Viele Menschen empfinden die gegenwärtige Lage als unsicher. Diese 9 Entscheidungen helfen, darauf zu reagieren.
Von Martin Gundlach
Viele Gewissheiten schmelzen gerade wie Eis in der Sonne – angesichts von Kriegen und politischen Verschiebungen im deutschsprachigen Raum und in der Welt. Angesichts von Klimakrise und Migrationsbewegungen. Viele von uns, die lange als Christen unterwegs sind, empfinden, dass sie noch einmal richtig herausgefordert werden. Aber wie angemessen reagieren in dieser Zeit?
Beten und arbeiten
Beten, beten, beten, sagen die einen. Sich engagieren, sich einmischen, politische Teilhabe, sagen die anderen. Beides ist wichtig und richtig. Aber es darf nicht gegeneinander ausgespielt werden. Als Christinnen und Christen leben wir in der Erwartung, dass Gottes Geist uns führt. Und auf diese Weise werden sich Schwerpunkte zeigen. Unsere Fürbitte ist gefragt. Andererseits brauchen wir keine Erleuchtung und keine Einladung, um christliche Werte wie Solidarität und Freiheit und Gerechtigkeit zu verteidigen. Das ist eine Selbstverständlichkeit.
Es gibt unter denen, die besonders in den gesellschaftlichen Disputen aktiv sind, manchmal ein Herabblicken auf diejenigen, die ihren Schwerpunkt beim Gebet haben. Beten scheint da eine unzeitgemäße Weltflucht zu sein. Diese Geringschätzung darf nicht sein, genauso wenig wie umgekehrt.
Ora et labora, sagt die benediktinische Regel: bete und arbeite. Beides gehört zusammen. Und auch wenn die Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt sind, braucht es den Respekt vor dem Anders-Handelnden, ein gegenseitiges dankbares Anfeuern und die Überzeugung, dass Gebet und Engagement untrennbar zusammengehören. Dass eins aus dem anderen erwächst und das eine ohne das andere nicht denkbar ist.
In diesem Sinne lade ich dich ein: zum Lesen, zum Engagement und zum Gebet. Welche Entscheidungen willst du heute treffen?
9 Entscheidungen – Ja, ich will …
1. … meinen Horizont erweitern.
Beten. Lesen. Lernen. Hören. „Ora et labora. Et lege!“ Und lies. Das tun Christen schon seit Jahrhunderten. Diese benediktinische Regel stammt aus dem 6. Jahrhundert. Und ist bis heute wichtig. Gerade jetzt in den Zeiten der Polarisierung, der Blockbildung, ist es so wichtig, den anderen zu verstehen. Über die eigene Blase hinauszudenken, aufeinander zu hören und miteinander zu reden und zu beten.
2. … Verantwortung übernehmen.
Die Möglichkeiten sind vielfältig und die Grenzen liegen vor allem im eigenen Kopf. Mitglied werden in einem Verein oder einer Partei oder bei einer christlichen Organisation. Ehrenamtlich mitarbeiten, in der Gemeinde, der Hausaufgabenhilfe oder im Hospizverein. Wo auch immer: als Christ gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.
3. … bekennen.
Ich erzähle aus meiner Geschichte, warum ich was mache. Warum ich bestimmte Dinge schon immer tue oder erst jetzt, neuerdings. Und auch: Was ich nicht mehr tue oder sage oder esse. Und wie ich meinen Glauben verstehe und wie es aussieht, wenn ich ihn heute mitten in meinem Alltag lebe.
4. … gute Ideen highlighten.
Ich fördere Projekte, auch wenn sie nicht meine Idee waren, nicht mein Name draufsteht. Auch wenn der Erfolg nicht „auf unser Konto einzahlt“. Großzügig denken, handeln und ohne Neid feiern, wenn anderen etwas Besonderes gelingt.
5. … beten.
Beten, als ob alles Arbeiten nichts nützen würde. Und arbeiten, als ob alles Beten nichts helfen würde. Weiterbeten, auch wenn wir die Veränderung nicht sehen. Weiterarbeiten, auch wenn wir daran zweifeln, ob es sich lohnt. Tatsächlich gehören beide ja zusammen: betend arbeiten und arbeitend beten. Und dabei: Gott nicht klein denken und nicht instrumentalisieren für die eigenen Zwecke.
6. … meine Grenzen sichtbar machen.
Um die eigenen Grenzen zu wissen, das entlastet mich und macht mich für andere erträglicher. Niemand kann alles. Ich trage auch nicht für alles die Verantwortung. Sondern ich weiß, dass alles bei Gott gut aufgehoben ist. Nicht ich muss die Welt retten, sie liegt in Gottes Hand.
7. … mich einmischen.
Einfluss nehmen. Auch mal ungefragt die eigene Meinung sagen. Solidarisch sein mit denen, die keine Stimme haben und unsere Unterstützung brauchen. Nächstenliebe in kleine Portionen zerteilen. Und Zeit verschenken oder Mitgefühl oder Geld.
8. … Fremdes kennenlernen.
Unbekanntes nicht meiden, sondern bewusst suchen. Andere Gemeinden, Konfessionen, Religionsgemeinschaften. Herausfinden, auf welchen Baustellen andere kämpfen. Wenn ich um meine Identität weiß, wird mich jede Horizont-Erweiterung bereichern.
9. … Jüngere anfeuern.
