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Samuel Koch: „Warum können die uns nicht einfach gratulieren?“

Seit die beiden Schauspieler Sarah Elena Timpe und Samuel Koch zusammen sind, ist ihre Beziehung ein Medienthema. In der Pause zwischen einem Theater-Workshop und einer musikalischen Lesung erzählt Samuel Koch im Interview, wie eine Ehe auf Reisen funktioniert, wie das Paar mit medialen Gerüchten umgeht und wie er seine Heilungschancen einschätzt.

Samuel Koch, heute Mittag waren Sie noch in Darmstadt, jetzt haben Sie zwei Termine in Solingen und morgen früh fahren Sie als Reformations-Botschafter nach Wittenberg. Das ist schon für einen weniger eingeschränkten Menschen eine Herausforderung. Woher nehmen Sie die Energie?

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Samuel Koch: Ich bin dankbar, dass ich mich auf ein funktionierendes Team aus Familie und Freunden verlassen kann. Eigentlich wollte mich heute meine Frau begleiten, aber sie ist kurzfristig erkrankt. Jetzt hat meine Mutter den Fahrdienst übernommen, und für die musikalischen Intermezzi haben sich Freunde aus Darmstadt und Gießen gefunden.

Ihre Frau Sarah Elena Timpe ist Schauspielerin mit Wohnsitz in München. Sie selbst haben ein festes Engagement am Staatstheater Darmstadt. Wie funktioniert so eine Fernbeziehung mit doppeltem Wohnsitz?

Wir haben auch vor unserer Ehe ein vagabundierendes Leben geführt – insofern sind wir es gewohnt, viel zu reisen. Wir versuchen natürlich, so viel Zeit wie möglich gemeinsam zu verbringen – im Urlaub, oder wenn einer von uns Gastauftritte hat wie Sarah für drei Monate bei den Bad Hersfelder Festspielen. Dann kommt der andere mit. So waren wir gerade auf einer gemeinsamen Lesereise in Südtirol. Obwohl Sarah derzeit vor allem freiberuflich tätig ist, hat sie als TV-Serien-Darstellerin für die Bavaria in München Residenzpflicht. Und ich eben in Darmstadt. Umso mehr genießen wir es, wenn wir zusammen sind.

Wie ist das, wenn zwei Schauspieler miteinander verheiratet sind? Steht man in der Gefahr, einander auch mal etwas vorzuspielen, oder kann man sich eher besonders gut in den anderen hinein versetzen?

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Uns hilft es, dass wir beide denselben Beruf haben! Da hat man eher Verständnis, dass der andere in der Haupt-Probenwoche kurz vor der Aufführung oder den Dreharbeiten vielleicht erst um 2 Uhr nachts zu Hause ist. Erholsam finde ich es, dass man zu Hause dann auch mal das Grinse-Gesicht ablegen kann, das man bei manchen gesellschaftlichen Verpflichtungen oder Empfängen oft aufsetzen muss. Es tut gut, wenn sich die Gesichtsmuskeln dann mal etwas entspannen können – oder man sich auch einfach mal voreinander auskotzen kann, weil man mit dem Job auf einer Wellenlänge ist.

Sie haben sich ja bei den Dreharbeiten zur Telenovela „Sturm der Liebe“ kennengelernt, in der Sarah für drei Jahre mitgespielt hat und in der Sie eine Gastrolle hatten. War Ihre Begegnung Liebe auf den ersten Blick?

(lacht) Nein, das war natürlich ein ganz professionelles Arbeitsverhältnis … Im Ernst: Es hat ziemlich schnell gefunkt. Mich hat beeindruckt, dass sie sich im Vorfeld extrem mit der Materie auseinandergesetzt hat. Sie spielte ja als „Sabrina“ eine Frau, die nach einem Reitunfall im Rollstuhl sitzt und dann ihren Ex-Freund wiedertrifft, der ebenfalls im Rollstuhl sitzt. Das war dann ich. Sarah hatte vor unserem ersten gemeinsamen Dreh um ein Treffen gebeten, damit wir uns erst mal kennenlernen – und auch, um eventuelle Berührungsängste zu verlieren. Das hat dann gut funktioniert…

Sie kennen sich seit drei Jahren; seit einem guten Jahr sind Sie verheiratet. Wie ist es, in einer noch jungen Beziehung so in der Öffentlichkeit zu stehen?

