Das US-Nationalarchiv hat am Dienstag (Ortszeit) Tonbandaufnahmen von Telefongesprächen und Besprechungen des früheren US-Präsidenten Richard Nixon (1969-1974) veröffentlicht. Darunter ist auch ein 20-minütiges Telefonat am 21. Februar 1973 mit dem Baptistenprediger Billy Graham.
Nixon und Graham unterhielten sich über Antisemitismus und das Judentum sowie über die politische Ausrichtung kirchlicher Verbände. Den Juden in den USA drohe «eine schlimme Welle des Antisemitismus», wenn sie sich «nicht benehmen», mutmaßten Nixon und Graham. (mehr als 150 Stunde
Graham, ein Vertrauter Nixons, beschwerte sich über angeblich unverdiente jüdische Kritik an einer Evangelisationskampagne verschiedener Kirchen und über Medienberichte, Israel wolle alle Christen ausweisen. Antisemitismus in den USA sei «stärker, als wir denken», sagte Nixon. Das sei nicht gut, aber «das ist den Juden in Spanien passiert, in Deutschland, und jetzt wird es in Amerika passieren», wenn die Juden «nicht anfangen, sich zu benehmen». Aber vielleicht hätten die Juden «einen Todeswunsch», erklärte Nixon.
Die «jüdische Führung» habe «entsetzlich Angst», dass so viele junge Juden sich zum Christentum bekehrten, sagte Graham. Überall in den USA gebe es «Jews for Jesus»-Gruppen. Bereits 2002 war Graham wegen eines damals bekannt gewordenen Gesprächs mit Nixon über «die Juden» in die Kritik geraten. Darin hatte Graham 1972 gewarnt, die Juden kontrollierten die Medien, dieser «Würgegriff» müsse gelöst werden. Graham hat sich für diese Bemerkung entschuldigt.
In dem am Dienstag ins Internet gestellten Gespräch klagte Nixon, der Ökumenische Kirchenrat, der weltgrößte ökumenische Verband, stehe «den Kommunisten» so nahe, es sei «unglaublich». Nixon mahnte auch, die Katholiken müssten sich «zusammenreißen». Die katholische Kirche sei gespalten. Auf der einen Seite seien die «Guten» wie US-Kardinal John Krol aus Philadelphia und Kardinal Terence Cooke aus New York, auf der anderen der «schlechte Flügel», repräsentiert von den ehemals konservativen Jesuiten, die sich zu «Radikalen» gewandelt hätten.
Den 1994 gestorbenen Nixon und Graham verband eine politische und persönliche Freundschaft. Billy Graham (90) gilt als der wohl angesehenste Evangelist der US-Geschichte. Mehr als 200 Millionen Menschen in 185 Ländern haben ihn nach Schätzungen predigen hören, dazu Hunderte Millionen im Fernsehen und im Rundfunk. Nixon ließ seine Gespräche routinemäßig aufzeichnen. In dem am Dienstag bekannt gemachten Telefonat erklärte Graham, Nixon sei der «größte Präsident in der amerikanischen Geschichte».
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Die Tonbandaufnahme im Originalton
(Quelle: epd)