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Welche Kleidung hat Jesus getragen?

Entspricht Jesu Kleidung in bekannten künstlerischen Darstellungen der Realität? Archäologische Funde und zeitgenössische Texte liefern Antworten.

Von Beate Schütz

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Jeder Mensch, der schon einmal mit dem Christentum in Berührung gekommen ist, hat wohl sein eigenes Bild davon, wie Jesus aussah und welche Kleidung er trug. Die Darstellungen in der Kunst sind häufig theologisch geprägt. Das Aussehen von Jesus, seine Kleidung, seine Körperhaltung, der Kontext, in den er gestellt wird – all das soll ein bestimmtes Bild von ihm vermitteln: als Hirte der Gemeinde, als Sieger über die Todesmächte, als Herrscher der Welt, als Mitleidender und Verbündeter der Unterdrückten und Entrechteten. Welche Kleidung hat Jesus aber tatsächlich getragen – und steckt auch darin vielleicht eine theologische Aussage?

Lange hatte die biblische Forschung weder ein Interesse daran noch die Möglichkeiten, herauszufinden, wie sich Jesus und seine Nachfolger wirklich kleideten. In den letzten Jahrzehnten hat man jedoch im Zusammenspiel schriftlicher Texte aus dieser Zeit mit archäologischen Funden ein recht gutes Bild davon gewonnen, welche Kleidung Jesus trug – und dass er sie sehr bewusst wählte!

Statussignale

Zu Jesu Zeiten hatte Kleidung neben den grundlegenden Funktionen, die Nacktheit zu bedecken und Wärme zu spenden, weit mehr als heute eine Signalwirkung: Sie zeigte den gesellschaftlichen Status ihres Trägers an. Kleidung war im Gegensatz zu heute sehr teuer und damit ein Wertgegenstand, den man vor Beschädigung und Diebstahl schützte. Die Herrscher dieser Zeit demonstrierten ihre Macht, indem sie prächtige Gewänder aus teuren Stoffen trugen. Vor allem mit Purpur gefärbte Stoffe waren Zeichen von Reichtum und gesellschaftlichem Einfluss. Amtskleidung samt ihren zugehörigen Accessoires wie Kopfbedeckungen, Schmuck oder Insignien zeigte den Beruf an. Manche philosophische Strömung machte ihre asketischen Tendenzen gerade darin deutlich, dass ihre Anhänger sich bewusst sehr bescheiden kleideten.

Auch bei einfachen Menschen ließ sich ihr finanzieller und sozialer Status an der Qualität ihrer Kleidung ablesen. Wer sich immerhin zwei Kleidungsstücke zum Wechseln in guter Qualität leisten konnte, war eindeutig besser dran als einer, der nur ein einziges Gewand aus abgewetztem Stoff besaß.

Obwohl Kleidung in der damaligen Zeit von großer Bedeutung war, gehen die Evangelien nur selten darauf ein, und wenn, dann nur im Vorübergehen oder als ein Aspekt eines übergeordneten Themas. Auch deshalb ist es notwendig, die wenigen Hinweise der Bibel mit den archäologischen Funden dieser Zeit abzugleichen. In den sechziger Jahren fand man in Masada und in der sogenannten „Briefhöhle“ Kleidung aus dem 1. und 2. Jahrhundert, die sich in der Trockenheit der judäischen Wüste gut erhalten hatte. Dazu kommen einige Funde von bildlichen Darstellungen, u. a. Fresken aus der Synagoge in Dura Europos aus dem ersten Drittel des 3. Jahrhunderts.

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Prophetenmantel: Fehlanzeige

An keiner Stelle sprechen die Evangelien davon, dass Jesus Kleidung getragen hat, die ihn aus dem einfachen Volk hervorgehoben oder ihm eine besondere gesellschaftliche Stellung zugeordnet hätte. Sie erwähnen keine kostbaren Stoffe, auffallenden Schnitte oder Accessoires, die einen besonderen Machtanspruch ausgedrückt hätten.

Auch ist keine Rede von Kleidungsstücken oder anderen Merkmalen, die in der jüdischen Tradition Menschen auszeichneten, die Gott besonders zum Dienst ausgewählt hatte. Weder scheint Jesus einen Mantel getragen zu haben, wie ihn Elia und Johannes der Täufer als Markenzeichen des Propheten trugen, noch erweckte sein Haar- und Bartschnitt den Verdacht, er könne sich zu den Nasiräern zählen, die Gott ihr Leben in besonderer Weise widmeten. Ein einziges Mal trug Jesus eine Art purpurfarbenen Königsmantel, und der wurde ihm von den Soldaten vor der Kreuzigung angelegt, um ihn damit zu verspotten.

