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Sarah Vecera: Auch Kirchen-DNA von Rassismus durchsetzt [UPDATE]

Mit dem eigenen Rassismus konfrontiert zu werden, tut weh, sagt die Theologin Sarah Vecera. Wenn die Kirche sich jedoch nicht damit auseinandersetze, „können wir den Laden in 50 Jahren schließen.“

Frau Vecera, wo fängt Rassismus an?

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Sarah Vecera: Ich glaube, Rassismus ist viel tiefer in uns verankert, als wir meinen. Es ist schwer abzugrenzen, was eine rassistische Bemerkung ist und was nicht, weil es um eine Haltung, ein Denken geht, das schon sehr früh in unserer Kindheit anfängt. Wenn ich jetzt Beispiele aufzählen würde, wären wir sehr schnell bei individuellen Schuldzuweisungen und das ist sehr schädlich, um über Rassismus zu sprechen.

Rassismus ist rund 500 Jahre alt; ist seit der Aufklärung strukturell, institutionell und individuell gewachsen. Kinder saugen schon früh auf, wer welche Rollen in unserer Gesellschaft hat: Wer steht in der Kirche vorne auf der Kanzel und wer putzt die Toiletten? Wie sehen Menschen aus, die etwas zu sagen haben? Wie sehen Menschen aus, von denen wir lernen; Erzieherinnen und Erzieher, Pfarrerinnen und Pfarrer, Lehrerinnen und Lehrer, aber auch in Büchern, in der Kinderbibel und so weiter.

So bekommen sie sehr schnell mit: Weiße Menschen sind die, die Ahnung haben. Gerade in der Kirche mit dem Fokus auf Nächstenliebe wird das Narrativ bedient, dass weiß die Helfenden sind und schwarz die, denen geholfen werden muss.

Wie kann Kirche denn sensibler gegenüber Rassismus sein und ein Safe-Space für People of Colour sein?

Vecera: Wir können daran arbeiten, dass Kirche ein diskriminierungssensibler und sicherer Platz wird. Dafür gibt es erprobte Formen und Wissensbestände, wie zum Beispiel bestimmte Kommunikationsregeln. Ich glaube, dass wir als Kirche unbedingt Menschen und Stimmen brauchen, die negativ von Rassismus und jeglicher Diskriminierung betroffen sind. Wir haben als Kirche einen bestimmten Habitus, mit dem wir sprechen, wo andere gar nicht mitkommen.

Auch Ableismus (die ungerechtfertigte Ungleichbehandlung wegen einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung – die Red.) ist ein Problem: Wo kommen behinderte Menschen in unserer Kirche vor? Wo habe ich schon mal behinderte Menschen predigen hören? Es geht doch bei Barrierefreiheit nicht nur um eine Rampe oder einen Fahrstuhl! Dabei will Kirche eine Kirche sein, in der alle willkommen sind.

Jesus ist auf die Menschen zugegangen, die am Rande der Gesellschaft standen

Sarah Vecera

Und so lese ich auch die Bibel: Jesus ist auf die Menschen zugegangen, die am Rande der Gesellschaft standen und auch Gott ist im Ersten Testament immer an der Seite derer, die unterdrückt wurden. Wir schaffen es aber oft nicht, die Perspektiven einzunehmen, die eben nicht die Norm in unseren Kirchen darstellen.

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Wir müssen lernen, unsere eigene Sichtweise, die wir für normal halten, zu hinterfragen. Dafür ist es notwendig, auf die zu hören, die von Diskriminierung betroffen sind und ihre Perspektive nicht gleich infrage zu stellen, sondern ihnen die Deutungshoheit zu geben. Das ist ein großer Lernprozess, denn privilegierte Menschen haben ja gelernt, dass ihre Perspektive normal ist.

Kirche kann ein guter Ort sein, an dem dieser Reflexionsprozess auch seelsorgerlich begleitet wird, denn sich damit auseinanderzusetzen ist ein hochemotionaler Akt. Gespräche über Sexismus, Rassismus oder Diskriminierung eskalieren oft. Das heißt nicht, dass wir nicht darüber sprechen sollen, aber wir müssen Formen finden, wie wir uns reflektieren und Menschen begleiten, miteinander im Gespräch sein können. Ohne erhobenen Zeigefinger. Mit Gnade und Barmherzigkeit, damit es nicht zu Spaltungen kommt.

Jetzt kennen wir Christinnen und Christen uns mit Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gnade gut aus. Warum ist Diskriminierung etwas, das spaltet?

Vecera: Weil wir gelernt haben, dass Rassismus etwas ist, dass in der NS-Zeit passiert ist. Rassistinnen und Rassisten waren die Nazis. Danach haben wir gelernt, dass Rassistinnen und Rassisten Menschen sind, die absichtlich rassistisch sein wollen. Rassistinnen und Rassisten, das sind böse Menschen, die Böses tun wollen. Das steckt tiefer in uns, als wir oft meinen. So wurde Rassismus dämonisiert und emotional hoch aufgeladen. Jetzt mit der eigenen Täterinnen und Täter-Perspektive konfrontiert zu sein, tut weh.

