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Krisen meistern für Anfänger

Krisen begegnet jeder im Leben. Doch leider fehlt oft das Handwerkszeug, wie man die Krisen im Leben gut meistern kann. Christof Lenzen weiß Rat.

Reden wir nicht um den heißen Brei: Krisen sind ein ganz großer Mist! Ich will gar nicht erst mit irgendeinem pseudoweisheitlichen Gerede von „Krisen sind Chancen“ anfangen. Wenn du in der Krise steckst, willst du sie nicht, findest sie ätzend, willst sie loswerden, heulst und schreist, läufst davon oder wirst aggressiv, kannst nicht schlafen und fühlst dich wie gelähmt. Manchmal auch alles zusammen. Deswegen: Krisen sind Mist. Ganz großer. Sind wir uns da einig? Gut. Und alle gerade aufgezählten Reaktionen sind vollkommen normal und sogar von Gott in uns angelegt. Darauf kommen wir noch. Deswegen sei nicht überrascht, sondern geh verständnisvoll mit dir um.

Wenn du in der Krise bist, geht so manches in uns in den Ausnahmezustand. Wie du lebend durch die Krise kommst und dabei möglichst wenig Unheil anrichtest, dir selbst und anderen gegenüber – dazu nun mehr. Und die Geschichten und Weisheiten der Bibel sagen jede Menge zu diesem Thema, deswegen werden sie uns leiten.

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Nimm die Krisen an!

Große innere Spannung, die echte Energie frisst, entsteht da, wo innen und außen nicht zusammenpassen. Beispiel: Wenn du dir einredest, dass du super in deinem Beruf bist, und du verlierst deinen Job, dann ist das schon eine ziemliche Dissonanz. Ähnlich ist es auch mit unserer Haltung gegenüber Krisen. Alle Menschen haben Sehnsucht nach der Ewigkeit, nach der heilen Welt, nach dem Paradies in unserem Herzen (Prediger 3,11). Wenn du wie ich behütet und finanziell sicher aufgewachsen bist, denkst du vielleicht sogar irgendwann: Wenn ich mir nur genug Mühe gebe und mich anstrenge und alles richtig mache, dann ernte ich ein glattes und relativ müheloses, quasi paradiesisches Leben. Und genau das wird uns ja medial eingeimpft: Leben- und Selbstoptimierung als hohes Lebensziel.

Das Problem ist: Wir leben in einer gefallenen Welt. Seit dem sogenannten Sündenfall gibt es Zerwürfnisse zwischen Mensch und Mensch, Mensch und Gott und Mensch und Umwelt. Das ist so. Und wir erarbeiten uns nicht das Paradies zurück (so wertvoll jeder Einsatz für eine bessere Welt auch ist!). Wenn ich nun das Ideal eines leichten, glatten Lebens im Herzen trage und es kommt die Krise mit Wucht um die Ecke – dann werde ich massiv aus der Bahn geworfen. So groß ist die Diskrepanz zwischen Soll und Sein. Als Christ kommt dazu: Ich glaube an einen Erlöser, an einen Freund, an einen Mann namens Jesus. Und dessen Weg ging durch die Niederlage in den Sieg, durch den Tod ins Leben, durch das Dunkel ins Licht. Er sagt Dinge wie: „Ich versichere euch: Ein Weizenkorn muss in die Erde ausgesät werden. Wenn es dort nicht stirbt, wird es allein bleiben – ein einzelnes Samenkorn. Sein Tod aber wird viele neue Samenkörner hervorbringen – eine reiche Ernte neuen Lebens.“ (Johannes 12,24; NL). Das ist als Lebensmotto sicher nicht populär und auch nicht kompatibel mit einem leichten, erfolgreichen, „glatten“ Leben, wie es uns oft verkauft wird. Haben wir das als Ideal aber in uns – dann werden wir uns daran wundreiben. Denn Ideale versklaven uns und zerreiben uns an der Realität. Und du kannst nur etwas bewältigen und durchstehen, was du annimmst. Dazu kommt ja: Eine nicht kleine Anzahl von Krisen wird ja gar nicht durch dich erzeugt! Umwelt, Sünde anderer an dir, das System unserer Marktwirtschaft, zwischenmenschliche Missverständnisse und vieles mehr – du hast nicht auf alles Einfluss –, schon deswegen ist es ein Energiefresser hoch Drei, wenn du weiter unter diesem Ideal einer heilen Welt versklavt bleibst.

