbeitshose und roten Hosenträgern schneidet er Hecken oder hält Wege in Schuss. Der pensionierte Religionspädagoge aus Heidelberg will dabei mithelfen, dass es im Dorf nach der Coronakrise wieder aufwärts geht. «Ich habe das Gefühl, dass ich hier gebraucht werde. Das Dorf ist mir ein Stück Heimat geworden.»

Anja Mendouga fühlt sich ebenfalls eng mit Israel verbunden. «Der Charme von Israel ist die Mischung aus einem westlichen Land und den vielen historischen und religiösen Bezügen», sagt die IT-Spezialistin. Besonders berührend: der Kontakt mit Überlebenden des Holocaust und ihren Nachfahren. «Der Großteil der Menschen, die man hier trifft, sind persönlich betroffen. Das ist für mich jedes Mal aufs Neue ein Appell: Wir dürfen nicht aufhören, gegen alle Formen von Antisemitismus und Extremismus zu arbeiten.»

Jesus war Jude

Auch ihr Blick auf das Christentum hat sich verändert. «Jesus war Jude», sagt sie im Videotelefonat. «Und wir können ihn nur dann wirklich verstehen, wenn wir bereit sind, vom Judentum zu lernen, anstatt uns darüber zu stellen, wie es leider viel zu oft in der Geschichte passiert ist.» Sie spricht von einem «Augenöffner», weil sie in Israel so viele Aha-Effekte erlebt habe.

Das ging auch Peter Noack so. Er war von seinem Freiwilligendienst und Israel so fasziniert, dass er heute Vorsitzender des deutschen Nes-Ammim-Vereins mit Sitz in Düsseldorf ist. «Nes Ammim ist ein guter Ort, um das Land zu erkunden und mit seinen vielen Facetten kennenzulernen», sagt der 31-jährige Islamwissenschaftler, der nach dem Abitur ein Jahr lang als Freiwilliger im Dorf war. Ein Studienprogramm helfe den Freiwilligen, das Land zu verstehen. «Und wir stellen sogar Autos zur Verfügung.»

Eines jedoch bereitet ihm derzeit Kopfzerbrechen: Seit der Coronakrise zögerten die israelischen Behörden bei der Vergabe von Freiwilligen-Visa für Nes Ammim. So gibt es momentan nur wenige Freiwillige im Dorf, die im Hotel und im Garten arbeiten. «Es fühlt sich so an, als wäre immer noch Lockdown», sagt Noack. Über die Gründe kann er nur rätseln – doch er ist zuversichtlich, dass das Problem gelöst werden kann.

Vertrauen ist entstanden

Es ist nicht das erste Mal, dass Nes Ammim mit Widerständen zu kämpfen hat. Schon vor 60 Jahren gab es Gegenwind: Ein Rabbiner fürchtete damals, dass die Siedlung eine Missionsstation werden sollte, um Juden zum Christentum zu bekehren. Später wurde er ein enger Partner im jüdisch-christlichen Gespräch. Einige Jahre danach gab es Proteste von Holocaust-Überlebenden: Sie waren dagegen, dass Deutsche aus dem «Land der Täter» nach Nes Ammim ziehen. Doch auch hier entstand Vertrauen.

Um die Jahrtausendwende machten wirtschaftliche Sorgen dem Dorf zu schaffen. Eine Rosenzucht und eine Tischlerei, jahrzehntelang Markenzeichen von Nes Ammim, mussten eingestellt werden. Mehrmals stand das Dorf am Rand der Pleite. Daher war klar, dass sich die Siedlung neu orientieren muss. Die Idee eines Dorfs des Dialogs entstand: Die Eigentümer verkauften Grundstücke an jüdische und arabische Familien, die jetzt fest zum Dorf gehören. Heute steht Nes Ammim mit seinen 400 Einwohnern wirtschaftlich besser da als je zuvor.

Transparenzhinweis: Der Autor war 1988/89 selbst als Freiwilliger in Nes Ammim. Die Evangelische Kirche im Rheinland unterstützt die Arbeit von Nes Ammim finanziell.

