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Theologe Zehendner kritisiert respektloses Verhalten von Christen im Netz

Der Theologe Christoph Zehendner hat angekündigt, sich von Facebook-Kontakten zu trennen, die politische Verantwortungsträger in „menschenverachtender“ Weise persönlich attackieren. Er beobachte „erschreckend oft“, dass daran auch Christen beteiligt seien.

Der Theologe und Journalist Christoph Zehendner ist genervt von „menschenverachtenden persönlichen Attacken“ gegen politische Verantwortungsträger in den sozialen Netzwerken. „Da werden mengenweise Emojis gepostet, die grüne Kotze ausspeien – als „Kommentar“ zu einem anderen Politiker“, schreibt er in einem aktuellen Facebook-Beitrag. Und weiter: „Da wird über Figur, Kleidungsstil oder fehlende Schulabschlüsse gehetzt. Und besonders häufig trifft es dabei Frauen in Verantwortung.“ Die Meinungsfreiheit ende jedoch aus seiner Sicht dort, „wo eine öffentliche Person als Person, als Mensch, in den Dreck gezogen und mit Hass überschwemmt wird. Da mache ich nicht mehr mit.“

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Er habe sich deshalb entschieden, sich „ab sofort“ von Kontakten zu trennen, „die solche Angriffe – möglicherweise gedankenlos, möglicherweise mit voller Absicht – posten und damit verteilen.“ Dabei sei es ihm egal, ob die „würdelosen Beiträge“ sich gegen „Regierungsmitglieder, Oppositionvertreter oder Extremisten von ganz links oder ganz rechts außen richten“.

„Menschenverachtende Polemik“

In einem Interview mit der evangelischen Nachrichtenagentur IDEA betonte Zehendner, dass er nichts gegen „Witzchen und Sticheleien“ habe. Die habe es schon immer gegeben. Was ihm zunehmend Bauchschmerzen bereite sei jedoch „die respektlose, menschenverachtende Polemik gegen Einzelpersonen, die durch das Netz flutet.“

Der Theologe sieht mehrere Gründe für diese Entwicklung. An erster Stelle nennt er im Interview „Kampagnen der Boulevard-Medien“, die dadurch die Auflage ihrer Blätter erhöhen wollten. Dazu spiele die „scheinbare Anonymität“ im Netz eine Rolle. Drittens vertrauten viele Menschen blind „selbsternannten Politik-Erklärern“, deren „Geschäftsmodell“ es sei, „die Demokratie sturmreif zu schießen“.

Respektlose Polemik: Christen „erschreckend oft“ beteiligt

Er habe „erschreckend oft“ die Beobachtung gemacht, dass sich auch Christen an respektloser Polemik beteiligten, so Zehendner. „Da posten Menschen bei Instagram oder Facebook Bibelverse, Lobpreislieder und Einladungen zu geistlichen Veranstaltungen. Und dann teilen sie wenig später Posts gegen Politikerinnen und Politiker, die im Ton und auch in der Darstellung unanständig und respektlos sind und nicht selten weit unter die Gürtellinie zielen.“ Das Gebot der Nächstenliebe scheine im Netz „außer Kraft“ zu sein.

Er selbst werbe für mehr Sachlichkeit – und dafür, sich vor jedem eigenen Beitrag an Matthäus 7,12a zu erinnern: „Geht so mit anderen um, wie die anderen mit euch umgehen sollen.“

10 Kommentare

  1. Also ich bin bemüht niemanden zu beleidigen, ich versuche hinter jeder Meinung und sei sie für mich noch so schräg die Person dahinter zu sehen, mit ihrer von Gott gegebenen Wert und Würde. Polemik,Ironie und Zuspitzung halte ich jedoch für erlaubte Stilmittel um meine Positition zu einem Thema deutlich zu machen. Man sollte nicht zu sensibel sein und wenn man mal etwas Gegenwind bekommt ist das ein gutes Übungsfeld m mit den lieben Zeitgenossen klar zu kommen.
    Eine weitere Facette bekommt die Sache bei Personen oder Institutionen des öffentlichen Lebens. Leute die den Anspruch haben mit ihrem Einsatz die Welt zu verändern, müssen sich schon gefallen lassen hinterfragt zu werden.
    Wenn ein Herr Habeck die Welt mit Wärmepumpen beglücken will und mir meine Gasheizung ans Herz gewachsen ist, möchte ich das mit Nachdruck kundtun. Und wenn die EKD sich mit den Klimaklebern verbündet oder das Fazit eines Kirchentags lautet „Gott ist queer“, baut das bei mir einen inneren Druck auf, der dringlich ein Ventil sucht.
    Also da möchte ich nicht immer lieb und nachsichtig sein, sondern auch mal einen Nagel reinhauen dürfen !

