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Im Glauben auf dem Wasser gehen

Wenn Gott ruft, beginnt oft eine Reise ins Ungewisse – herausfordernd und voller Fragen. Wer dabei Wunder erleben will, muss sich die Füße nass machen und „auf dem Wasser gehen“.

Von Pastor David Brunner

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Nein, das wird keine theoretische Abhandlung. Ich will gleich ehrlich mit dir sein: Ich gehe gerade auf dem Wasser. Seit zehn Jahren bin ich in meiner Gemeinde Pfarrer und habe ihr vor Kurzem mitgeteilt, dass ich zum Sommer 2026 gehen werde. Warum? Meine Frau und ich haben den Eindruck, dass Gott etwas Neues mit uns vorhat. Was? Keine Ahnung. Wohin geht die Reise? Wenn wir das wüssten …

Gefährlich und bedrohlich

Du siehst: Ich schreibe nicht (nur) als Schreibtischtäter, sondern als jemand, der „auf dem Wasser geht”. So nennen wir das ja gerne in Anlehnung daran, dass etwas physikalisch nicht möglich ist, wenn wir vor einer Herausforderung stehen, deren Bewältigung aber so was von noch überhaupt nicht auf unserem Schirm ist. Vielleicht stehst du auch vor einer großen Herausforderung, die sich wie ein „Auf-dem-Wasser-Laufen” anfühlt. Oder du weißt, dass die Herausforderung kommen wird. Oder aber dein Leben plätschert so vor sich hin – lass dir sagen: Das ist a) nicht cool und b) wird sich das bald ändern, wenn du Gott die Kontrolle über dein Leben (wirklich) gibst. Und schon ist Wasser weniger erfrischend und lebensspendend. Eher gefährlich, herausfordernd und bedrohlich. Ich denke an den Song „Oceans”, zu deutsch „Meer”, von Hillsong:

„Du rufst mich raus aufs weite Wasser,
wo Füße nicht mehr steh’n.

Da finde ich dich im Verborg’nen.
Mein Glaube trägt im tiefen Meer.

Und deinen Namen ruf’ ich an.

Ich schau so weit ich sehen kann und kommt die Flut,

hältst du mich fest in deinem Arm,
denn ich bin dein und du bist mein.

Die Gnade strömt wie tiefes Wasser
und deine Hand zeigt mir den Weg.

Wenn Angst mich lähmt und ich versage,
lässt du nie los und gibst niemals auf.“

Wie gut! Dieses Lied wird vielleicht meine Hymne in dieser Zeit, jetzt wo ich so darüber nachdenke – wer weiß. Lass uns gemeinsam einen Blick in den ersten Teil der Bibel werfen. Dort findet sich eine für mich so faszinierende Stelle, in der es um „auf dem Wasser laufen” geht.

Eine Reise in vergangene Zeiten

Wir reisen ungefähr 3.500 Jahre zurück. Das von Gott auserwählte Volk Israel war in Ägypten. Dort mussten sie als Sklaven über Generationen hinweg die übelsten Arbeiten verrichten. Freiheit kannten sie nicht. Nach langer, langer Zeit hat Gott sie jedoch genau da hineingeführt: in die Freiheit. Diese sah zunächst sandig aus. Sehr sandig. Denn erst einmal war das Volk Israel in der Wüste. Sidekick: Manchmal muss ich schon schmunzeln, wenn ich die Bibel lese: Da hungert und dürstet ein Volk generationenübergreifend danach, nicht mehr Sklaven sein zu müssen, kommt endlich frei – und landet in der Wüste. Dass dort jede Menge Wunder geschehen, überspringen wir jetzt einfach mal und spulen die Zeit 40 Jahre nach vorne – so lange musste das Volk Gottes durch die Wüste ziehen.

Dann kam der große Tag des Auf-dem-Wasser-Laufens. Nachzulesen in Josua 3,8.13-17. Schon viele Generationen zuvor war ihnen ein Land verheißen worden, an dessen Schwelle sie nun stehen: das gelobte Land, das verheißene Land, das Land, in dem Milch und Honig fließen. Bevor wir zum Showdown kommen, lass uns hier mal kurz einen Break machen. Denn ich möchte dir ein paar Fragen stellen:

  • Glaubst du, dass Gott es gut mit dir
    meint?
  • Glaubst du, dass Herausforderungen
    und „auf dem Wasser laufen” dazu
    dienen, Gott näherzukommen?
  • Vertraust du Gott auch in den
    herausfordernden Zeiten deines
    Lebens?
  • Weißt du, dass Gott dich so sehr
    liebt, dass er dir niemals, niemals,
    niemals etwas Schlechtes tun würde?