Link: Homepage von Nesammim


Ergänzung: In der Vergangenheit gab es in einzelnen Fällen Kritik an der Kommunikation von Nes Ammim. Siehe hierzu einen Beitrag auf der Homepage des Projektdorfes. Auch ein früherer Leiter fiel negativ auf.

Quelleepd

19 Kommentare

  1. zu „Genauer: Bis Saulus behauptete, dass Gott das getan hat.“

    Lies nur selber nach: Es war ein ganzes Wahrnehmungskomplott mit ganz vielen Beteiligten … Wer die nur alle bestochen hat, dicht zu halten😉?
    Oder waren da gar Ausserirdische am Werk? Christen aus der Zukunft, die zurueckreisten und alles inszenierten? Man weiss es nicht …🤷‍♂️
    Wie war das nochmal mit Ockhams Razor😍?

    „Apg 9: 7 Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden. 8 Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als er seine Augen aufschlug, sah er nichts. Sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn nach Damaskus; 9 und er konnte drei Tage nicht sehen und aß nicht und trank nicht. 10 Es war aber ein Jünger in Damaskus mit Namen Hananias; dem erschien der Herr und sprach: Hananias! Und er sprach: Hier bin ich, Herr. 11 Der Herr sprach zu ihm: Steh auf und geh in die Straße, die die Gerade heißt, und frage in dem Haus des Judas nach einem Mann mit Namen Saulus von Tarsus. Denn siehe, er betet 12 und hat in einer Erscheinung einen Mann gesehen mit Namen Hananias, der zu ihm hereinkam und ihm die Hände auflegte, dass er wieder sehend werde. 13 Hananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat; 14 und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle gefangen zu nehmen, die deinen Namen anrufen. 15 Doch der Herr sprach zu ihm: Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. 16 Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen. 17 Und Hananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest. 18 Und sogleich fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er wurde wieder sehend; und er stand auf, ließ sich taufen“

    LG Joerg

  2. Gott ist nur Liebe

    Lieber Andere Jörg: Die Diskussion hier, ob Gott etwa auch anmaßend ist, kommt mir vor wie der alter Drewermann-Witz. Nach einem langen Gespräch mit Theologen und Psychoanalytiker Eugen Drewermann kommt Gott ganz niedergeschlagen aus seiner Himmelstür uns sagt: „Tut mir leid, ich habe alles falsch gemacht“!!! – So kommt es mir in der Tat vor, jedenfalls der indirekte Vorwurf an den Himmel, dass Menschenopfer doch etwas völlig falsches sind. Nur war Jesus eben gegen Gewalt, weil menschliche Gewalt nicht das wirkliche Heil der Welt und die Erlösung des Universums bewirkt. Gott arbeitet antizyklisch, gewissermaßen gegen den Strom. Jesus wurde deshalb durch Menschen hingerichtet, weil Gott kein Feuer vom Himmel warf, oder bewaffnete Engelheere schickte. Aber ich frage mich wie jemand überhaupt auf die Idee kommen kann dass selbst die Engel schießen und mit Bomben und Napalm werfen sollten? Also womit bestraft Gott ? Nur mit Liebe ! Und wo wurde diese Liebe (als Strafe) exemplarisch praktiziert? Am Kreuz ! Und warum gibt es dann keine Hölle mehr ? Weil sie nach der Bibel in einem feurigen Pfuhl geworfen wurde ! Betrieb Gott eine Hölle ? Nein: Gott sagt, jeder soll sogar seine Feinde lieben. Gott liebt daher ebenso wirklich alle Menschen, die in Gott nur Absurdität sehen und hier die Hölle am Laufen halten wollen ! Und was macht dann Gott mit den Menschen, denen er im Ewigen Leben begegnet und die ihn wirklich hassen ? Er liebt sie einfach und umarmt sie ? Kann es eine größere Strafe geben als unverdiente Liebe. Jedenfalls Menschen mit Nahtoderfahrung berichten auch, dass ihr nur eigenes Gewissen sie in ihrer Begegnung mit Gott extrem zu schaffen machte. Sie konnten gar nicht anders als Gott zu lieben und daher haben so gut wie alle Nahtoderfahrenden ihr Leben völlig geändert. Die meisten Menschen, die so an der Grenze zum Tod standen, haben keine Angst mehr vor dem Sterben. Dabei ist völlig unerheblich, ob die Nahtoderfahrung eine subjektive oder objektive Wahrheit ist. Subjektiv behauptet nicht eingebildet, aber nach einem Gehirnprogramm generiert. Aber bekanntlich wurde das Gehirn und sein Programm auch von Gott geschaffen.

