Die Jahreslosung für 2025 ermutigt nicht nur zur „Schatzsuche“, sie ist auch selbst ein Schatz – Offenheit und Entdeckerfreude vorausgesetzt.
Von Kerstin Wendel
Es wiegt kaum etwas und ist gerade mal elf Zentimeter lang: das Wattmeter (ein Stromkostenmessgerät). Unser Schwiegersohn hat es mitgebracht. Nun leiht er es uns für eine Weile, damit auch wir davon profitieren können.
Die Ukrainekrise hat wichtige Themen auf unsere Tagesordnung gesetzt. Eins davon: Wie spart der Deutsche Strom? Jetzt wird gemessen, verglichen, überlegt und nachgedacht. „Prüfet alles – das Gute behaltet!“ Mancher verabschiedet sich von Altgeräten, die alles andere als sparsam waren. Vielleicht sogar mit Energieeffizienz G – also mit äußerst niedriger Energieeffizienz – ausgestattet? Schauderhaft. Andere setzen jetzt auf LED-Lampen. Wieder andere benutzen bestimmte Stromquellen gar nicht mehr. Wäre doch gelacht, wenn sich die Haustür nicht auch ohne Außenlicht finden lässt.
Doch, ja, der Deutsche ist ganz gut im Prüfen. Der eine vergleicht Angebote, um ein Schnäppchen zu ergattern. Der nächste lässt sich die aktuelle Ausgabe von Stiftung Warentest kommen, bevor er den neuen Rasenmäher ersteht. Und anschließend genießen wir unser Eigenlob: Das haben wir ja mal wieder richtig gut hinbekommen! So viel Geld gespart! Bei den Rezensionen kann das ja nur eine gute Anschaffung sein. „Prüft alles und behaltet das Gute!“
Prüfet alles
Wir können unglaublich vieles auf Wert, Tauglichkeit oder Schäden hin prüfen: Maschinen, Texte, Parteiprogramme, Sonderangebote, Spielgeräte, Münzen, Rechnungen, Verbrauch, Kassen, Personen, Dienstleistungen, gesellschaftliche Entwicklungen, uns selbst und – man mag schmunzeln – auch den Partner in spe, ob man ihn denn heiraten möchte. Dazu hat der Volksmund Weltliteratur aus Friedrich Schillers Gedicht „Die Glocke“ parat: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet.“ (Friedrich Schiller: Die Glocke[1])
Wir untersuchen, kontrollieren, sehen durch, begutachten, prüfen und checken ab. Damit soll Schaden verhindert oder etwas optimiert werden. Manchmal ist das nur das zurückgegebene Wechselgeld, manchmal gravierenderes, so wie eine mögliche Scheidung oder ein überfluteter Keller.
Dennoch stelle ich infrage, ob wir der Jahreslosung bisher immer ausreichend gerecht geworden sind! Sie ist scheinbar leicht verständlich, wirkt fast wie ein Sprichwort. Die Frage ist, ob es der ursprünglichen Absicht von Paulus entspricht, wenn wir sie für alles Mögliche verwenden: für die Beurteilung von Predigten („Das war aber heute nicht tief genug!“) oder der Arbeit des Leitungskreises der Kirche („Wäre es nicht besser, als Kirche weniger zu spenden? Die sollten die Ausgaben nochmal überprüfen!“). Ist der Vers dafür gedacht?
Worum geht’s?
Neben unseren Alltagserfahrungen kennen wir große gesellschaftliche Herausforderungen. Der eine versucht vielleicht, einen Standpunkt im Umgang mit diversen sexuellen Identitäten zu gewinnen. Der nächste möchte den Israelkonflikt oder die Hintergründe der AfD durchschauen.
Ist die Jahreslosung tatsächlich dafür gedacht, das alles zu prüfen? Vielleicht möchte mancher Einspruch erheben: „Das ist doch keine Handlungsanweisung für den Alltag. Es geht doch um geistliche Dinge, oder?!“
Ja, unsere Jahreslosung bezieht sich zunächst auf „geistliche“ Dinge. Da es uns aber guttut, wenn wir in unserem Leben „geistlich“ und „weltlich“ nicht trennen[2], werden wir versuchen, ganzheitlichen Nutzen aus diesem Wort ziehen.
