Das Thema „Homosexualität“ spaltet die Kirche von England: Am Mittwochabend lehnte die Synode einen Bericht der Bischöfe zu Sexualität überraschend ab. Eine mehrstündige Debatte machte die Differenzen innerhalb der anglikanischen Kirche deutlich.
Die anschließende Ablehnung des Berichts schwächt auch die Autorität des Erzbischofs von Canterbury, Justin Welby, an der Kirchenspitze. Er war maßgeblich an dem Bericht beteiligt. Noch während der Debatte in der Synode rief er zu einem gleichberechtigten Umgang mit Homosexuellen auf.
Ausgerechnet die Geistlichen hatten den Bischöfen ihre Zustimmung zu dem Bericht verweigert. 93 Geistliche stimmten für den Bericht, 100 dagegen, 2 enthielten sich. Im Haus der Bischöfe stimmte ein Bischof gegen den Bericht. Die Laien votierten mit 106 Stimmen dafür, 83 stimmten dagegen, 4 enthielten sich. Für die Annahme des Berichts wäre eine Mehrheit in allen drei Häusern notwendig gewesen.
Proteste begleiteten Synode
Schon am Morgen hatte es vor dem Tagungsort, dem Church House in London, Proteste gegen den Bericht und die Haltung der Kirche zum Thema Homosexualität gegeben. Dennoch besteht die Möglichkeit eines Umdenkens: Das Abstimmungsdebakel vor fünf Jahren über Frauen im Bischofsamt stürzte die Kirche ebenfalls in eine tiefe Krise. 2014 stimmte die Synode dann doch nach einem langwierigen Mediationsprozess für die Zulassung von Frauen im Bischofsamt.
Keine homosexuellen Priester geduldet
Seit Jahren wird das Thema Homosexualität in der Kirche von England kontrovers diskutiert. Mehrere verheiratete schwule Priester wurden bereits suspendiert, da von Priestern erwartet werde, „vorbildhaft“ zu leben. Die Kirche von England hatte ihren Priestern untersagt, gleichgeschlechtlich zu heiraten, nachdem die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare von der britischen Regierung eingeführt worden war. Außerdem müssen homosexuelle Priester und Bischöfe in der Kirche von England zölibatär leben.
2015 wurde überraschend ein verheirateter schwuler Geistlicher in die Generalsynode der Kirche von England gewählt. Traditionalisten protestierten und forderten, seine Wahl für ungültig zu erklären.