    • > Die Diskussion hier, ob Gott etwa auch anmaßend ist

      Gott postet hier nicht. Es sind Menschen, die hier ihren (subjektiven) Glaubensinhalt posten. Was ja auch völlig okay ist.

      Ich widerspreche nur (verbieten kann ich eh nichts, ist ja nicht meine Website), wenn mir theologisch ein Menschenopfer aufgedrückt werden soll, was nach meinem Glauben eine schwere Sünde wäre.

      Du setzt Deinen Glauben als absolut richtig. Z.B., indem Nahtoderfahrungen nur zugunsten Deines Glaubens zählen. Was ist mit Nahtoderfahrungen, die deinem Glauben widersprechen? Oder schon mal daran gedacht, dass die vorherige Sozialisation Einfluss darauf hat, was das Gehirn macht und nicht Gott? Bei Wikingern wären sie vielleicht in Walhalla gewesen.

      Das kannst Du auch gern alles tun. Nur bitte nimm zur Kenntnis, dass Dein Glauben damit in meinem Glaubensbereich eindringt. Und das sehe ich nicht als freundlich an (wie wohl viele Menschen).

      Jesus mag gern nach deinen Glauben für dich hingerichtet worden sein. Für mich ist er das nicht nach meiner Überzeugung. Darauf lege ich Wert.

  3. Nes Ammim heißt nicht „Zeichen für die Völker“, sondern „Zeichen der Völker“.
    Das passt ja auch besser zum Auftrag der Versöhnung gegenüber Israel.
    Nur das Zeugnis von Jesus, dem Messias Israels und der Völker muss dabei natürlich unter den Tisch fallen.
    Somit ist diese Initiative natürlich eher humanistischer als christlicher Natur …

    • Siedlung Nes Ammim ein großer Segen

      Nun ja, es muss wohl stark „gerumpelt“ haben. Israel betreffend muss niemand seine derzeitige Regierung als gut empfinden und darf sie auch im Rahmen der ganz normalen Sprache begründet kritisieren. Was Religion ganz allgemein betrifft, hatte uns eine israelische Reiseleiterin bei meiner ersten Israelreise 1976 erklärt: „Es ist bei uns Juden wie bei euch Christen. Etwa 3 % sind wirklich religiös und praktizieren ihren Glauben“! Die Frau mit deutschen Wurzeln gehörte einer jüdischen Reformgemeinde an, in der es heute auch Rabbinerinnen gibt. Hiermit will ich sagen: Wer in einem solch wunderbaren Dorf, mit so einer guten Idee der Versöhnung, wirklich leben und arbeiten will, der kann schlechterdings weder bei der einen noch bei der anderen Religion (im Christentum, als Moslem oder Jude) ein Fundamentalist und frommer Eiferer sein. Ich habe die Bahai vergessen, die allerdings keine Fundamentalisten haben. Auch die liberalen Gläubige sind als Christinnen und Christen zumeist wirklich ernsthaft fromm und meinen es mit der Liebe zu Gott, Jesus und den Mitmenschen unbedingt ernst. Ebenso ist eigentlich unser Glaube keine Religion, sondern er überhöht gewissermaßen jede Art von Religion und Überzeugung: Weil Jesus am Kreuz für alle Menschen gestorben ist und Gott jeden einzelnen Menschen in jeder Religion, und ohne sie, unendlich liebt. Die Bergpredigt drückt dies ebenso völlig unmissverständlich aus. Auch wenn Gott verschiedene Namen hat, erhebt doch der einzige Gott der alle Wirklichkeit bestimmt, unbedingt Anspruch auf jeden Menschen. Natürlich schließt dies allerdings auch den Missionsbefehl grundsätzlich ein, aber er ist nicht die grundsätzlich einzige Möglichkeit einer positiven
      Interaktion zwischen den Religionen. Der Dialog kann sehr nützlich sein und enorm zur Versöhnung beitragen, insbesondere bei unseren Glaubens-Stiefgeschwistern den Juden. Denn wir haben das etwa gleiche Gottesbild gemeinsam. Ebenso war Jesus Jude. Auch die Werte, die alle großen Religionen teilen, können hilfreicher Maßstab sein für unsere Bemühungen, die Welt ein wenig menschlicher zu machen, so weit wie dies auch in unserer Macht steht. Unsere christliche Hoffnung, die weit über jeden Kirchturm hinausgeht, besteht darin dass am Ende aller Tage und/oder des Universums ein Neuer Himmel und eine Neue Erde kommen wird. Niemand wird an Gottes Liebe vorbei können und ich hoffen, dass sich dann wirklich alle Menschen und Kreaturen in Gottes unendlichem Universum mit ihm freiwillig versöhnen. Weil Gott aber nur mit Liebe herrscht, und nicht mittels roher menschlicher Gewalt, werden unsere irdischen Lehrunterschiede marginal sein oder keine Rolle spielen, weil ein Gott der reinen Liebe eben auf die Liebe Wert legt und nicht destruktiven Streit. Übrigens: Wir Menschen sind (eher) die gefallenen Engel und betreiben bisweilen die Hölle. Man braucht nur die Nachrichten ansehen, um dies zu belegen. Trotzdem und deshalb: „Christen sollten in Israel das Judentum kennenlernen und so für die vielfältigen Formen des Antisemitismus sensibel werden“. Das wäre eine ganz praktische Aufgabe.

