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Wer hat das letzte Wort?

Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind

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Die zweiwöchentliche Kolumne von Tom Laengner


Der Angst nachgeben oder mutig handeln? Die Geschichte vom blinden Bartimäus hat Tom Laengner bei der Entscheidung geholfen.

Heute Nacht habe ich mich das noch nicht gefragt. Ich hatte unruhig geschlafen, fühlte mich verschwitzt und hatte einen pelzigen Geschmack im Mund. Meiner blauen, verwaschenen Cargohose muss es genauso ergangen sein. Sie lag zerknittert auf dem Boden und erinnerte mich an einen Boxer, der K.O. gegangen war. Meiner Hose hätte ich wieder auf die Beine helfen können. Für mich empfand ich das als komplizierter. Ich müffelte vor mich hin und spürte einen Sack voll Ohnmacht auf mir.

Eine Seele und ein Wille lassen sich unglücklicherweise meist nicht mal eben glatt bügeln. Und während ich noch darüber nachsann, ob ich zumindest meiner Hose auf die Beine helfen konnte, ploppte das Bild eines blinden Bettlers in meinem Kopf auf. Der Mann hieß Bartimäus und gehörte zu einer überschaubaren Anzahl von Persönlichkeiten, deren Namen es in die Bibel geschafft haben.

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Ein Wunder bahnt sich an

Dabei war sein Ansehen in der Gesellschaft niedrig und seine Gestaltungsmöglichkeiten im Job stark begrenzt. Heute wäre er damit geradezu vorherbestimmt für ein Burnout. Und dann wird sein Leben auf den Kopf gestellt. Denn an einem Tag, der ohne besonderes Potenzial zu Außergewöhnlichem war, läuft Jesus in etwas Entfernung an Bartimäus und seinem Arbeitsplatz vorbei. Ein Wunder bahnt sich an. Für den blinden Mann bricht ein brandneues Kapitel seines Lebens an.

Was aber wäre geschehen, so dachte ich, wenn er einfach im Staub der Straße hocken geblieben wäre? Schließlich konnte er nicht wissen, was geschehen würde. Dann ja dann hätte kein deutsches Grundschulkind den Bartimäus im Religionsunterricht kennengelernt. Das könnte ihm allerdings vollständig egal sein. Wichtiger wäre, dass der Mann weiter den Staub geatmet hätte wie andere Leute Bergluft oder Weihrauch. Aber so war es nicht.

Ängste waren noch nie weise Ratgeber

Vielleicht hatte er durchaus Angst, dass sein Versuch, dem Dreck zu entfliehen, brutal schiefgehen könnte. Vielleicht fühlte er nur einen Hauch von Energie wegen des ständigen Sitzens. Und vielleicht würde er seine Stammkunden durch sein aufdringliches Verhalten verprellen. Wer konnte das schon wissen? Am Ende jedoch hatten all diese guten Gründe nicht das letzte Wort. Zum Glück!

Der blinde Mann musste sich damals entscheiden, welche innere Stimme das letzte Wort haben sollte. Unscharfe Ängste waren noch nie weise Ratgeber, wenn Entscheidungen anstehen. Natürlich setze auch ich mich nicht mit meinem Hintern auf eine laufende Kreissäge. Da motiviert mich die Angst, dass das nicht gut ausgehen könnte. Aber so etwas Beklopptes tue ich ja nicht einmal an Tagen ohne besonderes Potenzial zu Außergewöhnlichem.

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Aus Angst gehe ich nicht zum Zahnarzt, bringe meine Beziehungen nicht in Ordnung und schiebe auf, was eben aufzuschieben geht. Das hilft nicht, lässt sich aber mit einem Cognac auf Abstand halten. Doch heute, an einem Tag, wo selbst mein Rasen grau aussieht, muss ich mich entscheiden, wer das letzte Wort haben soll.

„Steh auf!“

Bartimäus lächelt mich ermutigend an. Und es ist, als würde er mit Donnerstimme durch die Jahrtausende brüllen: „Bleib nicht sitzen! Steh auf!“ Ich weiß Bescheid. Ich bleibe nicht sitzen. Ich stehe auf. Meine Befindlichkeiten kann ich nicht wegbeamen. Aber ich will nicht, dass sie das letzte Wort haben. So oder ähnlich hat das meine Frau heute früh auch gesagt. Ich tue gut daran, ihren Worten mehr Gewicht zu geben, anstatt mich rechtfertigen und zu erklären.

So habe ich dann angefangen, meine Kolumne zu schreiben. Meine blaue Hose landete später in der Wäsche. Ich glaube, es wird ihr helfen, sich richtig durchschütteln zu lassen, um erfrischt ihren Dienst aufzunehmen.