Wir haben es – auch in der Kirche – verpasst, strukturellen Rassismus als etwas wahrzunehmen, dass uns alle betrifft. Wir wurden hineingeboren, das wurde uns allen – und damit meine ich weiße Menschen wie People of Colour – angetan. Bestimmte Imaginationen über weiße und schwarze Menschen haben wir schon von Kindesbeinen an. Und sei es nur die Imagination, dass wir den schwarzen Menschen helfen müssen. Aber damit bilden wir eine Hierarchie, ein Machtgefälle.

„Theologisch haben wir einfach einen großen Missstand in unserer Lehre. Wir lernen Theologie vornehmlich von weißen europäischen Männern.“

Sarah Vecera

Ist kirchlicher Rassismus ein strukturelles, ein emotionales oder ein theologisches Problem?

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Vecera: Alles. (lacht) Wir haben geschichtlich gesehen Rassismus viel mehr in unserer Kirchen-DNA als wir glauben und als uns bewusst ist. Theologisch haben wir einfach einen großen Missstand in unserer Lehre. Wir lernen Theologie vornehmlich von weißen europäischen Männern. Und das ist ja nur eine Sichtweise. Die Welt, der Glaube und auch Gott sind so viel größer!

Das hat auch etwas mit Rassismus zu tun. Das kommt langsam immer mehr ins Bewusstsein. Auch im Hinblick auf die kontextuelle Theologie, wie man sie im Studium lernt. Das waren immer die Kontexte der anderen: befreiungstheologische Ansätze aus Südamerika oder die Black Power-Bewegung, die Apartheid – das war kontextuelle Theologie. Aber unsere Sichtweise als Kontext wahrzunehmen hat niemand infrage gestellt.

Wir sind auf dem Weg. Und genau darin liegt eine große Chance: Offenbar gibt es einen großen Bedarf in der Kirche, sich jetzt mit Rassismus auseinanderzusetzen. Gleichzeitig werden nur wenig Ressourcen von kirchlicher Seite dafür bereitgestellt, um sich dem Thema weiter widmen zu können. Sei es in Stellen, in Fortbildungen und so weiter. Das ist wichtig, um auch in dieser pluralen, sich wandelnden Gesellschaft relevant bleiben zu können.

Mangelnde Relevanz ist ja ein Dauerthema von Kirche. Allein aus betriebswirtschaftlichen Gründen muss Kirche sich in einer Gesellschaft, in der 42 Prozent aller Kinder eine Migrationsgeschichte haben, sehr, sehr dringend mit diesem Thema auseinandersetzen. Sonst verliert sie an Relevanz. Wenn diese Generation von Kindern sich in unserer Kirche nicht sicher fühlt aufgrund von unaufgearbeitetem Rassismus, dann können wir den Laden in 50 Jahren schließen.

Viele Gemeinden sagen, sie seien noch nicht bereit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Zum Teil auch, weil es bei ihnen ja auch gar keine Menschen of Color gäbe. Steht Kirche sich da selbst im Weg?

Vecera: Schwarze Pfarr-Kolleginnen und -Kollegen sind ein totaler Magnet für Menschen of Color, ohne dass sie es zum Thema machen. Das hat viel mit Repräsentanz zu tun. Selbst ohne große Worte und trotz eines vielleicht anderen Migrationshintergrunds wissen sie: Hier ist ein sicherer Ort. Hier werde ich gesehen und vertreten. Die, die da vorne steht, erfährt auch Rassismus in dieser Welt und kennt daher meine Lebenswirklichkeit.

Daher empfehle ich, Menschen of Color in Gemeinden einzubinden und ihnen Raum zu geben. Orte zur Vernetzung zu schaffen und ihnen aufmerksam zuzuhören, ohne zu relativieren oder die eigene Perspektive stark machen zu wollen. Das kann schon horizonterweiternd sein und so können sich Gemeinden organisch langsam verändern. Es braucht Zeit und geht nicht von heute auf morgen.

„Eine schwarze Pfarrperson einzuladen, ist ja nur ein Baustein. Ein kleiner. Der große Baustein ist die Selbsterkenntnis.“

Sarah Vecera

Da könnte man jetzt auch gemein argumentieren: Wir suchen uns einen Quoten-PoC, setzen den im Presbyterium neben die Quoten-Frau und den Quoten-Beeinträchtigten und der Laden läuft wieder.

Vecera: Die Armen! (lacht) Aber nee, eine schwarze Pfarrperson einzuladen ist ja nur ein Baustein. Ein kleiner. Der große Baustein ist die Selbsterkenntnis. Wir müssen Strukturen in unserer Kirche implementieren, um Menschen die Chance zu geben, überhaupt zu dieser Erkenntnis zu kommen, ohne kurzweilige Schuldzuweisungen oder Abwehrmechanismen. Dazu braucht es Seminare und Vorträge, die Menschen mit an die Hand nehmen.