      • Sind es wirklich viele Gemeinsamkeiten?

        Der Kern, das Gottesbild, ist nicht, wie du schreibst, gleich. Es ist sehr unterschiedlich. Gerade du als Christ, der du an Jesus als Gott glaubst, solltest das wissen.

        Und auch in deinem Text kommst du ohne Missionsbejahung nicht aus. Noch ein wesentlicher Unterschied.

        Hierarchie und Geistlichkeit, weitere Unterschiede.

        Daneben viele theologische Unterschiede.

        Christen wie Du betonen gern die Gleichheit. Um sie dann im Text gleich zu widerlegen.

        • Unklare Gründe

          Lieber „Andere Jörg“, so ganz verstehe ich den Kommentar – als Reaktion auf meinen – nun allerdings nicht. Mein Gottesbild orientiert sich daran, dass Jesus ausdrücklich sagte, er komme nicht um zu richten, sondern zu erlösen. Gleichwohl ist Jesus definitiv für alle Menschen gestorben. Dass ich ohne den Missionsbefehl nicht auskomme, versteht sich von selbst. Dies habe ich auch nicht relativiert. Ich habe nur geschrieben, dass ich den Dialog der Religionen für notwendig und gut halte. Hierarchie und Geistlichkeit wurde als Thema von mir nicht erwähnt. Ich halte eine flache Hierarchie in allen Kirchen für notwendig, wollen sie sich an Jesus und der Urgemeinde wirklich orientieren. Die anderen theologischen Unterschiede werden nicht genau benannt. Es ist aber durchaus Realität, dass es viele Kirchen und ganz unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen der unterschiedlichen Theologen gibt. Das hängt damit zusammen dass wir Christinnen und Christen nicht davon überzeugt sind, dass unsere Glaube eine widerspruchslose Welt- und Existenzerklärung beabsichtigt. Ich betone die Gleichheit aller Menschen vor Gott, alle sind Sünder und für alle ist Jesus gestorben und dies kann ja wohl nur ein Ergebnis zeitigen, in dem Gott wirklich alle erlöst. Dabei ist dies Gottes Werk und nicht unseres. Ich gehe davon aus, dass Gott nicht scheitern kann. (Oder ich irre insofern, dass der Direktkommentar sich (mehr) auf den Ursprungstext von Michael Grau bezieht).

          • > Gleichwohl ist Jesus definitiv für alle Menschen gestorben.

            Das lehne ich ab. Absolut und definitiv!

            Und alle Juden ebenfalls. (sowie alle sonstigen Nichtchristen).

            Insofern ist deine Aussage anmaßend und zwangsweise vereinnahmend.

            Und typisch christlich. Du merkst gar nicht mehr, wie übergreifend so etwas ist, weil es christlich völlig normal und üblich ist.