Ermutigend, richtungsweisend, stärkend
Ehrlich gesagt, meinen ersten „Wow“-Effekt hatte ich, als ich den kompletten Abschnitt aus dem Kapitel 5 des 1. Thessalonicherbriefs gelesen habe. Es geht nämlich ursprünglich darum, prophetische Rede zu prüfen!
Was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Prophetische Rede ist eine geistliche Gabe. Also ein Geschenk des Heiligen Geistes. Man kann sie auch Weissagung nennen. Klingt mysteriös? Vielleicht im ersten Moment. Dabei ist diese Gabe ein Segen. Ich würde sie so definieren: „Prophetische Rede ist Offenbartes von Gott zum Weitersagen.“ Es geht also um ermutigende, richtungsweisende, tröstende, stärkende oder auch mal ermahnende Eindrücke. Sie sollen zur Unterstützung an Menschen oder Kirchen weitergeben werden. Also überhaupt nichts, was uns Angst oder Sorge bereiten sollte. Im Gegenteil!
Wer ein einfaches Beispiel dafür lesen möchte, kann in Apg. 11,27 und die folgenden Verse nachschauen. Dort teilt der Prophet Agabus einen Eindruck über eine kommende Hungersnot und motiviert dadurch die Christen, ihre bedürftigen Mitchristen zu unterstützen. So einfach, so positiv, so stärkend kann prophetische Rede sein! Das mal als Appetizer …
Eine Geistesgabe hat nicht jeder (aber wir können gern nach ihr streben). Aber bei der Tageslosung kommen wir alle ins Spiel, denn es ist auch ein persönliches Wort. Es geht um dich und mich.
Im Lichtkegel der Liebe Gottes
In dem kleinen Wörtchen „prüft alles“ verbirgt sich noch mehr. Nämlich „wir“ mit unserem persönlichen Leben.
Ich bin richtig stolz auf die Bibel: Heutzutage werden wir an allen Ecken und Ende dazu motiviert, unser Leben zu optimieren. Vom Personal Trainer im Sport bis zur Ernährungsapp kannst du dir alles gönnen. Die Bibel hat aber schon Jahrhunderte davor aufgefordert, das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen. Allerdings mit einem anderen Ziel: Wir pflegen weder Individualismus noch suchen wir nach Selbstoptimierung. Wir streben nach Heiligung.
Die Jahreslosung möchte uns dazu anregen, bestimmte Lebensbereiche unter die Lupe zu nehmen. Wie bin ich denn da unterwegs? Wie steht es beispielsweise um meine Finanzen, meine Gedankenwelt oder meine Ehe? Welche Prioritäten setze ich? Wo komme ich nur ganz schwer voran?
Ich bin davon überzeugt, dass uns Orientierungspunkte guttun, damit wir diese Selbstprüfung umsetzen können. Wie gut, dass wir dabei aber nicht uns selbst überlassen sind. Im Gegenteil. Der Heilige Geist möchte mit seiner zarten, klaren Stimme seine Impulse geben. Im Lichtkegel von Gottes Gnade fällt es leichter, eigene Macken zu erkennen. So können wir gemeinsam – der Geist Gottes in uns – Altlasten aufspüren und befreit weiterleben.
Gutes behalten
Wenn ich mit Opa Karl Preiselbeeren erntete, haben wir anschließend sortiert: die guten für die Marmelade, die schlechten für den Biomüll. Nur die guten, kleinen Beeren ergaben später einen köstlichen Aufstrich. Irgendwie logisch.
Heute in einer komplexen Welt mit vielen „bad news“ das Gute zu behalten, das ist wesentlich herausfordernder. Manchmal zieht uns unser Alltag regelrecht nach unten. Und auch im gemeindlichen Kontext fällt mir auf, dass manche sich gern festbeißen – an Problemen, Miseren und Fehlern.
Maria, die Mutter von Jesus, war darin geübt, Gutes festzuhalten. Sie konservierte das viele Gute rund um die Zeit vor und nach der Geburt ihres ersten Kindes. Sie hätte es auch anders leben können, in Sorgen versinken können. Aber sie hat sich das Gute gemerkt und darauf achtgegeben.
