Die Theologiestudentin Tini Brüning zeigt auf Instagram ihre katholische Glaubenswelt und verteidigt auch Umstrittenes, wie die Sexualmoral der Kirche. Dabei gab es eine Zeit, in der sie ihren katholischen Glauben stark hinterfragte.
Tini, du studierst aktuell angewandte Theologie in Paderborn. Was ist da anders als in einem „normalen“ Theologiestudium?
Tini Brüning: Das Studium ist eher praxisorientiert. Wir behandeln weniger die Sprachen Griechisch, Hebräisch und Latein, die man bei dem klassischen Studiengang durchnehmen würde. Wir setzen den Schwerpunkt auf die Fragen, wie wir den christlichen Glauben anwenden und diesen den Menschen näherbringen können.
Und was ist dein Berufsziel?
Brüning: Ich möchte auf jeden Fall für das Reich Gottes arbeiten. Mein Herz schlägt für Verkündigung und alles rund um Jüngerschaft und Evangelisation. Ich studiere jetzt noch ein Jahr länger und schaue dann, welche Tür sich beruflich für mich öffnet. Mittlerweile hat sich auch ein Teilzeitjob bei K-TV (katholischer Fernsehsender) ergeben und das passt voll in das Verkündigungsthema.
Bei Insta erzählst du von deinem Glauben und von der katholischen Kirche. Was möchtest du damit erreichen?
Brüning: Ich möchte die Glaubensinhalte zugänglicher machen. Deswegen ist es mir ein Anliegen, auf Insta immer mal wieder Beiträge zu posten, wie zum Beispiel über die Heilige Messe. Ich habe das Gefühl, dass das heute gar nicht mehr verstanden wird.
Was bedeutet Heilige Messe? Was passiert da? Warum die Liturgie? Für mich persönlich ist das voll das mystische Geheimnis, das wir da feiern, und ich wünsche mir, dass die Menschen das wieder verstehen. Ich versuche dabei, die Antworten auf das Nötigste zu reduzieren.
Wie gehst du mit Anfeindung um?
Brüning: Kritik entmutigt mich im ersten Moment und es kostet mich dann auch Überwindung, dranzubleiben. Ich ringe immer wieder damit, meinen Glauben öffentlich zu teilen, ziehe es aber trotzdem durch. Ich habe Gott vor zwei Jahren gesagt „Gott, ich gebe dir für ein Jahr meinen Social-Media-Account, ich möchte ihn für dich einsetzen.“
Als das Jahr rum war, habe ich entschieden, noch ein Jahr weiterzumachen. Dabei ist es bisher geblieben. Selbst wenn die Entmutigungen kommen, dann erinnere ich mich an die Abmachung, die ich mit Gott getroffen habe, und sehr oft bereitet es mir auch Freude, die überwiegt, vor allem wenn ich lesen darf, dass ich Menschen erreichen und ermutigen kann.
Gab es eine Zeit, in der du deinen katholisch geprägten Glauben hinterfragt hast?
Brüning: Ja, während meiner Zeit im Gebetshaus in Augsburg. Ich habe dort ein sehr prägendes Jahr erlebt. Das Gebetshaus Augsburg ist ökumenisch, da wird 24/7 gebetet. Der Glaubenshintergrund spielt keine Rolle, sondern es geht allein um Gott und Jesus im Zentrum. Das ist die gemeinsame Basis.
Da habe ich das erste Mal Freikirchler kennengelernt, ganz viel diskutiert und mich angefreundet. In der Zeit habe ich mich gefragt: „Wieso bin ich eigentlich katholisch? Freikirchler sind doch viel lebendiger in ihrem Glauben.“ Daraufhin habe ich mich mit der katholischen Lehre beschäftigt und bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass der katholische Glaube meine Heimat ist.
Wieso ist es dir wichtig, dich für die katholische Kirche einzusetzen?
Brüning: Ich sehne mich innerhalb der katholischen Kirche nach einer Plattform für Glaubensvorbilder. Dass nicht immer nur Politik und Skandale Thema in der katholischen Kirche sind, sondern dass wir als Katholiken Zeugnis geben. Und da kam die Idee, bei Insta „crossconnected_“ zu starten.
Du hast auch einen Podcast „Nähkästchen“ mit deiner Freundin Marys gestartet. Wie ist es dazu gekommen?
Brüning: Ich habe Marys damals in Salzburg kennengelernt und als ich wieder nach Deutschland zurück bin, haben wir angefangen, regelmäßig zu telefonieren und unsere Freundschaft damit weitergepflegt. Die Idee für den Podcast ist während des ersten Lockdowns entstanden.