    • Ich möchte schon lieb und nachsichtig sein

      Warum lieber Stammtischbruder, jetzt schon hier wieder diese Polemik. Erstens will Herr Habeck nicht die Welt mit Wärmepumpen beglücken, denn das hat die ganze Regierung beschlossen, in Beratung mit allen Parteien in den Bundestagsausschüssen. Wenn kein Gesetz herausgeht, das nicht auch der Bundestag noch einmal geänder hat, spricht dies für sich. Die Musik war hier lauter als das Geschehnis. Aber was diesbezüglich an Hass und Hetze verbreitet wurde (wenn man fleißig dies Bundestagsdebatten im Paramentsfernsehen verfolgt und mitbekommen), insbesondere von der AfD, ist gigantisch. Da spielen die Wahlen bald in Bayern oder jene im kommenden Jahr eine große Rolle. Wer da nicht böses vermutet?

      Die EKD hat sich mit keinen Klimaklebern verbündet. Vielmehr las ich in einer Zeitung in Nürnberg, während des Kirchentages (und unter der Überschrift des Kirchentages), die Klimakleber seien auch in Nürnberg gewesen und hätten sich gestern am Hauptbahnhof festgeklebt. Das stimmte. Aber die gedankliche Zuordnung zum Kirchentag (irrtümlich oder beabsichtigt) so oder so ein glatte Lüge. Auf dem Kirchentag sind alle Leute anständig miteinander umgegangen, am Ende jeder Veranstaltung stand 1 Minute Stille mit der Möglichkeit zum Gebet. Kein Politiker beispielsweise wurde verunglimpft. Überhaupt befleißigten sich alle, die sich gerne auch mal Geschwister nennen, auch dieser Verhaltensweise.

      Der Prediger „Gott ist quer“ wurde beim Abschlussgottesdienst von allen (auch den Evangelikalen) mit großem Aplaus bedacht. Denn die Anwesenden haben dies in den sehr leicht begreifbaren nachvollziehbaren Kontext seiner anderen Aussagen gestellt: Nämlich dass wir vielleicht alle die letzte Generation sind. Oder: Dass Jesus gerade mit denen solidarisch ist, die am Rande stehen, wegen ihrer Hautfarbe (und heute wegen ihrer sexuellen Orientierung). Dies hat jeder und jede glasklar begriffen. Und die da reflexhaft harsche Kritik übten, und damit gleichsam ihre geringe Liebe zum Kirchentag selbst wohl zum Ausdruck bringen wollten, dürften in aller Regel noch nie auf einem solchen Kirchentag (oder einem Katholikentag) gewesen sein. Denn der war sehr (in guter Weise) fromm. Eigentlich so wie er immer schon war. Nur technisch moderner. Und ich möchte schon – lieber Stammtischbruder – lieb und nachsichtig sein. Denn nicht alles was in der Zeitung steht oder im Internet berichtet wird, mag so gewesen sein. Also ich möchte schon lieb und nachsichtig sein und in niemand einen Nagel hinein hauen. Und wenn ich von Politikern erwarte, dass sich sachlich und nicht polemisch sind, dann muss ich wenigstens versuchen, davon einigermaßen Abstand einzuhalten.

  2. Es wäre schon sehr viel getan, wenn nur noch mit Klarnamen diskutiert werden dürfte. Hier sind die Betreiber solcher Plattformen gefragt. Auch Jesus.de . Wer etwas zu sagen hat, sollte dafür auch mit seinem Namen gerade stehen.
    Das Verstecken hinter der Anonymität oder irgendwelchen Phantasienamen lädt natürlich zu unliebsamen Verhalten in den (un-)sozialen Medien ein, denn es ist ja so schön einfach, unerkannt aus dem Nebel zu schießen.
    Die nächste Hemmschwelle, die es wieder aufzubauen gilt, ist die Ansprache der Zielgruppen. Mittlerweile wird man ja in 80 % der Fälle einfach geduzt. Was man bei ikea einmal als skandinavisch-typischen Import noch hingenommen hat, weitet sich jetzt leider überall aus. Im übrigen auch auf Jesus.de.
    Ich glaube, diese zwei Vorschläge allein, würden so manchen unbedachten Kommentar zu verhindern helfen.

