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Gott, der Poet: Das Evangelium verdient eine schöne Form

Ein Professor, der nicht glaubt, rezitiert eine Bibelstelle vor seinen Studierenden. Dieses Erlebnis begleitet den Musiker Jonathan Schmidt bis heute.

Erste Stunde Grammatik. Damals am germanistischen Institut während des Lehrerstudiums. Ich mag mich noch genau erinnern. Es war das Erste, was unser Professor tat, als er sich ans Rednerpult stellte. Nicht einmal für eine ordentliche Begrüßung nahm er sich Zeit. Stattdessen las er vor. Aus Johannes 1:

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1 Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2 Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott.
3 Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist.
4 In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen.
5 Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können.

[…]

14 Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.

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Der Professor – selbst nicht sonderlich am christlichen Glauben interessiert, – wollte uns mit dem Text zeigen, wie sehr uns das Wort, seiner Auffassung nach natürlich die Sprache, seit Anbeginn der Zeit begleitet. Fast schon gottgegeben. Ich weiß noch, wie ich als glaubender Mensch ziemlich beeindruckt und seltsam berührt in den Reihen saß. Da küssten sich gerade zwei mir besonders wichtige Lebensbereiche, mein Glaube und meine Sprache, an einem Ort, an dem ich es nicht erwartet hätte. Selten davor und danach fühlte sich Uni so „stimmig“ an.

Und noch etwas gefiel mir: Ich war von der professoralen Performance – man kann es nicht anders nennen – nachhaltig beeindruckt. Natürlich kannte ich die Stelle in- und auswendig. Aber auch wenn ich beim „Wort“ bisher ganz artig an Jesus und die Bibel als Synonym dachte, so war mir die schöpferische Kraft, die effektiv in Gottes Wort (also in seiner Sprache, in seinem Sprechen) liegt, wohl noch nie so bewusst geworden wie in diesem Moment.

Der Schöpfungsbericht also eigentlich viel eher ein Schöpfungsgedicht: „Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist.“ Und wie hat es Gott, der große Poet, angestellt? Durch sein Sprechen, sein Wort. Amen, Herr Professor. Danke für die Predigt! Die Analogie zwischen Gott und uns als schöpferische Wesen begleitet mich seit diesem Erlebnis intensiver. Besonders dann, wenn es um Sprache und Kunst geht.

Ich lese daraus eine große Ermutigung, im Zusammenhang mit dem Evangelium auch immer wieder selbst schöpferisch, künstlerisch tätig zu sein.

Natürlich ist niemand von uns Menschen Gott. Und das „Wort Gottes“, Gott selbst, wurde einzig durch Jesus Christus Fleisch und Blut auf dieser Welt. Und doch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass sich durch Jesus Christus ein Stück von Gott in unseren Herzen ausbreiten kann. Es lässt sich auch nicht von der Hand weisen, dass Gottes „Fleisch und Blut“ zu seiner Zeit hier auf der Kugel ziemlich anschauliche Geschichten erzählte, die so gut sind, dass wir sie uns bis heute noch weitererzählen. Und es lässt sich nicht verleugnen, dass Gott seine Apostelgeschichte bis in die heutige Zeit weiter schreibt. Mit Menschen, die sich seinem Evangelium verpflichtet fühlen.

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Ich lese daraus eine große Ermutigung, im Zusammenhang mit dem Evangelium auch immer wieder selbst schöpferisch, künstlerisch tätig zu sein. Die Apostelgeschichte also gewissermaßen ein Apostelgedicht. Gott ist der Autor. Wir sind die Worte und Verse. Unsere Leben sind Metaphern (schöne hoffentlich). Manuel A. Dürr, Maler und Freund unseres Kunstnetzwerks, drückte es kürzlich so aus: „Das Evangelium ist etwas Schönes. Es verdient deshalb auch eine schöne Form.“

Schönheit des Evangeliums beschreiben

Mein Punkt heute, du kreativer Mensch da draußen: Lass uns in unserer persönlichen, künstlerischen Sprache nebst all den Themen des Alltags immer wieder Formen und Worte finden, um die Schönheit des Evangeliums zu beschreiben, so dass es moderne Menschen ganz unabhängig von ihrer Gesinnung verstehen oder zumindest als beachtenswert würdigen.

Auch Sent, ein befreundeter und begnadeter Spoken Word Artist, ist mit seinem neuesten Werk „ApostelGEDICHTE“ bei dieser schönen, künstlerischen Form des Evangeliums gelandet. Ich durfte für sein neues, abendfüllendes Spoken-Word-Programm den Soundtrack schreiben. Dreimal darfst du raten, welche Bibelstelle ich nach Jahren nun endlich einmal vertont habe.

