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Historikerin: Pastoren sahen 1933 in Hitler den Retter der Kirche

Vor 90 Jahren wurde Adolf Hitler Reichskanzler. Anfangs betrachteten viele evangelische Pastoren Adolf Hitler als „Heilsbringer“ nach der „gottfeindlichen“ Weimarer Republik, sagt Historikerin Claudia Becker.

Die meisten evangelischen Pastoren erhofften sich laut der Historikerin Claudia Becker von der Machtübernahme der Nazis am 30. Januar 1933 ein Ende der fortschreitenden Entkirchlichung in Deutschland. „Sie vertrauten Hitlers prokirchlicher Propaganda und seinem Versprechen, dem Christentum wieder zu Geltung zu verhelfen“, sagte Becker dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die „Welt“-Redakteurin ist Autorin einer jüngst als Buch erschienenen Studie über die Rolle der evangelischen Kirche während der NS-Zeit im Kirchenkreis Hittfeld südlich von Hamburg.

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Dem Buch liegt Beckers 1991 eingereichte Magisterarbeit zugrunde, für die sie in Archiven recherchiert und Zeitzeugen und Angehörige interviewt hat. Alle Pastoren, die ihr in den Recherchen begegnet seien, hätten den Nationalsozialismus zunächst als „die Erlösung von der als kirchenfern und unmoralisch empfundenen Weimarer Republik“ betrachtet, sagte Becker.

Wie aus den Kirchenkreistags-Protokollen hervorgehe, beklagten die Geistlichen etwa den moralischen Verfall der Jugend und den antikirchlichen Einfluss kommunistischer und sozialdemokratischer Gruppierungen, erläuterte Becker. Ein Pastor habe 1934 die NS-Machtübernahme sogar als „Sturz eines gottfeindlichen Systems“ und „Niederringung des Bolschewismus“ bezeichnet. Doch auch anfängliche NS-Sympathisanten hätten aufbegehrt, als die antikirchliche Agitation der Nazis stärker wurde. So hätten Pastoren im Gottesdienst gegen die neuheidnische Propaganda gepredigt.

Claudia Beckers Studie ist unter dem Titel „Kirchenkampf im Kirchenkreis Hittfeld“ als erster Band der „Seevetaler Schriften“ erschienen.

Quelleepd

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29 Kommentare

  1. Es lohnt sich den Text zu lesen, und weiter zu recherchieren, dann kann man sachlicher werden.
    Panikmache ist sinnlos.

    • Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten viele Bürgerliche ihre Lektion gelernt: Nie wieder eine Koalition mit den völkischen Rechten. Höchste Zeit, sie daran erinnern. …

  2. Schaut Euch mal um: Sind wir denn nicht schon wieder in einer ähnlichen Situation wie in den „Wilden Zwanzigern“ vor ziemlich genau hundert Jahren? Wirtschaft am Rande, Inflation hoch, eine Krise jagt die andere, Ideen und Ideologien an jeder Ecke, und mittendrin wollen alle feiern, was auch immer, um den Alltag zu vergessen. Reichtum und Macht werden verehrt, gleichzeitig stürzen viele Menschen in die Armut. Die Regierung läuft Amok, Christen sind unbeliebt, wenn sie nicht mitmachen. Siehe Eugen Drewermann oder Bodo Schiffmann oder die Freien Evangelischen Gemeinden.
    Und dann kommt die AfD, ist ganz Opposition in der Regierung, verspricht, das Chaos abzuschaffen, wenn sie nur an der Regierung wäre und verteidigt das (bürgerliche) Christentum. Protestiert gegen Christenverfolgung und macht sich stark für die christliche Religion. Merkt jemand irgendetwas?

      • Was Ihr merken solltet : Deutschland befindet sich auf einer verblüffend ähnlichen Schiene wie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Wo das enden kann, wissen wir doch, oder Du nicht?
        Was mit den FeG ist:Viele machen diese Politik, die gerade angesagt ist, nicht mit und werden deshalb auch ausgegrenzt (s. Kommentar unten von Bernd Hehner “ vom Kopf bis zu den Zehenspitzen evangelikal“.