Wir brauchen eine Infrastruktur für Antirassismus. Wir brauchen gleichzeitig die Infrastruktur für Empowerment-Trainings. Und wir brauchen mehr Anlaufstellen, wo sich Menschen, die Rassismuserfahrungen gemacht haben, wirklich angehört und wahrgenommen werden und wo deren Gefühle nicht heruntergespielt werden, um Gnade und Barmherzigkeit, Nächstenliebe in der Kirche zu verteidigen, wo sie manchmal gar nicht sind. Es braucht eine intensive Bewusstseinsarbeit.

Wie lautet Ihr Traum von einer Rassismus-sensiblen Kirche? 

Vecera: (denkt länger nach) Das wäre eine Kirche, die die Faszination und Spaß an Antirassismus hat. Eine Kirche, in der Antirassismus nicht als Schuldzuweisung empfunden wird, sondern als Chance. Eine Kirche, in der auf Menschen gehört wird und denen eine Deutungshoheit zugeschrieben wird, die negativ von jeglicher Diskriminierungsform betroffen sind.

Eine Kirche, in der wir behinderten Menschen zuhören, in der wir schwarzen Menschen zuhören, in der wir queeren Menschen zuhören und ihre Sichtweise annehmen, ohne gleich ein „Aber“ dahinterzusetzen, ohne gleich all den Wumms zu denken, was das an Arbeit oder Kosten bedeuten würde. Eine Kirche, in der wir uns nah sein können, in der wir uns begegnen, in der wir uns als Leib Christi verstehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Hella Thorn.

Sarah Vecera arbeitet als „Koordinatorin Global Education, Schwerpunkt Rassismus und Kirche“ bei der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal.

UPDATE: Mit Bestürzung haben wir die Nachricht aufgenommen, dass Sarah Vecera bei einem Vortrag in einer Leipziger Kirche tätlich angegriffen wurde. Erst vor zwei Wochen hatten wir selbst als Redaktionsrunde des Verlags einen Vortrag von ihr gehört.


Ausgabe 1/23

Dieses Interview ist im Kirchenmagazin 3E erschienen. 3E ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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19 Kommentare

  1. Nun, Gabrielle, ihr Verstand kann sich ja noch entwickeln, ihr Bewusstsein wachsen. Vom Kleinhirn eines Stammtischbruders zum Denken eines Kosmopoliten!

    • Zugegeben, meine Provokation fiel etwas klein aus, aber es nervt, wenn Sie so masslos übertreiben.

  2. Der Begriff „Rassismus“ ist dermaßen überstrapaziert, dass es einem die Sprache verschlägt. Als jemand, der aus der ursprünglichen Hip-Hop-Bewegung kommt, habe ich zu diesem Thema eine gänzlich andere Haltung, eine weit jenseits des heutigen, jeden Diskurs erstickenden Narrativs. Wir sollten als Christen nicht in die politisierte Falle tappen, die uns elitäre Meinungsmacher stellen, deren Ziel die Spaltung der Völker ist (damit meine ich NICHT die AfD!), um allen ihre seltsame, verquaste Eine-Welt-Agenda reinzudrücken. Die Verschiedenartigkeit in Herkunft und Kultur ist eine Tatsache, die sich auch mit noch so viel Geld und Propaganda nicht weglügen lässt. Gegenseitiger Respekt ist keine Frage von politischer Gesinnung, sondern eine des Charakters. Und wer den nicht hat, ist auch kein Christ.

    • Elitäre Meinungsmacher – dein ernst ?

      Nein lieber Markus. Ich habe mir angetan – nur um ein Beispiel zu nennen – mir in der letzten Zeit fast alle Bundestagsreden, und Befragungen. durch einige AfD-Abgeordneten im Bundestag anzuhören (Parlamentsfernsehen). Ich lasse hier mal beiseite, wenn diese die Regierung als rot-grün-versifft beschreiben, oder schlicht als Verbrecher die das Volk betrügen. Aber was da – nicht nur – aber doch unzweideutig an Rassismus herüberkommt, dazu mit einer furchtbar hasserfüllten Demagogie, das ist einfach fast unerträglich. Es ist vor allem HASS, der dort geäußert wird und auch das Verbinden von Informationen die auf Unwahrheit beruhen, garniert mit fehlender Sachkenntnis.. Ich weis daher sehr wohl, was Rassismus ist – und zwar in Reinform. Daneben gibt einfach auch Fremdenhass. Ich finde dies einfach völlig unchristlich. Die Sitzungsleitung im Bundestag rügt einige Formulierungen – durchaus auch bei anderen Abgeordneten – aber die Formulierungen der AfD-Redner*innen sind immer haarscharf an der Grenze zum Ordnungsruf (ganz bewusst). Und schreibe mir doch keiner, es gäbe keinen Rassismus und keinen Antisemitismus und eine ganz primitive (und bewusst geäußerte) Homophobie. Da wird – auch indirekt – der Eindruck erweckt – Quere seien irgendwie schmutzig und verkommen. (Hat natürlich niemand so gesagt – es geht ja um den Eindruck) Hass im Netz kann man, auch nicht ganz zu unrecht, auch einer Anonymität des Internets zuschreiben, aber dies kann keine Entschuldigung sein. Man muss hier eigentlich die öffentlichen Medien (fast noch !!??) loben, dass sie öffentliche Reden(zitate) oft überhaupt auch nie erwähnen. Der normale Fernsehzuschauer in den Nachrichtensendungen wird dies zumeist eben daher nicht wahrnehmen. Es geht mir manchmal so, als mir vor vielen Jahrzehnten ein Rentner frohgemut erzählte, er sei in meiner Heimatstadt bei einer Wahlkampfveranstaltung in einer Gaststätte gewesen bei der NPD, aber die wären doch ganz freundlich gewesen und hätten ausgesehen wie alle anderen Menschen. Selbstverständlich sind wir alle Menschen, aber so oberflächlich zu urteilen entspricht doch einer naiven Weltsicht. Kein Mensch mit Hirn stellt infrage, dass Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen nicht auch andere Sitten, Gebräuche oder sogar Gerüche verbreiten. Aber in einer (im guten Sinne gemeinten) bunten Welt akzeptieren wir alle – oder sollten es – weil wir doch glauben alle Geschöpfe des einen liebenden Gottes zu sein. Eine gewisse Geschwisterlichkeit beginnt nämlich erst dort, wo wir Menschen in ihrem So-sein einfach akzeptieren. Aber ich kann solche Menschen in ihrem Verhalten nicht akzeptieren, die nichts anderes tun möchten, als die Gesellschaft zu spalten. Dazu braucht man als ideale Sündenböcke „die Messermänner“ islamischen Glaubens, wobei dann fast alle Männer so definiert werden. Schlimm !!