Kein zweites Outfit

Die Kleidung von Jesus wird in den Evangelien meist mit dem neutralen Ausdruck himátia bezeichnet: „Kleidungsstücke“. Aufschlussreich für seinen Kleidungsstil sind vor allem die Anweisungen an seine Nachfolger, wie sie sich unterwegs kleiden und ausstatten sollen. Dabei ist die Vorschrift bei Matthäus am striktesten: „Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel! Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab“ (Matthäus 10,9-10). Die verschiedenen Versionen der Evangelien stimmen hier nicht ganz überein; so lässt Jesus zum Beispiel in der Version des Markus Sandalen und Stock zu.

Aber selbst wenn sich die „Schuhe“ bei Matthäus auf geschlossene Schuhe beziehen und Jesus seinen Jüngern offene Sandalen zugesteht, ist da noch der Verzicht auf Geld, eine Vorratstasche und ein zweites Kleidungsstück. Die Jünger sollen also auf jede Form der Absicherung ihrer Grundbedürfnisse verzichten. Für ihre Sicherheit – der Stock diente unter anderem zur Verteidigung gegen wilde Tiere oder Wegelagerer –, für Nahrung, eventuell notwendige Ersatzkleidung und eine wärmende Decke bei Nacht waren sie ganz auf die Versorgung durch Gott und ihre Gastgeber angewiesen. Damit konnten sie ganz praktisch das Vertrauen in den Vater im Himmel einüben, zu dem Jesus einlädt: „Macht euch keine Sorgen um das, was ihr an Essen und Trinken zum Leben und an Kleidung für euren Körper braucht … Wenn Gott die Feldblumen, die heute blühen und morgen ins Feuer geworfen werden, so herrlich kleidet, wird er sich dann nicht erst recht um euch kümmern …?“ (Matthäus 6,25.30).

Untergewand aus Wolle oder Leinen

Wir dürfen davon ausgehen, dass Jesus seinen Nachfolgern diese Vertrauenshaltung in seinem Alltag genauso praktisch vorlebte, wie er sie darin anwies. Auch Jesus wird mit einfacher Ausrüstung unterwegs gewesen sein.

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Die Kleidung der einfachen Menschen bestand im Palästina der damaligen Zeit in der Regel aus zwei Kleidungsstücken: einem Untergewand und einem Obergewand. Das Untergewand (griech. chitōn) war ein meist aus Schafwolle gewebtes Kleidungsstück ohne oder mit kurzen Ärmeln, das von den Schultern wie eine Tunika locker herunterfiel. In der Regel war der Stoff ungefärbt, häufig mit eingewebten Längsstreifen aus gefärbten Fäden. Es bestand aus zwei Stoffbahnen, die an den Schultern und den Seiten zusammengenäht waren und dabei Öffnungen für Kopf und Arme freiließ. Bei den Männern reichte es in der Regel ungefähr bis zu den Knien, für Frauen war es knöchellang. Damit der chitōn bei der Arbeit oder beim Laufen nicht behinderte, konnte er mit einem Gürtel um die Taille gerafft oder hochgebunden werden. Wer etwas begüterter war, besaß vielleicht einen zweiten chitōn aus Leinen für heiße Tage; besonders Reiche konnten sich auch Kleidungsstücke aus Byssos leisten, einem besonders feinen Leinenstoff (vgl. Lukas 16,19). Jesus wird also in einem schlichten chitōn unterwegs gewesen sein, der ihn nicht aus der einfachen Landbevölkerung hervorhob. Auf einem Fresko in Dura Europos wird er sogar mit dem typischen Kleidungsstück der einfachsten Arbeiter und der Hirten dargestellt: dem exōmís, der die größte Bewegungsfreiheit bot, da er eine Schulter freiließ und besonders kurz war.

Auffällig war allein derjenige chitōn, den Jesus vor seiner Kreuzigung trug. Der Evangelist Johannes berichtet, dass dieses Kleidungsstück nicht, wie üblich, aus zwei Stoffbahnen zusammengenäht, sondern in einem durchgewebt war, sodass die Soldaten es nicht an den Nähten auftrennen und unter sich aufteilen konnten. Daher losten sie aus, wer es bekommen sollte, und erfüllten so eine messianische Prophezeiung aus Psalm 22,19. Durchgewebte Tuniken sind aus den Ländern östlich von Palästina bekannt. Dieser chitōn könnte also ein Import und damit teurer gewesen sein als die im Land hergestellten Kleidungsstücke – vielleicht ein Geschenk eines wohlhabenden Anhängers?