        • Guten Tag. Die aktuellen Probleme lassen sich nicht bestreiten. Wirtschaftskrise, Ukraine-Krieg etc., dazu, global betrachtet, Hungersnöte, China, Russland etc. Troztzdem gibt es signifikante Unterschiede zu den 20er Jahren. Die Weimarer Republik, die „ungeliebte Republik“ („Dolchgstoßlegende“), genoss keine große Akzeptanz – im Gegensatz zu unserem jetzigen politischen System. Dazu war sie durch die Aufteilung der Machtverhältnisse zwischen Parlament, Kanzler und Recihspräsident problematisch konstruiert. Die FeGs spielen keine Rolle, dafür ist der Bund viel zu klein und unbedeutend. Insofern werden sie auch nicht „ausgegrenzt“. So mein Eindruck. Persönlich kenne ich übrigens nur einige FeG’ler. Die jedoch fanden die Maßnahmen der vergangenen zwei Jahre im Großen und Ganzen sinnvoll. Die AfD, sehe ich sehr, sehr kritisch, manche Strömungen sind rechtsextrem. Meine Meinung. Flächendeckend an die Macht wird die Partei nicht kommen, das glaube ich nicht.

    • Gewalt beginnt schon mit Lieblosigkeit

      Liebe Claudia Niemann: Ich habe große Sympathien der Äußerungen gerade von Eugen Drewermann – in seiner Neujahrsansprache. Nun bin ich immer auch für Gewaltlosigkeit, und auch die Feindesliebe ist wichtig (sie muss aber kreativ intelligent sein). Der Schönheitsfehler des Inhaltes seines Neujahrsansprache (im Internet zu sehen) ist, dass dann niemand mehr Politiker*in sein kann. Morgen müsste dann auch die Bundeswehr abgeschafft werden. Bodo Schiffmann kann ich leider hier wegen meiner Unkenntnis seiner Person nicht zuordnen. Ich lehne es für meine Art des Denkens ab, Leute in fromme oder nichtfromme Schubladen zu sortieren. Denn meine Christlichkeit besteht nicht nur dann, wenn ich nicht vom Kopf bis zu den Zehenspitzen auch evangelikal bin. Ich glaube allerdings nicht, dass die meisten Aktivisten der AfD der Bergpredigt einen geistig-geistlichen Gewinn entnehmen können. Verfremdet würden sie diese Bergrede Jesu wohl eher für gemeine perfide linksgrüne Propaganda halten. Vielleicht fängt die intelligente Feindesliebe beim bösen Nachbarn bzw. Nachbarin an, in dem ich daher konsequent versuche, mich nicht auf eine ähnliche Ebene des „so du mir – so ich dir“ begebe. Und durch viele kleine und auch größere Gespräche könnte ich einen Konflikt beruhigen und mir nach längeren Bemühungen einen neuen Freund schaffen. Die Feindesliebe kann Feinden zu Freunde machen. Privat geht das nur, wenn ich die Art wie ein anderer denkt, auch nachvollziehen kann. Oder wenn ich (bildlich gesehen) in seinen Schuhen zu laufen versuche. Leider fehlt mir im Moment ein gruseliger Nebenanbewohner zum Ausprobieren. Dies hat jetzt weniger mit obigem Artikel zu tun:. Allerdings gibt es leider immer immer Unfreundlichkeit die zu Gewalt führt, bis hin zu bösartigen Regimen wie die eines Herrn Hitler. Wer einmal eine solche Lawine losgetreten hat muss wissen, dass dazu oft nicht viel Geschick angewendet werden muss. 1933 ist die sozialen Verwerfung zwar ein Grund, dass unsere Hütte bald wie Zunder brannte. Aber damit sollte niemand eine Ausrede haben. Mit jeder Radikalität lege ich unscheinbare Samen, aus denen nach einer fleißigen Pflege Gift sprießt, welches menschliche Kommunikation vernichtet. Und was dann fast alle tun – beispielsweise „Heil“ zu rufen, muss
      nicht richtig sein: Millionen Stechfliegen können sich auch irren, dass sie was gutes tun, nur weil es Volkes Stimme angeblich so will.

      • Ja, lieber Bernd Hehner, und was hat das mit meinem Kommentar zu tun, wenn man mal die Spitzen gegen Drewermann und die Freien evangelischen Gemeinden weglässt?
        Ersteren braucht man nicht zu verteidigen, denn seine Ausführungen sind sehr wohl auch auf Politik und Militär anzuwenden. Ich hätte übrigens nichts dagegen, wenn das Militär, das auf Angriff getrimmt wird, abgeschafft würde.
        Über Bodo Schiffmann kann man sich im Internet, besonders auf YouTube, schlau machen, und ich warne doch genau vor dieser Tendenz der AfD, sich durch geschickte Parolen in das Christentum einzuschleichen, so wie es vor 100 Jahren die NS gemacht hat.

