- Werbung -

Forscher sprechen sich für konfessionellen Religionsunterricht aus

Konfessionsfreie Religionskunde – ein gutes Konzept? Zwei Forscher befürchten, dass der Staat dadurch die Definitionshoheit in Religionsfragen an sich zieht.

Der Theologe Arnulf von Scheliha und der Rechtswissenschaftler Hinnerk Wißmann haben die Bedeutung des konfessionellen Religionsunterrichts in der Schulbildung betont. Der Religionsunterricht sei mit seinem Beitrag „zu einer reflektierten Persönlichkeitsentwicklung wichtig für Einzelne wie auch für die politische Gemeinschaft insgesamt“, schreiben die Wissenschaftler in einem gemeinsamen Buch, das nach Angaben des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster unter dem Titel „Religionsunterricht 4.0“ neu erschienen ist. Auf rund 180 Seiten befassen sich die Forscher mit den kulturellen und politischen Argumenten für Religion als Teil der Schulbildung sowie die Weiterentwicklung des Fachs.

- Werbung -

„Kein authentischer Zugang zur Religion“

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Säkularisierung und Pluralisierung in Deutschland sei auch in Sachen Religionsunterricht derzeit viel in Bewegung, erklären die Wissenschaftler. Das diskutierte Modell einer konfessionsfreien Religionskunde, das in Bremen auf dem Schulplan steht, sehen sie jedoch kritisch. Diese Unterrichtsform könne allein „der tatsächlich gelebten religiösen Vielfalt kaum entsprechen und keinen authentischen Zugang zu Religion liefern“, erklären von Scheliha und Wißmann. Auch sorgen sie sich um die Religionsfreiheit. Es bestehe die Gefahr, dass der Staat „die Definitionshoheit in Religionsfragen“ an sich ziehe“, so die Forscher.

Zukunftsweisend ist ihrer Ansicht nach der bekenntnisgebundene Religionsunterricht. Als Beispiel nennen sie den sogenannten konfessionell-kooperativen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen, der auch in Baden-Württemberg und ähnlich in Niedersachsen praktiziert wird. Schülerinnen und Schüler der beiden christlichen Konfessionen nehmen daran teil, evangelische und katholische Lehrkräfte wechseln sich ab. Im Hamburger „Religionsunterricht für alle“, der von der evangelischen Kirche ins Leben gerufen wurde, kommen auch Muslime, Juden und Aleviten hinzu, wie es hieß.

Religion im Grundgesetz

„Indem der Staat Religion im Grundgesetz positiv konnotiert, sich aus Wahrheitsfragen jedoch heraushält, eröffnet er den Religionsgemeinschaften sehr weite Spielräume bei der Gestaltung des Religionsunterrichts. Der deutsche Föderalismus ermöglicht zudem die Erprobung unterschiedlichster Modelle“, schreiben die beiden Wissenschaftler. Den am Religionsunterricht beteiligten Akteuren, wie etwa die Kirchen, gehe es dabei in der Regel auch nicht um religiöse Missionierung, sondern um einen unabhängigen Beitrag zur Sozialisierung und Bildung von Kindern und Jugendlichen, betonen sie.

Quelleepd

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht

WICHTIG:

Wenn du einen Kommentar schreibst, erklärst du dich mit unseren Nutzungsbedingungen einverstanden.

5 Kommentare

  1. Das Kind nicht mit dem Bade ausschütten

    Der Religionsunterricht in der völlig normalen und konservativen Form auch der Vergangenheit war nie wirklich missionarisch bzw. auch nicht evangelistisch angelegt. Er war nur ein informeller Unterricht und es wurde und wird auch immer über andere Religionen informiert. Aber den Religionsunterricht aus dem Grundgesetz zu streichen wäre so als würden wir die Menschenrechte, die ganz am Anfang der Verfassung stehen, da einfach herausnehmen. Ich bin auch im Zweifel ob die nicht, und damit auch Religion, Ewigkeitsbestand haben und dann verfassungsrechtlich niemals ebenfalls nicht gestrichen werden können. Nach Meinung der Psychologie ist im weitestgehendsten Sinne jeder Mensch religiös, was nicht unbedingt christlich oder religiös im Sinne einer Religion bedeutet.

    Dies beweist auch, daß die Erscheinungen von weitverbreiteten Nahtod-Erfahrungen prinzipiell allen Menschen widerfahren können, unabhängig von Kultur und ihrer jeweiligen (auch nicht) religiösen Sozialisierung. Und da wo es um (gute!!) Normen und Werte geht, sollte man diese nicht wie das Kind mit dem Bade ausschütten. Menschen und Gesellschaften ohne Werte würden uns zu biologischen Maschinen degenerieren, wenn man dies zumindest theoretisch genetisch bewerkstelligte. Ich hoffe, auf die Idee wird auch in einer ferner Zukunft niemand kommen. Wenn wir uns so nur noch nach unserer jeweiligen Ratio verhalten, wird es bald seelisch eiskalt bei uns. Die Idee, den Religionsunterricht aus unserer Verfassung zu streichen, könnte (fast) eine Idee der FDP sein. Aber dafür glaubt man dort ja fast religiös daran, daß der heilige Markt alles richtet und nicht unsere auch die (guten!) Werte und Normen. Allerdings sind auch die Werte und Normen nicht heilig in dem Sinne, daß man über sie nicht reden darf. Im Gegenteil: Wenn ich sie ernstnehme, sind sie immer Thema, auch im Sinne von zeitlichen Veränderungen, weil wir nicht mehr in der Antike leben.

