Der iranische Pastor Youcef Nadarkhani ist zu zehn Jahren Gefängnis und anschließenden zwei weiteren Jahren Verbannung verurteilt worden. Hintergrund sei die Mitarbeit des ehemaligen Muslims an der Gründung inoffizieller Hausgemeinden, meldete die Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am Mittwoch unter Berufung auf iranische Quellen.
Wegen Übertritts zum Christentum hatte dem Pastor einer evangelikalen Freikirche im Iran 2010 die Hinrichtung gedroht. Das hatte eine internationale Protestwelle ausgelöst. 2012 konnte Nadarkhani die Haftanstalt verlassen, war aber den Angaben zufolge zwischenzeitlich immer wieder inhaftiert und drangsaliert worden.
Es gebe zumindest auf dem Papier noch die Möglichkeit, innerhalb von 20 Tagen gegen das Urteil vom 6. Juli Berufung einzulegen, erklärt IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin. Die Justiz der Islamischen Republik sei jedoch dafür bekannt, dass sie nicht nur internationales Recht missachte, sondern sogar das eigene iranische Recht, erklärte die IGFM. Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte werden Konvertiten, Andersdenkende und Kritiker der Islamischen Republik sonst ausschließlich wegen offensichtlich vorgeschobener Delikte verurteilt, vor allem wegen angeblicher „Vergehen gegen die nationale Sicherheit“.
Zusammen mit Nadarkhani hätten mehrere andere christliche Konvertiten ebenfalls langjährige Haftstrafen erhalten, hieß es. Wegen des Trinkens von Wein beim Abendmahl sollen in drei Fällen auch jeweils 80 Peitschenhiebe verhängt worden sein. Pastor Nadarkhani lebt in der nordiranischen Stadt Rasht. Nach seiner zehnjährigen Gefängnisstrafe soll er zwei weitere Jahre in Nikshahr im äußersten Süden der Islamischen Republik in der Verbannung leben. Rund 2.000 Straßenkilometer würden ihn dann von seiner Familie und seiner Gemeinde trennen, teilte die IGFM mit.