Wir können uns ebenso darin üben – und zwar sowohl das Gute im Umgang mit prophetischer Rede behalten, als auch in den Herausforderungen unseres neuen Jahres. Puh, das kann herausfordernd werden. Denn wenn von uns verbeißt sich nicht manchmal in Enttäuschungen, Probleme und Sorgen? Ich lade herzlich zu einem positiven Blick ein.
Ein zeitloser Schatz
Mit dieser Jahreslosung haben wir einen zeitlosen Schatz anvertraut bekommen. Schätze sind etwas Kostbares. Man kann sie suchen, entdecken, bestaunen, herausputzen, bewahren! Auf diese Schatzsuche wollen wir uns begeben, damit wir dieses Wort „entdecken“. Manches Bibelwort entfaltet seinen wahren Reichtum erst beim genaueren Hinschauen. Plötzlich erstrahlt ein Juwel – ein echter Schatz!
Was brauchen wir für die Schatzsuche? Entdeckerfreude, Geduld, Offenheit, Vertrauen. Von Kindern können wir uns Entdeckerfreude, Offenheit und Vertrauen abschauen. Darin sind sie groß. Außerdem lassen sie sich so gern beschenken! Auch das ist ja ihr Privileg! Jesus selbst hat sie uns ja als Beispiel genannt, als er in Matthäus 18,2 ein Kind in die Mitte stellte. Beobachte in nächster Zeit doch einmal ein Kind, wie es seine Umgebung entdeckt oder etwas ausprobiert. Und mit dieser Entdeckerfreude können wir mit der Jahreslosung im neuen Jahr durchstarten.
Kerstin Wendel ist Autorin, Sprecherin und Seminarleiterin.
Dieser Text ist ein überarbeiteter und erweiterter Auszug aus dem Buch „Prüfet alles und behaltet das Gute“ von Kerstin Wendel.
Fußnoten:
[1] Schiller: Das Lied von der Glocke
[2] John Mark Comer: Ruhe. Arbeit. Ewigkeit. Der göttliche Rhythmus von Ruhe und Arbeit für dein Leben, S.18
Obwohl der Gedanke naheliegt, hat die Jahreslosung nichts mit der Tageslosung der Herrnhuter Brüdergemeine zu tun. Letztere gibt es bereits seit 1731. Die Tradition der Jahreslosung wurde dagegen „erst“ im Jahr 1930 vom schwäbischen Pfarrer Otto Riethmüller begründet.
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Der Bibelvers für die Jahreslosung wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ausgewählt. Ursprünglich war es eine rein „evangelische Angelegenheit“. Seit Ende der 60-er Jahre beteiligt sich jedoch auch die katholische Kirche an der Textauswahl.
Noch mehr rund um die Jahreslosung finden Sie auf dieser Seite.
Die gleichen Theologen, die diese Jahreslosung ausgewählt haben, werden uns eines Tages auch wieder erzählen, man dürfe Bibelstellen nicht aus ihrem Zusammenhang reißen …
> man dürfe Bibelstellen nicht aus ihrem Zusammenhang reißen …
Darf man das denn, selbst wenn diese Theologen das nicht sagen würden?
Vielleicht dürfen es ja auch nur die Laien nicht.
Theologen dagegen sind ja verantwortliche Leute und haben es studiert und tun es am laufenden Band …
Lieber Ulrich Wößner und Chey: Jawohl, man darf Bibelstellen nicht aus ihrem Zusammenhang reißen. Aber unabhängig davon darf ein Bibelvers doch auch ganz allein für mich eine Bedeutung gewinnen. Wer sollte dies verbieten? Und warum soll mir Gott damit nichts sagen wollen?
