Eine katholische Pfarrgemeinde in Hessen bietet eine Kirche plus Pfarrhaus und Kloster bei „Kleinanzeigen“ an. Der Grund: Nur eine Person aus dem Ort besucht regelmäßig die Gottesdienste.
Für den Verkauf ihrer Filialkirche in Lispenhausen, einem Stadtteil von Rotenburg an der Fulda, geht die katholische Pfarrgemeinde St. Franziskus Bebra-Rotenburg einen ungewöhnlichen Weg: Die im Jahr 1963 erbaute Kirche „Zur Schmerzhaften Mutter Gottes“ wird Interessierten auf der Online-Verkaufsplattform „Kleinanzeigen“ mitsamt Pfarrhaus, Kloster und Glockenturm für 395.000 Euro angeboten.
Nur noch eine Gottesdienstbesucherin aus Lispenhausen
Das Anwesen sei unwirtschaftlich geworden, sagte Pfarrer Andreas Schweimer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Von den 155 Katholiken in Lispenhausen komme nur noch eine Frau zum monatlichen Gottesdienst in die für 70 Personen ausgestattete Kirche. Zwar würden auch Gläubige aus anderen Ortschaften wie Bebra und Rotenburg zum Gottesdienst erscheinen. «Aber sie haben ja auch ihre eigenen Kirchen», sagte Schweimer.
Weil ein Mitbruder mit der Online-Verkaufsplattform gute Erfahrungen gesammelt habe und der Verkauf über Mund-zu-Mund-Propaganda zuvor nur wenig ergiebig gewesen sei, sei man den Weg über «Kleinanzeigen» gegangen, erzählte der Pfarrer. Etwa 19 Anfragen seien bisher eingegangen, «Denkverbote» für die künftige Nutzung des Anwesens solle es keine geben – wobei letzten Endes natürlich nicht alles möglich sei. Im Inserat heißt es, die Gebäude könnten «sowohl spirituell als auch wohnwirtschaftlich» weiterverwendet werden. Auf Anfrage von Jesus.de sagte Pfarrer Andreas Schweimer: „Ich würde mich freuen, wenn die Kirche weiterhin als Gotteshaus genutzt werden könnte.“
Im Verbindungstrakt zwischen Kirche und Pfarrhaus befinden sich demnach acht Klosterzellen mit zwei gemeinschaftlichen Nasszellen. Das Pfarrhaus selbst bestehe aus sechs Zimmern, Küche, Bad und Keller. Auf einem Hügel in der Ortsmitte liegend, biete das Anwesen mit seinen insgesamt knapp 1.700 Quadratmetern zudem «einen wunderbaren Blick auf das Fuldatal». Fast 40 Jahre lang haben Schwestern dort gelebt, sagte Pfarrer Schweimer.
Was mit den sakralen und anderen Gegenständen der Kirche geschehe, müsse «dann entschieden werden, wenn es zu einem Verkauf kommt». Gegebenenfalls könnten sie in der Kirche verbleiben. Optional möglich wären auch das Archiv des Bistums oder die Weitergabe an andere Gemeinden. «Vielleicht landen Gegenstände auch wieder bei ‚Kleinanzeigen’», sagte der Pfarrer.
Das Inserat finden Sie hier.
Abreißen das Ding und Wohnungen bauen …
Ich habe dies schon bei uns in der Zeitung gelesen. Ich finde es sehr schade. Irgendwie kapiere ich es nicht, warum die Kirchen den Menschen so egal geworden sind. Es ist doch die beste Botschaft der Welt. Leider wird es wahrscheinlich noch viele Aufgaben von Gotteshäusern geben… Und speziell diese Kirche sieht doch so einladend aus. Auf die Christen in diesem Land kommen wohl noch harte Zeiten zu.