    Die Frage, warum wir überhaupt hier sind, weshalb wir also soziale Wesen sein dürfen, welcher Sinn das Leben hat und/oder wie jede/r mit dem Welt-Zustand zurecht kommt, sind (auch) religiöse Fragen, auch wenn man sie so nicht nennen würde. Der Theologe Paul Tillich, der nicht zu den modernen Theologen im strengen Sinne zählte, hielt Religion für etwas „was mich unbedingt angeht“. Was mich persönlich unbedingt hier immer angeht, ist ein Mensch zu sein und möglichst dann kein Kotzbrocken. Und ich würde andere Meinung dann auch nicht ernstnehmen, wenn ich sie mit meiner entgegengesetzten Meinung konfrontiere. Nur sehr beziehungslose Menschen kann alles egal sein und ein solcher Mensch glaubt, wie nach Meinung meines damaligen Schullehrersr, dass ein Pfund Knochen eine gute Suppe ergibt. (Ich habe nichts dagegen, daß Religions-unterricht interreligiös stattfinden kann, aber dies ist hier nochmal ein vielschichtiges Thema, weil Interreligiösität zwar eine gute Denke ist, aber niemand nutzt, sich in seiner eigenen Religion zurecht zu finden).

    • > Der Religionsunterricht in der völlig normalen und konservativen Form auch der Vergangenheit war nie wirklich missionarisch

      Das ist schlicht falsch. Er war früher streng missionarisch angelegt (ob von Lehrkräften dann immer so umgesetzt, ist ein anderes Thema)

      und ist es auch heute teilweise noch so:
      „Im Verständnis der Kirche selbst ist der Religionsunterricht Teil des amtlichen Verkündigungsdienstes der Kirche, der im jeweiligen Bistum unter der Leitung des Bischofs steht. Aufgrund einer besonderen Beauftragung durch den Bischof können geeignete Gläubige bei der Ausübung dieses Dienstes mitarbeiten. Die Beauftragung durch die Missio canonica bedeutet demnach, dass der Lehrer den Religionsunterricht als Mitarbeiter des Bischofs im Auftrag und im Namen der Kirche erteilt.“
      https://religionsunterricht-hessen.de/2016/10/28/missio-canonica/

  2. Der (christliche) Glaube ist kein Rosinenpudding

    „Das diskutierte Modell einer konfessionsfreien Religionskunde, das in Bremen auf dem Schulplan steht, sehen sie jedoch kritisch. Diese Unterrichtsform könne allein „der tatsächlich gelebten religiösen Vielfalt kaum entsprechen und keinen authentischen Zugang zu Religion liefern“!

    Dieser oben genannten Meinung kann ich mich gut anschließen. Ich denke, man darf zwei Sachverhalte nicht vermischen oder verwechseln. ERSTENS: Weil es unterschiedliche Religionen gibt, gibt es auch unterschiedliche Sichtweisen auf Gott / verschiedene Gottesbilder. Und natürlich kann ich mich irren, oder jemand einer anderen Religion kann sich irren. Vielleicht ist Gott auch jenseits aller Religionen; und Annahmen von Menschen, ganz anders als es alle Menschen glauben. Aber diese Lösung dieser Frage ist vor einer himmlisch-kosmischen Grenze leider verborgen.

    Zweitens: Abweichend von eins habe ich aber ein festes Vertrauen und subjektiv auch meine Glaubenserfahrung. Ohne intolerant zu sein, ohne jemand anderes seinen Glauben absprechen zu wollen, glaube ich an meine Überzeugungen. Da lasse ich mich auch von der volkstümlichen Weisheit leiten, die keine Dummheit ist, daß vom Käse ohne eine Form nur noch Quark übrigbleibt. Das christliche Gottesbild beschreibt einen „Gott mit uns“. Da hilft mir auch nicht ein Minimalglauben aus der Quintessenz aller Religionen, daß da irgendetwas ist, was alles sinnvoll macht. Für Christinnen und Christen ist Gott ein väterlich-mütterliches Gegenüber.