            • Es kann sich niemand an Gott vorbeimogeln

              Ich bin nicht anmaßend und jedenfalls nicht anmaßender als die Bibel und die Überlieferung des Glaubens selbst. Wenn Gott ein Gott aller Menschen ist, (was ja auch vereinnahmend verstanden werden kann) und wenn er Liebe ist, dazu noch alle Menschen liebt sowie Jesus für alle stirbt, dann muss nicht jede und jeder damit einverstanden sein. Es geht auch nicht darum, dass Gott selbst anmaßend ist und irgendjemand zwingt selig zu werden. Daher glaube ich auch, dass wir Menschen es sind, die sich – wenn sie es nicht auf Erden tun – spätestens bei ihrer persönlichen Begegnung mit Gott sich freiwillig und in Liebe für ihn entscheiden. Im übrigen steht das so auch in meiner Bibel. Es macht aber wenig Sinn sich einen Gott vorzustellen, der – im Bilde gesprochen – wie ein Brötchenbäcker Menschen schafft, dann aber 99,99% aller seiner Werke anschließend verwirft, weil sie ihm angebrannt sind. Sprich: Dann würde kaum etwas übrig bleiben vom Versprechen Jesu, er sei nicht als Richter gekommen sondern zur Erlösung aller Menschen. Also bleibt die Frage, ob Gott gewissermaßen scheitern kann mit seinem universellen Erlösungswerk. Ich glaube nicht. Sonst wäre er nicht Gott. Aber es kann sich nach dem Tode niemand irgendwie an Gott vorbeimogeln. Das konnte (und wollte auch) Saulus nicht, als er vor Damaskus plötzlich dem Auferstandenen begegnete. So wurde er Paulus. Oder der Schächter am Kreuz, auch ein absoluter Bösewicht, der das Paradies versprochen bekam. So ist eben Gott, der gleiches nicht mit gleichem vergilt.

            • Schau, Du kannst für Dich glauben, was immer Du magst.

              Aber wenn Du öffentlich verkündest, dass für mich ein Mensch sterben musste, also ein Menschenopfer erbracht wurde und dass das doch toll ist, dann widerspreche ich scharf. Denn das ist fundamental gegen meinen eigenen Glauben, der Menschenopfer strikt ablehnt.

              Du magst ein Menschenopfer für Dich akzeptieren, aber halse es bitte nicht mir auf. Ich habe damit nichts zu tun.

              Was würdest Du sagen, wenn sich ein Heinz Meier verbrennt und seine Anhänger anschließend verkünden, dass er das getan hat, damit Bernd Hehner errettet ist und dass das daher auch notwendig war und das Bernd Hehner dankbar sein soll, es wurde für ihn getan.

              Sagst Du dann: Okay, Danke dafür.
              Oder widersprichst Du, dass das für Dich getan wurde?

            • @Anders-Joerg
              Dein „Heinz Meier“-Fall ist gut geeignet das „Hinken“ deines Beispiels vorzufuehren:

              1) Bei Jesus Christus:
              – aus Gottes Sicht: Wurde von IHM zu den Menschen geschickt, um als Lamm-ohne-Fehler alle Schuld (alle Trennung zwischen Gott und den Menschen) ein fuer allemal hinweg zu nehmen (viele Ankuendigungen/Versprechen in der hebraeischen Bibel). „Mein Sohn, Du bist treu geblieben bis in den Tod. Gut gemacht! Setze dich wieder zu meiner Rechten.“
              – aus Jesu Sicht: wenn ich es nicht durchziehe, und den Willen meines Vaters erfuelle, gibt es keinen Neuen Bund fuer alle Menschen mit Gott, also rufe ich keine Engel zur Hilfe, erbitte kein Rettungswunder vom Vater und erdulde Folterung und Tod am Kreuz!
              – aus Sicht eines Glaubenden: Danke, Herr Jesus, DU hast dich fuer mich „geopfert“ im Sinne von: der Vorhang im Tempel ins Allerheiligste ist nun zerrissen, der Zugang fuer JEDEN zu Gott ist offen! Die Trennung aller Menschen von Gott ist jetzt potentiell aufgehoben.
              – aus Sicht eines Noch-Nicht-Glaubenden: Tangiert mich jetzt nur peripher. Ob es Gott gibt oder nicht: ich lebe mein Leben, wie ich es will … in hundert Jahren weiss ich ja, was stimmt.

