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Moderator und Brückenbauer: Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock wird 75

Am Mittwoch (14. September) wird der volksnahe und populäre Theologe, der von 1997 bis 2003 oberster Repräsentant des deutschen Protestantismus war, 75 Jahre alt.

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Manfred Kock predigt gerne und oft. Nach acht Jahren im Ruhestand ist sein Terminkalender noch immer ziemlich voll: Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hält auch viele Vorträge und schreibt Texte für Festschriften und Gedenktage. «Ich mische mich persönlich ein mit den Kräften und Gaben, die ich noch habe, um ehrenamtlich in unserer Kirche mitzuhelfen», sagt er bescheiden.

 Er mache zwar immer noch eine ganze Menge, «aber nichts mehr, wozu ich keine Lust habe», sagt der frühere Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in seinem Haus in Köln. Häufig wird er gebeten, über ethische Konflikte und Glaubensfragen zu sprechen. Die Themen seiner Amtszeit sind bis heute aktuell: Ökumene, Christen und Juden, Krieg und Ungerechtigkeit, Bioethik und Sterbehilfe, Zuwanderung und Integration, Wandel des Sozialstaats. Sein Auftreten kennzeichnet stets, was schon in den kirchlichen Spitzenämtern seine Stärke war: Er bezieht klar Stellung und wirkt zugleich doch bedächtig und ausgleichend.

 Kock habe die Interessen und Strömungen in der EKD gut zusammenhalten können, sagt sein Nachfolger als rheinischer Präses, Nikolaus Schneider, der inzwischen auch EKD-Ratsvorsitzender ist. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schätzt Kocks Verdienste als Moderator und Brückenbauer in der Ökumene – früher häufig zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehman – und im Dialog zwischen den Kulturen.

 Aus dem Tagesgeschäft hält sich Kock schon lange heraus, nimmt aber im Zweifelsfall auch kein Blatt vor den Mund. So stellte er sich 2010 vor seine Amtsnachfolgerin Margot Käßmann, die wegen ihrer Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr kritisiert wurde. Im Januar 2011 verteidigte er gegen die Kritik mehrerer Altbischöfe die liberale Haltung seiner Kirche gegenüber homosexuellen Pfarrern und handelte sich damit eine Reihe kritischer Anrufe und Briefe ein. «Aber früher gab es mehr Zoff», sagt er gelassen.

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 Auch ohne die rhetorische Brillianz eines Wolfgang Huber oder das Charisma einer Margot Käßmann wusste Kock die Medien zu nutzen. Anders als manch anderer Amtsträger hatte er keine Angst, dass ihm die Presse «an den Karren fährt», im Gegenteil: «Das Interesse der Medien muss bedient werden, um zu transportieren, was wir als Kirche zu sagen haben», ist er überzeugt. Von «überbordender Talkrunden-Präsenz» hält er aber nichts.

 Seinen Jugendwunsch, Menschen zu helfen, erfüllt sich Kock bis heute als Seelsorger – damals wollte er noch Arzt werden. Am liebsten spricht der Sohn eines Beamten aus dem münsterländischen Burgsteinfurt mit Menschen über den Glauben und ihre Zweifel. Er predigt nicht nur ab und zu in bedeutenden Kirchen wie dem Berliner Dom, sondern hält auch einmal im Monat einen Gottesdienst in einem Altenpflegeheim.

 Theologie studierte der am 14. September 1936 geborene Kock in Bethel, Münster und Tübingen. Seine erste Pfarrstelle trat er 1962 in einer Bergarbeitergemeinde in Recklinghausen an. Er wechselte 1970 als Jugendpfarrer nach Köln, wo er sechs Jahre später Gemeindepfarrer wurde und 1988 an die Spitze des Stadtkirchenverbands rückte. Kock wurde heimisch in der Domstadt, er schätzt die lebensfrohe Mentalität ihrer Bewohner und deren «großzügigen Gott».

 In seinen letzten Dienstjahren verlangten ihm zwei Führungsämter alles ab: Als 1996 der damalige rheinische Präses Peter Beier plötzlich starb, wurde Kock zu seinem Nachfolger bestimmt. Knapp ein Jahr später machte der vermeintliche Übergangskandidat an der Spitze der zweitgrößten Landeskirche überraschend auch das Rennen bei der Wahl zum EKD-Ratsvorsitzenden, als er sich gegen Bischof Huber durchsetzte. Im Jahr 2003 trat er zunächst als rheinischer Präses und dann als höchster Repräsentant der deutschen Protestanten aus dem Rampenlicht.

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 Es sei ihm gelungen, seither kürzer zu treten und bei guter Gesundheit zu bleiben, sagt Kock. Mit seiner Frau Gisela – der Rückhalt in der Ehe war ihm stets lebenswichtig – besucht er regelmäßig Ausstellungen, geht in die Oper und in Konzerte. Auch die gewonnene Zeit für seine drei Kinder und sechs Enkel genießt Kock – und dass er ab und zu mal etwas mit seinen beiden Geschwistern unternehmen kann: «Früher ging das kaum, weil ich als Pastor arbeiten musste, wenn andere Leute frei haben.»

(Quelle: epd)

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