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Religionssoziologe: Katholische Kirche nicht weiter reformierbar

Der Religionssoziologe Detlef Pollack sieht die katholische Kirche in Deutschland an der Grenze ihrer Reformfähigkeit angekommen – ansonsten drohe die „Selbstaufgabe“.

Nach Ansicht des Religionssoziologen Detlef Pollack ist die katholische Kirche in Deutschland am Ende ihrer Reformmöglichkeiten angelangt. Weiterreichende Strukturreformen seien zwar nötig, stellten jedoch eine „tödliche Gefahr für die Institution“ dar, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag). Wenn die Differenz zwischen Priesterschaft und den Laien außer Kraft gesetzt werden solle, werde das Wesen von Kirche als „heilige Institution“ angegriffen: „Eine solche Operation überlebt die katholische Kirche nicht, oder sie ist nicht mehr die katholische Kirche.“

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Die katholische Kirche sei in einem „tödlichen“ Selbstwiderspruch gefangen, sagte Pollack. Nach katholischem Verständnis sei das Wirken der Kirche die Vorwegnahme göttlichen Heils. Dies werde gestützt durch die Priesterschaft, der ein eigener Zugang zum Heiligen zukomme. Gerade diese Überhöhung des geistlichen Amtes habe sich als Einfallstor für Missbrauch erwiesen. Es gebe ein „unauflösbares Spannungsverhältnis zwischen Moderne und katholischer Kirche“.

„Die Frage ist tatsächlich: warum passiert so wenig? Und ich sage: Weil nichts passieren kann.“

Detlef Pollack

Mit Blick auf die in der vergangenen Woche veröffentlichten Kirchenaustrittszahlen der deutschen Bistümer spricht Pollack von einem Abriss infolge enttäuschter Erwartungen. Die Kirchenbindung der Katholiken sei inzwischen auf „protestantisches Niveau“ gesunken. Er sprach von einem „disruptiven Geschehen“.

Unterdessen wollen Zentralkomitee der deutschen Katholiken und die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam an den Beschlüssen ihres Reformprozesses weiterarbeiten. So solle es eine Musterordnung für die Beteiligung von Laien an der Bestellung von Bischöfen geben, ebenso wie eine Handreichung zu Segensfeiern für Paare, die sich lieben, teilten Zentralkomitee und Bischofskonferenz am Dienstag mit.

Allerdings hatte der gesamte Reformprozess im Juni die Finanzierung der Bischofskonferenz verloren, weil vier von 27 Diözesanbischöfen ihr Veto einlegten. Die übrigen 23 Bischöfe hätten aber erklärt, für die Finanzierung der Fortsetzung des Synodalen Wegs Sorge zu tragen, heißt es in der Mitteilung.

Link: Institut für Religionssoziologie, Uni Münster

Quelleepd

13 Kommentare

  1. Ich als katholisches Kirchenmitglied sehe kein Problem darin, dass es dort Priester gibt. Viele Themen des Synodalen Wegs sind meiner Meinung nach nicht an der Bibel ausgerichtet. Okay, über zwei, drei Sachen wie die Abschaffung des Zölibats könnte man vielleicht schon reden, wobei ich dazu keine eindeutige Meinung habe.
    Mir gefällt vieles in der katholischen Kirche wirklich gut. War heute morgen in der Messe und es war wirklich schön, auch wenn wir nur fünf Leutchen waren. Okay, eine freikirchliche Gemeinde könnte ich mir vielleicht auch noch vorstellen, dort würde mir aber die Eucharistie fehlen. Diese Nähe zu Jesus gibt einem wirklich etwas… Vielleicht einfach mal eine Messe besuchen, ich denke, dies würde manchem hier weiterhelfen…

