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Hebammen streiken: Höhere Honorare und niedrigere Versicherungsprämien gefordert

Sie leben rund um die Uhr in Bereitschaft, sind oft 24 Stunden lang im Einsatz, beraten, lindern Schmerzen und tragen die Verantwortung für das Wohlergehen von Mutter und Kind: Hebammen arbeiten im Akkord. 160.000 Geburten begleiten sie jedes Jahr als sogenannte Beleghebammen, in Geburtshäusern oder bei Hausgeburten. Doch jetzt haben viele freiberufliche Geburtshelferinnen die Nase voll: Sie wehren sich gegen karge Honorare und rasant steigende Haftpflichtprämien. In Berlin treten sie am 30. November in den Streik. «Wir arbeiten unheimlich viel für sehr wenig Geld», sagte die Vorsitzende des Berliner Hebammenverbands, Ulrike von Haldenwang, dem epd. «Die Frustration steigt und steigt, und viele finden den Beruf einfach nicht mehr attraktiv.» Eine voll berufstätige Hebamme arbeitet oft 50 bis 60 Stunden in der Woche und kommt dabei auf ein zu versteuerndes Monatseinkommen von knapp 1.200 Euro, was einem Netto-Stundenlohn von 7,50 Euro entspricht. Besonders dramatisch hat sich laut Haldenwang die Situation seit dem Sommer verschärft, als die Prämien für Berufshaftpflicht auf nun fast 3.700 Euro im Jahr anstiegen. Damit haben sich die Prämien seit 2007 um über 200 Prozent erhöht. Als Folge davon geben immer mehr Hebammen die Geburtshilfe auf. «Etwa zehn Prozent der Geburtshelferinnen sind bereits ausgestiegen», sagt Edith Wolber vom Deutschen Hebammenverband in Karlsruhe. Schon vor der Prämienerhöhung waren ohnehin nur noch 4.000 der etwa 15.000 freiberuflichen Hebammen in der Geburtshilfe tätig. Der Rest beschränkt sich auf die Geburtsvorbereitung und -nachsorge. «Denn die Haftpflicht ist nur für diejenigen so teuer, die tatsächlich Geburten begleiten», erläutert Wolber. Vor allem die Beleggeburten, bei denen eine Hebamme die von ihr betreute Frau zur Geburt in ein Krankenhaus begleitet, lohnen sich für viele Hebammen nicht mehr. «Für 240 Euro bin ich etwa elf Stunden im Dienst, das mache ich nicht mehr», sagt etwa die Kölnerin Linda Frank. Sie muss nun fast täglich werdende Mütter abweisen, die nach einer Beleghebamme suchen. Geburtshelferin Monika Meschede aus Köln: «Die Nachfrage nach Hebammen ist viel größer als das Angebot.» Die 600 freiberuflichen Hebammen Berlins wollen nun am 30. November für zwei Tage streiken, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. «Babys dürfen natürlich nach wie vor geboren werden», sagt Haldenwang. Aber während des Streiks finden keine Schwangerenberatungen, keine Vor- oder Nachsorge und keine Geburtskurse mehr statt. Weitere Bundesländer wie Baden-Württemberg, Thüringen und Nordrhein-Westfalen folgen und planen ebenfalls Streiks. Der Druck wächst auch auf die Politik. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) habe bei einem Treffen mit Hebammenverbänden signalisiert, dass er etwas unternehmen müsse, sagte Edith Wolber. Rösler hat demnach versprochen, eine Datenerhebung zu finanzieren, um die Einkommenssituation der Hebammen zu dokumentieren. «Wir brauchen valide Zahlen für unsere Verhandlungen mit den Krankenkassen», sagt Wolber. Zudem wolle Rösler eine Gesetzesänderung anregen, damit die Kosten, die Hebammen für ihren Beruf aufbringen müssen wie etwa die Haftpflichtversicherung, zwingend bei Vergütungsverhandlungen berücksichtigt werden. Die Hebammenverbände fordern ihrerseits um mindestens 30 Prozent höhere Honorare sowie eine bessere Regelung für die Haftpflichtversicherung. «Ein steuerfinanziertes Modell, wie es auch in anderen Ländern üblich ist, wäre denkbar», sagt Haldenwang. Dabei müssten die Hebammen nur einen Teil der Prämien bezahlen, der Rest würde über den Steuerzahler oder die Krankenkassenbeiträge finanziert. Schon jetzt seien vor allem kleinere Krankenhäuser dazu übergegangen, die Differenz der letzten Prämienerhöhung für die mit ihnen kooperierenden Beleghebammen zu bezahlen, weil «sie sonst bald keine Hebammen mehr hätten».
Von Barbara Driessen (epd)

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Sie leben rund um die Uhr in Bereitschaft, sind oft 24
Stunden lang im Einsatz, beraten, lindern Schmerzen und tragen die
Verantwortung für das Wohlergehen von Mutter und Kind: Hebammen
arbeiten im Akkord. 160.000 Geburten begleiten sie jedes Jahr als
sogenannte Beleghebammen, in Geburtshäusern oder bei Hausgeburten.
Doch jetzt haben viele freiberufliche Geburtshelferinnen die Nase
voll: Sie wehren sich gegen karge Honorare und rasant steigende
Haftpflichtprämien. In Berlin treten sie am 30. November in den
Streik.

