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Käßmann: Afghanistan-Debatte zu lange «unterm Deckel gehalten»

Die von Bischöfin Margot Käßmann angestoßene Debatte über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan hält unvermindert an.

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Nach der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verlangt nun auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, eine neue Perspektive für das deutsche Engagement am Hindukusch. Angesichts der Lage in Afghanistan müsse eine «bittere Bilanz» gezogen werden, schrieb er in der «Frankfurter Rundschau» vom Samstag. Eine einfache Lösung des Problems gebe es aber nicht, räumte er ein.

Unterdessen übte der frühere UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Tom Koenigs (Grüne), Kritik an den Äußerungen Käßmanns, die vor rund zwei Wochen unter anderem einen Plan für den Abzug deutscher Truppen gefordert hatte. Die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt, nahm die hannoversche Landesbischöfin dagegen in Schutz. Käßmann selbst erklärte am Sonntag, die Diskussion über den Einsatz sei «viel zu lange unterm Deckel gehalten worden».

«So wie bisher kann es eigentlich nicht weitergehen», unterstrich Erzbischof Zollitsch. Er forderte neue Entscheidungen «auch aus dem Blickwinkel einer christlichen Ethik». Beim internationalen Engagement am Hindukusch seien «gravierende Fehler» gemacht worden. In weiten Teilen Afghanistans herrschten kriegsähnliche Zustände. Eine stabile Demokratie sei in weiter ferne.

Nach den Worten von Erzbischof Zollitsch ist es «höchste Zeit» für eine grundlegende Debatte über die deutsche Sicherheitspolitik. «Wir haben uns allzu lange nur mit Einzelfragen befasst.» Für die Kirche stelle sich jetzt die Aufgabe, besonders die ethischen Gesichtspunkte zum Tragen zu bringen. Die katholische Kirche vertrete dabei eine «ebenso realistische wie gewaltkritische Perspektive».

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Der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Bundestags, Koenigs, stellte im Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» klar, dass er die Kritik Käßmanns am Bundeswehr-Einsatz nicht teilt. «Die Taliban werden nicht mit guten Worten und schon gar nicht mit christlichen Predigten am Morden gehindert.» Fehler der amerikanischen Pazifisten der Vorkriegszeit dürften nicht wiederholt werden.

Käßmann hatte in Predigten und Interviews zum Jahreswechsel mehrfach den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan kritisiert und einen Plan für den Abzug der deutschen Soldaten gefordert. Der Krieg sei nach friedensethischen Maßstäben der evangelischen Kirche nicht zu rechtfertigen. Auf Kritik stieß insbesondere der Satz «Nichts ist gut in Afghanistan» aus Käßmanns Neujahrspredigt.

Die Präses der EKD-Synode, Göring-Eckardt, verteidigte die Bischöfin. «Ich halte es für absolut richtig, dass sich Margot Käßmann als Christin, erst recht als Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende, zum Thema Krieg und Frieden äußert», sagte Göring-Eckardt der «Welt am Sonntag».

Käßmann habe zugespitzt formuliert und «den Finger in die Wunde der deutschen Debatte gelegt», erklärte die Präses, die auch Bundestagsvizepräsidentin ist. Die EKD-Ratsvorsitzende habe zugleich keinen Zweifel daran gelassen, dass der zivile Aufbau noch militärischen Schutz benötige, unterstrich die Grünen-Politikerin.

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Die Diskussion über den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan ist nach Ansicht Käßmanns «viel zu lange unterm Deckel gehalten worden». So erkläre sie sich die heftigen Reaktionen auf ihre Neujahrspredigt, sagte sie in Berlin. Sie würde diese Predigt wieder so halten. Seit der Zerstörung der Tanklaster in Kundus sei in der Öffentlichkeit deutlich geworden, dass die deutschen Soldaten in Afghanistan nicht nur Brunnen bohrten, sondern dass dort Krieg sei, erläuterte Käßmann.

Der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms unterstrich, Käßmann habe nur in klaren Worten gesagt, was inzwischen allgemeiner Eindruck sei und von vielen Fachleuten geteilt werde. Der Vorrang des Zivilen sei auch die Leitlinie der EKD-Friedensdenkschrift «Aus Gottes Frieden leben – für gerechten Frieden sorgen» von 2007. Militärische Mittel seien darin nur als zeitlich begrenzte Intervention genannt, die einen Schutzraum für Verhandlungen und den Aufbau ziviler Strukturen schaffen sollten, schrieb Brahms in einem Gastbeitrag für die Berliner evangelische Wochenzeitung «Die Kirche» vom Sonntag.

(Quelle: epd)

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