  2. Es braucht keine Reformen wie sie der Synodale Weg fordert, es braucht mehr Kontrolle und weniger Berufstheologentum. Gilt übrigens auch für die Evangelische Kirche.
    Das Problem des Missbrauchs ist kein katholisches Problem, es ist ein gesellschaftliches. Und vertuscht wo es überall und in der Weigerung das Thema anzupacken macht die evangelische Kirche genau das vor, was man der katholischen vorwirft.
    Kein Christ darf Missbrauch begehen. Aber was passiert wenn Menschen so krank sind dass sie trotz Glaubens, schlimme Fehler begehen?
    Es ist ein schwieriges Thema, denn es gibt Opfer die sehr darunter leiden.
    Bislang gibt es keine wirklich gute Antwort darauf und einsperren und bestrafen ist nur die zweitbeste. Heilung wäre besser, aber das geht nicht. Weder bei den Opfern, noch bei den Tätern…
    Es ist wie Jesus erzählt hat, Missbrauch ist der Mühlstein am Hals …
    Berufstheologentum: In den Kirchen erlebt man zu viele Mitarbeiter und zu wenig Berufene. Mehr Berufene hätten den Vorteil dass man dem Glauben näher steht als dem Job. Auch das führt zum Missbrauch und zum Wegsehen, denn man schadet seiner eigenen Karriere.
    Für mich immer wieder schockierend, wenn ich so etwas erlebe und als gläubiger Christ Berufstheologen fragen muss, ob sie meinen das Jesus das auch so sieht und ob ihre Einstellung zum Job mit dem zu vergleichen ist, was Jesus geleistet hat.

    • Lieber Fragender, du musst aufhören, als gläubiger Christ Beruftheologen zu fragen, wie Jesus etwas sieht.
      Es ist im Neuen Testament eindeutig beschrieben, wie Jesus die Dinge sieht, und jeder kann es lesen und verstehen.
      Und dann gibt es ja auch noch den Heiligen Geist, der die Jünger in alle Wahrheit leitet.
      Jesus hat seinen Vater gepriesen, dass er seine Dinge den Weisen und Klugen verborgen und den Einfachen und Unmündigen offenbart hat.
      Die Antworten von Berufstheologen werden immer eher Verwirrung stiften, als dass sie Klarheit bringen.
      Das kommt wohl auch daher, dass Jesus deren Stand in seiner Gemeinde eindeutig verboten hat …

  3. Biblisch betrachtet ist die Katholische Kirche die größte Sekte von Anfang an, mit zahlreichen heidnischen Elementen (Heilige, Himmelskönigen, Wandlung- Eucharistie, usw.), um nur einige wenige aufzuzählen. Die katholische Kirche hat viele Menschen verführt und erntet schon jetzt was sie gesät hat.

  4. Die katholische Kirche soll bei ihrer Lehre und Praxis bleiben und sich endlich auch offen dazu bekennen.
    Und die, die diese katholische Lehre und Praxis nicht teilen können, sollen endlich alle austreten und diese Kirche in Ruhe lassen.
    Es ist eine Krankheit der heutigen Zeit, dass man lieber alles andere verändern will anstatt sich selbst.
    Es blieben dann noch einige Aufgaben für Politik und Staat:
    – konsequente Strafverfolgung der Missbrauchsfälle und evtl. anderer Straftaten
    – Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen
    – Ende des staatlichen Kirchensteuereinzugs
    – Ende der kirchlichen Mitgliederverwaltung durch die Standesämter
    – Ende der Theologenausbildung an staatlichen Universitäten
    Motto: Die Kirche bzw. Sekte völlig sich selbst überlassen und schauen, was daraus wird.
    Und das Urteil Gottes darüber wird der Sache am Ende die abschließende endgültige Bewertung geben …

    • > Die katholische Kirche soll bei ihrer Lehre und Praxis bleiben und sich endlich auch offen dazu bekennen.

      Das tut sie doch institutionell. Das ist ja ihr Problem. Ich glaube, niemand wirft ihr zu große Flexibilität oder zu viel Modernität vor.

