Ende Februar hatte die Generalversammlung der methodistischen Weltkirche in St. Louis (USA) entschieden, dass es beim „Nein“ zur gleichgeschlechtlichen Ehe bleibt und außerdem verschärfte Kontrollen und Sanktionen beschlossen. Die Kirchenleitung in Deutschland hat dieses Votum nun als „nicht akzeptabel“ bezeichnet.
Zwar ist es bislang nicht zum offenen Bruch der weltweiten methodistischen Kirchengemeinschaft gekommen, aber die Auswirkungen der Entscheidung von St. Louis erschüttern die Kirche in vielen Ländern. Von »Scherben, Zerbruch und tiefen Gräben«, sprach Bischof Harald Rückert bei der Frühjahrssitzung der Kirchenleitung in Fulda.
In ihrer Botschaft an die Gemeinden in Deutschland machte die Kirchenleitung klar, dass sie den Weg der Weltkirche nicht mitgehen werde. Wörtlich heißt es darin: »Unabhängig von unseren inhaltlichen Überzeugungen sind wir einstimmig der Meinung, dass diese Bestimmungen […] für unsere Kirche in Deutschland nicht akzeptabel sind. Die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland geht den damit eingeschlagenen Weg von Gesinnungskontrolle und verschärften Strafen nicht mit.«
Appell zur Einheit
In einem Appell an die Gemeinden wirbt die Kirchenleitung um Einheit. Man wolle eine Kirche werden, »in der sowohl homosexuell empfindende Menschen ordiniert und bei einer Eheschließung gesegnet werden können als auch traditionell eingestellte Menschen ihre Vorstellungen und Lebensweisen bewahren können. In diesem Ziel sind wir uns als Kirchenvorstand einig.« Man tue dies in dem Bewusstsein, dass das Bemühen um Einheit allen »viel abverlangen« werde. Die Kirchenleitung will deshalb einen Runden Tisch einrichten, zu dem »Menschen verschiedener Gruppierungen und Richtungen« eingeladen werden sollen. Dieser solle noch vor Mitte Mai seine Arbeit aufnehmen.
Um den Beschluss und die Folgen habe die Kirchenleitung »mehrere Tage lang intensiv, emotional und ehrlich gerungen«, heißt es. Trotz theologisch weit auseinanderliegender Überzeugungen hätten die Mitglieder zu diesem einstimmigen Beschluss gefunden.
Kritik an der Entscheidung des deutschen Kirchenvorstandes übte der Vorsitzende des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, der evangelisch-methodistische Theologe Christoph Raedel. Gegenüber der Nachrichtenagentur idea sagte er: »Ich verstehe das als Bruch mit der Gesamtkirche und als Missachtung des Votums der Delegierten.« Raedel hatte die Entscheidung von St. Louis ausdrücklich begrüßt.
Zur Methodistischen Kirche in Deutschland zählen rund 51.000 Kirchenmitglieder in 500 Gemeinden. Sie gehört zum Weltrat Methodistischer Kirchen, in dem mehr als 70 Kirchen methodistischer Tradition verbunden sind. Sie vertreten rund 51 Millionen Mitglieder.
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