Werte und Normen ändern sich, Gott nicht
Der Stammtischbruder schreibt: „Ein modernes Problem tut sich auf, allgemeingültige „Wahrheiten“ und „Werte“ werden ein seltenes Gut“! Dazu folgendes: Konservative Menschen setzen (durchaus zurecht auch) auf das, was viele Menschen als wertvolle Norm und wichtigen Wert ansehen. Dies wird unbedingt gelten für die 10 Geboten, die Bergpredigt, alles was Jesus (im Zusammenhang) sagte und wie er lebte und starb. So sollten auch die Menschenrechte konserviert werden. Sowie in diesem Zusammenhang auch bestimmte nichtreligiöse, aber nicht unreligiösen Werte, in Ehren gehalten und bewahrt sein. Was nun dann für mich unbedingte Wichtigkeit besitzt, ist meine Beziehung zu Gott und seinen Willen zu tun. Überhaupt steht dies Letztgenannte am Anfang und daraus ergibt sich, wie mir (aus Sicht anderer Menschen nur) sujektiv Erkenntnis zukommt was richtig ist. Vereinfacht ausgedrückt: Das Gewissen wird zum Seismographen der Seele, wenn es sich – was es sollte – an Gott fest orientiert.
Aber es gibt leider auch für wertkonservative Menschen, wie u.a. mich, Werte und Normen die schlicht überholt sind. Heimat ist mir wichtig, auch wegen der schönen Landschaft und insbesondere wegen Menschen, die hier leben und zu denen ich Beziehung pflege. Aber, wie es der damalige Bundespräsident wirklich genial ausdrückte: Er liebe nicht Deutschland, aber seine Frau. Ich liebe auch mein Auto, weil ich seine Fortbewegung in zunehmenden Alter ausgesprochen schätze, aber ich küsse nicht morgens das Lenkrad. Bei mir darf mitfahren, wer nicht die Schuhe auszieht.
Werte und Normen sind richtig, wenn sie das Prinzip der Nächstenliebe und damit auch der Liebe zu Gott, nicht schmälern oder dies ad absurdum stellen. Da will ich nur das Reizwort der anderen Sexuellen Orientierung nennen: Also von unserem Schöpfer so geschaffene Menschen, denen wir bis vor wenigen Jahrzehnten mit hochnäsiger Unmenschlichkeit begegneten, sie also daher noch heute, weniger als alle anderen Milieu`s, kaum in unseren Heiligen frommen Hallen unterwegs sind. Leider muss ich wieder das angeblich uralte Totschlagsargument bringen, was wohl hierzu Jesus dazu gesagt hätte. Denn der hatte die feste Leidenschaft, mit den damaligen (zu Unrecht ) Außenseiter:innen die fast engste menschliche Gemeinschaft zu pflegen, nämlich mit ihnen zu essen und zu trinken. Und die Urgemeinde danach vervollständigte dies, denn jetzt gehörten an die Antiken Tische, wo man auch die Gottesdienste feierte, neben den feinen gebildeten und reichen Leute auch der arme Lazarus sowie auch die Sklaven also gemeinsam lagen: Will sagen, Werte und Normen sind nicht einzementiert. Ich vermag nicht wie damals Abraham, bis zu 5 oder 6 Frauenzu heiraten. Und ich darf mir auch keine Sklaven halten, wie das allerdings schon bei den Israeliten verboten war, als sie noch nicht sesshaft und unterwegs zum Gelobten Land waren. Aber als neue Normen und Werte heute müsste relevant sein, den Rassismus und Antisemitismus zu hassen wie die Pest, gegen den Klimawandel zu kämpfen und auch jeglicher Populismus zu unterlassen. Demokraten schaden sich und helfen den Antidemokraten, wenn sie Halbwahrheiten behaupten, aus dem Zusammenhang genommene Aussagen kritisieren und es sehr Toleranz an mangeln lassen. Da wird eben die Bibel hochaktuell für einen wahren Wert: Nämlich daß der Maßstab den ich an andere lege, auch an mir selbst angelegt werden könnte. Und wenn ich sogar den Feind lieben soll, muss ich wenigstens damit anfangen, mit ihm wirklich tacheles zu reden.
In 1 Thess 5 geht es um prophetische Worte in der Gemeinde und deren gemeinsames (Plural!) Prüfen durch die Gemeinde.
Von beidem sind wir im landläufigen Christentum meilenweit entfernt …
„Kontext“ ist das „Geheimnis“ einer vernünftigen Bibelauslegung, das bedeutet, in welchen Gesamt-Zusammenhang ist ein Text eingebettet.