Jonathan Schmidt ist Musiker, Texter und Leiter des Kunstnetzwerks Central Arts.


Dieser Blogartikel ist zuerst auf centralarts.net erschienen. Central Arts gehört zu Campus für Christus Schweiz. Die Veröffentlichung auf Jesus.de geschieht mit freundlicher Genehmigung von Central Arts.

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1 COMMENT

  1. Das Evangelium verdient eine schöne Form

    Das Evangelium verdient eine schöne Form – auch der Sprache. Da hat Jonathan Schmidt absolut ins Schwarze getroffen. „Durch ihn (Gott als das gesprochene Wort) ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist“! Wie vollkommen umfassend wird da schon in der Antike auch punktgenau ausgedrückt, dass Gottes (Schöpfungs-)Handeln eine – wie wir es heute vielleicht formulieren können- „dann wirklich allesumfassende Wirklichkeit“ ist. Gott ist in allen Dingen, über die Blumen, das Gras, die Bäume, alle Tieren und in uns Menschen. Bis in die unendlichen Weiten eines riesigen Universums wirkt seine unmittelbare Präsenz. In allem was existiert webt nur Gott. Unser Universum ist logisch, abzuleiten von der Tatsache, dass überall wo fühlende und denkende Kreaturen existieren, 1 + 1 auch immer 2 ergibt. Die Größe Gottes in Raum (Gott ist so unendlich wie das Universum) und Zeit (er ist von Ewigkeit zu Ewigkeit also zeitlos), und zugleich seine Personhaftigkeit (er ist uns Mitmensch in Jesu, wie ein Vater als unser Gott und Heiliger Geist als eine uns tröstende innere Umarmung, und Antriebsfeder in unserem Leben mit großem Urvertrauen. Es gibt damit nichts was nicht Gott tun muss und kann, er ist das Ergebnis all dessen was auf Erden und in der Unendlichkeit geschieht. Allerdings gehört zur Wahrheit dazu, dass der Schöpfer aller Dinge – und damit als Vater, Sohn und Heiliger Geist – eine in Realität allesumfassende Liebe und Barmherzigkeit darstellt. Unverbrüchlich ist der höchste und alle Wirklichkeit umfassende Geist der Dinge nur das absolut Gute. Der Himmel plant und führt damit keine Kriege, will keinen Mord oder Totschlag, er wirft kein Feuer auf Menschen und schickt keine Krankheiten. Denn er selbst als Gott wurde Mensch, heilte und half Menschen aus schlimmen Situationen oder aus ihrer gesellschaftlichen Isolation. Als Feuerwehrmann gegen das Destruktive und Böse kann er nicht zugleich oberster Vergelter sein. Es geht in der Bibel um unsere Erlösung. Erst im Ewigen Leben werden wir dann alle wissen, warum es in der jetzigen Schöpfung Krieg gibt, warum Menschen krank sind und sterben und weshalb das Prinzip unserer jetzigen Natur fressen und gefressen werden ist. Gott hält keinen Krieg für gut, weil der Krieg eine fast unendliche Verlängerung des Mordes von Kain an seinem Bruder Abel darstellt. Weil wir aber hier auf Erden Krieg leider auch meistens nicht verhindern können, müssen wir ihn möglichst mit diplomatischen Mitteln beenden. Notwehr ist meiner Meinung nach aber immer erlaubt, sowohl Staaten als auch einzelnen Menschen. Sonst würde die Idee des alten Ägyptens aufrecht erhalten, man dürfe wie die Versklavung der Israeliten auch heute Menschen in Unfreiheit lassen oder in eine Diktatur heimholen. Moses hat für die körperliche Befreiung der Israeliten aus der Versklavung durch die Ägypter gekämpft. Und Jesus für unsere seelische Freiheit. Beide Geschehnisse waren und sind das Werk unseres unendlich guten Gottes, der nur positives will. Daher hat er allen Menschen am Kreuz Vergebung zugesagt. Unser Teil dieses Freispruches von aller Gottestrennung besteht allerdings darin, uns auch von unserer Seite her mit Gott zu versöhnen (Obwohl ein Christ/eine Christin immer auch hoffen sollte, dass es auch bei Gott eine zweite Chance gibt. Die gibt es ja sogar hierzulande beim Staat. Und warum sollte unser Staatswesen menschlicher sein als Gott ??).

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