Das Obergewand und die Schaufäden

Doch selbst wenn dies der Fall war – Jesus nutzte die Gelegenheiten nicht aus, mit Geschenken reicher Nachfolger zu prahlen. Dazu wäre auch das Obergewand wesentlich geeigneter gewesen. Das himátion konnte verschiedene Formen haben, vom einfachen Überwurf, der den Armen nachts auch als Decke diente, bis zur stolē, einem aufwändig geschlungenen knöchellangen Obergewand, das seinen Träger unmittelbar als reichen und einflussreichen Menschen kennzeichnete.

An den Zipfeln des Obergewandes oder an einem eigens dafür hergestellten Kleidungsstück trugen viele Juden sogenannte Schaufäden: Quasten oder Troddel mit einem blauen Faden darin, um im Anschluss an 4. Mose 15,38-40 öffentlich zu bezeugen, dass sie den Glauben im Alltag ernst nahmen. Jüdische Männer von Rang demonstrierten ihre gesellschaftliche Bedeutung und ihren religiösen Ernst gerne durch besonders auffällige Schaufäden. Auch Jesus trug ein Obergewand mit solchen Schaufäden (Matthäus 9,20). Gleichzeitig kritisiert er jedoch das Tragen von besonders großen und auffälligen Schaufäden (Matthäus 23,5). Jesus wird also ein bescheidenes Obergewand mit Schaufäden getragen haben, die sich nicht von der Ausstattung einfacher Bewohner Israels abhoben.

Antike Accessoires

Komplettiert wird die Kleidung durch einen Gürtel, der Unter- und Obergewand in der Taille zusammenhält. Meist bestand er aus einem Streifen gefalteten Stoffs, in dem man auch kleine Geldbeutel, Geldstücke oder andere Gegenstände transportieren konnte. Brauchte man mehr Bewegungsfreiheit, konnte man ein langes Gewand mit dem Gürtel hochbinden bzw. die unteren Ecken, eventuell durch die Beine hindurch, in den Gürtel stecken – man „gürtete“ sich für eine besondere Aufgabe.

Auch im Gewandbausch, der Stofffalte über dem Gürtel, konnte man Gegenstände mit sich tragen. Meist hatte man noch ein kleines Stofftuch (soudárion) dabei, das im Gürtel oder im Bausch aufbewahrt wurde und für verschiedene Zwecke gebraucht wurde, zum beispiel um sich den Schweiß abzuwischen oder um Geld und andere Gegenstände zu transportieren.

An den Füßen wird Jesus einfache Sandalen aus Leder getragen haben, wie wohl die meisten Menschen außer den Ärmsten. Manche dieser Sandalen konnten durch ein Verstellen der Riemen angepasst werden – eine Aufgabe des Haussklaven, derer sich Johannes der Täufer nicht wert fühlte beim Gedanken daran, Jesus die Riemen seiner Sandalen zu lösen (Matthäus 3,11).

Mit seinem bewussten Verzicht auf prestigeträchtige Kleidung und der Anweisung an seine Jünger, nur das Notwendigste mitzunehmen, schließt Jesus an die Aufforderung Johannes des Täufers an: „Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat“ (Lukas 3,11). Durch sein Auftreten und seine öffentliche Kritik an auffälliger Kleidung unterläuft Jesus die Funktion, die Kleidung in der damaligen Gesellschaft als Status und Machtsymbol hatte. Stattdessen führt er sie zurück auf ihre Grundfunktion: Bedeckung und Wärme. Zugleich ermutigt er seine Jünger dieses Grundbedürfnis, wie auch die Grundbedürfnisse nach Nahrung und einer festen Wohnstatt, Gott selbst anzuvertrauen. Alles, was über die elementaren Bedürfnisse hinausgeht, soll man an diejenigen weitergeben, die noch nicht einmal das Wenigste haben. Der einfache Lebens- und Kleidungsstil von Jesus ist ein Zeugnis seines Vertrauens in Gottes Versorgung und setzt zugleich frei, vom eigenen Überfluss abzugeben. Die „Lilien auf dem Feld“ werden ihm zum Bild dafür, dass Gott alle, die sich ihm anvertrauen, mit den Grundbedürfnissen versorgen wird – und oft noch mit viel mehr.

Beate Schütz ist studierte Literaturwissenschaftlerin und Theologin und arbeitet als freiberufliche Autorin, Lektorin und Übersetzerin.


Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Faszination Bibel erschienen. Faszination gehört wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag.