Ein etwas vereinfachtes Beispiel “ „verkauf alles was du hast und gib es den Armen“ ein ernstes Wort unseres Herrn, aber die wenigsten Leute werden es wohl verallgemeinern und behaupten wollen, das gilt jetzt für Jeden und für alle Zeiten!?
Die klug gewählte Jahreslosung ( oder war es ein Vesehen) bezieht sich ziemlich sicher auf den vorausgehenden Vers über prophetische Rede, die man nicht verachten sollte. „Prüft alles , das Gute behaltet“. Dennoch scheint es mir erlaubt zu sein, die Deutung auszuweiten und es als Aufforderung zu verstehen, Verlautbarungen aller Art zu prüfen. Sicher auch durch schlichtes Nachdenken und gesunden Menschenverstand, aber ganz bestimmt auch im Lichte der Schrift ! Nun ist das in christlichen Kreisen nicht mehr sehr populär, heute hört sich das eher so an “ was empfindest du bei dieser Aussage“, „was macht das mit dir“ ? So wird das „prüfen“ eine sehr individuelle Angelegenheit, weil es mit dem einen das macht und mit dem anderen jenes. Ein modernes Problem tut sich auf, allgemeingültige „Wahrheiten“ und „Werte“ werden ein seltenes Gut, aber was vordergründig nach Freiheit des Geistes aussieht ist „Gefangenschaft im Selbst“, weil es außerhalb von Christus keine Freiheit gibt! „wen der Sohn frei macht ist recht frei“. Würde man nach biblischen Kriterien „alles prüfen“, gäbe es deutlich weniger Irrwege und Sackgassen, unser persönliches Leben und unsere Gesellschaft würde profitieren.
Das Bild mit der Lupe spricht mich sehr an: Immer gibt es in der Mitte ein vergrößerten deutliches Bild, dann einen Bereich der Unschärfe zum Rand hin und der Rand der Lupe selbst verdeckt einen Bereich der Wirklichkeit. So sehe ich auch unser Wahrnehmungsvermögen und unseren Glauben. Viele nehmen einen Bereich absolut in den Blick, betonen ihn sehr und nehmen zu wenig war, was trotzdem noch alles verdeckt oder unscharf ist. Helfern kann, wenn man die Lupe bewegt, die eigene Wahrnehmung überprüft, und sich bewusst bleibt, dass es immer einen unscharfen Bereich gibt und einen verdeckten. Das könnte demütiger machen für andere Sichtweisen auch und gerade beim Bibellesen.
Was brauchen wir für die Schatzsuche, oder vielleicht fürs neue Jahr 2025?
Die Vergebung der Sünden und das ewige Leben durch Jesus Christus.
Denn nichts unreines oder gemeines kommt in den Tempel.
Gottes Erlösungswerk kann nicht scheitern
Zu Gast: Ich denke hier ist Gottesnähe gemeint mit“Tempel“ – in den keiner unrein hineinkommt. Aber in der Begegnung mit Gott werde ich rein. Die Gottesbegegnung des Saulus, der vor Damaskus zum Paulus wird, ist ein Beweis dafür. Das Kreuz soll uns beweisen, dass Gott Mensch wurde und am Kreuz für die Schuld der ganzen Welt gestorben ist. Dieses Erlösungswerk kann nicht misslingen, sonst würde ich gehaupten dass dieses Erlösungswerk an uns (als die Vollzahl aller Menschen), oder deren Umständen, scheitert. Es scheitert nicht, weil sich am Ende aller Tage dann auch a l l e Menschen freiwllig mit Gott versöhnen: Weil die Hölle vollständig in den freurigen Pfuhl geworfen wird – und sich alle Knie vor Jesus Christus beugen. In deutsch: Sie werden sich völlig freiwillig mit Gott versöhnen. Es kommt also auch im Tod niemand klammheimlich an Gott vorbei und fällt in eine unendliche Vergessenheit (Was den wirklichen Bösewichten möglicherweise sehr recht wäre). Natürlich heißt dies für uns alle als Christinnen und Christen nicht, wir wüssten nicht um was es geht und es wäre eine gewissermaßen vom Himmel gefallene geschenkte billige Gnade. Es ist keine billige Gnade, sondern die hat Jesus das Leben gekostet – und zwar auf brutale blutige Weise, und von Menschen ausgeführt. Übrigens: Keine Juden haben Jesu ermordet, sondern das Blutrecht hatten im Römischen Reich die Römer. Die Todesstrafe der jüdischer Menschen war, nur nach einem ordentlichen Prozess, die Steinigung. Dass es vor Gott keine Todesstrafe gibt, obwohl sie Adam und Eva angedroht ist, beweist dieses antike Glaubensbekenntnis der Schöpfungsgeschichte auch bei ihrem Sohn Kain. Er muss nicht sterben und wird nur verbannt. Jesus hat ausdrücklich Wert darauf gelegt, daß seine Wiederkunft auf Erden nicht als Richter geschieht, sondern als Erlöser. Denn diese unheile Welt und dieses ebenso unheile Universum braucht für alle seine Kreaturen wirkliche Erlösung. Dann endet die Gültigkeit der Nahrungskette, denn im Himmel werden wir unsere Mitgeschöpfe nicht mehr verspeisen und auch unsere Mitmenschen nicht mehr töten. Notwehr ist nicht mehr notwendig, denn Gott ist alles im allem und umfassende Liebe. Er zeltet mit uns in der Neuen Schöpfung und seine Liebe umfasst alles was geschieht.