  3. ich gehe im August nach Uganda und helfe „Schwarzen“ vielleicht zementiere ich auch was, dort wird ein Kinderheim erweitert.
    Beuten wir die Dritte Welt aus ? ist gut möglich, aber die Eliten vor Ort verdienen kräftig mit und plündern ihre eigenen Leute aus.
    Und lieber Daniel unser Wohlstand hat auch was mit eigener Hände Arbeit zu tun oder nicht ?
    „Holzschnittartig“, ja genau, so nehme ich den Versuch wahr, das Narrativ vom „bösen weißen Mann“ zu lancieren !
    LG vom Stammtisch

    • Lieber Stammtischbruder, zunächst ich wünsche Ihnen und Ihren Mitstreitern viel Erfolg bei Ihrem Projekt!

      Ich denke der Verdienst der Eliten ist auch denen geschuldet, die es sich in ihren Filterblasen ganz gemütlich eingerichtet haben und damit genau diese Filterblasen etablieren. Auch als erwachsene Menschen dürfen wir unsere Lernbereitschaft nicht verlieren, denn ohne sie bleiben wir bei einem Denken, das keinem einzigen Menschen gerecht wird, geschweige denn, den Anforderungen, die sich an ihn stellen.

      Durch meine Unterscheidungskraft gewinne ich Sachverhalte, die aus einer Geschichte erwachsen sind, die ich mir durch die Gegenwart aus meiner eigenen Geburt als Mensch erschließen kann. Dadurch gewinne ich mit Gott einen Überblick, mehr nicht. Er hilft mir nicht dabei, diesen Überblick in ein sinnvolles Handeln zu verwandeln, das tun meine Mitmenschen, Menschen, die sich in eben ihrer Gegenwart auch mit Gott auseinandersetzen und ihn nicht ignorieren. Dafür bin ich der Kirche dankbar, dass sie mir nicht nur einen Überblick gab, sondern mich damit nicht alleine lässt. Sie stellt mir Jesus an die Seite, durch den ich ihre Möglichkeiten für mich gewinne und all dem standhalten kann, was mich mit ihr verbindet. Dabei vergesse ich nie, dass meine Arbeit einzig und alleine aus der Kirche erwächst, die sich ihrer Aufgabe im Umgang mit Jesus durch seinen Vater gewachsen sieht.

      Ich denke, es ist überaus wichtig, als Mensch den Ruhm nicht auf sich zu beziehen, denn ruhmreich sind die, die Gott vertrauen und mit diesem Vertrauen seinem Sohn dienen. Es ist also die Verteilung von Ruhm, die sich aus dem Menschen ergibt, der sich auf Gott beruft und damit durch die Auferstehung von Jesus ihr Ende unbestimmt lässt. Nicht der Mensch bestimmen den Anfang oder das Ende des Lebens, das tut Gott, denn in ihm ist es vor uns bereits verewigt worden und das sicher mit gutem Grund. Wenn ich mir das Leben heute anschaue und meine persönliche Kompetenz darin wiedererkennen darf, weil sie sich nicht auf mich, sondern auf Jesus bezieht, dann macht mich das glücklich!