Alle Kolumnen von Tom Laengner findet ihr hier.


Tom Laengner ist ein Kind des Ruhrgebiets. Nach 20 Jahren im Schuldienst arbeitet er journalistisch freiberuflich und bereist gerne unterschiedliche afrikanische Länder. Darüber hinaus arbeitet er als Sprecher für Lebensfragen und Globales Lernen. In seiner Kolumne „Out of the Box – Weil wir wunderbar gemacht sind“ schreibt er regelmäßig über Lebensfragen, die ihn bewegen.

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2 Kommentare

  1. Interessant…….,was bewegt den Tom,was den Bernd,was den Bartimäus?Was bewegt mich?Angst ?Menschenfurcht ?Hoffnung?Vision?
    ….von dem, was Bartimäus gehört hat ,ist in ihm eine Hoffnung für sich selbst gewachsen,da wurde alles andere als unbedeutend ausgeblendet.so geht das…..

  2. Spring Bartimäus

    „Bartimäus lächelt mich ermutigend an. Und es ist, als würde er mit Donnerstimme durch die Jahrtausende brüllen: „Bleib nicht sitzen! Steh auf!“ Jede und jeder von uns muss sich entscheiden, für Dieses oder Jenes oder ein Drittes. Aber die Entscheidung für Jesus bzw. Gott bleibt essentiell.
    Ängste muss jeder von uns überwinden. Wenn ich nicht auf andere zugehe, werden mir soziale Beziehungen fehlen. Aber die Entscheidung für Gott muss nicht – aber sie kann – wie ein „Existenzieller Akt“ sein. Ich denke da bildhaft an das große Vertrauensspiel. Ich stehe auf einer großen Kiste, mit verbundenen Augen, und ich soll nun springen. Falle ich nun ins Bodenlose? Oder stehen da unten Menschen, die mich auffangen, nicht aufschlagen lassen. Oder die mich vielleicht in seltenen Situationen in diesem Sinne auch retten würden? Manchmal ist die Glaubensentscheidung nicht unbedingt nur in einer Evangelisation, sondern ebenso in einer schlimmen Situation, in großer Not, oder in depressiver Verstimmung, wie ein solcher existenzieller Akt. Es wird dann so sein wie bei diesem Sprung ins Dunkle: Entweder ich werde (von Gott) aufgefangen. Oder ich falle jetzt absolut ins Bodenlose. Wer sich Gott in die Arme wirft, den wird er auffangen. Insofern ist Glauben letztlich ein ganz großes Vertrauen. Auch unser Sterben und damit der Tod ist (dann aber nicht ein selbstbestimmter) Akt des sich Fallenlassen(müssens). Falle ich einst in ein wirklich bodenloses schwarzes Loch, in einen ewigen Tod stürze, so wie bei einer Narkose aus der niemand mehr aufwacht? Da tröstet es auch kaum jemand, dass der Tod nicht mehr weh tut oder uns Angst zu machen brauchte. Umso mehr fallen wir nur in ein helles Loch, in die „Liebe Gottes“. Aber bereits das bewusste Wissen um den Tod kann mich klug machen. Jedenfalls zu Gott, und damit zu unserer Eigentlichkeit, kommen wir nur wenn wir durch diese schmale Tür der Entscheidung für Jesus gehen. So wie spät am Abend vor den Stadttoren des Altertums ankommende Männer auf ihren Kamelen, und ihren aufgeladenen Waren. Alles muss dann draußen bleiben. Nur der Mensch selbst geht durch den engen Einlass, wie in der Bibel steht: „Er geht durch das Nadelör“!. Dabei kann niemand etwas mitnehmen. Auch wenn ich mich heute für Jesus neu entscheiden müsste, kann ich nichts wirklich mitnehmen was zählt: Nicht Reichtum, Intelligenz, Erfolg, Schönheit, Behinderung, Sorgen und auch nicht meine Frömmigkeit. Sondern wenn ich hier wie ein Nackter durch die enge Pforte gehe, so wie ich tief in meiner Seele bin, und wie Gott mich im tiefsten Inneren kennt, nimmt er mich an wie ich bin. Und nur wegen seiner großen Liebe. Also nur weil er Jede und Jeden liebt, völlig unverdient und unverdienbar. Nur deshalb konnte Jesus noch am Kreuz dem Verbrecher das Paradies versprechen. Denn er ist für jeden Menschen gestorben und hatte die Schuld der ganzen Welt vergeben. Wir zahlen nur mit unserer Dankbarkeit und der Bereitschaft, ihm auf Erden wenigstens ein klein wenig ähnlich zu werden. Da löst sich das Rätsel, warum wir Mitmenschen 77×7 mal ergeben sollen, also immer: Weil unser Gott uns genauso behandelt – sehr gütig.

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