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Theologe Dabrock: Kirche sollte kein „moralisches Wächteramt“ ausüben

Kirche sollte glaubwürdig ihren Glauben bezeugen und um die eigene Begrenztheit wissen, sagt der Theologieprofessor Peter Dabrock. Dies bedeute jedoch nicht, sich komplett aus politischen Fragen herauszuhalten.

Dabrock hat der Kirche empfohlen, angesichts ihrer Vertrauenskrise den Ausdruck des moralisch erhobenen Zeigefingers zu lassen und gesellschaftliche Konflikte mehr zu begleiten, statt sie zu kommentieren. „Damit schafft sie in den hitzigen Debatten dieser Tage mehr Freiraum zum Durchatmen“, sagte der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates am Dienstagabend im Braunschweiger Dom. Moralische und politische Orientierung sei in der komplexen Welt selten eindeutig. „Diese Unsicherheit anzuerkennen, wäre in einer Welt so viel vorgetäuschter Sicherheit ein wertvoller Schritt.“

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Dabrock sprach beim Jahresempfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig zum Thema „Stell dir vor, die Kirche spricht und keiner will’s hören!“. Die Kirche sollte ihren Stil verändern und sich nicht über das „moralische Wächteramt“ definieren, sagte der Professor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Wichtig sei, glaubwürdig den eigenen Glauben zu bezeugen und so zu handeln, dass man um die eigene Begrenztheit wisse. Der Forderung, sich ganz aus politischen Fragen herauszuhalten, erteilte Dabrock eine Absage.

Dabrock: Mitreißende Persönlichkeiten fehlen

Wenn ihre Vertreter der Krise zum Trotz auch von Hoffnung und Fröhlichkeit geprägt seien und diese ausstrahlten, sei er zuversichtlich, dass ihnen mehr zugehört werde, sagte der Ethik-Experte. „Das täte nicht nur uns, das täte der Gesellschaft gut.“ Ob der Kirche dann wieder mehr zugehört werde, sei gleichwohl ungewiss.

Als Gründe für die Vertrauenskrise nannte der Theologe zum einen eine „erschütternd schlechte und schleppende Aufarbeitung“ des Skandals langjähriger sexualisierter Gewalt. Auch fehlten mitreißende Persönlichkeiten, die man mit Kirche verbinde. Zudem litten andere Institutionen wie Gewerkschaften und Vereine ebenfalls unter einem wachsenden Vertrauensverlust und rückläufigen Mitgliederzahlen.

Quelleepd

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2 Kommentare

  1. Es stimmt, es fehlen „mitreißende Persönlichkeiten“. Ich selbst kannte auch keine. Aber ich wurde einen Weg der Veränderung geführt, in der ich wohl dergleichen wurde. Natürlich reiße ich keine Massen mit, weil ich auch gar nicht öffentlich auftrete. Aber Menschen in meiner Umgebung wurden auf mich aufmerksam und sprachen mich an, zum Beispiel so: „Du siehst immer so glücklich aus.“ , ja kamen sogar zur Seelsorge. Und meine Lebenspartnerin, eine intelligente, gebildete Atheistin wurde durch mein Sein, aber auch durch mein Reden zu einer tiefgläubigen Christin. Ich könnte noch mehr erzählen. Ich will nur sagen, wenn man wirklich versteht, um was es im christlichen Glauben geht, nämlich um Wesensveränderung und nicht um ein Warten auf ein besseres Jenseits, dann bekommt man auch tiefe Erkenntnisse, die andere von ihren Irrtümerm befreien, ihnen die Augen öffnen und wandelnd wirken. Deshalb betreibe ich auch meinen Blog: https://manfredreichelt.wordpress.com/inhaltsverzeichnis/

  2. zu „Zudem litten andere Institutionen wie Gewerkschaften und Vereine ebenfalls unter einem wachsenden Vertrauensverlust und rückläufigen Mitgliederzahlen“

    Das stimmt! Es scheint also nicht nur das „wie“ eine Rolle zu spielen (wie werden Inhalte, Vereinszwecke transportiert) sondern auch das „was“ (wozu brauche ich den bisherigen Inhalt/Vereinszweck, bzw kann ich ihn jetzt ANDERS verfolgen, zB individualistischer, unverbindlicher, ggfs ausserhalb des Vereins)?

    Das scheinen die Schluesselelemente fuer eine Kirche: „Wie“ und „was“.
    Das „wie“ laesst sich „machen“ (jugendgerechte Musik, mediale Kompetenz, welches Format macht Spass und ist anziehend).
    Beim „was“ (Glaubensinhalt) ist es schwieriger: mitreissend und authentisch von Jesus Christus erzaehlen, koennen nur diejenigen, die selber eine mitreissende und authentische Beziehung mit Jesus erleben? Das kann man nicht alleine „machen“ oder „organisieren“ oder „studieren“ oder „einueben“ man braucht pers. Berufung und Bestaetigung durch Gott?! Jesus aehnlich sein, waere hilfreich. Jesus ist naemlich automatisch attraktiv?!

    Zu einfach? Was fehlt? Was besser?

    LG Joerg

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