Nachdem du über diese Fragen nachgedacht hast, freut es mich, dass du hier weiterlesen willst. Denn wir kommen nun zum Höhepunkt der Szene. Das Volk Israel soll den Jordan überqueren. Das Problem ist nur: Der Jordan war zu diesem Zeitpunkt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so voll und reißend, dass absolut kein Durchkommen möglich war für ein Millionenvolk.

„Erst als die Füße nass waren, geschah das Wunder.“

Den ersten Schritt tun

Ja, das ist das herausfordernde bei der ganzen Geschichte: Erst als die Füße nass waren, geschah das Wunder. Wenn du ähnlich tickst wie ich, dann wünschst du dir auch, dass Gott in herausfordernden Situationen eingreift und ein Wunder tut. Dann, wenn sich das Leben nach „auf dem Wasser laufen” anfühlt, ist irgendwann nämlich mal die Kraft nicht mehr da und die Nerven sind zerrissen. Gott, wo bist du? Was soll ich tun? Rechts oder links? Gehen oder bleiben? Ansprechen oder schweigen? Alter Job oder neuer Job? Alles wie immer oder die Herausforderung annehmen? KSC oder VfB? Ok, Letzteres ist nicht wirklich eine Frage – KSC natürlich!

Aber du merkst schon: Wir kommen nicht voran, wenn wir nicht selbst „in die Pötte kommen”. Es geht einfach nicht. Jesus erwartet von mir und er erwartet es auch von dir, dass wir vertrauensvoll einen Schritt tun – oder im Bild der Geschichte gesprochen: Er erwartet, dass wir unsere Füße nass machen. Welche Herausforderung und welch unsicheres Terrain du auch immer vor dir hast: Gib nicht auf! Verfall jetzt nicht in Lethargie – aber auch nicht in Panik! Bleib nicht stehen, sondern geh einen Schritt. Ja, toll – und wie?

1. Bitte Gott um Weisheit

Es gibt keine Herausforderung, die für Gott zu groß wäre! Frag ihn, was seine Sicht der Dinge ist. Frag ihn, was er dir offenbaren möchte. Und dann sei still, höre hin und setze um, was Gott dir sagt. Der Heilige Geist wird reden – darauf kannst du dich verlassen. Recht eindeutig steht das im zweiten Teil der Bibel: „Wenn es jemandem von euch an Weisheit mangelt zu entscheiden, was in einer bestimmten Angelegenheit zu tun ist, soll er Gott darum bitten, und Gott wird sie ihm geben. Ihr wisst doch, dass er niemandem sein Unvermögen vorwirft und dass er jeden reich beschenkt.” (Jakobus 1,5) Wenn du also vor einer großen und schwierigen Herausforderung stehst, dann bitte als Erstes den Heiligen Geist um Weisheit. Und ganz sicher wirst du es noch mal tun, und noch mal und noch mal – aber das ist vollkommen gut. Wir können niemals zu viel um Weisheit bitten!

2. Keine spontane Reaktion

Ich habe dir am Anfang erzählt, dass ich Pfarrer bin. In meinen ersten Berufsjahren habe ich den Fehler gemacht, dass ich immer wieder mal viel zu schnell und spontan reagiert habe. Das war nicht immer gut, manchmal sogar richtig dumm. Denn im Affekt werden nicht unser Verstand und unser Sachwissen adressiert, sondern unsere Emotionen. Die sind voll gut – aber nicht immer die besten Ratgeber. Deswegen nimm dir Zeit. Es sei denn, es geht um Leben und Tod, gibt es wohl keine Entscheidung, über die man nicht auch mal (mindestens) eine Nacht drüber schlafen kann.

3. Berate dich mit anderen

Männer, wir müssen reden! Und du weißt genauso gut wie ich, dass Männer das auch richtig gut können. Manche sogar über die wirklich wichtigen Themen des Lebens. Und das ist so gut. Hab keine Angst und keine Scheu: Frag deine Freunde, Bekannten, Familie, Partner, was nun „dran ist”. Sollten sie keine Idee haben, haben sie ja nichts zu verlieren – du hast sie ja auch nicht. Aber wenn sie eine haben, kannst du sie feiern und ihnen danken. Das wird sogar eure Beziehung stärken!