  «Wir arbeiten unheimlich viel für sehr wenig Geld», sagte die
Vorsitzende des Berliner Hebammenverbands, Ulrike von Haldenwang, dem
epd. «Die Frustration steigt und steigt, und viele finden den Beruf
einfach nicht mehr attraktiv.»

  Eine voll berufstätige Hebamme arbeitet oft 50 bis 60 Stunden in
der Woche und kommt dabei auf ein zu versteuerndes Monatseinkommen
von knapp 1.200 Euro, was einem Netto-Stundenlohn von 7,50 Euro
entspricht. Besonders dramatisch hat sich laut Haldenwang die
Situation seit dem Sommer verschärft, als die Prämien für
Berufshaftpflicht auf nun fast 3.700 Euro im Jahr anstiegen. Damit
haben sich die Prämien seit 2007 um über 200 Prozent erhöht.

  Als Folge davon geben immer mehr Hebammen die Geburtshilfe auf.
«Etwa zehn Prozent der Geburtshelferinnen sind bereits ausgestiegen»,
sagt Edith Wolber vom Deutschen Hebammenverband in Karlsruhe. Schon
vor der Prämienerhöhung waren ohnehin nur noch 4.000 der etwa 15.000
freiberuflichen Hebammen in der Geburtshilfe tätig. Der Rest
beschränkt sich auf die Geburtsvorbereitung und -nachsorge. «Denn die
Haftpflicht ist nur für diejenigen so teuer, die tatsächlich Geburten
begleiten», erläutert Wolber.

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  Vor allem die Beleggeburten, bei denen eine Hebamme die von ihr
betreute Frau zur Geburt in ein Krankenhaus begleitet, lohnen sich
für viele Hebammen nicht mehr. «Für 240 Euro bin ich etwa elf Stunden
im Dienst, das mache ich nicht mehr», sagt etwa die Kölnerin Linda
Frank. Sie muss nun fast täglich werdende Mütter abweisen, die nach
einer Beleghebamme suchen. Geburtshelferin Monika Meschede aus Köln:
«Die Nachfrage nach Hebammen ist viel größer als das Angebot.»

  Die 600 freiberuflichen Hebammen Berlins wollen nun am 30.
November für zwei Tage streiken, um auf ihre Situation aufmerksam zu
machen. «Babys dürfen natürlich nach wie vor geboren werden», sagt
Haldenwang. Aber während des Streiks finden keine
Schwangerenberatungen, keine Vor- oder Nachsorge und keine
Geburtskurse mehr statt. Weitere Bundesländer wie Baden-Württemberg,
Thüringen und Nordrhein-Westfalen folgen und planen ebenfalls
Streiks.

  Der Druck wächst auch auf die Politik. Gesundheitsminister Philipp
Rösler (FDP) habe bei einem Treffen mit Hebammenverbänden
signalisiert, dass er etwas unternehmen müsse, sagte Edith Wolber.
Rösler hat demnach versprochen, eine Datenerhebung zu finanzieren, um
die Einkommenssituation der Hebammen zu dokumentieren. «Wir brauchen
valide Zahlen für unsere Verhandlungen mit den Krankenkassen», sagt
Wolber. Zudem wolle Rösler eine Gesetzesänderung anregen, damit die
Kosten, die Hebammen für ihren Beruf aufbringen müssen wie etwa die
Haftpflichtversicherung, zwingend bei Vergütungsverhandlungen
berücksichtigt werden.

  Die Hebammenverbände fordern ihrerseits um mindestens 30 Prozent
höhere Honorare sowie eine bessere Regelung für die
Haftpflichtversicherung. «Ein steuerfinanziertes Modell, wie es auch
in anderen Ländern üblich ist, wäre denkbar», sagt Haldenwang. Dabei
müssten die Hebammen nur einen Teil der Prämien bezahlen, der Rest
würde über den Steuerzahler oder die Krankenkassenbeiträge
finanziert. Schon jetzt seien vor allem kleinere Krankenhäuser dazu
übergegangen, die Differenz der letzten Prämienerhöhung für die mit
ihnen kooperierenden Beleghebammen zu bezahlen, weil «sie sonst bald
keine Hebammen mehr hätten».

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Von Barbara Driessen (epd)

(Quelle: epd)

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