Es scheitert nicht, weil sich am Ende aller Tage dann auch a l l e Menschen freiwillig mit Gott versöhnen.
Das steht nicht in der Bibel lesen Sie mal den 2ten Petrusbrief.
Aufruf zur christlichen Nüchternheit
Ich bin gerne lieber charismatisch, als moralistisch oder dogmatisch. Ich liebe schöne Gottesdienste, nicht nur nach äußerlichen Kriterien, sondern auch das Gebet in der Stille (in Taize sind das lange 8 Minuten, ähnlich wie auf Kirchentagen). Dann ist mir wichtig daß die Liebe größer ist jeder Glaube und alle Hoffnung: Eben weil Gott so ist, eben kein Buchhalter unserer guten und schlechten Taten und am Ende wird deshalb keinerlei buchhalterischen Bilanz eröffnet. Sondern Gott liebt uns um unserer selbst willen. Der Himmel handelt nicht so wie wir. Daher ist das Kreuz eine Zäsur unseres einfachen (teilweise auch alttestamentarischen) Gottesbildes. Liebe ist nämlich immer ein Geschenk. Genauso wie auch Vergebung. Eben diese Vergebung macht Christinnen und Christen – oder sollte es – zu den freiesten Menschen auf Erden machen. Dies alles ist richtig, wichtig und gehört auch zu unseren geistig-geistlichen Genen.
Allerdings sollten wir trotzdem unbedingt nüchtern sein. Dazu zählt dann zwangsläufig, wirklich alles zu prüfen und uns aber für das Gute und dann auch Richtige zu entscheiden. Die Bibel kann kein Handbuch für alle nur irgendwie denkbaren Situationen des Lebens und auch keinerlei Anleitung für Hobbybastler sein, wie man sich das Ansehen Gottes verbessert.. Zu prüfen heißt, es auch ohne Vorurteile und große Vorbehalte zu tun. Ich denke, dass sich heute viele neue Fragen ergeben, die es zu früheren Zeiten nicht gab, weil es – Gott sei es bedankt – durchaus auch soziale menschliche Fortschritte, andere ethische Fragen, manchmal dann mehr Wissen und Sachverstand, ergeben. Ein 90jähriger sehr frommer Mann erzählte mir, dass seine länger zurückliegenden Vorbehalte gegen homosexuelle Menschen falsch waren – eben weil er viele liebenswerten und sehr ehrlichen Menschen begegnete, die eine solche Einordnung in gedankliche Schubladen nicht verdienen. Gläubige müssen aber nicht auf jeden Fortschritt aufspringen, aber ihn immer verhindert zu wollen ist ebenso eine total unsinnige Einstellung. Als Evangelischer war ich vor vielen Jahrzehnten aber sehr verwundert, als mir ein älterer katholischer Priester berichtete, nach katholischer Lehre stehe das eigene Gewissen jedes Menschen sogar über der Autorität des Papstes in der Glaubensverkündigung. Auch diese Erkenntnis atmet Freiheit. Dass Demokratie nichts real unchristliches ist, allerdings manchmal – insbesondere in Wahlkampfzeiten – die aggressive Debattenkultur. Aber die kann man mit dem Wissen relativieren, weil die angebliche Bösartigkeit die wir im politischen Schlagabtausch zwischen demokratischen Parteien sehen, auch deren Hang entspricht, eine Narrativ aufrecht zu erhalten nach dem Motto: „Löwe, zu hast gut gebrüllt“! Die sich da an den Mikrophonen wie verbale Gladiatoren bekämpfen, trinken danach zusammen im Restaurant