4. Nimm Expertenrat an

Wieso nicht einen Coach anheuern? Wieso nicht eine Fortbildung besuchen? Wieso nicht deinem Pastor eine Mail oder WhatsApp schreiben und ihn um Rat fragen? Nein, nicht dass Pastoren immer alles wissen – aber vielleicht ist es auch eine geistliche Challenge, vor der du stehst. Dann wäre dein Pastor eine gute Adresse.

„Sündige tapfer, aber glaube noch tapferer.”

5. Sei mutig

„Pecca fortiter, sed fortius fide!” Zu Deutsch: „Sündige tapfer, aber glaube noch tapferer.” Diesen Rat hat Martin Luther seinem Weggefährten Philipp Melanchthon 1520 in einem Brief geschrieben. Was Luther – meines Erachtens – hier meint, ist nicht, sich bewusst gegen Gott zu stellen und so zu „sündigen”. Ich glaube, er meint diesen einen besonderen Moment, in dem wir merken: Alle Argumente sind gehört und ausgetauscht, alles „Für und Wider“ abgewogen und alle Worst-Case-Szenarien durchgespielt. Jetzt gilt es! Jetzt muss die Entscheidung getroffen werden: Gechillt am Strand liegen oder auf dem Wasser gehen? „Pecca!“, ruft uns Luther zu. Und da passt es doch, wie das Zitat Luthers weitergeht: „… sed fortius fide et gaude in Christo, qui victor est peccati, mortis et mundi!”
„… aber glaube noch stärker und freue dich in Christus, welcher der Sieger ist über die Sünde, den Tod und die Welt!” Sorry für die Lateinstunde (ich liebe Latein). Aber ich finde Luthers Ratschlag einfach so gut und hilfreich, wenn es um das Laufen auf dem Wasser geht.

Ich bin gespannt, wo ich mich (und meine Familie) ab Sommer 2026 wiederfinden werde. Aber ich weiß eines: Was auch immer ich entscheide – Gott geht mit. Er segnet. Er erfüllt. Er heilt. Er tröstet. Er stärkt. Und das alles nicht nur bei mir, sondern auch bei dir! Und jetzt hör dir noch mal „Oceans” („Meer”) an!

David Brunner ist Pfarrer im Wutachtal (Schweizer Grenze), Podcaster („Einfach glauben“) und Blogger.



Dieser Artikel ist in der Zeitschrift MOVO erschienen. MOVO ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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3 Kommentare

  1. Punkt 4: Gott tut mir niemals was Schlechtes. Tja. Kann man das als „gut“ bezeichnen, was Gott wissentlich mit Hiob geschehen ließ? Abgrundtiefes Leid mit Verlust des Einkommens, der Gesundheit, der Kinder? Sind neue Kinder Hiob 42,13 wirklich ein Trost?
    Wenn wir uns bei „open Doors“ informieren, erkennen wir viel Not und Leid bei Mitchristen in Nordkorea, Indien, China, in islamischen Ländern herrscht, allein wegen ihres Glaubens an Gott. Gott könnte eingreifen…. die alte Theodizee – Frage.

    • Warum gibt es das LEID?

      Zitat ihrer Frage: „Gott tut mir niemals was Schlechtes. Kann man das als „GUT“ bezeichnen, was Gott wissentlich aber mit Hiob geschehen ließ“?
      Lieber Ekkehard, da formulieren Sie grundsätzlich das Problem, warum unser Gefühl von der Welt oft wie das zumindest halbleere Glas ist, oder manchmal auch das Erleben völliger Katastrophen. Die Welt ist oft ein Haifischbecken und wir sehen so überall Kriege und Unmenschlichkeiten. Auch ich kann morgen früh die Treppe herunterfallen und zu Tode kommen, am Herzinfarkt sterben oder Putin schießt auf Ramstein Atomraketen.
      Was ich meinte, daß Gott mir nie etwas schlechtes tut: Ich kann, was immer auch geschieht, in letzter Konsequenz nur in seine geliebe Hand fallen.