Kurz: Wir brauchen bei diesem Thema einen Sinneswandel, eine Umkehr, altmodisch ausgedrückt: eine Buße im Denken (Römer 12,2). Vielleicht sagst du das mal Jesus: Jesus, bisher dachte ich, das Leben sei leicht und locker, aber diesen Weg bist du nicht gegangen und ich will ihn auch nicht gehen. Ich will die Krisen meines Lebens annehmen und mit dir durch „das dunkle Tal“ (Psalm 23) gehen und mich dir anvertrauen. Ich lege mein altes Denken ab und gebe es dir – verankere bitte deine Sichtweise in mir.

Nimm den Kampf gegen die Krisen an!

Bedeutet das nun, sich Krisen willenlos zu ergeben? Nun – schau dir Jesus an. Schau dir Paulus an. Krisen als Teil des Lebens anzuerkennen, bedeutet nicht, zu kapitulieren. Als Christ bedeutet es, den Kampf anzunehmen, aufzunehmen, aber eben nicht aus Selbstwirksamkeit, sondern im Vertrauen auf die Führung Gottes, in Kooperation, in Verbindung mit Jesus selbst. Bleibst du dagegen in deiner Haltung in der Auflehnung gegen die Krise selbst, wirst du unnötig Energie verlieren und eventuell sogar daran zerbrechen – denn dann hast du ja deinem Ideal gegenüber (und dem Ideal dieser Welt gegenüber) versagt. Du bist schuld. Du hast es verbockt. Die gesamte Geschichte der Bibel und gerade des Evangeliums spricht dir aber das Gegenteil zu: Selbst wenn du die Krise (mit) ausgelöst hast – sie passiert. Und sie wird wieder passieren. Und du kommst da durch. Sie ist Teil einer gefallenen Welt. Nimm sie an, nimm den Kampf auf, lass los in der Gegenwart Gottes und geh mit ihm durch die Krise hindurch. Und irgendwann „deckt er dir den Tisch vor den Augen deiner Feinde“ (Psalm 23,5).

Würde man die Schemen aller Krisengeschichten der Bibel auf jeweils ein Pauspapier zeichnen und dann alle Pauspapiere übereinander legen, dann würde sich ein Muster zeigen. Nicht alle Faktoren tauchen bei allen Krisen auf – aber in der Summe entdecken wir sie. Egal, ob bei Elia in seiner Angst vor Isebel und seiner Erschöpfung nach dem Kampf mit den Baals-Priestern, oder die Geschichte des Hiob, die Verfolgung Davids durch Saul, Petrus mit seinen diversen Krisen, Paulus mit seiner Anerkennungskrise in Korinth, die Jünger in ihrer Erschöpfung nach ihrem Dienst – es findet sich in Summe ein Muster, das uns hilft, gestärkt aus der Krise zu kommen, oder sagen wir zumindest: gereift.

Sorge nicht nur in Krisenzeiten gut für dich!

Wenn wir in der Krise stecken und Angst, Sorge und Panik unser Gehirn fluten, dann übernimmt hirnphysiologisch gesehen ein älterer Teil des Gehirns mehr, und das Frontalhirn, das für Logik, Planung, Werte und vieles mehr zuständig ist, wird mehr und mehr „heruntergefahren“. Dadurch baut man in Krisen dann selbst gerne Mist. Reagiert zu schnell, instinktiv, emotional. Die Werte sind schlicht und einfach zur Korrektur nicht mehr so präsent. Wie holt man sie wieder? Durch stabilisierende Maßnahmen. Elia sollte erst einmal schlafen und essen und das einige Tage lang. Die Jünger Jesu wurden erst einmal zum Erholen weggeschickt, als diese erschöpft, wenn auch begeistert, von ihrer Dienstreise kamen. Der geschlagene Mann im Graben wird vom barmherzigen Samariter in eine Herberge gebracht, versorgt mit Essen und Trinken und Schlaf. Kurz: Sorge für dich. Vernachlässige dich nicht. Behalte einen Rhythmus bei, ernähre dich halbwegs gesund, genieße – wenn – Alkohol in Maßen, gönn dir genug Schlaf. Schenke dir Dinge, die deiner Seele das Gefühl geben: Es ist okay, wir schaffen das gemeinsam. Dadurch kommst du wieder bei dir an (sprich: Frontalhirn bootet und steht wieder zur Verfügung). Der Panikmodus kostet enorm viel Kraft und Energie und lässt sich nicht lange durchhalten ohne echte Schäden an Körper und Seele. Deswegen ist Selbstfürsorge kein Luxus in Krisen.