Unterstützer sein für diejenigen, die tun, was wichtig ist. Besonders für die nachfolgende Generation, die manchmal das Gefühl hat: „Die Alten hatten ein schönes Leben und wir zahlen den Preis.“ Und: Man kann auch mit 30 schon Jüngere anfeuern!
Teilt diesen Artikel gern in euren Netzwerken und verbreitet die „9 Entscheidungen“! Hier könnt ihr die passenden Grafiken herunterladen:
Martin Gundlach ist Chefredakteur der Zeitschrift AUFATMEN.

Dieser Artikel ist in der Zeitschrift AUFATMEN erschienen. AUFATMEN gehört wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag.
Die 9 Entscheidungen sind wunderbar! Was haltet ihr davon, sie in der Übersicht wie auf Seite 3 der aktuellen AUFATMEN als Grafik zum Teilen auf Social Media und Messengern zu veröffentlichen? Oder gibt es das bereits?
Vielen Dank für die Idee! Die Grafiken sind jetzt in den Artikel eingefügt und zum Download verfügbar.
MfG, das JDE-Team
Beten, beten, beten, sagen die einen. Sich engagieren, sich einmischen, politische Teilhabe, sagen die anderen. Beides ist wichtig und richtig. Aber es darf nicht gegeneinander ausgespielt werden. So denke ich (auch) und versuche, dies zu leben. Als Christinnen und Christen sind wir wie alle Menschen dieser Erde, von Gott sehr geliebt und zwar zunächst voraussetzungslos. Aber wir müssen wir – und ich muss mich – FRAGEN LASSEN, was meinem Leben Sinn geben soll. Neben der immer bestehenden Aufgabe, Jesus nachzufolgen, besteht vielleicht auch die konkrete Aufgabe hier auf Erden, „unsere Schulaufgaben zu machen“. Die Weltbühne führt jeden Tag ein großes Schauspiel auf, wobei wir nicht immer nur reglos im Publikum sitzen, sondern auch Mitwirkende sind. Die Frage ist stets: „Wozu und mit welchem Sinn findet dies alle statt“? Was können wir daraus ableiten? Wie muss dann mein und unser Christsein aussehen? Ganz allgemein beantwortet: Wie reagiere ich auf Lieblosigkeiten auf höchstem negativem Niveau? Was sage ich zu Menschenrechtsverletzungen? Wenn das Wort FLÜCHTLING fast schon zu einer Chiffre des Negativen wird? Natürlich muss jeder seinen eigenen Weg finden, seine individuelle Antwort. Aber es gibt es auch das Generelle, was uns nicht gefallen kann. Etwa wenn Menschen keine Freiheiten haben (wie die Israeliten in ihrer Versklavung), aber in einem modernen gesellschaftlichen Kontext. Also etwa auch missbraucht werden und wie Werkzeuge benutzt. Wenn keine Liebe stattfindet, wo sie doch mit einem Lächeln und Minimum an natürlicher Freundlichkeit beginnt. Ich möchte also jeden Tag meine Schulaufgaben machen. Nicht weil ich mir dafür den Himmel kaufen kann, oder einen Platz in ihm, sondern weil wir Gott lieben sollen und unseren Nächsten wie uns selbst. Das wäre mein Dank für meine Erlösung durch Jesu Kreuz, weshalb ich jeden Tag aus seiner Vergebung leben darf.
Hallo lieber Bernd,
danke für Ihren Kommentar. Ich möchte nur eine Sache anmerken, denn „generell“ bedeutet gemäß Ecosia, „dass etwas allgemein gültig ist, sodass man weiß, wie in solchen Fällen generell verfahren werden soll“. Wir Christen haben, wie Sie selbst schreiben, einen generellen Bezug zu Jesus, demzufolge wir verfahren, wie er es getan hat. Damit stellen wir sicher, dass sich das Leben, unser Leben, in seinem Sinn fortsetzt und somit in jedem Fall erhalten bleibt, wenn ihm auch nur ein Mensch in dieser Weise nachfolgt.
Das traurigste am Leben von Jesus wäre für mich, dass ich sterben müsste, bevor ich erfahren durfte, wessen Liebe mich in meinem Handeln stärkt, sodass ihr Leben ohne den Menschen nicht sein kann, der von Jesus ausgeht.
Als junge Christin, die unter ihrer Namenspatronin das Talent fördern konnte, das ihr bereits gegeben war, bin ich eigentlich erst als Mutter, vor 23 Jahren katholisch geworden. Meine beiden Kinder haben mich gelehrt, was es heißt in Freiheit aufwachsen zu dürfen, auch wenn die Umstände dieser Freiheit das Recht auf Leben nicht anerkennen wollen. Davon war ich zum einen als Mutter betroffen, zum anderen jedoch in Verantwortung meinen Kindern gegenüber, sodass es unglaublich schwer war, beidem gleichzeitig gerecht zu werden. Ohne einen Mann an meiner Seite, der mich um den Lebensanspruch entlasten konnte, der sich aus unseren gemeinsamen Entscheidungen ergab, wäre das nicht möglich gewesen.
Heute stehen wir als glückliche Familie zusammen, wobei jeder seinen eigenen Weg ins Leben finden musste. Ich bete darum, dass dieses Glücklichsein für jeden einzelnen Menschen möglich ist, der sich auf den eigenen Weg einlässt der immer die Unterstützung zur Verfügung stellt, die dafür nötig ist.
In diesem Zusammenhang danke ich insbesonder der Quelle dieses Portals, das mich jesus.de immer wieder auf den zurückführte, dem ich all das verdanke.