    • Schöne Aktion in Uganda – super. Nur ein Hinweis noch: Sarah Vecera lanciert eben nicht das Narrativ „vom bösen weißen Mann“. Sie hat in ihrem Vortrag sehr anschaulich beschrieben, wie entsprechende Muster auch in ihr selbst stecken. Viele Grüße, Daniel vom JDE-Team

  4. Etwas Rassismus steckt in uns allen

    „Jesus ist auf die Menschen zugegangen, die am Rande der Gesellschaft standen und auch Gott ist im Ersten Testament immer an der Seite derer, die unterdrückt wurden. Wir schaffen es aber oft nicht, die Perspektiven einzunehmen, die eben nicht die Norm in unseren Kirchen darstellen“! (Zitat von Sarah Vecera): Ich glaube darum geht es im Wesentlichen. Es ist also nicht immer Rassismus pur, sondern wenn wir vor allem Menschen begegnen, die anders sind, etwa aus einer anderen Kultur, oder die in der gesellschaftlichen Hierarchie ganz unten stehen.. Es ist in der Welt nicht alles weiß-schwarz, aber es gibt viele Grautöne. Ich mache mir noch die Mühe – ohne dass es ein Vergnügen ist – mir die Reden der Bundestagsab-geordneten anzuhören im Parlamentsfernsehen. Da wird dort aus den Reihen der AfD getönt von den vielen Tausenden oder gar Millionen der einwandernden Scheinasylanten, die uns überschwemmen, Verbrechen (gefühlt wie Krankheiten) mitbringen, Vergewaltiger, zudem auch mit Messern bewaffnet usw. usw. Dies zu hören ist wegen unseliger Verallgemeinerung fast schon eine seelische Qual. Auch wird hier ein komplizierter gesellschaftlicher Bereich falsch und kurzgestrickt besehen, für den es keine einfachen Lösungen gibt. Dies ist leider auch so eine ganz schlimme Art von Rassismus, ohne dass man dazu überhaupt das Wort Rasse anwenden kann, mal abgesehen davon dass schon dieser Begriff überholt ist. Dann erinnere ich mich an 1980, als wir mit einer kleinen Gruppe Mittelamerika bereisten und in einer mittelgroßen Stadt die mehr als kopf-großen Einschusslöcher in einer katholischen Bischofskirche sahen, die beim Versuch entstanden waren den Bischof umzubringen. Damals hatte sich die Katholische Kirche vor dem armen Landarbeiter gestellt, sich mit ihnen solidarisiert, auch um diesen eine eigenwirtschaftliche Existenz zu sichern. Sie gründeten Kaffeegenossenschaften, und so wird heute noch der damalige Dritte-Welt-Kaffee verkauft. Die Leidenschaft Jesu für die Armen, die Randsiedler, die an Zuhälter versklavten Frauen auch bei uns, oder die Flüchtlinge, die auch noch den Makel tragen einer anderen Religion anzugehören – beschreiben etwas: Was über den eigentlichen Begriff „Rassismus“ hinausgeht. Oder ich lese hier – auch völlig entsetzt – wie jemand der sich Christ nennt, schreibt: (sinngemäß) „Da wird man wohl noch auf die Idee kommen, sogar vor einem Altar einen Transmann einen Segen zuzusprechen“! Wenn dies kein Rassismus ist, dann weiß ich nicht, was dies ist. Vor allem frage ich mich, wenn man doch so gerne vor allem superfromm daher kommen will und eine ganz präzise Vorstellung von Gott besitzt. Der doch jeder und jedem seinen Segen und seine gute Wegbegleitung zusichert, der darum bittet und/oder hofft. Oder denkt Gott so wie wir: Wenn du nicht weiß bist, kein Europäer, oder anders religiös sozialisiert, ein anderes Aussehen besitzt, unüblich fremde Kulturmerkmale besitzt – dann gehörst du nicht zu uns. Denn bei uns sind alle Katzen grau und jedes Kaninchen ist weiß. Ich glaube schon, dass so wie in jedem von uns ein wenig Kain steckt, oder Saulus bzw. Judas, so haben wir (bildlich gesehen) auch das Rassismus-Gen in uns. Mir geht es nicht um Perfektionismus, sondern um das wunderbare Bild, dass man den Balken immer zuerst aus dem eigenen Augen ziehen muss. Und wer 24 Stunden Marathon-Beter sein möchte, eine gute Sache, der sollte doch positive Gefühle haben für den Fremden neben uns. Vor allem, dass dieser von Gott so geliebt wird wie ich selbst. Der andere Mensch ist ja nur fremd, weil wir uns ihm nicht annähern.

  5. Obwohl ich „Alias“-Namen bei Diskussionen nicht mag, muss ich doch dem „Stammtischbruder“ beipflichten und noch folgende Punkte ergänzen:
    Ich bin 60 Jahre alt, habe familien- und berufsbedingt an vielen verschiedenen Orten in Deutschland und weltweit gelebt: Ich kann nicht nachvollziehen, dass diese Themen so überhöht dargestellt und ständig diskutiert werden und – ich behaupte einmal – genau das hervorrufen, was beklagt wird: Denn viele sind mittlerweile genervt, weil diese Diskussionen nicht der eigenen Erlebniswelt entsprechen. Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen und habe mit Türken Fußball gespielt. In unserer Stadt waren Behinderteneinrichtungen, die Teil der Öffentlichkeit waren, Familien in unserer Gemeinde hatte körper- und geistig behinderte Kinder, die am Kirchengemeindeleben teilnahmen und es war eine regelmäßige Selbstverständlichkeit, dass der durch Kriegseinwirkung einarmige evangelische Pfarrer in unserer Gemeinde predigte. Ich habe all dass, was jetzt als „Gesellschaftsproblem“ dargestellt wird, nicht erlebt und erlebe es auch nicht..
    Ja, es gibt sicher Rassismus – aber er dominiert nicht unseren Alltag, wie uns mittlerweile weisgemacht werden soll. Wir steuern geradewegs auf eine Misstrauenskultur zu, die zudem den Sinn für Humor verliert. Der Platz wird leider nicht reichen, all das aufzuzählen, was derzeit durch überzogene Empfindlich- und Befindlichkeiten schief läuft. Im Übrigen „funktioniert“ Rassismus auch andersherum, wenn sie sich mal als Weißer in hauptsächlich farbiger Gesellschaft bewegen.

