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China: Hauskirchen wachsen trotz Verfolgung weiter

Vor Kälte zitternd, aber fröhlich beendet der Chor der Shouwang-Hauskirche den ersten Gottesdienst unter freiem Himmel.

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  In einem Park im Westen Pekings singen Männer und Frauen in dichtem Schneetreiben das Halleluja. Als der letzte Ton verklingt, brechen die rund 500 Gemeindemitglieder, die um sie herumstehen, in Jubel aus. Zwei Tage zuvor war der Mietvertrag ihres Versammlungsraums nicht verlängert worden.

 Die Polizei hatte die Christen bedrängt, nicht in den Park zu kommen. Doch die Hauskirchen in China treten den staatlichen Repressionen immer selbstbewusster entgegen. Shouwang heißt «Hoffnung bewahren».

 Die Protestanten in der kommunistisch regierten Volksrepublik wenden sich mehr und mehr den sogenannten Hauskirchen zu. Zwischen 30 und 70 Millionen Christen feiern nach Schätzungen Gottesdienste außerhalb der staatlich anerkannten, registrierten und überwachten Kirche, die etwa 16 Millionen Protestanten zählt.

 In Städten treffen sich die Mitglieder der Hauskirchen in Gruppen zwischen 30 und mehreren Hundert Menschen – in Mietwohnungen oder Büroräumen. Anders als in den staatlich registrierten Kirchen versammeln sich in diesen autonomen Gemeinden überwiegend Intellektuelle, Künstler, Unternehmer und höhere Angestellte. In der Tradition des Calvinismus engagieren sie sich für soziale und politische Belange.

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 Die chinesische Führung steht dieser Entwicklung zunehmend besorgter, aber auch ratloser gegenüber. Im Zuge einer Kampagne gegen die Hauskirchen hat Peking nach Angaben der US-amerikanischen Organisation ChinaAid Association in den vergangenen drei Monaten mehr als 30 Prediger verhaftet. Vermieter wurden unter Druck gesetzt, Verträge mit den Gemeinden zu kündigen oder nicht zu verlängern.

 Ähnlich wie die Shouwang-Kirche in Peking hielten auch die vertriebene Hausgemeinde Qiuyu («Herbstregen») in der westlichen Stadt Chengdu und die Kirche Wanbang («Alle-Nationen») in Shanghai Versammlungen im Freien ab. Sie betonten, dass es ihnen nicht um politischen Protest, sondern um den Dienst an Gott gehe. Gemeindemitglieder ließen sich nicht einschüchtern.

 Jenseits von Schikanen und Unterdrückung lotet der Staat vorsichtig aus, welche Existenzformen er den Hauskirchen zugestehen kann. Liu Peng, Amerikanist an der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften und frühere Kader in der staatlichen Einheitsfrontabteilung, plädierte in einem Interview mit der englischsprachigen Zeitung «China Daily» für einen legalen Status für Hauskirchen im Rahmen eines Religionsgesetzes. Liu hatte Ende 2008 und Anfang 2009 zwei Konferenzen zwischen Vertretern der Hauskirchen und des Staatsrates vermittelt.

 Yu Jie, Gründungsmitglied der Arche-Hauskirche in Peking, empfindet die Signale des Staates als widersprüchlich. «Die Führung weiß nicht genau, wie sie mit den autonomen Gemeinden verfahren soll.» Dass mehr Hauskirchen bewusst an die Öffentlichkeit gehen, sieht der freie Publizist Yu als Zeichen für einen erweiterten Spielraum. Ein legaler Status sei aber mit umfassender Religionsfreiheit verbunden, die auch für die katholische Untergrundkirche und die als «böser Kult» verbotene Meditiationsbewegung Falun Gong gelten müsse.

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 Die Shouwang-Hauskirche hat inzwischen wieder drei Gottesdienste ungestört drinnen feiern können. Eine leere Halle in einem Elektrowarenhaus im Westen Pekings ist allerdings nur Provisorium. Die Gemeinde will einen Büroraum kaufen. Dreiviertel der benötigten drei Millionen Euro hat sie bereits aufgebracht. Für den Monat Dezember ruft sie zum Beten und Fasten auf. «Wo wir Weihnachten feiern werden, wissen wir noch nicht», sagt ein Mitarbeiter der Shouwang-Kirche, der anonym bleiben möchte. «Aber wir sind gewiss 

(Quelle: epd)

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