    • Hallo Dr. Pospiech,

      wem wuerden Sie zustimmen:
      a) es zaehlt das Argument?
      b) es zaehlt von wem das Argument kommt?
      c) a) reicht alleine nicht, ohne b) geht es nicht?

      zur Information: hier ist ein moderierter Blog (was viel Arbeit macht, Danke ans Team!)
      d.h. wer die Netiquette nicht einhaelt wird (zu Recht) gecancelt/nicht freigeschaltet oder nachtraeglich zensiert/entfernt.

      Das finde ich gut, dem unterwerfe ich mich und deshalb kommentiere ich hier!

      Bedenken Sie, es gibt auch etliche Gruende (auch gute) nicht mit Klarnamen zu posten. zB nicht jeder ist voellig ohne Abhaengigkeitsverhaeltnisse.

      Soziale Medien, die ohne Moderation funktionieren, braucht man ja ggfs nicht zu verwenden?
      Sinnvolle Kommentare gehen leicht in einer Flut von Hintergrundrauschen unter – viel zu muehsam diese zu finden!

      Ich verstehe, dass Leute, die die Bekanntheit (Ich-Marke) aufbauen und unterstuetzen, trotzdem glauben auf unmoderierten Medien unterwegs sein zu muessen. Einen Tod muss man immer Sterben …

      LG Joerg

      PS: ob Du oder Sie verwendet wird macht ein Argument nicht staerker oder schwaecher, oder? Mangelnder Respekt und Uebergriffigkeit faellt so oder so auf den Kommentator stets zurueck.

    • Guten Tag Herr Dr. Pospiech, bei Jesus.de ist ein Klarname nicht vorgeschrieben, wir schreiten ein, wenn gegen die Regeln verstoßen wird. Kommentare, die bestimmte Beleidigungen enthalten, werden gar nicht erst freigeschaltet. Ob das „Siezen“ bei Online-Kommentaren tatsächlich viel ändern würde, das bezweifeln wir (über 20 Jahre – subjektive – Erfahrung mit Foren & Kommentaren). Dann schreibt man eben „Sie Idiot“. Wer das bei uns tut, wird ermahnt – im Bedarfsfall folgen weitere Maßnahmen. Mit freundlichen Grüßen, das JDE-Team

    • Hallo herr Dr. Pospiech,
      ich kann eigntlich Joerg oder dem JDE-Team aus eigener Erfahrung nur zustimmen: Die Verwendung von Klarnamen würde praktisch nichts ändern. Das liegt alleine schon an der Tatsache, dass man auch diese nicht eindeutig einer Person zuordnen kann. Mehr noch: Nur allzu oft könnte dies zu unangenehmen Verwechslungen führen, z.B. wenn der Forist den gleichen Namen hat, wie der (un-) beliebte Nachbar und unerwartet anders reagiert. Ich persönlich fühle mich auch wohler, wenn ich nicht meinen vollen Namen im Netz finde. Das liegt auch daran, dass ich nie genau weiß, WER meine Beiträge liest.

      Das „Du“ hat zwei gewichtige Gründe: Zum Einen ist es seit Bestehen des Internets internationaler Konsens, dass diese persönliche Ansprache verwendet wird und zum Anderen wird auch hier mit dem „Du“ zur Teilnahme an der Diskussion eingeladen.
      Genau genommen verhält es sich also genau umgekehrt: Mittlerweile wird man in fast zwanzig Prozent der Fälle einfach gesiezt. Ich respektiere zwar in den allermeisten Fällen, wenn jemand auf das „Sie“ besteht, finde aber, dass es die im Web übliche Diskussionskultur unnötig kompliziert.

      Ich bin schon relativ lange im Internet unterwegs und kann daher bestätigen, dass ich auch unter Nennung des Klarnamens und dem förmlichen „Sie“ schon übelst beleidigt und bedroht wurde. Deshalb werde ich es auch meiner Familie nicht antun, meinen Klarnamen zu nennen und sie somit einer möglichen Gefahr auszusetzen – zumal dieser ohnehin der Redaktion bekannt ist!