    PS: Ist zwar ein anderes Thema, aber hier werden ebenfalls Befindlichkeiten berührt: Die zunehmende Distanzlosigkeit durch ungefragtes Duzen – wie hier in diesem Blog – stößt auch vielen Leuten auf.

    • Vielen Dank für Ihren Beitrag, lieber Herr Pospiech! Ich kann nachempfinden, was Sie mit Ihrer Argumentation aufnehmen und bin ebenfalls überzeugt davon, dass wir Themen in den Vordergrund rücken, die aufgrund ihrer Dominanz und nicht aufgrund ihrer Präsenz nach Aufmerksamkeit rufen. Das soll keine Kritik am Beitrag von Frau Vecera sein!

      Ich denke jedoch, es sollte viel mehr Augenmerk auf die Erziehung von Kindern gelegt werden, die ja in der Regel aus dem Erfahrungsschatz ihrer Eltern schöpfen, bevor sie ihren eigenen Erfahrungsschatz gewinnen. Je mehr Zuwendung Kinder von ihren Eltern erfahren, umso sicherer wird es wohl auch sein, dass sie selbst diese Zuwendung als Notwendigkeit für ihr soziales Engagement in der Gemeinschaft erkennen, die sich daraus ergibt.

      Ein Zigeunerschnitzel von der Speisekarte zu tilgen, das ändert nichts am Umgang unter den Menschen, denn sie identifizieren sich nicht über ein Zigeunerschnitzel, sie unterscheiden sich in ihrer sozialen Kompetenz durch Jesus, der uns alle auf ihren Vater verweist. Offensichtlich hat der von Gott mitbekommen, wie er seinem eigenen Erfahrungsschatz den Wert abgewinnt, der ihn vom Sohn unterscheidet.

      Heute werden Kinder oft in Krippen gesteckt, bevor sie überhaupt eine Bindung zu ihren Eltern aufbauen können. Sie werden mit Handys ruhig gestellt, damit sie den Eltern nicht auf die Nerven gehen. Ihnen wird vermittelt, sie wären in ihrer Würde nicht das, was durch Jesus mit ihnen bereits einmal geboren, niemals vergehen wird. Es macht mich nicht nur traurig, ich bekomme auch mit, wie Fremdpersonal mit Kindern mehr Zeit verbringen, als deren eigene Eltern. Zeit ist nun einmal die einzige Möglichkeit, die wir haben, um einander etwas zu geben, was uns nichts und niemand mehr nehmen kann.

      Ich wünschte, es gäbe nur einen einzigen Menschen, der sein gesamtes Vermögen in die Zeit investiert, die benötigt wird, damit die Würde des Herrn offenbar wird, in einer Liebe, die niemals aufgibt, wer sie einmal erlebt hat.

    • Guten Morgen Herr Pospiech, danke für Ihren Beitrag. Sie schreiben: „Ja, es gibt sicher Rassismus – aber er dominiert nicht unseren Alltag, wie uns mittlerweile weisgemacht werden soll.“ Bis vor wenigen Wochen hatte ich prinzipiell eine ähnliche Einstellung. Ja, es gibt Rassismus. Nein, ich selbst bin eher weniger betroffen/konfrontiert etc. Dann habe einen Vortrag von und Austausch mit Sarah Vecera erlebt. Sie selbst hat eine sehr unaufdringliche Art, Rassismus zu thematisieren. Die Vorwurfskeule schwingt sie eben nicht. Im Gegenteil. Vecera kann sehr klug und kompetent erklären, warum wir alle entsprechende Muster in uns tragen. Sie selbst als schwarze Frau übrigens auch. Nicht alles davon ist gleich „übel“. Nein, aber es erklärt unsere Erwartungen und unser Rollenverhalten in manchen Situationen. Faszinierend. Sie warnen vor einer „Misstrauenskultur“. Genau die gibt es – aber sie ist bereits da. Als Folge gewisser Denkmuster. Herr Schmidt findet leichter eine neue Wohnung als Herr Ökcalan. Weiße helfen, Schwarze sind die, denen geholfen wird. Wer arbeitet als Reinigungskraft in der Bahnhofstoilette? Wie sah Jesus aus? [nicht wie ein Mitteleuropäer oder US-Amerikaner] Es geht bei diesem Thema eben nicht nur um Menschen, die andere aufgrund von Hautfarbe, Religion etc. bewusst angehen, verletzen, beleidigen etc., sondern darum, die Prägungen und Denkschemata in uns allen zu entdecken, die so etwas begünstigen (können). Ja, Rassismus „funktioniert“ auch andersherum. Auch Weiße werden diskriminiert – je nachdem, wo sie leben. Auch das weiß Sarah Vecera. Bei diesem Thema geht es aber eben nicht (!) nur um „reiche Weiße und arme Schwarze“.