Die Leute sind den Kirchen nicht völlig egal geworden
Liebe Anja WOH, ich kann Sie zwar gut verstehen. Aber in meiner alten Heimat gab es jahrzehntelange Bemühungen, auch gemeinsam mit der Landeskirche, möglichst die Kaiser-Wilhelm-Kirche zu erhalten bzw. irgend eine Möglichkeit auch der Finanzierung zu finden. Es war aber nicht möglich und eigentlich gibt es keine Lösung. Dass die Kirchen die Menschen so egal wurden, kann ich so nicht bestätigen. Es gibt ganz viele Leute die sich ganz viele Gedanken machen, wie man dem sogenannten Traditionsabbruch irgendwie entgegentreten kann. Aber leider waren die Leute früher in der Höhe von etwa 95-97% der Mitglieder auch n u r Kirchenzahler/innen. Jetzt treten davon leider immer mehr aus, weil sie mit dem Glauben nichts anfangen können (wie allerdings auch schon früher, aber da blieben sie von der Wiege bis zur Bahre treu). Irgendwie kann ich die Ehrlichkeit von Menschen, die einfach nicht glauben können – oder die sich vielleicht nur furchtbar ärgerten, auch zumindest nachvollziehen. Ich glaube aber nicht, dass die Kirchen als Glaubensgemeinschaft in der Krise sind. Viele Ehrenamtliche, die zu den etwa 3% der Kerngemeinde zählen, sind überaus fleißig.Dass die Christinnen und Christen die beste Botschaft nicht nur der Welt, sondern auch im Universum verkündet, ist auch mein Credo und dies schreibe ich hier fast täglich. Aber dem steht meine Überzeugung nicht entgegen, dass es allerdings unterschiedliche Frömmigkeitsformen und -traditionen gibt, und die Leute aus verschiedenen Gesangbüchern unterschiedlicher Konfessionen und Kirchen singen. Eine Einheit in der Vielfalt noch mehr anzustreben halte ich für sehr richtig. Gott hat viele unterschiedliche Menschen erschaffen und es gibt fast keinen Christen auf Erden, der – wenn auch manchmal nur andeutungsweise -auch sein jeweils eigenes Gottesbild hat. Aber Gott ist immer ganz anders, als wir ihn uns alle vor Augen malen. Immerhin gebieten es Regeln, veräußerte Kirchen nicht für Zwecke zu verwenden, die unseren Werten der Liebe zu Gott und den Menschen widersprechen. In Kanada erlebten wir, dass in die großen kirchlichen Räumlichkeiten auch eine Etage für eines der ältesten Gewerbe der Menschheit vermietet wurde. Man wird auch kein Spielkasino daraus machen dürfen. Aber es gibt es außer kulturen Nutzungen kaum Möglichkeiten, wirkliche kirchliche Gebäude anders zu nutzen. Das Abreißen von Kulturgütern dürfte nicht infrage kommen.,
Die Frage wäre für mich, warum so viele Menschen heute wie früher (wahrscheinlich stimmt dies wirklich zu einem ziemlichen Teil), so wenig mit dem Glauben anfangen können. Wenn man mal ehrlich ist, muss man sich schon ziemlich mit den Evangelien etc. auseinandersetzen, um zu verstehen, was Jesus eigentlich gemeint hat und worum es ihm ging. Die Kirchen könnten dies stärker fördern. So richtig engagiert sind hier eigentlich nur die eher freikirchlich orientierten Gruppen. Ich finde es jedenfalls sehr hilfreich, mittlerweile vieles aus der Bibel und auch Auslegungen dazu gelesen oder gehört zu haben. Vieles habe ich nicht gewusst oder manches auch mißverstanden. Selbst Jesus kann man ja als Wunderheiler mißverstehen. Seine eigentliche Botschaft war jedoch sein Opfertod am Kreuz.
Seine eigentliche Botschaft war jedoch sein Opfertod am Kreuz.
Ich glaube gerade darum geht es.
Die Menschen schauen auf die Politik, ihre Umstände, falsche Lehren, aber nicht mehr auf Jesus Christus und sein Sühneopfer.
Somit verlieren sie ihre Beziehung zu Gott, dem Vater und laufen in die falsche Richtung.
Ja, viele Menschen haben leider ihre Beziehung zu Gott verloren. An dem, was Du schreibst ist sicherlich viel Wahres dran. Manchmal denke ich, auch einfach durch unseren Lebensstil.