        • Warum und wie läuft die Regierung Amok ?

          Lieber Claudia Niemann: Auch ich würde das Militär gerne abschaffen, halte dies aber für völlig unrealistisch. Am ehesten könnte ich mir noch vorstellen, dass es – hoffentlich nicht nur in ferner Zukunft – eine weltweite Polizeitruppe wird. Aber auch die Polizei wendet leider Gewalt an, auch wenn sie legitimiert ist, aber die legitime Gewalt ist nicht Feindesliebe sondern auch Gewalt. Ich glaube auch der großartigen alttestamentlichen Prophetie, dass einst die Schwerter zu Pflugscharen werden und dann der Krieg verboten wird. Aber dies sind Wunder, an die ich glaube, aber mir der Glaube an ihr alsbaldiges Eintreffen leider fehlt. Welche Politik Sie da meinen, die manche nicht mitmachen, hat sich mir in ihrem kurzen Kommentar nicht erschlossen (meine sind leider alle zu lang). Nun machen manche Menschen und manche Christen bei Sachen mit, und andere tun das eben nicht. Und warum dann grundsätzlich das Feiern generell wie Sodom und Gomorrha klingt, wird mir auch nicht klar. Deutschland ist nicht die Weimarer Republik. Von manchem Ausland aus betrachtet ist unser Land immer noch ein kleines Paradies. Im übrigen habe ich auch nichts gegen Evangelikale, bis auf ihre Tendenz (die es auch bei anderen gibt) jeden und jede in eine fromme oder nicht fromme Schublade einzuordnen. Ich passe in keinerlei Schublade. Auch da habe ich schon in ganz anderen Zusammenhängen gegen so manche Vereinfachung (fast) polemisiert, in der dann alle die eine falsche oder keine evangelikale Einstellung haben, angeblich fast gottlos sind. Dann kamen noch sehr menschliche Vorstellungen von einem zornigen oder gar eifersüchtigen Gott dazu, was völlig dem Zusammenhang des Neuen Testamentes entgegensteht. Ich habe gar nicht das Gefühl eine völlig andere Meinung wie Sie zu haben, nur ich habe eigene Gedanken hinzugefügt. Dies mag dann öfters irritieren. Als Schüler hatte ich immer nur die 1 minus bekommen, weil ich einerseits gut schrieb, aber sehr gerne vom Thema abirrte. Andererseits hängt alles irgendwie mit allem zusammen. Aber ich bin ein komplizierter Mensch, nicht jeder will mich oder kann mich verstehen, doch die Welt ebenso kompliziert. Und eigentlich hat sogar Drewermann völlig recht dass Christen nur mit wirklicher Feindesliebe Jesus Erbe antreten können. Aber wer könnte dann noch Bundeskanzler, oder nur ein banaler Politiker sein? Und ein Polizist wirft auch nicht mit Wattebällchen auf Gangster. Und wenn ich mich nicht irre, ist auch unsere Wirtschaftskrise, Inflation und so manche Krisenstimmung Putins Werk und Erfolg. Und wo gibt es die wilden 20er Jahre? Natürlich erlebe ich hier in der Pfalz unflätige Jugendliche, aber auch solche auf die man stolz sein darf dass es sie gibt. Es sind die Allgemeinplätze und dabei auch allerlei Generalisierung, die mich bei vielen Kommentaren leider stören. Allerdings ist dies Kommentaren, die eigentlich nur kurz sein sollten, naturgemäß immanent. Die Welt ist, wenn sie denn auch nur einigermaßen erklärbar ist, doch nicht in wenigen Sätzen zu durchleuchten. Inhalt und Sprache der AfD sind mir, jenseits von Bösartigkeit und Demagogie, meist sehr absurd. Man darf gerne in alternativen Wirklichkeiten leben, aber sie generieren wie bei einem politischen Gewächs der AfD Spaltungen, Hass und Unfrieden. Vergleichbar mit den 20er Jahren ist dies aber nicht. Unser Staat unterscheidet sich von der Mehrheit ganz vieler Bananenrepubliken. Das ist sehr traurig, aber Teil der Wahrheit. Bitte destruktiven Streit ablehnen, aber nicht den produktiven.