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Du musst die Krisen nicht kontrollieren!

Krisen zeigen uns, dass wir nicht alles im Griff haben. Der krampfhafte Versuch, alles wieder in den Griff zu bekommen, zeichnet die Reaktion vieler Menschen in der Krise aus. Dadurch entstehen dann nicht selten unweise Reaktionen nach der Masche: Lieber irgendwas tun, als nichts … Aber dieser Reflex, wieder Kontrolle zu erlangen, ist selten hilfreich. Stattdessen können wir lernen, uns Gottes Kraft, Führung und Weisheit anzuvertrauen. Der Text aus Jesaja 30,15-17 ist da ein erstaunlicher Ratgeber: „Denn so spricht der allmächtige Herr, der Heilige Israels: ‚Durch Umkehr und Ruhe könntet ihr gerettet werden. Durch Stillsein und Vertrauen könntet ihr stark sein. Aber das wollt ihr nicht. (…) Dann seid ihr wie eine einsame Kiefer auf einer Bergspitze oder wie ein Flaggenmast auf einem Hügel.‘“ Ist Burn-out je knapper und besser beschrieben worden? Du fühlst dich wie ein einsamer Baum, wie ein Fahnenmast (ohne Fahne!) auf einem Hügel. Ausgebrannt und allein. Allem ausgesetzt. Das Gegenmittel? Umdenken lernen (Umkehr) und Ruhe in der Gegenwart Gottes. Vertraue deinem Gott. Komm zur Ruhe. Nimm dir Zeit mit Gott. Lass dich los in ihn. Das ist eine der wertvollsten Lektionen der Krise. Wenn auch eine demütigende, die uns Angst machen kann.

Bleib in Krisenzeiten in Beziehung zu Vertrauten!

Ein Merkmal der Krise ist, dass sie uns einsam macht. Denn niemand, selbst der eigene Partner nicht, kann die emotionale Tiefe einer Krise wirklich verstehen. Dazu kommt, dass unser Hirn und damit auch unser limbisches System, das für Gefühle zuständig ist, sich in Krisen im Kampf-/Flucht-Modus befindet und beides, kämpfen und fliehen wollen, ist nicht unbedingt gemeinschaftsfördernd. Daraus schließen wir leicht, dass wir allein sind. Das Gegenteil ist wichtig und richtig. Es ist wichtig, gerade in Krisenzeiten mit vertrauten Menschen und mit Gott Zeit zu verbringen. Wir brauchen Orte, um verletzlich zu sein, zu weinen, alle Fassaden abzusenken, zu schweigen, was auch immer dran ist. Gott kennt unser Herz, ja, ist ein mitfühlender Gott (Hebräer 4,15), er identifiziert sich mit dir in deiner Krise. Vertraute verkörpern Gott für uns in dieser Zeit, wenn wir meinen, gottverlassen zu sein. Neben der direkten Begegnung mit Gott brauchen wir deswegen Zeit mit Freunden und Freundinnen. Um einfach zu sein. Gegenwärtig zu sein (denn Krisen stoßen uns in die Vergangenheit und Zukunft). Bleib nicht allein, sorg für dich, lass dich los in Gottes Gegenwart und dann handle. Geh behutsam mit dir um. Du hast eine Krise – du bist nicht die Krise. Du bist immer mehr. Du bist ein Kind Gottes. Ohne Abstriche.

Christof Lenzen ist Pastor und Autor.


Dieser Artikel ist zunächst im Magazin MOVO (Ausgabe 03/2021) erschienen. Das Männermagazin erscheint regelmäßig im SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.

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