              Jetzt, bei „Heinz Meier“:
              – aus Gottes Sicht: Du armer Heinz Meier, das bringt doch nix – sich verbrennen – warum hast du das getan?
              – aus Heinz Meiers Sicht: Hoffentlich machen meine Anhaenger etwas aus der sinnlosen Tat? Vielleicht werden Gruppendynamik und Maertyrer-Identifikation etwas bewirken?
              – aus Sicht der Anhaenger von Heinz Meier: Au weia, hoffentlich war der Tod von Heinz Meier nicht umsonst? Wir muessen Heinz in Ehren halten.
              – aus Sicht eines Nicht-Anhaengers (zB Bernd Hehner): So eine Verschwendung, wieso hat Heinz Meier nicht vorher mit mir geredet? Verbrennen war ja gar nicht im Drehbuch Gottes (hebraeische Bibel) vorgesehen, also KANN es ja so gar keine Wiederherstellung bei der Gottesbeziehung geben …

              Der Unterschied besteht also in einem Auftrag und Ziel von Gott (vorher angekuendigt, geoffenbart), der in einer gehorsamen Tat erfuellt wurde.

              Heinz Meier hatte dagegen keinen Auftrag von Gott und seine Anhaenger verschwinden irgendwann frueher oder spaeter, weil seine Tat keine ewige Konsequenz hat. Sie fuehrt nicht zu Gott sondern nirgend wohin.

              Hast du kein besseres Beispiel als Heinz Meier?

              LG Joerg

            • Man merkt an deiner Antwort, wie eingeengt Deine Sichtweise durch deine christliche Blase ist.

              Denn deine Unterschiede gibt es nicht.

              Alles was du zu Jesus schreibst, ergibt sich aus einem Buch, der Bibel, und dem Glauben der Anhänger. Beweisbar ist davon nichts.

              Wenn es ein entsprechendes Buch und entsprechende Anhänger zu Heinz Meier gäbe, wäre es identisch.

              Außer für die jeweiligen Anhänger. Aber auch das wäre damit wieder gleich.

            • Moin Anders_Joerg,

              zu „Man merkt an deiner Antwort, wie eingeengt Deine Sichtweise durch deine christliche Blase ist.“

              Es ist nicht die eingeengte Sichtweise. Es ist eine Erfahrung, die dir vermutl. bisher fehlt:

              Apostelg. 9:
              „1 Saulus wütete noch immer mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohepriester 2 und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus, um die Anhänger des Weges Jesu, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen. 3 Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. 4 Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? 5 Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.“

              Hoffentlich schenkt dir Gott die Gnade einer aehnlichen Erfahrung. Wer ehrlich und neugierig ist, hat gute Karten, wenn er sich direkt an Gott wendet …

              LG Joerg

            • > Es ist eine Erfahrung, die dir vermutl. bisher fehlt:

              Das stimmt. Diese subjektive Erfahrung habe ich nicht gemacht.

              Dafür andere. Wie viele Menschen andere subjektive Erfahrungen gemacht haben.

              Und im Nichterkennen der Subjektivität liegt Dein Fehler.

              > Hoffentlich schenkt dir Gott die Gnade einer aehnlichen Erfahrung.

              Ich habe sehr intensive Gotteserfahrungen gemacht und mache sie noch. Sie zeigen mir (subjektiv), dass ich nicht deinen Glauben teilen werde, da ich ihn für falsch halte.

              Ich wünsche Dir übrigens nicht, dass Du auf meinen Weg kommst sondern das Du den Weg gehst, der für Dich richtig ist. Wenn das der christliche ist, dann ist das so. Wenn es Dich irgendwann mal in eine andere Richtung zieht (ich war ja auch mal Christ), auch okay.

              Aber, um zum Thema zurück zu kommen: Ich mag es nicht, wenn mich jemand auf seinen Weg zwingen will oder mir etwas auf meinen Weg hinlegt, was da nicht hingehört. Ich lehne Menschenopfer ab und halte sie für wider Gott.