      Not hat auch Menschen vor 3000 Jahren beschäftigt und die nicht historische aber lehrreiche Geschichte von Hiob stellt in den Raum, dass jenes Leiden nicht Hiob verantwortet. Der biblische Sinn der Erzählung liegt darin, daß Gott ihn hier aber im Grenz-Belastungstest ausprobiert, ob Hiob`s Gottvertrauen reicht und wann er es nicht mehr schafft, den Totalverlust aller seiner Sicherheiten, (der sozialen Beziehungen, seines Besitzes sowie der Gesundheit), zu verkraften. Jedenfalls so sahen dies damalige Menschen zur Zeit der israelitischen Propheten. So könnte die Hioberzählung die Absicht haben, über mein Leiden grundsätzlich nachzudenken. Perfekte Antworten, wie sie andere Religionen widerspruchsfrei parat haben, ist bei uns Christen leider nicht im Gepäck. Heutige Theologen (oder Philosophen) würden am ehesten akzeptiert, wenn deren sehr ehrliche Antwort ist, daß wir viele (Sinn-)Fragen nicht beantworten können. Man darf noch radikaler fragen, wobei eine Antwort genauso unmöglich wäre. Etwa warum mussten wir – da wir doch von Gott kommen, aber auch hoffentlich dorthin wieder zurückgehen,(er ist A+O, Anfang + Ende) – alle überhaupt erst diesen Umweg über die Welt und dieses Universum nehmen? Warum, um alles in der Welt, durften wir nicht einfach immer bei Gott bleiben? Dies ist superbeliebte Kinderfrage. Hier die Erbsünde, die keiner Erbkrankheit ist, als Antwort anzugeben, ist wie ein Paket, das keiner öffnen kann. Es stellt sich die Frage, was Erbsünde ganz praktisch sein kann. Diese unheile Welt sehen wir jeden Tag und jeder möchte lieber im Paradies leben.

      Auch wenn ich meinen christlichen Glauben (egal ob evangelisch, katholisch oder freikirchlich) richtig verstehe, ist selbst der Satan ein von Gott erschaffenes Wesen und wenn wir hilfsweise keine Außerirdischen erwähnen, könnte er Bluthochdruck und einen Personlausweis besitzen. Dass die (bösen und guten) Engel erbitterten Krieg führen ist unmöglich, weil Jesus am Kreuz bewies, daß Gottes Regierung keiner Gewalt ausübt wird, sondern das ganze Sein mit unendlicher Liebe umhüllt. Jesus liebte alle Feinde und ließ sich auch für mich kreuzigen. Dabei bin ich eigentlich lieb.

      Jedenfalls glaube ich nicht daß Gott Feuer vom Himmel wirft und sodann Jesus anschließend als einen Feuerwehrmann schickt, um es wieder zu löschen. Ich hoffe, daß Gott auch der absolute Gute ist und die wirkliche vollkommene Liebe. Entgegen dem Weltraummärchen star wars gibt es keinerlei dunkle Seite der Macht (Gottes). Aber es gibt unsere Welt, in der die allermeisten Probleme sowie riesigen Katastrophen, fast nur von uns verursacht sind.. Vermutlich ist unserem Schöpfer auch dann noch unser Freier Wille heilig, wenn er dem Bösen dient. (Erzwungene Liebe – auch zu Gott – wäre keine). Sonst hätten wir keinerlei Verantwortung, wenn es keinen freien Willen gäbe, würde niemand sündigen, aber es nie merken.

      Aber natürlich ist alles, was ich immer schreibe, letztlich auch nur Meinung, denn wir alle sehen die wirkliche Wahrheit – laut Paulus – hier auf der unserer Erde nur wie in einem dunklen Spiegel. Daher glaubte ich auch nicht an eine Formel, die alles erklärt. Gott ist unerklärlich.

  2. Ein guter Text von David Brunner: „Wenn Gott ruft, beginnt oft eine Reise ins Ungewisse – herausfordernd und voller Fragen. Wer dabei Wunder erleben will, muss sich die Füße nass machen und „auf dem Wasser gehen“! (Zitat Ende) Dies bedeutet für mich, etwas mehr Mut und Vertrauen einzuüben. Denn Vertrauen habe ich in meinem langen Leben als Christ sehr oft erlebt, aber leider sind wir da alle beim erinnern gerne schlampig.
    „Erst als die Füße nass waren, geschah das Wunder“! Die Kinder Israels haben es erlebt in der Flucht vor Pharao durch jenes brausende Schilfmeer. Hätte Moses Angst gehabt statt Gottvertrauen, wäre die Sklaverei geblieben. Oder die Berliner Mauer ohne unsere sehr gewaltlose Revolution. Ich denke, daß vor 3000 Jahren in Ägypten und vor 1989 in den aufmüpfigen Kirchen der DDR ebenso kräftig gebetet und ebenfalls gehofft wurde.