  3. Naja, sollte Hr. Zehender das wirklich so gesagt haben: „vertrauten viele Menschen blind „selbsternannten Politik-Erklärern“, deren „Geschäftsmodell“ es sei, „die Demokratie sturmreif zu schießen“.“

    Muesste man ihn fragen, wie er das gemeint hat?! Oder ist das schon eindeutig?

    Demokratie bedeutet ja gerade, dass sich Mehrheiten veraendern koennen!

    V.a. dann, wenn die Parteien, die in der Regierung sind, mit ihrem Reden/Tun/Handeln gegen Mehrheiten agieren (Atomkraft-Verweigerung, unkontrollierte Zuwanderung, Verbrennerverbot, Gebaeude-Heizungs-Gesetz, Buerokratie- und Posten-Aufbau, Rentenproblematik-Verweigerung, etc) und dadurch berechtigt abgewaehlt werden.

    Was ist das sonst, wenn nicht gute demokratische Praxis?

    Oder sollte hier „Demokratie sturmreif schiessen“ bedeuten, einfach die Auffassung der Mehrheit der Bevoelkerung zu negieren?
    Oder sollte gemeint sein, dass die Mehrheiten „blind“ sind, um zu wissen, was „wirklich“ besser fuer sie ist?
    Oder sie sollten vor einer „Verfuehrung“ durch „selbsternannte Politik-Erkärer“ durch gesellschaftliches Canceln derer (auf allen Medien) „geschuetzt“ werden (weil sie ja zu „blind“ sind, ihre Verfuehrung durch diese zu erkennen)?

    LG Joerg

    Polemik ist ein ganz normales Ventil in einer Demokratie. Als Christen wollen wir natuerlich die anderen nicht persoenlich angreifen sondern fuer sie beten.
    Aber wer hat Vorschlaege, wie man jemandem, der auf seiner Position inkompetent ist, das wertschaetzend mitteilen koennte?

    Meine Lebenserfahrung: oft nehmen sich solche Leute selber gar nicht als inkompetent war (sondern eher Gegenteiliges)? Dann lieber in ihrem Glauben lassen und anonym abwaehlen, falls/solange moeglich …

  4. Dem kann ich leider nur zustimmen.
    Ich habe oft auch auf christlichen Seiten Kommentare gelesen, die sarkastisch, abwertend und manchmal regelrecht „ätzend“ gegenüber anderen Menschen mit anderen Meinungen sind.
    Da wünsche ich mir auch mehr Nächstenliebe und Respekt.

  5. Nun ja, unsere Politikerkaste lädt ehrlich gesagt durchaus zur Häme ein, so unprofessionell und undiplomatisch die Außenministerin sich verhält und mal kurz in einem Nebensatz Russland den Krieg erklärt, eine Übergewichtige über zuckerfreie Ernährung doziert und Unwahrheiten über Energie verbreitet, ein Buchautor, der mal so eben viele Menschen ruiniert, weil er keine Ahnung von Wirtschaft hat, ein Kanzler, der ständig grinst und sich überhaupt nicht für Leute interessiert und ein Finanzminister, der Schulden in Billionenhöhe aufhäuft. Von der Migrationspolitik will ich gar nicht rede.
    Wenn ich poste, dass diese Ampel abgeschaltet werden muss, bevor sie Deutschland komplett ruiniert, ist das nicht bösartig, sondern Verzweiflung! Ja, wir sollen für die Regierung beten, aber auch wachsam sein.
    Gegen wüste Beschimpfungen schreibe ich, dass es problematisch und eine Straftat ist, die verfolgt werden kann, egal wie anonym jemand glaubt zu sein.

  6. Wenn ich mir anschaue wie Kirchliche Würdenträger zur Pandemiezeit gegen Menschen gehetzt haben, die nicht jeden Corona-Unsinn mitgemacht haben, hier sehe ich den größten Bedarf an Kritik.

    Sonst kann ich nicht nachvollziehen was sein Problem ist. Entweder ist es sein Bekanntenkreis der wenig Stil hat, oder er sagt was zum Thema, weil es andere auch tun.

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