    Auch wenn ich glaube, daß alleine die Existenz anderer Religionen logisch voraussetzt, daß ein unendlicher Gott – sowohl in Liebe als auch in Wissen – dies auch so gefügt hatte, dann ist es so letztlich auch zu akzueptieren. Aber alle Menschen benötigen für ihr Leben feste Strukturen, genauso wie für ihr Denken und auch für ein großes Vertrauen (auf Gott). Deshalb halt ich für richtig, was oben geschrieben wurde. Es wäre auch mit einer Welteinheitsreligion keinem Menschen gedient, weil da etwas zusammen gemischt würde, woraus dann jeder sich seine Rosinen picken könnte, für sich und seine eigene Privatreligion. Aus Religion würde dann Rosinenpudding. Da gehe ich als Christ doch überzeugt in den Spuren Jesu. Immerhin: Mein christlicher Glaube fordert Gott zu lieben, den Nächsten und sich selbst. Damit wird eigentlich die gesamte christliche Lehre durch Jesus und die Urgemeinde zusammengefasst. Und ich denke, wenn andere Religionen diesen Dreiklang beherzigen, was mehr oder weniger auch so sein dürfte, sind sie sowieso ebenso auf uns näher als sie denken. Und selbstverständlich sollten alle Religionen, die das Gute und hohe Ethik verkörpern, in diesem Sinne auch eine innerreligiöse Ökumene pflegen. Insbesondere gegen Gewalt und für Frieden und Liebe.

    • Jeder soll friedlich glauben,. was er/sie möchte.

      Nur geht es hier darum gar nicht.

      Zunächst einmal geht es um eine staatliche Aufgabe: Schulunterricht

      Wieso soll der Staat an seinen Schulen hier konfessionellen Religionsunterricht betreiben, also dafür sorgen, dass den Konfessionen ihre Schäfchen zugeführt werden?

      Und dann auch noch bestimmte Konfessionen bevorzugen. Denn wo ist denn z.B. der charismatisch-baptistische staatliche Religionsunterricht?

      Religion ist ein wesentlicher Teil unserer Gesellschaft. Insofern kann man durchaus Religion an Schulen unterrichten. Aber der Staat muss hier neutral sein. Und das ist er bei konfessionellen Religionsunterricht nicht.

      Konfessioneller Religionsunterricht ist quasi das Gegenteil von ‚jeder soll friedlich glauben, was er/sie will‘

      es wird Zeit, dass dieser Passus zum Religionsunterricht aus dem Grundgesetz gestrichen wird. Das ist nicht mehr zeitgemäß in einer Gesellschaft, wo der Anteil der Christen demnächst unter 50 % liegt.

      Und es ärgert mich maßlos, wenn an einer staatlichen Grundschule 1 Stunde die Woche Musik unterrichtet wird und auch nur 1 Stunde Sport, aber 2 Stunden evangelischer Religionsunterricht (so bei den Kindern einer Verwandten).

  3. > Zukunftsweisend ist ihrer Ansicht nach der bekenntnisgebundene Religionsunterricht. Als Beispiel nennen sie (…) Im Hamburger „Religionsunterricht für alle“, der von der evangelischen Kirche ins Leben gerufen wurde, kommen auch Muslime, Juden und Aleviten hinzu, wie es hieß.

    Das klingt so, als wenn der Hamburger Religionsunterricht konfessionell unter Federführung der evangelischen Kirche ist. Das ist nicht der Fall sondern genau das Gegenteil. Hamburg ist an die Grenzen des Grundgesetzes mit seinem neu konzipierten Religionsunterricht gegangen.

    Das zuständige Landesinstitut schreibt dazu:
    “ Der Hamburger Religionsunterricht ist ein interreligiös-dialogisch ausgerichteter „Religionsunterricht für alle“, der die Vielfalt der Religionen konsequent beachtet. Der Religionsunterricht wird gleichberechtigt von der Evangelischen Kirche, der Alevitischen Gemeinde, den Islamischen Religionsgemeinschaften, der Jüdischen Gemeinde und der Katholischen Kirche verantwortet. Weitere religiöse Perspektiven werden informell einbezogen. “
    https://li.hamburg.de/fortbildung/faecher-lernbereiche/gesellschaft/religion

    „Im Hamburger Religionsunterricht lernen alle Schüler:innen gemeinsam.
    Seit Anfang der 1990er Jahre wird der Religionsunterricht als ein dialogischer und interreligiöser Lernort verstanden, an dessen Entwicklung Angehörige verschiedener Religionen und Religionsgemeinschaften beteiligt sind. Seit dem Jahr 2019 wird dieser „Religionsunterricht für alle“ von mehreren Religionsgemeinschaften (Alevitische Gemeinde, Erzbistum Hamburg, Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, Islamische Religionsgemeinschaften, Jüdische Gemeinde) verantwortet. Hamburg geht damit innerhalb Deutschlands einen besonderen Weg. Auch die Religionspädagogik an der Universität Hamburg, an der die zukünftigen Lehrpersonen für den Religionsunterricht ausgebildet werden, hat ein interreligiöses, interdisziplinäres und mehrperspektivisches Profil.“
    https://www.ew.uni-hamburg.de/einrichtungen/ew5/religionspaedagogik/2-der-hamburger-weg-der-rp.html

    Dazu kommt in Hamburg z.B. noch, dass die Religionslehrer*innen richtig als Lehrkräfte ausgebildet werden.

    Ich halte das Hamburger Modell für zukunftsweisend. Aber es ist eben genauso, wie es diese beiden Forscher nicht haben wollen. Womit sie meines Erachtens schlicht Unrecht haben.

WAS KANNST DU ZUM GESPRÄCH BEITRAGEN?

Bitte gib hier deinen Kommentar ein
Bitte gib hier deinen Namen ein