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Das haben wir uns ja nicht ausgesucht. Einerseits ist man als Schauspieler ohnehin eine Person des öffentlichen Interesses. Andererseits wirkt es manchmal so, als ob manche Fernsehzuschauer, die damals meinen Unfall bei „Wetten, dass ..?“ live miterlebt haben, jetzt glauben, einen Anspruch darauf zu haben, mein Leben in allen Einzelheiten weiter zu verfolgen. Das kann nerven. Deshalb haben Sarah und ich zwischendurch auch mal ganz dichtgemacht und kaum noch etwas nach außen kommuniziert. Das war aber kontraproduktiv. Beispiel: Als Sarah mal ein Foto von mir im Pool gemacht hat, geriet das über Facebook in die Öffentlichkeit. Und die Yellow Press hat sich darauf gestürzt mit der Headline: „Samuel allein im Pool – erste Ehekrise?“

Wie gehen Sie mit solchen Verleumdungen um?

Ich hoffe einfach, dass die meisten Leser so etwas differenzieren können. Gleichzeitig haben wir als öffentliche Personen ja auch eine gewisse Verantwortung, uns für unterstützenswerte Projekte zu engagieren. Und da haben wir schon viele ermutigende Rückmeldungen bekommen.

Ist das auch der Grund, warum Sie die Schirmherrschaft für die „Marriage Week 2018“ übernommen haben?

Na ja, eigentlich scheint das etwas vermessen. Wir befinden uns als junges Ehepaar ja selbst noch in einem Findungs- und Orientierungsprozess und müssen lernen, zwei individuelle Lebens-Rhythmen einander anzupassen. Aber als der Team-F-Mitarbeiter uns gefragt hat, ob wir die Schirmherrschaft übernehmen würden, haben wir uns nach einigem Überlegen dann doch dafür entschieden. Immerhin können wir ja schon etwas zu schwierigen Situationen in der Ehe sagen. Bei vielen Paaren kommen die erst nach einigen Jahren; wir sind eben schon etwas ungewöhnlich gestartet.

Was bedeutet denn Ihre Behinderung für Ihr Miteinander – wenn Sie das kurz umreißen mögen …

Sarah nennt meine Eingeschränktheit „körperlich ein bisschen gehandicapt“. Mit Hilfe von medizinischen Assistenten habe ich durchaus meine Intimsphäre, die ja auch in einer Ehe wichtig ist. Was Sarah echt geärgert hat, war, dass ihr viele Menschen nach unserer Verlobung „viel Kraft“ gewünscht haben. Sie hat gesagt: „Die sollen uns lieber gratulieren!“

Seit Ihrem Unfall sind über sieben Jahre vergangen. Aus meiner Sicht scheint es motorisch schon einige Fortschritte zu geben …

Natürlich hoffe ich immer noch, dass Gott mich eines Tages heilen wird. Aber vielleicht hat das für ihn im Moment keine Priorität. Ich versuche einfach, für das dankbar zu sein, was ich habe, statt mich über das zu ärgern, was mir fehlt. Ich glaube, für viele, die mich nicht kennen, liege ich nach meinem missglückten Sprung immer noch auf diesem Hallenboden … Stattdessen versuche ich, meine Bekanntheit zu nutzen, um denen zu helfen, die in einer ähnlichen Situation sind. Natürlich gibt es auch Behinderte, die sagen: „Du kriegst doch alles in den Arsch geblasen.“ Aber die meisten Tetraplegiker sind wohl ganz froh, dass ich quasi ihr Sprachrohr bin. Zudem möchten wir in absehbarer Zeit eine Stiftung gründen, um Betroffene und Angehörige zu unterstützen, die Ähnliches erlebt haben wie meine Familie und ich.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Stefanie Mergenhenn


Samuel Koch, Jahrgang 1987, war schon früh begeisterter Sportler. Mit sechs Jahren begann er mit dem Kunstturnen. Nach seinem schweren Unfall 2010 in der TV-Show „Wetten, dass ..?“ wurde er im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil rehabilitiert. Sein Buch „Zwei Leben” avancierte zum Spiegel-Bestseller. Seit September 2014 ist er Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt. Im September 2015 veröffentlichte er sein zweites Buch „Rolle vorwärts“. Er unterstützt aktuell die Deutsche Stiftung Querschnittlähmung (DSQ) sowie die internationale Rückenmarksforschung „wings for life“. Mehr Infos zur Marriage Week, bei der Samuel Koch und seine Frau die Schirmherrschaft übernommen haben, finden Sie hier: www.marriage-week.de

Das Interview mit Samuel Koch ist zuerst in der Zeitschrift Family erschienen. Family gehört zum SCM-Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.

 

Hochzeitsfoto: Nancy Ebert (www.nancy-ebert.de)

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