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„Christfluencing“: Zwischen Glaubensvermittlung und Lifestyle

Welche Botschaften transportieren Christfluencer? Wie begründen sie ihre religiöse Autorität? Und welche Herausforderung stellt dies für die großen Kirchen dar?

Christfluencerinnen und Christfluencer sind mittlerweile auch in Deutschland erfolgreich. Via Instagram oder TikTok erreichen sie teilweise viele tausend Follower. Sie tun dies zumeist ohne Berufung durch eine Kirche. Claudia Jetter, wissenschaftliche Referentin bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, schreibt in einem aktuellen Beitrag über das Phänomen „Christfluencing“.

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Jetter geht zunächst auf theoretische Überlegungen zur religiösen Kommunikation in den sozialen Medien ein. Durch eine Mischung aus „autobiografischen Bezügen, narrativen und dialogischen Strategien und einer Darstellung frommen Lifestyles“ in Text, Bild und Video werde innerhalb bestimmter Netzwerke „religiöse Autorität“ aufgebaut, die zur Imitation einlade. An die Stelle von Titel und Amt träte die persönliche Erfahrung, so Jetter. Direkte Ansprache der Follower, flache Hierarchien und die Möglichkeit zur Interaktion mit als authentisch empfundenen Content-Anbietern wirke einladend. Viele Follower beschränkten sich dabei nicht auf die Rolle des passiven Konsumenten, sondern agierten zugleich als „Produser“ (zusammengesetzt aus „Producer“ und „User“), die Inhalte weiterentwickelten und verbreiteten.

Autorität durch Erfahrung

Religiöse Autorität existiere in den sozialen Medien nicht qua Amt „von oben“, sondern baue sich „über eine überzeugende Art exemplarischer Führung auf“, indem Sinnfluencerinnen und Sinnfluencer ihre Follower durch „authentische Posts mit personalisierten religiösen Inhalten dazu einladen, ihrem Beispiel zu folgen.“ Ein Sinnfluencer, so Jetter, legitimiere sich durch die eigene religiöse Erfahrung, „die immer wieder in Bild und Ton unter Beweis gestellt werden muss.“ Eine differenzierte Entfaltung theologischer Standpunkte sei oft zweitrangig.

Jetter stellt als Beispiele drei Kanäle von Christfluencerinnen vor, darunter die deutschsprachigen pfingstlerisch-charismatisch geprägten Kanäle @li.marie und @jasminnb, die mit ästhetischen Bildern erfolgreich „christlichen Lifestyle“ als Lebenshilfe vermarkteten – Letztere auch mit eigenem Shop und Merchandising (Lifestyle-Branding“).

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Die großen, institutionalisierten Kirchen stelle dieses Phänomen vor große Herausforderungen, konstatiert Jetter. „Auch kirchliche InfluencerInnen erlangen nur dann Relevanz im Netz, wenn sie Glauben und Praxis authentisch und mit der eigenen Biografie verknüpft präsentieren.“ Einzelnen kirchlichen Influencern gelinge es, den dnötigen Spagat zwischen Amt und Privatperson zu meistern. „Häufig können allerdings auch sie die Grundspannung zwischen Institution und Einzelperson nur überwinden, indem sie sich, obwohl selbst Amtsträger, als Gegenentwurf zum kirchlich Normalen präsentieren.“ Dadurch verstärkten sie jedoch das Bild von Kirche als einer veralteten Institution.

Weiterlesen auf der Seite der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.


Der SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört, betreibt unter seiner Zeitschriftenmarke Teensmag einen eigenen TikTok-Kanal, in dem die beiden Christfluencerinnen Marie Rosalie und Rose christliche Inhalte teilen.

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6 Kommentare

  1. Als der Herr Jesus als Mensch auf dieser Erde lebte, hat er jeden einzelnen Menschen geliebt!!!
    Aber er hat nicht jede Meinung und erst recht nicht jede Verhaltensweise toleriert!!!
    Als Nachfolger des Herrn Jesus Christus müssen wahre Christen ebenso unterscheiden zwischen der Liebe zu allen Menschen und der Ablehnung dessen, was als Sünde, Bosheit und Falschheit erkannt werden kann!!!
    Die Wahrheit, soweit sie mit der eigenen eingeschränkten Sichtweise erkennbar ist, muss natürlich in Liebe vermittelt werden, was nicht immer einfach ist!!!

    Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus. (Epheser 4:15)

    Wahre Christen, die Jesus als Herrn und Retter in ihr Leben aufgenommen haben und dadurch Sündenvergebung und ewiges Leben im Frieden mit Gott haben, dürfen sich nicht einem gottlosen Zeitgeist anpassen und das Böse gut nennen (und sogar „segnen“)!!!

    Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse; die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem! (Jesaja 5:20)

    Liebe Grüße
    Saint Peter

  2. Jesus Christus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)
    Toleranz zu predigen gehört wohl nicht zur biblischen Wahrheit, Toleranz ist wohl eher eine antigöttliche Zeiterscheiung, die den Gott der Bibel gewöhnlich macht.
    Lieber Gruß Martin Dobat

    • Es ist sicher richtig, dass Toleranz eine eher neue christliche Erscheinung ist. Früher hat man Menschen mit „falschem“Glauben oft einfach getötet.

    • Ich kann nicht glauben, dass jemand im Jahr 2024 noch die Toleranz verteufelt Dies zeugt von Ignoranz und/oder Ahnungslosigkeit gegenüber der Geschichte. Sorry. Einfach mal nach Nordkorea oder Saudi Arabien umziehen und lernen, was fehlende Toleranz bedeutet.

  3. Toleranz üben und Hoffnung vermitteln

    Welche Botschaften transportieren Christfluencer? Wie begründen sie ihre religiöse Autorität? Und welche Herausforderung stellt dies für die großen Kirchen dar? Dazu kann man nicht stehen wie man will – vor allem auch bezogen auf die Art und Weise sowie den Inhalt der Botschaft von Christfluencern. Was auch bei diesem Thema wichtig wäre – zumindest ist dies mein Wunsch – dass Christfluencer auch die Botschaft der Toleranz vermitteln. Toleranz bedeutet auch Menschen und Meinungen – auf beiden Seiten – nicht nur zu ertragen, sondern ausdrücklich sie auch zu wünschen. Dabei kann es keine Toleranz geben für Intoleranz, oder gegenüber extremen Auffassungen sowohl in politischer als auch christlicher Hinsicht. Die Grenze ist dort wo Grundhaltungen verletzt oder verneint werden: Also beispielsweise gegenüber der Menschenwürde anderer Menschen. Leider gibt es eben deshalb ebenso eine Grenze in der Sprache. Da denke ich an den Pfarrer in Bremen, der mit seiner Kirche und der Justiz im Streit liegt, weil er gewissermaßen homosexuelle Menschen in ihrer Würde verletzt und sie unsäglich als Abschaum bezeichnet. Dies auch noch unterlegt mit völlig falschen christlich-theologischen Argumenten. Da kann und darf es keine Toleranz geben und niemand soll auf einem Auge blind sein. Nach protestantischer Ansicht hat jeder Christ und jede Christin und daher auch der Christfluencer eine (christliche) Autorität, weil es bei uns Evangelen kein Lehramt gibt. Der Maßstab dafür ist die biblische Botschaft. Wer also die christliche Liebe (Agape) mit Füßen tritt, ist dann definitiv außen vor. Natürlich ist die Frage erlaubt, was Jesus dazu gesagt hätte. Aber dabei muss man berücksichtigen, dass wir dies nicht felsenfest wissen können. Auch weil wir nicht immer den Friedefürst Jesu vor Augen haben der mit Liebe und Hingabe regiert, oder jene ängstliche Vorstellung eines himmlischen Staatsanwaltes, dem wir dann aus Angst folgen müssten. Aber in der Liebe ist keine Angst, wusste man schon vor 2000 Jahren. Meike hat auch absolut recht: Als Christen sollten wir – sodann auch als Christfluencer – HOFFNUNG VERMITTELN !

  4. Für einsame Menschen und kranke Menschen finde ich das sehr sinnvoll..
    Auch für Christen, die nicht in die Gemeinde oder Kirche können, finde ich das wirklich gut.
    Es geht um den Glauben, dass ist wichtig.
    Und tatsächlich hat und kann jeder etwas dazu beitragen….auch über Medien.
    Von daher, Kirche ist wichtig, Gemeinden sind wichtig…und doch finde ich gerade in dieser Zeit auch die gute Botschaft…“Hoffnung geben“ über Medien sehr wichtig!

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