            • Hallo Anderer Joerg,

              zu „Und im Nichterkennen der Subjektivität liegt Dein Fehler.“

              Wieso? Ich anerkenne doch die Subjektivitaet?! Staendig treffe ich (sogar mehrheitlich) Menschen, die Jesus nicht nachfolgen WOLLEN oder KOENNEN. Wenige sagen, dass sie es ehrlich versucht haben (zB Du), also muss es eine Subjekitvitaet oder ein „Wachkuessen durch Gott geben“. Nur Gott kann wissen, ob „ehrlich versucht“, wirklich ehrlich genug versucht war, nur Gott kann wissen, ob „Wachkuessen“ geschehen ist, oder viell. „zu zart“ war? Ich KANN das alles nicht wissen!

              zu „dass ich nicht deinen Glauben teilen werde, da ich ihn für falsch halte“.

              Du sollst ja gar nicht MEINEN Glauben teilen. Der ist unvollkommen, das waere Hybris. Du sollst – falls du das ehrlich willst – dich Gott oeffnen, der sagt dir schon, was stimmt, bezueglich Jesus Christus. So, wie er es Saulus klar gemacht hatte und hunderten von Millionen Anderen seit dem.

              zu „Ich wünsche Dir übrigens … das Du den Weg gehst, der für Dich richtig ist.“

              Danke, wuensche ich Dir auch! Nur, was „fuer uns richtig ist“, ist die entscheidende Frage! Was sich „richtig“ anfuehlt (ICH definiere was richtig ist)? Oder was Gott fuer richtig haelt? Wie kann man das herausfinden? In seinem offenbarten Wort (BIBEL)!

              zu „Ich mag es nicht, wenn mich jemand auf seinen Weg zwingen will“

              Du meinst, so wie es Saulus ergangen ist, oder? Der wurde von Gott gezwungen! Ich will dich uebrigens zu nix zwingen. Beim „richtigen“ Glauben soll alles freiwillig geschehen …

              zu „Ich lehne Menschenopfer ab und halte sie für wider Gott.“

              Das geht mir auch so! Steht so in der Bibel. Allerdings masse ich mir nicht an, Gottes Heils-Wege mit seinen Geschoepfen zu kritisieren. Weisst Du es besser …?

              Fuer mich war es auch GOTT-opfert-sich-selbst fuer uns Menschen (= max. Liebe), weil Jesus ganz Mensch UND ganz Gott war. Aber das willst/kannst du (noch) nicht sehen? Wenn Jesus nur irgendein menschl. „Widder“ gewesen waere, wuerde ich dir beipflichten. Wenn Jesus aber Gott selbst war (Dreieinigkeit), macht das ganze max. Sinn!

              LG Joerg

            • > In seinem offenbarten Wort (BIBEL)!
              Sofern es wirklich sein offenbartes Wort ist.

              Und das ist Glaube. Nicht mehr, nicht weniger.

              Und damit steht und fällt auch die Geschichte von Saulus.

              > Du sollst – falls du das ehrlich willst – dich Gott oeffnen, der sagt dir schon, was stimmt, bezueglich Jesus Christus.

              Interessanterweise habe ich das sehr tief und ausführlich getan. Und die entgegengesetzte Antwort erhalten wie Du.

              Wer liegt nun richtig?

            • zu „Wer liegt nun richtig?“

              Gott! Wer von uns beiden (keiner, beide, ich, Du), sehen wir dann spaetestens in 60J?

              Schau, Saulus dachte auch von sich, dass er richtig lag, bis ihn Gott hoechstpersoenlich vom Gegenteil ueberzeugte …

              Suchen wir Gott, strecken uns nach IHM aus, dann sehen wirs schon.

              LG Joerg

            • > Schau, Saulus dachte auch von sich, dass er richtig lag, bis ihn Gott hoechstpersoenlich vom Gegenteil ueberzeugte …

              Genauer: Bis Saulus behauptete, dass Gott das getan hat.

              Kleiner aber feiner Unterschied.

              > Wer von uns beiden (keiner, beide, ich, Du), sehen wir dann spaetestens in 60J?

              Jepp, und wenn wir uns dann als Regenwürmer begegnen, wissen wir, dass die Buddhisten richtig lagen. 😉

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