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Reformation: Von Goethe lernen?

Goethe ein Luther-Experte? Ja, sagt Dr. Heike Spies, Stellv. Direktorin des Goethe-Museums in Düsseldorf. Sie konzipierte die Ausstellung „Bibel, Sprache, Wahrhaftigkeit. Goethe und Luther“. Und immerhin feierte der Dichter zu Lebzeiten 300 Jahre Reformation.

Von Laura Schönwies

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„Goethe respektiert die kämpferische Persönlichkeit des Reformators, seine Sprachmacht, auch wenn er dessen Glaube an den Teufel ablehnt“, erklärt Spies bei einem Rundgang durch den Ausstellungsraum. „Heute gehen wir offen und konkret mit Dingen um, die wir brauchen können, die in unsere Zeit hineinragen, die denkbar sind für uns und können auch genauso sagen ‚Nein, das entspricht nicht unserer Haltung.‘ Luther wird durch den Sprachgiganten Goethe noch einmal neu bearbeitet und gleichsam wie durch einen Katalysator für die Moderne aufbereitet.“

Überall Luther bei Goethe

Wer aus der Luther-Ausstellung wieder heraus kommt, fragt sich, wie man in der Schule jemals Goethe lesen konnte, ohne dabei über Luther zu stolpern. Fast in jeder Glasvitrine ist ein altes Schriftstück zu entdecken, das beweist: Der Reformator taucht manchmal ganz direkt auf („Wir wissen gar nicht, was wir Luthern und der Reformation im Allgemeinen alles zu verdanken haben“) oder aber er versteckt sich, wie hinter dem Bruder Martin im „Götz von Berlichingen“. Ein anderes Mal übernimmt Goethe fast klammheimlich die Versform des Reformators. Wer die Texte nebeneinander legt, erkennt das Copy-and-Paste-Verfahren des 18. Jahrhunderts.

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Schon der junge Goethe wurde protestantisch geprägt. Er erlernte das Lesen und Schreiben anhand der Bibel, konnte Verse auswendig aufsagen und war somit mit der Heiligen Schrift vertraut. „Immer wieder ist natürlich bei dem Protestanten Goethe von Luther die Rede gewesen“, fand Spies heraus.

„Er gab dem Herzen seine Freiheit wieder“

Goethe befasst sich zwar nicht in Glaubensdingen mit Luther, aber er lässt seine Figuren im lutherischen Sinne handeln und auftreten – siehe Gretchen im „Faust“. Dennoch schimmert auch immer wieder der Christ Goethe hindurch: „Ich bin überzeugt, daß die Bibel immer schöner wird, je mehr man sie versteht.“ Besonders im Geiste waren Luther und Goethe Brüder gewesen. „Er gab dem Herzen seine Freiheit wieder“, schwärmte Goethe in Sturm-und-Drang-Manier über den Reformator.

Goethe selbst hatte vor dem 31. Oktober 1817 ein neues Verständnis von der Größe und Bedeutung des Reformationsgedankens gewonnen: Er hatte die Vision von einem „Weltfest der Humanität und der Kulturen“. Ohne konfessionelle Fronten.

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Die Ausstellung „Bibel, Sprache, Wahrhaftigkeit“ ist vom 12. März bis 14. Mai 2017 im Goethe-Museum in Düsseldorf zu sehen. Wertvolle Handschriften, darunter eigenhändige Briefe und Manuskripte, Erstausgaben und Porträts  aus der Sammlung Anton und Katharina Kippenberg zeigen am Beispiel Goethes die Wirkung Luthers im 18. und 19. Jahrhundert.

Homepage des Goethe-Museums.

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