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Südliche Baptisten: Rückschlag für Rechtskonservative – aber auch für Liberale

Die Südlichen Baptisten in den USA haben den amtierenden Präsidenten Bart Barber wiedergewählt. Bei der Frauen-Ordination setzten sich dagegen die Konservativen durch. Die bekannte Saddleback Church bleibt ausgeschlossen.

Die größte protestantische Kirche der USA hat bei ihrer Jahresversammlung in New Orleans (US-Staat Louisiana) den amtierenden Präsidenten Bart Barber wiedergewählt. Mit 7.531 Stimmen sprachen sich die Teilnehmer am Dienstag (Ortszeit) für Barber aus, einen Pastor aus Farmersville in Texas. Herausforderer Mike Stone, Pastor aus Blackshear im Bundesstaat Georgia, kam auf 3.458 Stimmen. Beide gelten als theologisch konservativ.

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Das Abstimmungsergebnis gilt dennoch als Rückschlag für rechtskonservative Strömungen innerhalb der Kirche. Die Ansichten der beiden gehen beim Umgang mit Missbrauchsfällen auseinander. Im Mai 2022 hatte die Kirche einen Untersuchungsbericht zu Missbrauchs- und Vertuschungsvorwürfen gegen Pastoren und Vertreter der SBC vorgelegt. Während sich Barber für Reformen ausspricht, hatte Stone manche Ergebnisse der Untersuchung angezweifelt. Die Amtszeit des Präsidenten dauert ein Jahr. Gewöhnlich tritt der amtierende Präsident nach einem Jahr ohne Gegenkandidaten für eine zweite Amtszeit an.

Frauen-Ordination: Liberale Gemeinden ausgeschlossen

Im Februar 2023 hatten die Südlichen Baptisten fünf Gemeinden wegen der Ordination von Frauen zu Pastorinnen ausgeschlossen. Dieser Beschluss wurde nun auf der Jahresversammlung bestätigt. Mit großer Mehrheit von 88 bis 96 Prozent der Stimmen votierten die Anwesenden dafür, dass drei der betroffenen Gemeinden, die gegen ihren Ausschluss Einspruch eingelegt hatten, ausgeschlossen bleiben. Sie gelten damit weiter als „not to be in friendly cooperation“.

Rick Warren, ehemaliger Pastor der Saddleback Church, hatte am gestrigen Dienstag in einer Rede auf der Jahreshauptversammlung erklärt, warum seine Gemeinde trotz der Ordination von Frauen nicht ausgeschlossen werden sollte. „Falls Sie glauben, jeder Baptist denke wie Sie, dann irren Sie sich“, rief er den Delegierten zu. Historisch betrachtet hätte es bei den Südlichen Baptisten abweichende Meinungen bei mindestens einem Dutzend Lehrmeinungen gegeben. „Warum soll dieser eine Fall unsere Mitgliedschaft beenden?“

In einer ersten Reaktion auf den Ausschluss kommentierte Warren in einer Pressekonferenz, die Delegierten hätten „Konformität“ über „Einheit“ gestellt. Angesichts sinkender Mitgliedszahlen sei es nicht „smart“, Gemeinden auszuschließen, die gerne Mitglieder sein wollten. Das Votum der Versammlung sei ein legitimes Votum – aber es repräsentiere nicht die Meinung der Südlichen Baptisten insgesamt, sondern lediglich die Meinung der Menschen vor Ort. Es sei offensichtlich, dass einige Verantwortliche die Kirche zurück in die 50er Jahre bringen wollten.

Auch Linda Barnes Popham, seit 30 Jahren Pastorin der Fern Creek Baptist Church in Louisville/Kentucky, wandte sich an die Delegierten und bat darum, den Ausschluss ihrer Gemeinde zurückzunehmen. Erfolglos.

Den Gemeinden der „Southern Baptist Convention“ gehören rund 13,2 Millionen Gläubige an.

1 Kommentar

  1. Die Hälfte der Menschheit sind Frauen

    Also: Manchmal lese ich Realitäten, die glaubte ich lange nicht dass sie existieren. Wie kann man Frauenordination ausschließen, obwohl doch nach Gottes Willen alle Menschen ins Leben gerufen wurden, jeder seinen Nächsten lieben soll und die Hälfte aller Menschen doch aus Frauen besteht. Begreifen kann ich auch nicht, wie Baptisten in den USA die Amtszeit eines gewählten Vorsitzenden nur auf 1 Jahr begrenzen. Da kann sich kein Mensch einarbeiten, sondern es produziert nur Machtkampf. Gefühlt geht es in den obigen Bericht nur um Macht, Machtkampf und nicht um den Dialog, Toleranz und Gedankenfreiheit. Anscheinend gibt es Ausformungen unserer Glaubens einer Nachfolge Jesu, in denen die Freiheit der Gedanken und dem christlichen Ideal, dass Christinnen und Christinnen eine dienende Macht sind, überhaupt nicht mehr gefolgt wird. Jesus hat die Hierarchie doch vollständig auf den Kopf gestellt. Der die größte Macht haben will, muss aller Diener sein. Da lobe ich mir doch meine lahme Landeskirche. Da sind doch immerhin Menschen, die immer noch glauben sie seien nicht vollkommen, sie könnten sich irren und auch Sünder zu sein. Da darf ich auch ein Querdenker zu sein, obwohl auch dieser Begriff durch ihre falsche Benutzung schon in Verruf geriet. Wir leben immerhin im Jahr 2023 nach Altertum und Mittelalter. Nach protestantischer Vorstellung ist eine Pfarrerin oder ein Pfarrer, oder ein querer Mensch (der auch ein Mensch ist wie jeder/jede andere und Pfarrer sein darf), ein Erster unter Gleichen. Aber offensichtlich sind die Vorsitzenden der Taufgemeinden in den USA sehr patriarcharisch.

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