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8 Kommentare

  1. Die Gewänder der römisch katholischen Würdenträger ähneln der Kleidung, die im AT Gott für den Hohenpriester vorgeschrieben hatte. 2. Mose 39. Die war aufwändig gemacht und wertvoll.

      • Nicht päpstlicher sein als der Papst

        Lieber Herr Wößner, man kann leider auch buchstäblich alles falsch verstehen. Ekkehard meinte ja nur, dass die Gewänder katholischer Würdenträger denen der Hohenpriester im Alten Testament ähneln. (Unsere evangelischen Pfarrer tragen aber die Gewänder, die im Mittelalter auch die Richter anzogen. Ich würde mir eher wünschen, dass sie nicht wie schwarze Raben gewandet sind). Vom Tempelkult ist im Katholizismus noch das Räuchern übrig geblieben, als eine Tradition, wobei dies wohl ursprünglich eher für den besseren Geruch sorgte bei den Tieropfern und möglicherweise da erst in zweiter Linie zur Verehrung Gottes gedacht war. Es gibt also für alle Traditionen durchaus Gründe, die nichts mit dem Glauben ansich zu tun haben. Katholiken haben neben der Überlieferung also noch die Tradition, wir evangelischen legen hier weniger Wert hierauf. Allerdings ist bei uns schade, dass uns vor über 100 Jahren die Einzelbeichte so gut wie abhanden kam, dies hatte aber nichts zu tun damit, dass sie nicht gut und wichtig wäre. Das Gespräch mit einem Psychologen oder dem Psychotherapeuthen ist niemals schlechter, aber etwas anderes. Und unterschiedliche theologische Meinungen gibt es zuhauf unter uns Christinnen und Christen, den unterschiedlichen Kirchen, Konfessionen und Frömmigkeitsprägungen und -traditionen. Ich bin Gott dankbar, dass für uns Evangelischen niemand irgendwo in einer kirchlichen Behörde sitzt, der qua Amt oder als Kirchengericht feststellen kann, ob mein Gewissen irrt oder mein Glaube falsch ist. Dafür ist vorallem der Heilige Geist zuständig. Darum geht es auch gar nicht, sondern um Toleranz und es geht darum ganz persönlich an Gott zu glauben im Sinne einer großen Hoffnung – und auch eine persönliche Beziehung zu Gott haben zu können – obwohl dies keine unbedingte Voraussetzung für den Glauben ist. Seien sie nicht päpstlicher als der Papst .(Übrigens der Mensch Jesu – also der Menschensohn – nicht Gott in Jesu Person – war Rabbi und damit Lehrer des Glaubens. Dazu kann es gehört haben, wenig oder kein Besitz zu haben und nur ein Minimum an bescheidener Bekleidung, denn Jesus war mit seinen Jüngern ständig unterwegs und konnte keinen Hausstand mitnehmen. Wir leben in der Moderne und dies ist eine unabwendbare Realität. Jesus in unserem Heute wäre vielleicht ebenso spartanisch eingerichtet, aber dürfte für seine Reisetätigkeit vielleicht ein Wohnmobil besitzen und notfalls auch den Flieger nutzen. Aber diese „was wäre wenn-Fragen“ bringen uns nicht wirklich weiter.

  2. Das war interessant, schade nur dass kein Bild gezeigt wird, was das wahrscheinliche Outfit von Jesus zeigt.

    Was die beiden Bibelstellen bei Matthäus und Markus anbelangt, so handelt es sich um 2 verschiedene Zeitpunkte der Aussendung: einmal (bei Matthäus), bevor Jesus in Nazareth abgelehnt wird und einmal danach.

    Daher kommt der Unterschied, wie sich die Jünger bekleiden sollen und nicht von einer Ungenauigkeit der Bibel. Zu der Zeit waren üblicherweise Wanderprediger unterwegs und es war eine Ehre Ihnen Unterkunft zu gewähren, weil man immer damit rechnen mußte, dass es Engel waren (wie bei Lot). Gastfreundschaft war wie ein ungeschriebenes Gesetzt und darauf konnte man sich verlassen, vor allem wenn man in seinem eigenen Volk unterwegs. Diese Situation hat sich mit dem Hinauswurf Jesu aus der Synagoge von Nazareth geändert, weil er ab dem Zeitpunkt ein Heimatloser und Geächteter in seinem eigenen Volk war (wie vorhergesagt), nicht mehr selbstverständlich mit der Gunst seines Volkes rechnen konnte und seine Nachfolger somit auch nicht. Deshalb mußte mehr Vorkehrung getragen werden, zumal die Mission sich dann auch auf die nichtjüdischen Völker erweiterte und das gilt bis heute. Jesu-Nachfolger sind Fremde in der Welt, werden sogar in vielen Teilen der Welt verfolgt.