      Falls Sie jemals die Möglichkeit haben, Sarah Vecera irgendwo zu hören – machen Sie das. Klare Empfehlung. Übrigens ist sie in der vergangenen Woche bei einem Vortrag tätlich angegriffen worden. Das Thema: „Wie ist Jesus weiß geworden?“ Richtig, das war er nicht. Viele Grüße, Daniel vom Jesus.de-Team

      • Leute, die behaupten, sie seien keine Rassisten, haben (meist) keine Ahnung. Weder von sich noch von diesem Wort. Sie glauben, kein Rassist zu sein bedeutet, an einem Araber, einem Schwarzen oder Roma – oder wer auch immer gerade als Sündenbock aktuell ist – vorbeigehen zu können, ohne die Lust auf einen Totschlag zu verspüren. Wie rührend. Als ob sich das Phänomen Rassismus nicht auf ungemein komplexe Weise ausdrücken würde. Es hat viele Schichten. Das Gesicht eines Weißen ist ein Gesicht. Das Gesicht eines Schwarzen ist zuerst schwarz und dann ein Gesicht.
        Vielleicht ist diese Abfolge von Wahrnehmung die subtilste Form von Wertung. Und sicher ist „Niggeraufhängen“ in Alabama die radikalste. Aber dazwischen lauern die Grautöne. Die von den meisten gar nicht wahrgenommen werden. Deshalb diese munter vorgetragene Selbstzufriedenheit: Ich? Rassist? Was für ein Blödsinn!“

        • So ist es. „Ich will doch keinen Schwarzen umbringen?! Also bin ich auch kein Rassist.“ Es geht um die Grautöne – und die zeigt Vecera kompetent und unaufgeregt auf.

        • Ich bin kein Rassist,
          und mag alle Farben.
          Sie schwelgen hier in der Grauzone der Propaganda.
          Es ist Blödsinn, was Sie schreiben.

          @JDE- Team,
          Sie meine ich auch damit.

          • Wir schreiben Blödsinn? Könnten Sie es bitte unterlassen, hier solche Vokabeln zu benutzen? Kritik lässt sich auch ohne Beleidigung formulieren. Danke.

            • Es ist Blödsinn, was Sie in diesem konkreten Fall geschrieben haben, und wirklich NUR Blödsinn, weil sie Dieters Worte einfach so übernehmen, die doch wirklich vor allem polemischer Shitstorm sind.
              Ist Ihnen der Fall der österreichischen Ärztin bekannt ? Wir leben inmitten einer traumatischen Zeit, wieder einmal.
              Für gegenseitige Beleidigungen, oder Empfindlichkeiten ist kein Spielraum mehr.
              Falls Sie sich beleidigt fühlen, dann nicht, weil ich Sie beleidigt habe, oder beleidigen wollte. Ein Mangel an Respekt ist auch beleidigend.
              Sie dürfen nicht einfach nur davon ausgehen, dass Sie im Besitz irgendeiner Wahrheit sind. Das tue ich auch nicht. Aber ich weiß, wann ich etwas nicht mehr hinnehmen möchte.
              Sie wollen lernen, dann lernen Sie, statt dauernd andere zu belehren.

              [Anmerkung der Redaktion: Wir „belehren“ hier nicht. Wir greifen ein, wenn die Regeln verletzt werden, die SIE akzeptieren, wenn Sie hier schreiben, Gabrielle. Ist das so schwer zu verstehen? Ich habe kein Interesse daran, hier wiederholt einzugreifen, denn das kostet Zeit. Die können wir sparen, wenn sich alle an die Regeln halten. MfG, Daniel vom JDE-Team]

  6. Aus tiefster Überzeugung spreche ich von einer Gleichheit, die Menschen im Umgang mit Ihresgleichen auszeichnet. Das beweisen auch viele Honorierungen, Orden und andere Verdienste, die für soziales Engagement verliehen werden.

    Die Frage ist also nicht, worin Rassismus begründet ist, vielmehr steht die Herausforderung im Raum, wie ich, ich ganz persönlich als Mensch gegen den Rassismus vorgehen kann. Immer wieder in Gesprächen oder auch im Kommentar, der hier vom »Stammtischbruder« abgegeben wurde, erfahre ich eine Diskriminierung durch eine vermeintlich höherwertige Denkweise, aus der sich dann letztendlich Diskriminierung jeglicher Art ergibt.