friedlich vereint schulterklopfend ihr Bier. Da wird also oft auch ein Schauspiel vor Medien aufgeführt. Zu sehen, was wirklich gut und was eben nicht gut ist, braucht ehrliche tiefere Einblicke. Dazu gehört die Empathie und vielleicht auch ein wenig die (Nicht-)Zauberkunst, die Körpersprache des Mitmenschen zu erkennen. Einen Menschen besser zu verstehen bedeutet zudem, sie nicht in einem Sekunden-Schnellverfahren irgendwo zwischen gut und böse, oder ganz nach links und rechts in dieser Kathegorie einzuordnen. Vorallem auch: Wir alle sind fehlerhaft und bei genauem Hinsehen kann es mich tolerant und verständlichvoller machen, wenn ich meine eigenen Fehler nicht nur wie im Spiegel selber erkenne, sondern im Verhalten auch mancher Mitmenschen. Vorurteile sind eher wie Abkürzungen im Gehirn, die unsere eigene Sichtweise (also die Vorurteile) logisch bestätigen sollen. Sagt doch die Bergpredigt, dass wir nicht richten sollen. Gott könnte uns auch so oberflächtlich betrachten (was er nicht tut). Im Suchen und dem Sortieren, was gut und hilfreich, oder eben nicht gut nicht konstriktiv ist, braucht es einen möglichst objektiven Blick. Ein Fortschritt ist auch unsere Demokratie, denn sie zwingt uns für Vorgänge, die vielen Aspekte haben, und für die es ein für und ein wider gibt, eben auch in die Mehrheitsabstimmung zu geben. Oft hilft hier nur ein konstruktiver Kompromiss. Ethik in der staatlichen Gesetzgebung kommt oft ohne den Kompromiss kaum aus. Wenn ich aus gutem Grund gegen Schwangerschaftsabbrüche bin, weil das Leben immer Leben von Anfang an sein sollte, dann könnte ich ohne Kompromiss überhaupt keine unserer Parteien wählen. Da muss ich also vertieft nachsehen, wo die Kompromisslinien in dieser Frage entlang gehen und wie sie polisch und ethisch begründet werden. Oder ich müsste – im Extremfall – wie einst auch Robinson Caruso – alleine auf einer einsamen Insel leben. Da kann ich völlig kompromisslos mich der Einsamkeit hingeben. Ich muss nicht auf andere eingehen und mich damit konstruktiv einlassen.
Und außer einer möglichst fairen Betrachtungsweise muss ich auch berücksichtigen, daß es Zustände und Dinge gibt die ich ändern kann, und es gibt Sachen, die ich nicht ändern kann. Was sich aber nach menschlichem Ermessen nicht zu ändern lässt, muss ich auch nicht versuchen. Dies wäre genauso unmöglich wie die Absicht, über den eigenen Schatten zu springen, den jede/r hat und über den niemand zu springen vermag. Oder wie einst die Schildbürger, dass Licht in Säcken aufzufangen. Wir müssen uns für nichts entscheiden, was wir nicht ändern können. Aber was nicht wir (ver) ändern können, kann dann immer noch Gott tun. Die Frage ist sehr interessant, ob Gott einen Stein erschaffen kann, der so schwer ist, dass er ihn selbst auch nicht aufheben kann. Diese Frage gibt uns ein Gefühl dafür, dass unsere Logik im Endeffekt Gott nicht erklären könnte. Wer unendlich in seinem Wesen und seiner Liebe ist, den kann niemand wirklich wie Tisch, Bank, Stuhl oder unserer Körper analysieren.