Dass in Hamburg wieder eine Frau in das Bischofsamt gewählt werden soll, ist kein Zufall. Schließlich wurde am 4. April 1992 Maria Jepsen im Michel zur weltweit ersten lutherischen Bischöfin gewählt. Nicht verwunderlich, denn seit ihrer Gründung 1977 hat sich die Nordelbische Kirche als «Frauen-Kirche» profiliert.
Bereits zwei Jahre vor der Jepsen-Wahl war Pastorin Rut Rohrandt als bundesweit erste Frau bei einer Bischofswahl angetreten. Sie unterlag im Schleswiger Dom gegen Hans Christian Knuth. Einen weiteren erfolglosen Anlauf unternahm Käte Mahn für den Lübecker Bischofssitz und unterlag gegen Karl Ludwig Kohlwage. Danach konnte sich mit Jepsen als erste Frau durchsetzen.
Vor zehn Jahren waren die meisten Leitungsposten in Nordelbien bereits in Frauenhand. Im September 2000 wurde Bärbel Wartenberg-Potter zur Bischöfin in Lübeck gewählt, und ihr Schleswiger Kollege Hans Christian Knuth bezeichnete sich selbstironisch als «Quoten-Mann». Präsidentin der Synode (Kirchenparlament) war Elisabeth Lingner. Seit knapp zehn Jahren leitet die Juristin Frauke Hansen-Dix das Kieler Kirchenamt, und beide Diakonischen Werke sind bis heute in Frauenhand.
Mittlerweile ist der Frauenanteil in der nordelbischen Synode allerdings gesunken, und mit Hans-Peter Strenge leitet wieder ein Mann die Debatten. Die zwei Bischofskanzleien in Hamburg und Schleswig werden kommissarisch von Männern geleitet, Vorsitzender der Kirchenleitung ist Bischof Gerhard Ulrich, und Propstwahlen werden derzeit in der Regel unter Männern ausgetragen.
Bundesweit sind mit Ilse Junkermann in Magdeburg und der Methodistin Rosemarie Wenner zwei evangelische Bischöfinnen im Amt. Doch es werden mehr. Nach der Bischofswahl in Hamburg soll auch in der westfälischen Landeskirche eine Frau an die Spitze gewählt werden. Für die Präses-Wahl im November sind zwei Frauen nominiert.
(Quelle: epd)