    Ich würde das nicht der Abstammung des Menschen zuschreiben, sondern vielmehr auf seine soziale Kompetenz verweisen, die sich aus den Erfahrungswerten ergibt, die jeder einzelne über sein ganzes Leben hinweg macht. Damit will ich sagen, dass Rassismus ein Zeugnis dessen ist, was der Mensch bisher in der Lage war hervorzubringen, ohne dass es ihm angelernt wurde. Deshalb bin ich ebenfalls zutiefst davon überzeugt, dass der Grund von Diskriminierung und Rassismus aus einem mangelhaften Verständnis von Heiligkeit resultiert. Einer Heiligkeit, die in ihrer Würde aus dem Umgang mit der Person hervorgeht, die sich in dieser Heiligkeit auch als Mensch durch ihren eigenen Namen identifizieren kann.

    Diese Auffassung inkludiert alle sozialen Mangelerscheinungen, die in jedem Menschen existieren, der, dessen ungeachtet, in der Lage ist, diese Mangelerscheinungen zu beheben, indem er sich selbst so reflektiert, wie er auch von anderen reflektiert sein will. Das wiederum erfordert ein Urvertrauen in Gott, dessen ich nur dann mächtig werde, wenn ich mich darauf einlasse, bevor mich meine Angst davor auffrisst.

    Hoffentlich kann ich mit diesem Beitrag etwas Licht in die Reihe all der vom Rassismus oder anderen Diskriminierungsformen Betroffenen, bringen. Wir sind nicht vollkommen! Als Mensch geboren, gespalten durch seine Ansicht auf die Welt, in der wir alle das gleiche Leben teilen und von einem Miteinander träumen, das aus einem Frieden schöpfen kann, der dieses Leben in der größtmöglichen Freiheit auch für ihn hervorbringt.

    Ich glaube, damit kann ich den einen wie den anderen daraufhin ansprechen, was ihm der Frieden wert ist, der auf sein Menschsein gegründet ist.

  7. Fließen Entwicklungsgelder von Afrika nach Europa ? Haben wohlhabende Afrikaner Patenschaften für unterprivilegierte europäische Kinder ?
    Auf welchen Kontinenten ist das technische Knowhow entwickelt und wo leider nicht? Wo funktionieren Gesellschaften und Rechtstaatlichkeit und wo nicht ? Natürlich kann man für alles den Kolonialismus verantwortlich machen, aber ist das wirklich immer und überall die Ursache?
    Sorry, aber man kann bei aller berechtigten Kritik an der „weißen Dominanz“ den Sinn für die Realität verlieren, nur um ein ideologisches Narrativ zu bedienen. Natürlich gibt es Rassismus, auch in den Kirchen, wo sündige Menschen agieren gibt es immer Leid und Ungerechtigkeit und damit ist schon das Kernproblem der Menschheit benannt, es ist unsere sündige Natur. Und ich wage es beinahe nicht auszusprechen, auch Schwarze, Arme, Frauen, Behinderte und „Diverse“ sind Sünder und brauchen Jesus als Retter ! Warum erwähnt Sarah Vecera die positiven Dinge in den freien westlichen Gesellschaften mit keinem Wort, sie selber scheint doch auch zu den Privilegierten zu gehören, hat eine gute Ausbildung genossen, verdient vermutlich gutes Geld und wird gehört, da hat eine Kassiererin bei Netto das schwerere Schicksal zu tragen!?
    Das Interview provoziert meinen Widerspruch, es fehlt die Ausgewogenheit und wird der Komplexität des Themas nicht gerecht !

    • Hallo Stammtischbruder, ich verweise auf meine Antwort auf Herrn Pospiech. Ich habe Frau Vecera persönlich erlebt. Sie thematisiert klug, ausgewogen und sehr unaufgeregt – in keiner Weise holzschnittartig. Ihre eigene Biografie ist ihr sehr bewusst. Tatsächlich hat sie bei ihrem Vortrag explizit darauf hingewiesen, dass sie entsprechende Muster auch in sich trägt (das tun wir alle). Und dass sie zu den Privilegierten zählt. Auch lässt sie die Errungenschaften der Zivilisation nicht unter den Tisch fallen. Dieses Interview bietet nur einen kleinen Einblick in ein sehr komplexes Thema. Falls Sie einmal die Gelegenheit haben, Frau Vecera zu hören – machen Sie das. Ich empfand es als Augenöffner für mich ganz persönlich.

      Ihre Eingangsfrage ist übrigens genau der Punkt: „Fließen Entwicklungsgelder von Afrika nach Europa?“ Erstens zementiert das folgende Bild: Weiße helfen, Schwarze empfangen die Hilfe. Obwohl dies pauschal nicht stimmt. In unseren köpfen steht dieses Bild allerdings. Und zweitens: Unser Wohlstand basiert nun einmal auch auf der Tatsache, dass wir Länder der Dritten Welt ausbeuten. Nur verschließen wir davor die Augen und rechtfertigen uns innerlich durch die 20 Euro im Monat für ein Patenkind in Uganda. Zugespitzt formuliert.

      Rassismus ist kein ideologisches Narrativ. Und bei diesem sehr komplexen Thema geht es auch nicht nur um „reiche Weiße und arme Schwarze“.
      Das Thema ist sehr komplex, und Sarah Vecera ist eine kompetente Sprecherin dazu.

      Viele Grüße, Daniel vom JDE-Team

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