  3. Und in was sucht die Kirche heute ihr heil? Hat sich die Kirche heute nicht wieder vor den politischen Karren spannen lassen? Ist der Retter der Kirche die Zeitenwende (was auch immer dahinter stecken mag), die Agenda 2030, Woke Gesellschaft (Jesus hat kein Geschlecht), the Great Reset (kann man auch nachlesen was das ist, kommt aber leider kein Aufschrei der Kirche!!! Klaus Schwab und Sektenmitglieder geben ja regelmäßig Stellung dazu und gibt Bücher) , unsere Politiker die ihren Eid ohne auf die Bibel abgeben, auch kein Aufschrei der Kirche, oder Entfernung von Kreuzen aus dem Rathaussaal, oder Entfernung von biblischen Sprüchen von Gebäuden.
    Man macht alles mit und nickt wohlgefällig dazu. Das ist ein Grund, dass viele Christen aus der Institution Kirche austreten und kleine private Hauskreise bilden.

  4. 90 Jahre später sind natürlich alle Menschen klüger und hätten es besser gemacht…
    Ich denke mal, dass das ganze in der damaligen Zeit etwas komplizierte war und man sich selbst fragen sollte, wie man selbst reagiert hätte, wenn man in dieser Zeit geboren wurde. Wobei da auch noch was Umfeld, Alter etc. berücksichtigt werden müsste.

    Ich nenne es mal „zeitlichen Rassismuss“ von den ganzen Leuten hier, die meinen, alles besser gemacht zu hätten.
    Beispiel: Viele Afghanen die hierher kommen begehen schreckliche taten, die sich auf ihr vorheriges Leben in Afghanisten zurückzuführen lassen. A sagt: „Alle Afghanen sind schlecht.“
    B fragt sich: „Wie würde mein Verhalten sein, wenn ich in Afghanisten (Kultur, Armut, Religion, Krieg etc.) aufgewachen wäre? Kann ich sagen, dass alle Afghanen schlecht sind?“

    Der normale linke Gutmensch der BRD sagt: „Alle Deutsche waren damals Nazis und haben bewusst Hitler gewählt, weil sie es so wollten!“.
    Jemand, der etwas mehr denken kann fragt sich: „Wie hätte ich reagiert, wenn ich…“.

    • Dem Anfang stimme ich zu. Aber das:“Der normale linke Gutmensch der BRD sagt: „Alle Deutsche waren damals Nazis und haben bewusst Hitler gewählt, weil sie es so wollten!.“ ist fürchterlich pauschal und meiner Meinung nach Unsinn. Ich denke zB nicht so.