      Es sind die eigenen Mitglieder (in westlichen Ländern), die eine diktatorische Hierarchie nicht mehr wollen. Das allerdings ist wirklich ein internes Problem, denn Du hast recht: Es kann ja jeder austreten (zumindest bei uns; in vielen auch europäischen Ländern kann man nicht aus der katholischen Kirche austreten; allerdings haben diese in der Regel auch keine Zwangskirchensteuer).

      Und die Menschen treten jetzt hier auch in Massen aus.

      > Und das Urteil Gottes darüber wird der Sache am Ende die abschließende endgültige Bewertung geben

      Nun bin ich ja kein Christ mehr, aber das Evangelium ist mir durchaus bekannt (wahrscheinlich besser als vielen Christen). Wenn man es liest und sieht, wie dort Jesus beschrieben wird in Wort und Taten, wie kann man da eigentlich der Meinung sein, er wäre heute in der r.-kath. Kirche oder würde diese so gutheißen? Das ist ja schon fast absolut gegensätzlich.

  5. Ich habe eine gespaltene Sicht auf die KK, eigentlich eine große Sekte, „alleinseligmachend“, eine Person an der Spitze mit umfassenden Machtbefugnissen, eingebettet in ein zementiertes, undurchschaubares Geflecht von „Gremien“, dazu das Instrument der Exkommunikation ergeben ein sektentypisches Gemisch. Auf seltsam konstruierte Glaubensätze kann ich hier nicht eingehen. Auf der anderen Seite muss man der KK zugestehen, konservierende Wirkung auf die Gesellschaft zu haben, das erinnert an die Wirkung von Salz von der Jesus sprach. Diese Art „Volksfrömmigkeit“ tut unserem Land ohne Zweifel gut !
    An eine Erneuerung der gesamten KK kann ich nicht glauben, dazu sind die Strukturen zu verfestigt, einzelne Menschen oder kleinen Kreisen auch innerhalb des Klerus möchte ich aber lebendigen Glauben und Nachfolge nicht absprechen.
    Kirche 2.0 und Synodaler Weg sind um mit dem Papst zu sprechen, der Versuch aus der KK eine zweite EKD zu machen. Wer braucht das ?
    So wiederhole ich meine These, die Zukunft der „Kirche“ ist freikirchlich !

  6. Die Kirchen brauchen mehr emotionale Intelligenz

    Lieber „Der andere Jörg“: Im Prinzip teile ich deinen Kommentar. Nur bin ich etwas optimistischer und auch nicht der Auffassung, die Katholische Kirche sei an der Grenze ihrer Reformierbarkeit angelangt. Das mögen Soziologen so sehen, oder auch sehen müssen (streng soziologisch eben), aber es muss nicht so sein. Etwa die Auffassung: „Wenn die Differenz zwischen Priesterschaft und den Laien außer Kraft gesetzt werden solle, werde das Wesen von Kirche als „heilige Institution“ angegriffen: „Eine solche Operation überlebt die katholische Kirche nicht, oder sie ist nicht mehr die katholische Kirche.“! Aber als (evangelischer) Christ ist Kirche für mich zutiefst eine alle Konfessionen und Traditionen auch aller Kirchen überspannende universelle Kirche Jesu Christi. Was bedeutet, dass es nicht um die Institution geht, nicht um die Distanz die Priester und Gläubige angeblich haben sollten, sondern dass die Jesusfreundinnen und Jesusfreunde in der Praxis des Glaubensvollzuges gerne authentisch leben möchten. Dazu gehört dann (soziologisch ausgedrückt) sehr wenig Hierarchie – christlich formuliert viel Geschwisterlichkeit – und auch wieder viel mehr zu den wirklichen Uranfängen von Gemeinde zurück zu kommen: Nämlich das Leben nach Möglichkeit zu teilen und auch arme Menschen einzubeziehen. Wobei ich unter arm nicht nur wirtschaftlich arm verstehe. Dazu muss Kirche (auch) an die Hecken und Zäune der Welt, aus einer Komm-Struktur eine Geh-Hin-Struktur machen und in jeder Form von Gemeinde und Kirche offene Türen und Herzen haben für alle Menschen. Dazu sind auch völlig neue Modelle von Gemeinden nützlich. Man soll nicht aus ideologischen Gründen hier grundsätzlich nur gegen den Strom schwimmen, aber wo es beispielsweise um die Bergpredigt geht, braucht es mehr Freude an einem alternativ verstandenen Leben. Niemand glaubt wirklich stark an eine verknöchterte Institution, wie sie vor allem die Katholische Kirche über viele Jahrhunderte war und geworden ist. Da will ich gerne uns als Evangelische in diese kritische Sicht einordnen. Denn auch wir fahren beim Gemeindeaufbau auch nur auf der Stufe des Routinebetriebes, die Hauptsache die Verwaltung funktioniert. Es ist auch hier vor allem der Schlaf der Sicherheit, aus dem es aufzuwachen gilt. Aber lebendigen Netzwerken der Liebe, mit vielen Kerzen und gelebten Glauben, könnte man ihre größere Ernsthaftigkeit abnehmen. Dies alles benötigt kein Geld, aber etwas größere Bemühungen um die eigene emotionale Intelligenz. Jesus und die Urgemeinde haben uns vorgelebt, die damals unberührbaren Sünder und Zöllner in ihrer Mitte zu integrieren. Aber auch, dass die höchste Autorität eine Dienende ist und die Liebe sogar über Glaube (Dogmatik) und Hoffnung (Theologie) steht.