    Das Bild vom Gehen über das Wasser, welches der Pastor Brunner in jesus.de beschrieb, dockt an jene Geschichte an, als Petrus über das Wasser zu Jesus laufen möchte und dann aber den Mut bzw. den Glauben verlor und zu sinken drohte. Dies war auch von dem biblischen Textautoren hier so durchaus sinnbildlich gemeint. Genauso wie der Berg, wenn alle Stricke reißen, zum Propheten geht (und nicht umgekehrt), wenn wir nur dafür beten. Über das Wasser zu gehen ist dann kein Zaubertrick eines Magiers, sondern jemand der mutig in seinem Leben antizyklisch handelt, d.h. nicht aus Prinzip, aber aus einem sehr guten Grund, gegen den Strom schwimmt. Bei mir ist dies die feste und geäußerte Ablehnung von der sehr gedankenlosen Abtreibung werdenden Lebens. Über das Wasser zu gehen, oder auf einer Rasierklinge zu laufen, könnte auch sein, sich ethisch nicht furchtbaren Irrtümern gegen eigenes Dafürhalten anzuschließen. Die Atomraketen können die Welt durch ihre Abschreckungskraft niemals retten, denn weiterhin findet dieses furchtbare Gemetzel statt. Friedensbewegte Christen gehen hier über tiefes Wasser, denn das Anstreben von Frieden lässt meist nur eine Entscheidung zwischen Pest und Colera zu. Man muss mit einem Kriegsverbrechern reden und (sogar unanständige) Kompromisse machen. Auch wenn dies einer derzeitigen neuen Lehre widerspricht, daß man nicht wie Jesus immerzu eine Versöhnung anstrebt. Wir alle dürfen hoffen, daß – wie es im alten Testament steht – die Schwerter einst zu Pflugscharen werden und dann alle Kriege geächtet werden.

    Auch das Thema Vertrauen erinnert mich an eine Vertrauensübung, als wir als Spätpubertäre vor vielen Jahrzehnten alle einmal oben (alleine!!) auf einem hohen Bock standen, mit verbundenen Augen und dann mit einem ganz großen Vertrauen springen sollten. Da brauchte es Überwindung einer nicht kleinen Angst, auf dem Hallenboden aufzuprallen, wenn uns die da unten nicht auffingen. Es war also auch mein Vertrauen, was ich so investieren musste. Es kann dies eine zweiseitige Angelegenheit sein: Denn wie uns Gott immer auffangen will, also am Ende immer alles sehrgut werden könnte, so wäre es fast wie im Paradies, wenn wir untereinander als Gottvertrauende auch gegenseitiges das kleine Vertrauen schenkten.

    Dies habe ich auch vor vielen Jahrzehnten erlebt, daß mir einer meiner Mitchristen sofort anbot mir Geld zu leihen und ich solle es bitte nicht als peinlich empfinden. In Wirklichkeit habe ich dieses geschenkte Vertrauen noch mehr genossen, als auch die erforderliche nicht gerade winzige Summe. Sonst gehört ja nach den allgemeinen psychologischen Erfahrungen die Freundschaft beim Geld auf, oder beim Verleihen des Autos. Es sind nicht die großen Wunder, phantastische Aktionen, sondern die kleinen (eigentlich selbstverständlichen) Zeichen. Denn ich musste mich nicht in einem Fass die Niagarafälle hinab treiben lassen (es sei denn ich wäre damals verliebt und es auch Platz für zwei gewesen). Liebe ist stets schön.

    Aber wenn auch mein Glaube mich an bestimmten Eckpunkten meines Lebens durchaus sehr glücklich machen kann, darf ich es vorallem gerne meinen Gott sagen. Denn in Gott darf jeder regelrecht verliebt sein, nicht nur wenn man noch jung und begeisterungsfähig ist. Der Heilige Geist lässt sich durchaus erspüren. Auch wenn wir wie Petrus Jesus symbolisch auf dem Wasser des Lebens entgegen laufen und vertrauen, daß wir den nichtvorhandenen Boden unter uns nicht benötigen. Denn das Leben ist das Leben, durchaus auch ohne jedes Netz und keinen doppelten Boden.

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