    • Die Zeichen des Zeit erkennen

      Lieber Sven, was Sie (oder du) schreibst, kann ich logisch nachvollziehen. Aber es ist nicht so einfach. Auch der Satz ist richtig, dass wenn man vom Rathaus kommt, dann immer klüger ist. Aber hat denn niemand „mein Kampf“ wirklich gelesen, obwohl das Machwerk doch so gut wie in jedem Haushalt präsent war ? Oder den furchtbaren Absichten keinen Ernst entnommen ? Es gibt viele, die gewarnt haben. Nun bin ich kein Historiker und kann nicht das Datum nennen, als nach Hitlers Machtergreifung die Anhänger mit Fleiß eigene Listen für die evangelischen Kirchenvorstande aufstellten, und diese Gremien okupierten. Wer Christin oder Christ war mit jüdischer Agenda, musste vom Pfarrer oder Priester aus den Kirchen zwangsweise ausgetreten werden. Immerhin wurden relativ oft Kirchenbücher gefälscht, um Menschen(leben) zu retten. Die Geistlichen mussten einen Eid auf den Herrn Führer leisten. Wer nicht parierte, unabhängig von der Verfrachtung ins Kittchen oder KZ, bekam kein Gehalt mehr und dem wurde Kirchenschlüssel und Kirchensiegel abgenommen – es erschien der Gerichtsvollzieher. Der ehrwürdige evangelische Bischof Ludwig Müller gehörte zu der unseligen Sorte von Kirchenoberen, die dem Antichrist aus Braunau und Berlin bedingungslos folgten. Andere waren zur Bekennenden Kirche gehörend auf die Alimentierung ihrer Gemeindemitglieder angewiesen, Gottesdienste fanden in Privatwohnungen statt und manche haben es auch geschafft, bis 1945 in Freiheit zu bleiben. Auch und vor allem die Katholische Kirche hatte viele jüdische Mitmenschen in Zusammenarbeit mit dem Widerstand gegen Hitler außer Landes gebracht. In Bad Ems war der allseits sehr beliebte katholische Pfarrer, eher ein baldiger KZ-Anwärter, unverschämter Weise sogar mitten im Krieg gestorben. Von der Pfarrkirche begleitete ein Zug mehr als 1000 Menschen den Sarg durch die Straßen der Kur- und Lazarettstadt an der Lahn bis zum Friedhof. Die Geistlichen aller Konfessionen, die an der Messe teilnahmen, gingen mit ihren Gottesgewändern hinter dem Sarg her zum Friedhof. Auf den Häusern und aus den Fenstern sahen die Bad Emser Nazianhänger erbost auf diese (zugegebene) seltene Art von Gegendemonstration. In selbiger Stadt gehörte der Ev. Pfarrer in der einen Kirche als bekennender Hitleranhänger den Deutschen Christen an. Im anderen Kirchenbezirk arbeitete ein Pfarrer der Bekennenden Kirche halbwegs im Untergrund. Die katholischen Messdiener und andere Jugendliche, die sonntags versuchten zur Messe zu gehen, wurden regelmäßig von einer ganzen Horde Hitlerjungen verprügelt. Wenn der evangelische Bekenntnispfarrer den evangelischen Taufunterricht erteilte für diejenigen, die zur Konfirmation angemeldet waren, wurde zeitgleich eingeladen zum Treffen der Hitlerjugend. Dies war unabdingbar Pflicht. Wer nicht erschien, dessen Eltern wurden hart bestraft. Dazu sei noch vermerkt, dass Hitler „Leibstandarte Adolf Hitler“ zwei Jahre in Bad Ems stationiert war, alles rekrutiert aus sehr strammen SS-Männern, sodass der Führer mehrmals im Jahr die Emser beehrte. Als die personenstarke Truppe später verlegt wurde, trauten sich die Hoteliers und Besitzer von Pensionen nicht, ihren Schaden geltend zu machen. Die Truppe hatte nämlich gewütet wie die Vandalen und im kalten Winter einen Teil des Mobiliars verheizt. So war es im Dritten Reich. Wie in meiner ehemaligen Heimatstadt. Später hat natürlich niemand mehr zugegeben, dass er oder sie auch laut Heil gerufen hatten. Sogar die sehr fromme Religionslehrerin hatte damals Schüler*innen in ihr Heft diktiert (beim Religionsunterricht), die Juden seien eigentlich keine richtigen Menschen, weil sie ein anderes Gehirn hätten. Dies habe ich selbst noch zufällig in einem alten Heft gefunden. Ich war sehr entsetzt über die Willfährigkeit von Christen. Die doch hätten bemerken müssen, dass die Bewunderung des Führers bereits so etwas war wie eine menschenunwürdige Ersatzreligion. Die Zeichen der Zeit sollte man immer erkennen, auch heute. Antichristen sind keine Menschen mit Pferdefuß und sie stinken auch nicht nach Rauch aus der Hölle. Aber sie wollen selbst Gott sein,
      und dabei sind sie nur böse. Auch aus den Stadträten wurden die Nichtnazis mit Fußtritten entfernt (ist nicht nur sprichwörtlich geschehen). Meines Wissens – mein Irrtum vorbehalten – hatte nur eine jüdische Familie aus meiner alten Heimatstadt das Tausendjährige Reich überlebt: Jede/r muss die Zeichen der Zeit erkennen, auch heute. Toleranz gegen Neonazis ist keine Toleranz. Bei Denken beginnt es, und endet mit der Tat.

  5. 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Durch Terror und halblegalen Methoden war den Nazis in kürzester Zeit die Ausschaltung des Rechtsstaates und der Übergang zur Diktatur gelungen. Ein System von Gewalt, Willkür und Wahn nahm seinen Anfang. Juden und politische Gegner sahen sich Terror Willkür ausgeliefert. Die Mehrheit der Deutschen hat der Tyrannei zugestimmt. Sie hatten Hitler gewählt, verehrt und bejubelt. Bis zum Untergang.

    • Das klingt, auf den ersten Blick, wie ein Zitat aus einem Geschichtsbuch. Es fehlt leider aber der Hinweis darauf.
      Die Tatsache, dass Archivrecherchen immer wieder neue Belege für schon Bekanntes finden, ist unbestritten.

      “ Die Mehrheit der Deutschen hat der Tyrannei zugestimmt.“
      Allerdings kann ich dem nicht zustimmen.
      Warum ?
      Weil es nicht das gleiche ist, sich durch Worte täuschen zu lassen, die mittels Propaganda ins Volk gestreut wurden, und einer “ Tyrannei“ zuzustimmen, die doch als solches bewusst hätte erkannt werden müssen.
      Hier spaltet sich nämlich die Spreu vom Weizen.