    Jesus war kein Universitätsprofessor, kein Buchschreiber, Philosoph oder nur ein Lebenskünstler, sondern er war Gott in Person und damit das liebende Angesicht unserer Gottes, den wir uns als Person und Wesen sonst nicht vorstellen können. Die wirkliche Kirche der (ferneren) Zukunft mag weniger Macht haben, keine Kirchensteuer mehr, aber sie könnte eine prophetische Funktion haben in dem sie wirkliches Licht der Welt wird. Vielleicht sind es dann ganz viele kleine und größere Gruppen und/oder Lebensgemeinschaft, die ihren Glauben sehr authentisch leben. Aber bis dahin sollte die eigentliche Kirche in der Kirche, nämlich ihre geistig-geistliche Substanz, ernster genommen und mehr gefördert werden als die überhöhte Wichtigkeit von Institution und Dogmatismus. Dazu auch alles was in unseren Gottesdiensten wirklich gefeiert werden sollte, nämlich viel Musik und eine mehr zeichenhafte Sprache etwa durch Segnungen oder Salbungen. Da sind wir Evangelen zu verkopft: Die Predigt ist zwar wichtig und sollte gut sein, aber nicht sie alleine ist seligmachend. Sondern ob wir Lichtspender in einer Welt sind, die sich manchmal sehr dunkel anfühlt.

    • Es ist doch ganz simpel:

      Die Mitglieder der katholischen Kirche sind gesellschaftlich in ihren Ansichten viel weiter als die Institution Kirche mit ihren hauptamtlichen Vertretern. Das entfremdet sich folglich immer mehr.

      Entweder die Institution bewegt sich auf die Mitglieder zu oder die Mitglieder bewegen sich weg,

  7. Ich wäre da nicht so pessimistisch.

    Das sich die Erde um die Sonne dreht, hat die katholische Kirche schließlich auch anerkannt, ohne zerstört zu werden. hat nur ca. 500 Jahre gedauert.

    Da Frauen als Priesterinnen sicherlich gravierender sind als eine Erdumlaufbahn, bin ich frohen Mutes, dass wir im Jahr 3023 vielleicht schon mal eine Frau als einfache Priesterin sehen. Natürlich keine Bischöfin oder Päpstin. Das wäre ja auch eine absurde Vorstellung.

    Und die Laienbeteiligung an Entscheidungsprozessen wird gar kein Problem sein und viel früher entschieden. Bei den derzeitigen Austrittszahlen wird es bald keine Laien mehr geben. Problem erledigt.

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