Flüchtlingshilfe in Rumänien: „Das würde Jesus auch tun“

In Rumänien helfen viele Christinnen und Christen den Geflüchteten – und zwar rund um die Uhr. Viele sind jedoch am Ende ihrer Kräfte. Dabei werden in den kommenden Wochen noch weit mehr Flüchtlinge erwartet.

Heute gibt es Omelett mit Speck, erzählt mir Sarah Tyllianakis am Telefon. Sie arbeitet für die christliche Hilfsorganisation Samaritan’s Purse in Rumänien. Die Helfer in Botoșani – eine Autostunde von der rumänisch-ukrainischen Grenze entfernt – kochen zweimal am Tag für die geflüchteten Ukrainer im Haus der rumänischen NGO Pentru Tine, einer Partnerorganisation von „Weihnachten im Schuhkarton“ und der christlichen Hilfsorganisation Samaritan’s Purse. Hier können die Flüchtlinge erst einmal ankommen und durchatmen. Ein Matratzenlager sorgt für genug Schlafplätze. Über 1.000 Menschen konnte so schon geholfen werden.

Sarah Tyllianakis unterstützt die Arbeit der Christen vor Ort in Rumänien. Sie packt mit an und sorgt dafür, dass finanzielle Unterstützung aus Deutschland ankommt. Anfangs seien die rumänischen Helfer absolut überfordert gewesen und hätten kein System gehabt. „Sie haben gesagt: Wir wissen nicht, wie wir das stemmen sollen? Wie sollen wir mit Menschen umgehen, die jemanden im Krieg verloren haben?“

Zwei Stunden Schlaf pro Nacht

Die Hilfsbereitschaft unter den rumänischen Christen war und ist jedoch groß. Zu Beginn des Krieges arbeiteten die Helfer bis zur Erschöpfung und darüber hinaus: Teilweise hätten die ehrenamtlichen Helfer nur zwei Stunden pro Nacht geschlafen, sagt Tyllianakis. „Ein Schüler aus Bukarest ist zehn Stunden mit dem Nachtzug angereist, um für ein Wochenende zu helfen. Anschließend ging es zehn Stunden zurück und dann direkt wieder in die Schule.“ Seine Antwort auf die Frage, warum er diese Strapazen auf sich nehme: „Das würde Jesus auch tun.“

Die meisten Ukrainer kommen in Siret an, im rumänisch-ukrainischen Grenzgebiet. Nach einer Nacht im Matratzenlager reisen sie zu Verwandten in Rumänien oder im Ausland weiter. Es sind „die Glücklichen“, die wissen, wohin sie gehen können. Die Menschen, mit denen Tyllianakis spricht, hoffen, dass der Krieg bald vorbei ist und sie wieder zurück in ihr Land können. „Die Menschen wirken gefasst, aber nur bis man sie anspricht“, sagt sie. Sie erzählt von einem Mann, der mit erstickter Stimme berichtete, wie er im Fernsehen Bomben auf die Straßen seiner Heimatstadt fallen sah.

„Mütter belügen ihre Kinder liebevoll“

Unter den Geflüchteten sind vor allem Mütter mit ihren Kindern. Diese sind besonders mitgenommen, da ihre Männer in der Ukraine geblieben sind – auch um zu kämpfen. „Es ist ein großes Lügen. Die Mütter belügen ihre Kinder liebevoll. Und die Männer belügen ihre Frauen, dass ihnen keine Gefahr droht“, sagt Tyllianakis. Anders scheint die schreckliche Realität des Kriegs nicht ertragbar zu sein.

Ein großes Problem sei die Sprachbarriere zwischen Rumänen und Ukrainern. Sarah Tyllianakis selbst unterhält sich über Google Translator mit den Menschen. Tanja, eine Bäckerin aus der Ukraine, hilft beim Übersetzen – und sie backt und kocht. Ihre Arbeit teilt sie auf Instagram. Viele Ukrainer schreiben ihr, dass sie dadurch Hoffnung bekommen. Auch für die Kinder geht das Leben weiter. Sie haben Onlineunterricht und machen Hausaufgaben.

Das Schlimmste steht noch bevor

Eine zweite, viel größere Flüchtlingswelle wird in den nächsten Wochen erwartet: „die Verzweifelten“. Sie haben keine Verwandten im Ausland und werden deshalb langfristig in Rumänien bleiben. Nach der anfänglichen Phase von unbeschreiblicher Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit hofft Tyllianakis, dass das in den kommenden Wochen und Monaten nicht nachlässt.

„Viele Ehrenamtliche haben unbezahlten Urlaub genommen, aber das kann so nicht weitergehen. Pentru Tine braucht Geld, um Hauptamtliche einzustellen und die Ehrenamtlichen zu entlasten.“ Langfristig soll auch das Gebäude ausgebaut werden, um mehr Flüchtlinge aufnehmen zu können. „Das Ganze ist ein Marathon und kein Sprint“, betont Sarah Tyllianakis, die dankbar ist, dass Samaritan’s Purse die Arbeit der rumänischen Christen weiterhin unterstützt und sie mit den nötigen finanziellen Mitteln ausstattet.

Weitere Einblicke in die Arbeit in Rumänien:


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