      • Die Mehrheit der Deutschen hat der Tyrannei zugestimmt. Mehr noch: sie beteiligte sich aktiv daran. Mit deutscher Gründlichkeit wurde geplant, organisiert, vollstreckt. Gleichschaltung, Ausschaltung, Verfolgung, Rassenlehre, Blutschutzgesetze, Bücherverbrennung, Euthanasie, Konzentrationslager, Angriffskriege, die Ermordung von Millionen jüdischer Menschen – der Holocaust. Nein, Hitler war nicht über die Deutschen gekommen, die Deutschen waren zu Hitler gekommen.

        • Viele funktionierende Rädchen im Getriebe

          Kurze Antwort zu Dieter: Es waren die ganz vielen Rädchen im Getriebe, die ein solches Unrechtsregime der Nazis überhaupt möglich machte. Rädchen im Getriebe passen sich an, sie funktionieren, sind obrigkeitsgläubig. Es kommt nicht nur, oder sogar nicht hauptsächlich darauf an, ein Widerstandskämpfer zu sein: Sondern kein Rädchen im Getriebe. Es sind daher die Millionen Schreibtische des Dritten Reiches, wo das Unrecht verwaltet und (in Beamtensprache) zu vielen Verwaltungsakten wurde – und diese führten zu millionenfachem Mord. Natürlich war (nur???) der Führer schuld, als Verführer. Verführte haben sich verführen lassen, dies war die große Schuld der Einzelnen. Leider auch die allermeisten Christen, auch wenn sie sonntags zahlreich in den Gottesdienst gingen. Es dauert nur ein paar Monate, da gab es ab 1933 fast keinerlei Zivilgesellschaft mehr. Dabei beleidigte die Ideologie der Nationalsozialisten unsere menschliche Intelligenz. Oder war die Humuserde der Kultur zu dünn ?Dies verstehe ich nicht.

  6. Das erinnert daran, wie viele Evangelikale in Trump das „kleinere Übel“ sahen, obwohl er der eines Vertrauens unwürdigste Kandidat für das Präsidentenamt war!

    • Mit dem Unterschied, dass man damals Hitlers Pläne 1:1 hätte nachlesen können und ihn trotzdem anhimmelte;)

      • Das gleiche kann man im Koran auch lesen, doch trotzdem himmeln alle Politiker die Islamisierung an.

          • Dann lesen Sie das Buch plus die Exegese und den Lebenslauf von Mohammed.
            Danach schauen Sie sich bitte die Situation in Iran und Afghanistan, Indonesien usw. an.
            Vielleicht dann auch einmal die Verbrechen der letzten 10 Jahre, die auf einen islamischen Hintergrund zu führen sind.
            Ich sehe da keine Generalisierung und nichts, was unwahr wäre.

        • „doch trotzdem himmeln alle Politiker die Islamisierung an.“

          Das soll keine Generalisierung sein? Es ist ein Pauschalurteil. Und zudem falsch.

          • Es ist kein Pauschalurteil und zudem richtig.

            Auch wenn man die Wahrheit ständig als falsch bezeichnet, bleibt diese trotzdem wahr.

        • Leider kann man die Kommentare hier nicht noch weiter verästeln, deshalb muss ich an dieser Stelle antworten. Sie denken also tatsächlich, dass alle Politiker die Islamisierung „anhimmeln“? Und das soll a) kein Pauschalurteil sein (ihre Worte), sondern b) die Wahrheit (ihre Worte)? Da Sie die Wahrheit für sich gepachtet haben, ist eine weitere Diskussion sinnlos.

          • Nein, nein, Sie ignorieren die wissenschaftlichen Fakten und Statistiken und beanspruchen die reine Wahrheit für sich.

        • Guten Tag, Sie schreiben:
          „Nein, nein, Sie ignorieren die wissenschaftlichen Fakten und Statistiken und beanspruchen die reine Wahrheit für sich.“

          Ich beanspruche nicht die Wahrheit für mich. Hier geht es um die Interpretation politischen Handelns. Aber jetzt mal Butter bei die Fische: Welche „wissenschaftlichen Fakten“ (ihre Worte) und Statistiken belegen, dass alle (!) Politiker die Islamisierung „anhimmeln“. Ihre Worte. Sie sagen, es gibt Fakten. Auf den Tisch damit 🙂

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