Die Telefonate haben unseren Glauben im Alltag gestärkt und das wollten wir auch anderen zugänglich machen. Da haben wir uns gedacht: „Lass uns einen Podcast starten!“ Damit können wir andere vielleicht auch mit dem Evangelium erreichen.
In dem Podcast sprecht ihr über Dinge, die euch beschäftigen, aber auch über Tabu-Themen. Gab es ein Thema, das ihr erst nicht ansprechen wolltet?
Brüning: Ja, das Thema Sexualität. Vor ein paar Jahren haben wir nicht gedacht, dass wir darüber mal reden werden, weil wir auch von unseren eigenen Problemen erzählen, und da wird es schon intim und persönlich. Wir haben aber gemerkt, dass das die Leute voll beschäftigt.
Ein Auslöser war dann auch noch, dass Menschen im Namen der Kirche Dinge erzählen, von denen ich glaube, dass das nichts mit Kirche zu tun hat. Zum Beispiel das Befürworten von Pornografie. Da habe ich eine andere Meinung zu. Die Sexualmoral der Kirche ist für mich so heilig und tiefgründig, dass ich es auch als Auftrag sehe, diese Themen anzusprechen und die kirchliche Lehre weiterzugeben.
Was wünschst du dir für die Zukunft der katholischen Kirche?
Brüning: Mehr Raum für Gott und für das Wirken des Heiligen Geistes. Ich habe den Eindruck, dass die katholische Kirche aktuell sehr stark um irgendwelche Streitfragen kreist. Ich wünsche mir eigentlich, dass die Kirche wieder der Ort wird, wo die Gegenwart Gottes wahrnehmbar ist. Das ist meiner Meinung nach das Attraktive an der Kirche.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Sofia Löwen.
Tini Brüning findest du hier: Instagram: tini_burning + crossconnected_ und Podcast „Nähkästchen“
Dieses Interview ist in der Zeitschrift DRAN erschienen. DRAN ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.
Warum Tini Brüning katholisch ist
„Der Glaubenshintergrund spielt keine Rolle, sondern es geht allein um Gott und Jesus im Zentrum“! Die schreibt. die Theologiestudentin Tini Brüning. Da kann ich mich voll anschließen. Zwar bin ich evangelisch, aber meine DNA besteht mehr darin Gott und damit Jesus in meiner Seele zu begegnen und mich vom Heiligen Geist antreiben zu lassen. Das Evangelische ist mir nur an zweiter Stelle wichtig. Ich glaube, dass auch die Katholische Kirche auf einem guten Weg ist sich an Haupt und Gliedern zu reformieren, wenn dies aber durchaus noch ein langer Weg sein wird. Dabei geht es wohl auch mehr darum, dies eher nach dem Rezept von Papst Franziskus zu machen, der eine (geistlich-)arme Kirche wünscht. Es geht also niemals darum, sich wirtschaftlich arm zu definieren – was unglaubwürdig wäre – sondern Armut darin zu sehen, dass Christinnen und Christen nicht reich sind an Können, Vermögen, Glauben – sondern dadurch „wenn sie jeden Tag aus der Vergebung leben“: Also sich von Gott immer wieder die leeren Hände füllen zu lassen. Dann klappt dies auch mit dem Synodalen Weg, einem menschlicheren Umgang mit der Sexualität, dem Priesteramt für Frauen und für die Freiwilligstellung des Zölibates. Wer den kirchlichen Alltag im Umgang miteinander mehr an Jesus orientiert, der braucht nicht mehr eine überbordende Hierarchie. Der Unterschied zwischen Priester und Laie löst sich daher von selbst auf, denn Jesus hat wie ein Diener seinen Jüngern die Füße gewaschen. Er wurde, obwohl Gott, eine dienende Autorität. Nichts anderes wollte Luther, hat es nur anders formuliert. Als Christ träume ich davon, dass Kirche irgendwann nur noch Kirche sein wird die weltweit ist, und vielgestaltig nur durch unterschiedliche Riten und verschiedenen Anhängen in unterschiedlichen Gesangbüchern: Als Einheit in der Vielfalt. Dann dürfte der Papst auch der Vater aller Christen werden, weil man in einer partnerschaftlichen Kirche auch so miteinander umgeht. Aber das werde ich auf Erden nicht mehr erleben. Anfangen sollte man aber mit dem gemeinsamen Abendmahl. Denn dazu lädt Jesus selbst ein und niemand aus.
Wusste gar nicht, dass es einen so spannenden Studiengang in Paderborn gibt. Tolle Idee, den Glauben in den sozialen Medien zum Thema zu machen. Ist auch meine Meinung, dass die katholische Kirche ziemlich viel zu bieten hat. Die Sexualmoral finde ich auch überzeugend. Gruß in die alte Heimat.