    Wer gute Bibelrecherche und tiefes Verständnis der Details sucht, dem empfehle ich die kostenfreien Vers-zu-Vers-Auslegungen des Schweizer Predigers Dr. Roger Liebi auf YouTube.

  3. Man stelle sich Jesus einmal vor im Bischofsornat, im Priestergewand oder im Talar, dann merkt man schnell, dass an seinen offiziellen und professionellen „Nachfolgern“ etwas gravierend nicht stimmen kann …

    • Ich schätze ihre Kommentare hier überhaupt nicht. Sie sind mir ein Graus. Aber in diesem Fall haben sie nicht unrecht.

      • Von der wirklicher Gescheidenheit im Geiste

        Ich glaube, sowohl Ulrich Wößner als auch Dieter verstehen nicht, um was es hier wirklich geht. Bescheidenheit wird man in unseren doch sehr wohlhabenden Ländern eher nicht durch Bekleidung symbolisieren. Selbst Millionäre können lässig gewandet sein und doch mit ihren Millionen im Verhalten abgehoben und abstoßend wirken. Heute ist Besitz ein Statussymbol. Ich muss also noch nicht mal eine Villa, ein Schwimmbad und einen Privatflieger haben. Denn ich vermag durchaus als Einkommensbezieher der unteren Gehaltsgruppen mir einen völlig überdimensionalen Karren anzuschaffen, in den man sich nicht setzen sondern nur noch liegen kann. Vor langer Zeit ist mir einmal ein Mensch begegnet, der gerade Sozialhilfe beantragt hatte, aber beim Notar den Kauf zweier Häuser unterzeichnete und Messer und Gabel auf unserem kirchlichen Gemeindefest geschickt mit Servietta oben in seinen Stresemann-Anzug trappierte. Der war allerdings psychisch erkrankt und meinte, sein Ego damit zu bauchpinseln. So gesehen kann das Gegenteil von Bescheidenheit ebenso Allmachtsgefühle produzieren und Wirklichkeit verleugnen.

        Bescheidenheit ist: Die Einsicht ich könnte mich notfalls – sogar in Glaubensfragen – sehr irren und andere Jesusfreunde könnten recht behalten. Bescheidenheit dürfte sich ausdrücken darin, dass ich die Wahrheit Gottes, also was Gott wesensmäßig ist, heute erst wie in einem Dunklen Spiegel sehe. Oder Bescheidenheit darf sich sogar daran erfreuen, dass jeder auf dieser Erde von Gott unendlich geliebt wird, obwohl wir aber alle dies niemals verdienen. Bescheidenheit ist: Ich habe keinerlei vorreservierten Platz im Gottes Ewigkeit. Meine Bescheidenheit bleibt bescheiden, wenn ich mich so sehe wie ich wirklich bin, als armer Sünder. Der aber jeden Tag aus der Vergebung Gottes leben kann, weil darin Gottes Liebe besteht. Der bescheidene Sünder sitzt zu biblischen Zeiten hinter den Säulen versteckt im Tempel, während die Frommen sich mit herrlischen Gewänder gekleidet (als Zeichen ihrer Macht) darin sehr glücklich definieren, weil sie 100%Gläubige sind und bar jeder menschlicher Fehler. Bescheiden werden die sich fromm dünkenden Würdenträger erst, als Jesus sie enlarvt, als er sagt: „Der werfe den ersten Stein, der ohne Sünde ist“! Bescheidenheit ist Demut, d. h. den Mut zu haben, dem Nächsten zu dienen und damit ihm nicht vom hohen Ross einen halben Mantel zu schenken, sondern sich mit ihm in den Staub zu setzen und ihm danach aufzuhelfen. Wie etwa es auch die Brüder von Taize und andere Menschen mit ihnen praktizieren, die eine zeitlang mit armen Menschen zusammenleben, nicht um sie abzuwerten, sondern aufzuwerten. Arme sind eben Menschen wie wir, von Gott her gesehen ebenso wertvoll wie Gold. Denn auch für sie und für die Reichen und Schönen ist Gott wirklicher Mensch geworden und Jesus an einem Kreuz unter extremen Schmerzen gestorben. So wertvoll sind alle für ihn. Auch die armen Sünder und Proleten dieser Welt. Darin liegt auch das Geheimnis der Feindesliebe: Weil auch wir, ohne es zu wollen, Feinde sein können für andere. Und wir würden uns freuen, wenn sie in uns dann vielleicht etwas Gutes entdecken könnten.

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