Selbst kleinere Kirchen sind fast unverkäuflich
Dies ist leider auch das Problem in meiner damals noch 5000 Seelen-Gemeinde der EKHN in einer Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern. Dort gibt es, neben einer kleinen Kirche im Nachbardorf, noch die Martinskirche und die Kaiser-Wilhelm-Kirche. In eher guten Zeiten verfügte die Martinskirche, zentral gelegen und heute mit Gemeindezentrum, über sonntäglich auch an normalen Sonntagen noch über 60 Kirchgänger:innen, manchmal bis zu 80 GD-Teilnehmern. Die Kaiser-Wilhelm-Kirche, einst von Kaiser-Wilhelm II aus der Privatschatulle gespendet, 1899 eingeweiht mit Kaiser-Loge (dieser Kaiser war nie dort, auch nicht in seiner Loge), hatte die letzten 30 Jahren nur so einen immer schwächeren Besuch an Sonntagen und begrüßte lediglich 3-5 Seelen. Problem: Niemand kauft eine Kirche auch nur für einen einzigen Euro, die zudem dringend renovierungsbedürftig und derzeit geschlossen ist wegen Hangabrutschung nach Bau einer Umgehungsstraße. Die sehr schöne Kirche ist nämlich nicht nur geschützt als Kulturdenkmal. Denn die anstehenden Kosten kann niemand bezahlen, keiner will dieses wunderbare Gotteshaus geschenkt erhalten. Die unübersehbaren Kosten einer unbedingt erforderlichen Gebäude-Renovierung zur Rettung der Bausubstanz in mehrstelliger Millionenhöhe kann derzeit keiner aufbringen. Die Kirchengemeinde anfangs des letzten Jahrhunderts wollten dieses Gotteshaus eigentlich nicht von den Heimen in Bethel/Bielefeld übernehmen: Aus guten Gründen, die sich nunmehr bewahrheiten. Alleine der Gedanke, die Kirche können nicht mehr sein, hatte vor Jahrzehnten zu einer großen Protestwelle und sogar Unterschriftenaktionen geführt von durchaus wohlmeinenden Stadtbewohnern, die aber noch nie in ihrem Leben zu den Gottesdienstzeiten erschienen sind. Einst war das Gotteshaus in Zeiten von Kaisern, Königen für vornehme Leute gutfrequentierte „Kurkirche“, die nicht neben angeblich stinkenden Bauern sonntags Platz nehmen wollten: Die waren nur vom einfachen Volk.
Auch in meiner neuen kirchlichen Heimat, einer Stadt mit 100.000 Einwohnern, wurden nach Kriegsende (mindestens !!!) doppelt so viele neue Kirchen gebaut wie vorher und stehen heute oft leer bzw. erfreuen sich teilweise nur an wenigen Besuchern und Teilnehmer:innen. 3% erreichen selbst heute noch die beiden großen Kirchen als Kerngemeinde, der Rest zahlt, wenn er nicht aus finanziellen Gründen austritt, mehr oder weniger gerne Kirchensteuer. Dies ist Realität auch für die Freikirchen, die ebenfalls leider vom Traditionsabbruch betroffen sind und auch nicht den Rest der Welt mit dem Evangelium erreichen. Der hier geschilderte Fall gehörte vielleicht dann zu den Ausnahmen, wenn sich deren Kirche wirklich verkaufen ließe. Wir können heute nicht auch Orte und Gebäude, die kulturelle Werte verkörpern, einfach abreißen oder sie zu Kneipen oder Wohnungen machen – absehen davon dass jeder Nutzer meist noch nicht einmal die Erhaltungskosten zu leisten imstande ist. Ich halte dies für ein ganz großes Problem – und es würde nur noch unlösbarer mit der Abschaffung der angeblich so furchtbaren Kirchensteuer.
395, 000 Euro ?
Völlig unter Wert, nahezu geschenkt.
So geht die Kirche mit ihren Werten um.
Das nennt man Hoffnung und Zuversicht ?
So etwas ist keien nachricht wert.